2022 - Adventskalender, was sonst?

Japan, Japaner und deren Sprache

Moderator: Watashi

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Watashi
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2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

Hallo Forumsgemeinde,

es ist der 1.12. und damit ist Zeit für den einzigartigen, den lang erwarteten, den Sumoforums-Adventskalender. Wieder ist ein Corona-Jahr zu Ende gegangen und leider hat Japan den Zugang für Touristen zu spät ermöglicht (und mein Kunde hat meinen Urlaubsplan geschickt durcheinander gewirbelt). Deshalb muss ich leider versuchen, erneut 24 Türchen aus dem zu quetschen, was ich schon habe. Aber für euch nehme ich doch jede Herausforderung an.

Um mich selbst ein ganz bisschen zu entlasten, werde ich mir an den Sonntagen wieder die Freiheit nehmen, den ein oder anderen Ausflug ins asiatische Ausland zu machen (sprich: alles außer Japan). Und ich werde wohl mal den Scanner anschmeißen und sehen, was ich an Prädigitalfotos so habe. Die Bildqualität ist dann vielleicht nicht so toll, aber ich verbreitere meine Auswahl.

Und damit genug der Vorrede. Gleich folgt das erste Türchen.

Viel Spaß, Watashi

Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

1. Ab in den Norden des Südens, oder so

Möchte jemand raten, wo wir unserer Reise dieses Jahr beginnen? Palmen, Strand... leider keine Sonne. Also?

1a_in die Subtropen.jpg

OK, ist nicht ganz eindeutig, aber wir sind in Japans südlichster Präfektur, Okinawa, und damit schon in den Subtropen. Womit auch bewiesen wäre, dass auch in den Subtropen nicht jeden Tag die Sonne scheint.

Heute zieht es uns in den hohen Norden des tiefen Südens, an die nördlichste Spitze der Hauptinsel von Okinawa. Die Insel heißt der Einfachheit halber tatsächlich einfach 沖縄本島 Okinawa Hontô (Okinawa Haupt-Insel). Im Norden der Insel befindet sich Hedo-misaki, oder Cape Hedo. Hier steht ein Gedenkstein für die Rückgabe von Okinawa an Japan. Okinawa war nämlich noch bis 1972 von den US Amerikanern besetzt und wurde dann erst offiziell an Japan zurück gegeben. Das ändert aber (aus sich der Okinawaner leider) nichts daran, dass es bis heute eine große Zahl an US Militärbasen auf der Insel gibt.

1b_Erinnere dich.jpg

Wenn wir jetzt nach links, also nach Westen blicken, sehen wir Richtung Ostchinesisches Meer. An dem Meer liegt auch etwa Naha, die Hauptstadt von Okinawa, das ist also nicht ganz neu für uns, aber die Landschaft hier oben ist dann doch eine ganz andere.

1c_nach Westen.jpg

Nach rechts, oder Osten liegt der Pazifische Ozean. Den kennen wir inzwischen ziemlich gut. An der Pazifikküste ballen sich auf den japanischen Hauptinseln ja viele große Städte wie Tokyo, Yokohama oder Nagoya, aber auch jede Menge andere Orte. Da war auch schon der eine oder andere Felsen dabei. Wir waren sogar schon schwimmen, naja am Strand, aber ich war da schwimmen. Hier oben sollte man aber nicht schwimmen, weil die Strömungen und Felsen sehr gefährlich sind. Das scheint allerdings schon vorgekommen zu sein, da die US-amerikanischen Streitkräfte extra ein Schild auf Englisch und Japanisch aufgestellt haben, das vor dem Baden warnt.

1d_nach Osten.jpg

Was wir hier oben aber auch sehr gut sehen können, ist die blaue Farbe, die das Meer in und um Okinawa hat. Und das sogar an einem Tag, an dem nun wirklich nicht die Sonne geschienen hat.

1e_auf jeden Fall blau.jpg
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gernobono
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Beitrag von gernobono »

das erste Fenster macht Lust auf mehr

Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

2. Wie ich im Freilichtmuseum (vielleicht) eingebrochen bin

Heute habe ich den strategischen Fehler begangen, ausgerechnet dieses Wochenende zu meinen Eltern an den Harz zu fahren, und prompt hat es dick geschneit. Was in Braunschweig noch weggetaut ist, ist hier den ganzen Tag liegen geblieben. Tja, so ist das Leben.

Aber damit gibt es dieses Jahr schon relativ früh das Schnee-Gedächtnis-Türchen aus Hokkaido, aus dem nun schon hinlänglich bekannten Freilichtmuseum Kaitaku no mura. In diesem Freilichtmuseum darf man so ziemlich jedes Gebäude von innen besichtigen, man muss nur meistens wie in Japan üblich, am Eingang die Schuhe ausziehen. Das überlegt man sich im Winter dann schon, zum einen weil es verdammt kalt an den Füßen wird und zum anderen weil dicke Winterstiefel mit Schnee an den Sohlen schwer aus- und wieder anzuziehen sind, wenn man sich die Socken nicht nass und damit noch kälter machen will. Aber wie gesagt, man kann eigentlich fast überall rein.

Ich stapfe also durch den Schnee und sehe über mir ein Backsteinhaus aus dem Schnee ragen. Aha, das muss ich mir natürlich näher ansehen.

2a_Backsteingebäude von hinten.jpg

Von vorne sieht man zwei große, verschneite Tore, aber rechts ist ein Weg ausgehoben, der zu einer Tür führt. Da man hier ja überall rein darf, ist das bestimmt eine Einladung.

2b_Backsteingebäude von vorne.jpg

Ich also hin zur Tür und siehe da, sie ist nicht verschlossen. Man kann den Türknauf drehen und schon steht man in einem alten Straßenbahndepot. Der Fußboden ist auch weder mit Tatami noch Holz belegt, man muss die Schuhe also auch nicht ausziehen. Pluspunkt für die Straßenbahnen.

3c_Backsteingebäude von innen.jpg

Was mir dann aber schon aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass es hier keine Erklärungen gab, keine Schilder, auch weit und breit kein Aufsichtspersonal (obwohl das auf dem ganzen Gelände eher rar gesäht war). Ich habe es mir dann verkniffen auszuprobieren, ob man auch noch in die Straßenbahnen rein kann. Ich bin mir auch bis heute nicht sicher, ob ich jetzt ungeplant in das Depot der Pferdestraßenbahnen eingestiegen bin, die im Sommer über das Gelände fahren (im Winter gibt es einen Pferdeschlitten), oder ob das so gewollt war.

3d_Backsteingebäude im Winterschlaf.jpg

Ich gebe zu, meistens standen die Türen am Eingang offen, so dann man in den Vorraum direkt eintreten konnte. Aber das Ding hat ja keinen Vorraum und außerdem hätten sie ja abschließen können. Finde ich.
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

3. Mit dem Ruderboot ins Ungewisse

Wem gestern zu kalt war, für den habe ich heute genau das Richtige: Süd-Kyushu, Hochsommer. Und damit allen andern nicht zu warm wird, werden wir uns zumindest eine etwas kühlere Schlucht etwas genauer ansehen.

Doch zuerst wandern wir am Rand der Takachiho-Schlucht im Norden der Präfektur Miyazaki entlang. Hier oben sind wir natürlich der Sonne ausgesetzt, aber wir sind zumindest in den Bergen und hier lässt es sich noch einigermaßen aushalten. Und der Ausblick über den Verlauf des Flusses mit seinen tief eingeschnittenen Schluchten ist wirklich ansprechend.

3a_Schlucht von oben.jpg

Ein Stück weiter sehen wir aber auch noch etwas anderes: Offenbar ist die Schlucht vielleicht nicht betretbar (ist ja ein Fluss), aber sie scheint befahrbar, wenn man sich in ein Ruderboot traut. Und das an einem besonders beiindruckenden Ende der Schlucht.

3b_Schlucht mit Zufahrt.jpg

Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und suchen den Bootsanleger. Hier stehen wir in der unvermeidlichen Schlange (ist ja alles pre-COVID), um dann schließlich am Bootsanleger in ein Ruderboot gesetzt zu werden. Und wir rudern los.

3c_aufs Wasser ans Ruder.jpg

Natürlich haben wir die Schlucht nicht für uns allein, aber zum einen ist es am anderen Ende relativ leer und zum anderen kann man die hoch aufragenden Felswände auch bewundern, wenn um einen herum eine große Menge Asiaten mit (noch) geringeren Ruderkenntnissen herumfahren. Man sollte nur auf Kamera oder Handy aufpassen, da es ab und zu spritzen kann. Die Schlucht ist aber auf jeden Fall auch von unten einen Ausflug wert.

3d_Schlucht von unten.jpg

Man sollte nur auf die Wasserfälle aufpassen. Diese sind nämlich in keiner Weise abgesperrt, sondern rauschen direkt in den Fluss, auf dem man mit seinem Ruderboot unterwegs ist. Die meisten Ruderer halten sich auch in deutlichem Abstand, zwei junge Frauen haben es allerdings geschafft, mitten unter dem Wasserfall zu landen. Da war das Geschrei groß. Leider habe ich nur ein Foto vom Wasserfall, nicht vom Bootsvorfall.

3e_Wasserfall von nah.jpg
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

4. Ein Weltkulturerbe der anderen Art

Es ist Asien-Sonntag und heute machen wir uns auf nach Singapur. Ich will euch aber natürlich nicht irgendwas zeigen, sondern die einzige Welterbestätte in Singapur: Singapore Botanic Gardens. Das ist nicht nur die einzige Welterbestätte im Stadtstaat, sondern auch einer von nur drei Botanischen Gärten auf der Liste und der einzige tropische Botanische Garten mit Welterbestatus. Das ist also nicht einfach nur irgendein Garten.

Und was braucht man als tropischer Garten? Natürlich erst einmal Palmen. Wo kämen wir denn sonst hin...

4a_Tropical.jpg

Der Botanische Garten umfasst aber natürlich viel mehr unterschiedliche Spezies, manche akut vom Aussterben bedroht. Ein Beispiel ist eine Art der Würgefeige, das ist ein Baum, der sich erst in der Krone eines Wirtsbaums ansiedelt und dann langsam seine eigenen Wurzeln bis zum Boden wachsen lässt. Haben die Wurzeln den Boden erreicht, wächst die Würgefeige immer mehr und nimmt der Wirtspflanze irgendwann Licht und Luft, so dass diese schließlich abstirbt. Die Würgefeige ist bis dahin aber nicht mehr auf die Wirtspflanze angewiesen. Die Feige ist allerdings auf eine ganz bestimmte Feigenwespe angewiesen, um bestäubt zu werden. Kommt diese nicht vor, kann sich die Feige nicht fortpflanzen.

4b_Botanical.jpg

Der Botanische Garten in Singapur ist grundsätzlich sogar kostenfrei zu besichtigen. Eintrittsgeld wird allerdings für den Orchideengarten verlangt. Das lohnt sich aus meiner Sicht aber auch, denn hier gibt es wirklich unglaublich viele Varianten von Orchideen zu sehen. Von solchen, die man vielleicht bei uns im Wohnzimmer schon gesehen hat (nur einge Größen kleiner)...

4c_Gardens.jpg

... bis zu Singapurs Nationalblume, der Vanda Miss Joaquim (heute wohl Papilionanthe Miss Joaquim), benannt nach der Frau, die diese Orchideen gezüchtet hat.

4d_Singapore.jpg

Neben Orchideen und Bäumen gibt es aber auch weitere Gärten und Elemente im Botanischen Garten, zum Beispiel den Swan Lake (also Schwanensee). Dort leben tatsächlich zwei Schwäne, aber falls die mal nicht zu greifen sind, gibt es auch noch das passende Denkmal im See. Und natürlich Palmen...

4e_mit Schwan.jpg
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

5. Die Freuden des Freilichtmuseums

Wie euch vielleicht aufgefallen ist, habe ich einen Hang zu Freilichtmuseen. Ich finde einfach alte Gebäude sehr interessant und man kann viele Dinge in ihrer - naja vielleicht nicht absolut - natürlichen Umgebung sehen. Im besten Fall bekommt man dann einen Eindruck vom Leben früher, von den Gebäuden, aber z.B. auch mal von einem besonders gelungenen Eingangstor wie hier im Nihon Minka-en in Kawasaki.

5a_So soll das.jpg

日本民家園 Nihon Minka-en bedeutet übrigens
日本 Nihon - Japan
民家 Minka - traditionelle Wohnhäuser (民 min - Volk, 家 ka - Haus)
-園 -en - Garten, Park

Jetzt ist das so eine Sache mit den Freilichtmuseen. Müssen sie ein Ausstellungsstück instandsetzen, dauert das zum einen sehr lange und zum anderen kann man es nicht einfach aus der Ausstellung nehmen. Es kann also auch vorkommen, dass das dann so aussieht:

5b_Und so muss das manchmal.jpg

Das kann für den Besucher aber auch den Vorteil haben, dass man sehen kann, wie traditionell mit solchen Häusern umgegangen wurde. So wurde in Kawasaki zum Beispiel auch gezeigt, wie die Strohdächer geräuchert wurden, um sie vor dem Verfall zu bewahren und von Insekten zu befreien.

5c_Manchmal auch so.jpg

Aber natürlich will ich vor allem ins Freilichtmuseum, um mir dort die Häuser anzusehen, nicht die Baustellen. Und die dürfen dann natürlich gerne auch vollständig und in bester Form sein. Es muss auch nicht immer das Reetdach sein, sondern es wird ja erst interessant, wenn man verschiedene Formen zu sehen bekommt.

5d_Immer gerne so.jpg

Und damit beende ich den Ausflug in den Nihon Minka-en nach dem ersten Abschnitt, der Poststadt. Den Rest kann ich mir ja für spätere Jahre aufheben.
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

6. Ordnung muss sein

Wir stehen in einem Park irgendwo in Japan vor einem großen Teich. Vielleicht kommt das Bild dem einen oder anderen grob bekannt vor. Waren wir hier schon mal? Oder ist das nur noch ein Teich in noch einem Park in Japan? Es gibt so viele...

6a_Kennen Sie den schon.jpg

An einem Rand des Teiches finden wir ordentlich aufgereihte Tretboote, die wie Schwäne aussehen. Auch so ein Schwantretboot hatten wir schon einmal, allerdings nicht diese Schwantretboote. Es gibt so viele. Und heute geht es auch nicht ums Tretbootfahren, das hatten wir ja schon. Heute gehen wir zu Fuß am Teich entlang.

6b_mit ordentlichen Tretbooten.jpg

Weiter um den Teich rum sehen wir eine lange, weiße Brücke. Auch das ist nichts wirklich Revolutionäres. Brücken gibt es viele, so manche davon ist auch weiß und führt über pitoreske Teiche. Aber wir nehmen diese natürlich gerne auch mit, um in Japanstimmung zu kommen.

6c_Brücke ins irgendwo.jpg

Und was wäre mehr Japanstimmung als ein roter Pavillon in einem japanischen Teich mit Kiefern am Rande? Und natürlich mit den unvermeidlichen Hochhäusern im Hintergrund, schließlich sind wir in einer japanischen Großstadt.

6d_kein Pavillon kein Teich.jpg

Aber wer jetzt an den Ueno Park in Tokyo denkt, ist auf der falschen Spur, nicht einmal mehr auf der richtigen Insel. Das ist der Ohori Park mitten in Fukuoka, der größten Stadt auf Kyushu. Dieser liegt gleich neben dem Maizuru Park, der an den Überresten der Burg von Fukuoka ist (aber den hebe ich mir für später auf).

Und hier sehen wir etwas, was wir bisher so noch nicht kannten: In diesem Teich darf geangelt werden. Aber selbstverständlich nicht überall, es gibt klar abgegrenzte Bereiche für Angler (blau) und klar abgegrenzte Bereiche, in denen nicht geangelt werden darf (rot). Logisch, oder?

6e_Angeln aber ordentlich.jpg

Na dann, Petri heil! Und hoffen wir für die Angler, dass die Fische das mit den Bereichen nicht mitbekommen.
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

7. Ein Tempel mit Spezialität

Heute geht es auf nach Sado, da müssen wir natürlich wie praktisch jedes Jahr wieder hin. Heute besuchen wir den Rengebuji, einen Tempel des Shingon Buddhismus, von Kobo daishi persönlich Anfang des 9. Jahrhunderts gegründet, sagt der Tempel. Wir erinnern uns, der hat auch die 88 Tempel auf Shikoku gegründet, das Feuer unter einem Kessel auf Miyajima bei Hiroshima entzündet und steht im Zentrum des Friedhofs auf dem Koya-san in Wakayama. Und in China war er auch mal. Der Mann ist wirklich weit rumgekommen.

Der Tempel hat aber nicht nur eine bewegte Gründungsgeschichte, sondern auch viele nationale Kulturschätze oder registrierte Kulturgüter, so wie die Achteckige Halle, die heißt auf Japanisch wirklich so.

7a_Octagonal Hall und.jpg

Ein weiteres wichtiges Gebäude ist die Empfangshalle, auch sie ein registriertes Kulturgut. Sie wurde allerdings erst 1909 wiederaufgebaut. Das kennen wir ja aus Japan, dass die Gebäude regelmäßig Erdbeben, Feuern oder Taifunen zum Opfer fallen und dann immer wieder neu errichtet werden müssen.

7b_Empfangshalle und.jpg

Es gibt aber auch einen Lotusteich, für diejenigen, die es lieber naturnäher mögen. Nur Gebäude ist dann ja auch langweilig.

7c_Lotusteich und.jpg

Und wer genau hingesehen hat, der hat sie schon im Schatten lauern sehen können, die nicht so heimlichen Stars des Rengebuji: die Hortensien. Rund 7000 Hortensien stehen auf dem Tempelgelände, was ihm zuweilen den Beinamen Hotensientempel einbringt. Im Juli stehen sie in voller Blüte und ziehen die Touristen an.

7d_Hortensien und nichts.jpg

Es gibt dabei eine breite Palette von Hortensienarten am Rengebuji, alles von weiß über rosa bis tiefes lila; mit eher spitzen Blütenblättern oder eher runden. Und sogar mehrfarbig.

7e_einfach nur Hortensien.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von tsunamiko »

Ich mag Hortensien, aber zweifarbig habe ich sie noch nie gesehen
...there are so many different ways that lead to the gods
so many ways that lead to enlightment


but only one way that leads to the next gucci boutique...........


nadja maleh - flugangsthasen

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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

8. Ebene und Berg

Heute machen wir etwas gar nicht Bekanntes. Wir fahren einfach in die Berge der Präfektur Aomori und sehen uns sie Szenerie Ende Oktober an. Das ist kein besonderer Sightseeing Spot, keine berührmte Aussicht, sondern einfach mal die Augen jenseits der Straße offen gehalten.

Zuerst blicken wir über eine Ebene, die noch ganz nach Spätherbst aussieht. Die Läubbäume haben ihr Laub fast komplett abgeworfen, die Nadelbäume natürlich nicht. Der Himmel ist tiefblau, im Hintergrund erheben sich Berge. Auch wenn das vielleicht kein lange geplanter Halt ist, ist es doch irgendwie schön.

8a_in die Ebene.jpg

Und wo wir hier schon stehen, sehen wir uns das ganze etwas genauer an. Der Berg im Hintergrund zum Beispiel ist an der Spitze schon mit Schnee bedeckt. Wir gehen eben doch mit großen Schritten auf den Winter zu, während davor noch die letzten Blätter an den Bäumen zu sehen sind. Der Höhenunterschied macht dann doch einiges aus.

8b_mit Berg.jpg

Also sehen wir uns die Bäume am nächsten Hang auch mehr im Detail an und entdecken einen freundlichen Mischwald. Und so mehr aus der Nähe sieht man auch noch die Reste des in Japan so beliebten Herbstlaubs an den Laubbäumen. Man muss sich halt nur mal Zeit nehmen, herumzusehen.

8c_und letztem Herbstlaub.jpg

Ein Stück weiter und höher sieht das schon ganz anders aus. An einem Rastplatz liegt plötzlich richtig Schnee. Der wird natürlich pflichtschuldigst von den Parkplätzen geräumt und die Reste auf dem Asphalt von der Sonne weggetaut, aber hier ist es ganz offensichtlich schon etwas mehr als nur Spätherbst.

8d_in die Berge.jpg

Und wenn wir dann die Straße, die wir weiterfahren werden, entlang sehen, stellen wir fest, dass es nicht nur am Rastplatz, sondern in der ganzen Umgebung schon deutlich weiß ist, wenn es tagsüber auch noch über 0°C steigt, so dass es noch nicht nach tiefem Winter aussieht.

8e_mit Schnee.jpg

Und wenn mir die Tage nichts besseres einfällt, dann sehen wir uns den Rückweg bei Dämmerung auch noch an.
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

9. Von außen ja, von innen nein

Heute begeben wir uns mal für einen Tag nach Tokyo. Dieses Jahr waren wir ja noch gar nicht in der Hauptstadt (also zumindest nicht in der von Japan). Und wir sehen uns ein Gebäude an wie es in Japan eher selten ist.

Zuerst schauen wir noch etwas schüchtern von unten hoch. Wir sehen Kreuze, also irgendwas mit Christentum vermutlich.

9a_von unten.jpg

Und da wissen wir ja schon, dass das eher selten ist in Japan. Nur etwa ein Prozent der Einwohner Japans bekennen sich zum Christentum. Dafür sind aber 60-70% aller Hochzeiten "christlich". Wobei der "Priester" üblicherweise keiner ist, sondern ein Angestellter des Hochzeitsveranstalters.

Aber heute wird nicht geheiratet, sondern besichtigt. Wir steigen also zum Eingang hoch und bekommen einen besseren Blick auf die Kirche; und die Hochhäuser in ihrer Umgebung. Wir sind schließlich irgendwo im Stadtzentrum von Tokyo.

9b_von der Seite.jpg

Ein Schritt zur Seite, Richtung Haupteingang und wir sehen einen verräterischen Schriftzug über dem Eingangstor, irgendwas Kyrillisches. Das hier ist die russisch-orthodoxe Kirche in Tokyo, die Auferstehungskathedrale. Ursprünglich von 1884, nach dem Erdbeben 1923 aber stark beschädigt und wieder aufgebaut. Diese Kirche war das erste Gebäude in Tokyo, das höher als der Kaiserpalast lag. Deshalb mussten wir auch hier hochsteigen.

9c_von schräg vorne.jpg

Also dann, rum zum Eingang und rein in die gute Stube.

9d_von vorne.jpg

Da gibt es dann nur das kleine Problem, dass in der Kirche nicht fotografiert werden darf. Aber irgendwas ist ja immer.

Der Eintritt ist eigentlich auch kostenfrei, eine Spende von 300 Yen wird aber erbeten, sagte mein Reiseführer. Das ging dann so: Ich rein in die Kirche, Angestellte der Kirche (zum Glück auf Englisch):
Are you Russian? - No.
Are you Orthodox? - No.
Then I get 300 yen.
Und damit habe ich natürlich meine freiwillige Spende von 300 Yen geleistet, die ich schon abgezählt in der Tasche hatte, um mir die Kirche ansehen (aber nicht fotografieren) zu dürfen.
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Jakusotsu
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Jakusotsu »

Hätte der Angestellte ein beherztes Да verstanden?
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

Jakusotsu hat geschrieben:
9. Dez 2022 23:50
Hätte der Angestellte ein beherztes Да verstanden?
Das habe ich lieber nicht ausprobiert, weil mir direkt danach die Worte gefehlt hätten. Das sind mir 300 Yen dann nicht wert.

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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

10. Ein Gläschen in Ehren

Heute begeben wir uns in die Berge der Präfektur Gifu, nach Takayama, auch bekannt als Hida (no) Takayama (飛騨高山). Takayama (高山) heißt einfach nur "hohe Berge" oder "hoher Berg", der Ortsname ist daher in Japan nicht einzigartig. Hida ist die Region um Takayama (also unser Takayama) herum und daher Hida no Takayama (das Takayama von Hida) oder Hida Takayama.

Takayama ist eine Stadt, die für eine gut erhaltene Altstadt bekannt ist, außerdem für das lokale Festival, das im Frühjahr und Herbst stattfindet, und für ein Freilichtmuseum, das wir uns irgendwann auch mal ansehen werden. Heute wandern wir durch die Straßen der Altstadt, die sich das Aussehen aus der Edo-Zeit bewahrt hat. Viele der Häuser sind heute Touristenattraktionen und können besichtigt werden, auch Geschäfte oder Handwerker sind in einigen Häusern zu finden.

Wir bleiben vor einem Haus mit einem großen Ball über dem Eingang stehen. Was will uns der Baumeister damit sagen? Dies war das Haus eine Sake-Brauers und diese Häuser waren entspechend gekennzeichnet. Soll ja jeder wissen, wo es den guten Stoff gibt.

10a_Sakebrauer voraus.jpg

Im Inneren stellen wir vor allem eines fest: Sake-Brauen lohnt sich. Das Haus ist riesig, selbst der ausländische Tourist fällt dort kaum drin auf. Vorne befand sich meistens der Shop, dahinter die Wohnräume der Familie. Alles schick mit Tatami ausgelegt. Nur sake gab es heutzutage keinen.

10b_Haus.jpg

Und auch bei der Innenausstattung hat sich der Herr nicht lumpen lassen. In den Tokonoma, den Ziernischen, stehen und hängen Kunst, Kaligrafien oder Pflanzen, die vom Geschmack und Wohlstand der Bewohner zeugen sollen. Tokonoma heißt wörtlich übrigens "Bettraum", aber ein Bett habe ich noch nie darin gesehen.

10c_Kunst.jpg

Auch die Küche ist vom Feinsten und sieht so aus als ob man direkt loskochen kann. Leider konnte ich das noch nie irgendwo versuchen, aber bei meinen Kochkünsten ist das vielleicht besser so.

10d_Küche.jpg

Und wer den Blick nach oben schweifen lässt, sieht auch, wie hoch die Räume sind. Das ist im Sommer schön luftig und natürlich auch viel beeindruckender.

10e_Dach.jpg

Es ist vielleicht nicht so gut zum Heizen, aber geheizt wurden die Räume ohnehin nicht. Geheizt wurde nur in einem zentralen Raum unter einem Tisch, der dann mit Decken abgedeckt war um die Hitze zu halten. Da mussten sich dann alle dransetzen und unter die Decken kriechen, wenn es kalt wurde.
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

11. Neben, über, unter und auf

Es ist Sonntag und heute geht es nach Shanghai, also nach China. Letztes Jahr waren wir in der Verbotenen Stadt in Peking, also etwas Historisches, dieses Jahr sehen wir uns als Kontrast etwas Moderneres an. Und das sehen wir zuerst verstohlen über ein paar Bäume lugen.

11a_Guck mal wer da steht.jpg

Das ist der Fernsehturm von Shanghai, der Oriental Pearl Tower. Mit 468 Metern Höhe ist er aktuell der dritthöchste Fernsehturm in Asien und der fünfthöchste weltweit (der höchste steht in Tokyo, wie wir seit 2014 wissen). Und mit einem Design, das elf verschieden große Kugeln mit einbezieht, ist er auf jeden Fall auch einer der interessantesten Fernsehtürme. Er steht auf der modernen Seite von Shanghai, in Pudong, was soviel wie östlich des Huangpu-Flusses bedeutet. Er ist nicht allein, aber selbst im Ensemble von Pudong ist er auf jeden Fall auffällig.

11b_Darf ich vorstellen.jpg

OK, die Perspektive verzerrt die Größenverhältnisse, einige der anderen Gebäude sind in Wahrheit deutlich höher, aber der Fernsehturm ist halt heute unser Ziel. Wir bleiben auch nicht ehrfürchtig auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses stehen (also in Puxi = westlich des Huangpu), sondern fahren nach Pudong und suchen uns ein Gebäude, von dem wir den Fernsehturm von oben sehen können. Genug Wolkenkratzer stehen ja in Pudong herum. Leider hat der Blick von sehr weit oben bei diesigem Wetter klare Nachteile, aber den Fernsehturm können wir dann doch noch gut erkennen.

11c_Fernsehturm.jpg

Und zum guten Schluss müssen wir natürlich auch noch auf den Fernsehturm, aber zuerst stehen wir mal unten und denken uns: "Von da oben muss man eine schöne Aussicht haben." Und weil wir ja bei Tag schon oben waren, wenn auch auf einem Gebäude in der Nachbarschaft, sehen wir uns den Fernsehturm bei Nacht an.

11d_bei Nacht.jpg

Und dieses Mal stehen wir jetzt in Pudong auf dem Fernsehturm und blicken über den Fluss nach Puxi, in den älteren Teil von Shanghai. Aber seien wir ehrlich, der präsentiert sich weitgehend eher auch modern.

11e_mit Ausblick.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

12. A bei Nacht

Heute geht es in die Nacht, ist ja selbst für meine Adventskalenderverhältnisse schon spät. Und daher sehen wir uns mal was an, was vor allem in der Dunkelheit etwas her macht. Preisfrage: Wo ich das?

12a_eindeutig.jpg

OK, das ist vielleicht nicht ganz eindeutig, das ist im Hafen von Aomori. Und das ist natürlich auch nicht das, was wir uns ansehen wollen. Wir sind vielmehr hier, um uns unter anderem die Aomori Bay Bridge bei Nacht anzusehen. Die große Hängebrücke im Hafen von Aomori wird nachts nämlich ganz schick angestrahlt.

12b_Aomori Bay Bridge.jpg

Und nicht weit davon ist das Aomori Tourist Information Center, auch als ASPAM bekannt. Das steht laut Homepage für “Aomori” “Sightseeing” “Products” “Mansion.” Und fragt mich bitte nicht, wo das zweite A her ist, vielleicht kann Aomori nicht genug A haben.

12c_ASPAM.jpg

Das Gebäude soll übrigens auch wie ein "A" aussehen. Um diese Uhrzeit hat es natürlich nicht mehr geöffnet, also gibt es Sightseeingtips und Souvenirs erst morgen wieder, aber für den Touristen, der zu nachtschlafender Zeit durch Aomori läuft, ist auch so etwas geboten.

Dass Brücke und ASPAM in derselben Farbe beleuchtet sind, ist natürlich auch kein Zufall. Und beide ändern auch noch die Farbe und das dann auch synchron. So gibt es die Brücke auch in einem freundlichen grün. Das ASPAM müsst ihr mir allerdings glauben, da bin ich nicht wieder hingelaufen.

12d_das gleiche in grün.jpg

Und wenn man sich ein bisschen weiter umsieht, gibt es noch mehr interessante Gebäude mit Licht wie eine Pyramide. Leider weiß ich nicht mehr, was das bei Tag war, aber bei Nacht macht es auf jeden Fall auch etwas her.

12e_nicht der Louvre.jpg

Und damit wünsche ich für heute eine gute Nacht und bis zum nächsten Türchen.
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Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

13. Mein Haustierhaus

Heute geht es nicht um Hundehütten, sondern um Pet Architecture, die mir in Osaka über den Weg gelaufen ist. Das sind kleine Gebäude mit häufig unregelmäßigen Grundrissen, die an, bei oder zwischen größeren Gebäuden gebaut wurden, einfach weil da Platz war. Das sind also sozusagen die Haustiere der größeren Nachbarn. Heute könnte man das vielleicht unter Nachverdichtung fassen, in Japan hat das aber schon eine lange Tradition. Wo Platz ist, wird gebaut. Das kann beispielsweise ein kleines Steinhaus zwischen hohen Betonbauten sein. Ich würde sagen, irgendwas mit Tee.

13a_Tea Time.jpg

Meistens sind es aber nicht so stabile Bauten, sondern viele sehen ein bisschen zusammengestückelt aus. Das sind wie oben auch in der Regel keine Wohnhäuser, sondern beispielsweise Imbisse oder Restaurants wie in diesem Fall.

13b_Lunch Time.jpg

Der Grundriss muss dabei auch wie gesagt nicht rechteckig sein. Häufig wird einfach auf einem Stück Land gebaut, das irgendwie übrig geblieben ist oder das wir bei uns vielleicht nicht als Bauland angesehen hätten. Da ist eine Ecke an der Straße übrig? Super, bauen wir ein Grill-Restaurant. Was sollte man sonst mit so einer Ecke machen?

13c_Grill Time.jpg

Es muss aber nicht immer was zu essen sein. Auch andere Geschäfte kuscheln sich gerne in den Schatten ihrer großen Nachbarn. Manchmal auch als Gruppe, wo die Haustiere dann schon ihre eigenen Haustiere haben. In der Mitte ist in diesem Fall eine Apotheke, rechts ein weiteres Restaurant. Links kann ich leider nicht erkennen.

13d_Medical Time.jpg

Apotheken scheinen sich auch gut für diese Art von unregelmäßigem Kleinstgebäude zu eignen. Und was sehen wir noch? Die Verkaufsautomaten, die sich einfach überall in Japan finden, die sich offenbar auch gerne im Schatten unserer Pet Architecture verstecken. Wobei ich es schon bemerkenswert finde, dass ausgerechnet vor der Apotheke mehrere Zigarettenautomaten und ein Zigarettenverkaufstisch sind.

13e_Medical Timeout.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von gernobono »

mich beschäfttigt noch immer die frage, ob du die einzige unothodoxe besucherin in der russischen kirche in diesem jahrtausend warst....abgesehen eventuell von den einheimischen

Watashi
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

gernobono hat geschrieben:
14. Dez 2022 07:25
mich beschäfttigt noch immer die frage, ob du die einzige unothodoxe besucherin in der russischen kirche in diesem jahrtausend warst....abgesehen eventuell von den einheimischen
Ich denke eher nicht. Die Kirche steht im Reiseführer und ich hatte das Gefühl, die Angestellt freute sich eher, mal eine potenzielle Gläubige zu treffen. Dass ich dann keine war, hat sie nicht so überrascht, vermute ich. Wie viele russisch-orthodoxe Christen mag es schon nach Tokyo verschlagen? Wobei ich natürlich nicht weiß, wie viele Nicht-Japaner überhaupt da vorbei kommen.

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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

14. Grün, grün, grün sind alle meine Städte?

Wenn wir an Tokyo denken, sehen wir vielleicht nicht unbedingt eine naturnahe Stadt vor uns. Das klassische Bild ist ja eher von hohen Häusern, die dicht an dicht stehen, breite Straßen, viel Beton. Also vielleicht etwa so, wie hier vor dem Tokyo-eki, dem Hauptbahnhof von Tokyo:

14a_Tokyo erwartungsgemäß.jpg

Als ich das letzte Mal da war, konnte man aber auch sagen: Es tut sich was im Staate Nippon. Es wurde versucht, auch außerhalb der Parks oder Gärten für mehr Grün und damit vermutlich auch ein besseres Klima zu sorgen. So ist der Eingang zum Tokyo-eki überraschend grün geworden.

14b_Tokyo-eki erstaunlich grün.jpg

Und auch wenn man die Blick schweifen ließ, sah man plötzlich mehr Grün. Nicht nur die Straßenbäume, die es schon länger gibt, sondern der Versuch, auch darum mehr Grünflächen zu integrieren. Das hatte ich zuvor so noch nicht gesehen.

14c_mehr Grün.jpg

Die Grünflächen mussten dabei auch nicht unbedingt waagerecht sein. Warum sollte man nicht auch die Wände begrünen, um für eine Verbesserung des städtischen Klimas und der Luft zu sorgen? Vielleicht war das damals schon in Hinblick auf die Olympischen Spiele (die dann ja ein Jahr Verspätung hatten), daher werde ich beim nächsten Mal die Augen auf halten, ob der Trend angehalten hat.

14d_erstaunliches Grün.jpg

Aber manchmal mussten auch einfach auf dem Gehweg aufgestellte Blumentöpfe ausreichen. Oder Blumenkübel, die die Straße vom Fußweg trennen. Hauptsache, Pflanzen.

14e_kleines Grün.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

15. Drive it again, Sam

Wie vor einer Woche angedroht, werde ich heute ein bisschen schummeln und einfach den Rückweg unserer Fahrt durch die Berge von Aomori auswählen. Heute ist Weihnachtsfeier und da ist die Zeit etwas knapp, bis ich los muss, daher ziehe ich heute diesen Joker.

Wir erinnern uns, wir haben über eine Ebene geblickt, uns das Herbstlaub auf den Bergen angesehen und festgestellt, dass hier oben schon der erste Schnee lag. Wie sieht das also einen halben Tag später aus?

Nun denn, die Ebene ist noch da, auch die Bergkette im Hintergrund kann man gegen die letzten Sonnenstrahlen erkennen. So friedlich kann ein Tag zu Ende gehen und natürlich ist hier oben auch nicht plötzlich mehr los als am Morgen.

15a_Ebene bei Dämmerung.jpg

Das Herbstlaub leuchtet in der Dämmerung tatsächlich noch einmal ganz anders als am Morgen. Was man davon bevorzugt, muss jeder dann selbst wissen. Ich habe jetzt leider kein Close Up, aber das ist tatsächlich derselbe Berg wie die bunten Bäume von letzter Woche. Das werdet ihr mir allerdings wohl einfach glauben müssen.

15b_Herbstlaub bei Dämmerung.jpg

Wir blicken Richtung Straße und dieses Mal ist kein Schnee mehr zu sehen. Den Tag über wird es also wohl auch hier oben noch warm genug, um die Schneefetzen vom Vormittag schmelzen zu lassen. Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, da man auf dem Parkplatz ja schon am Morgen sah, dass der Schnee kräftig am tauen war.

15c_Straße bei Dämmerung.jpg

Auf dem Parkplatz liegt denn auch gar kein Schnee mehr. Ihr müsst allerdings um den Mietwagen und den dämlich grinsenden gaijin herumsehen, um das zu verifizieren.

15d_ohne Schnee.jpg

Und damit ihr mir auch glaubt, dass ich nicht einfach nur die Fotos vom Vormittag bearbeitet habe (also nicht, dass ich das könnte), hier ein Foto mit tiefstehender Sonne, das wirklich am Ende des Tages aufgenommen wurde.

15e_bei Dämmerung.jpg

Für morgen denke ich mir dann wieder was richtig Touristisches aus. Versprochen.
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

16. Die Unterwelt in Okinawa

Ich habe ja versprochen, dass wir heute wieder etwas für Touristen machen und ich halte Wort. Wir fahren nach Okinawa World, wo ich beinahe nie hingekommen wäre, weil ich die Werbung so dermaßen übertrieben touristisch fand. Und ich war ja zuvor schon in einem Freilichtmuseum auf Okinawa gewesen.

Dann wurde mein Ausflug auf eine Nachbarinsel von schlechtem Wetter verhindert, weil die Fähre nicht fuhr, und ich musste kurzfristig umplanen. Okinawa World bekam dann den Zuschlag, weil ich dort direkt mit dem Bus hinfahren konnte. Noch ein Hinweis auf den touristischen Charakter, zu anderen Touri-Attraktionen musste ich zum Teil mehrfach umsteigen. Also auf nach Okinawa World.

Was ich immer von Okinawa World gesehen hatte, war ein "Dorf" voller nachgebauter traditioneller Häuser mit den üblichen Geschäften und Restaurants und das fand ich nicht so spannend. Was mir irgendwie entgangen war, ist die Tatsache, dass die Häuser dort nur sind, weil sich dort eine wirkliche Touristenattraktion befindet: die Tropfsteinhöhle Gyokusendo. Und fragt mich bitte nicht, wie man eine Tropfsteinhöhle übersehen kann.

Wie auch immer, rein in die gute Stube. Aber Achtung: Die Tropfsteine sind zum Teil so tief, dass man auf seinen Kopf aufpassen muss. Außerdem ist das Wasser so kalkhaltig, dass in kurzer Zeit schon kleine Stalagmiten auf dem Fußweg wachsen. Also, Augen auf beim Tropfsteinebetrachten.

16a_Watch your head.jpg

Abgesehen davon kann man die Höhle aber ganz entspannt besichtigen. Es gibt einen klaren Weg, über den die Besucher geführt werden und man sieht die schiere Unmenge an Tropfsteinen, die sich dort gebildet haben. Zum Teil im Panorama, zum Teil ganz nah dran.

16b_Achtung Tropfsteine.jpg

Es gibt auch nicht nur die üblichen Tropfsteine, das wäre ja langweilig, sondern auch Formen die ich noch nicht gesehen hatte. Wie soll ich das nächste nennen? Tropffelsen? Tropfwasserfall?

16c_Achtung Tropffelsen.jpg

Auf einige Formationen sind sie besonders stolz. Eine sieht aus wie ein geraffter Vorhang und ist wohl eine sehr seltene Form. Um in dieser Größe zu entstehen, braucht eine solche Formation auch mehrere hunderttausend Jahre. Wenn sie jetzt selten ist, wird sie das also auf absehbare Zeit auch bleiben.

16d_Achtung Tropfvorhang.jpg

Und weil Japaner eben Japaner sind und das hier eine Touristenattraktion, wird an manchen Ecken dann auch mit einer farbigen Beleuchtung nachgeholfen. Wo kämen wir denn sonst hin?

16e_mit Farbe.jpg

Kurz vor dem Ende müssen wir dann noch durch eine Stelle, wo die Tropfsteine fast den ganzen Durchgang versperrt hätten. Wenn dann nicht jemand eine Säge angesetzt hätte. Was tut man nicht alles für die Touristen.

16f_Watch your body.jpg

Und morgen sehen wir uns dann doch noch an, was über der Erde ist.
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von tsunamiko »

ich muss mich malwieder bei dir bedanken. für die schönen fotos, die netten berichte und heute vesonders für den vorhang der tropfsteinhöhle...
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

17. Nach der Tropfsteinhöhle

Wie gestern angekündigt, verlassen wir heute die Tropfsteinhöhle und sehen uns den Rest von Okinawa World an. Viel Touristischer wird es nicht mehr, aber es war im Endeffekt dann doch erstaunlich interessant. Also, raus aus der Unterwelt und rauf auf die Rolltreppe (ihr dachtet doch nicht, dass man hier laufen muss, oder?).

17a_aus der Unterwelt.jpg

Oben sehen wir erst einmal ein paar tropische Pflanzen. Das hier ist die Zitronatzitrone, die auf Japanisch einfacher シトロン shitron (von citron) heißt. Sie ist eine von den drei ursprünglichen Zitrusfrüchten (neben Pampelmuse und Mandarine) und die erste, die in Europa angebaut wurde. Sie stammt aus Indien und hat es offenbar auch bis Japan geschafft. Zumindest in den Garten von Okinawa World.

17b_ins Paradies.jpg

Schließlich wandern wir durch das Dorf von Okinawa World, wo klassische Häuser des alten Okinawa nachgebaut sind. Hier gibt es natürlich die unvermeidlichen Souvenirläden und Restaurants für die Touristen. Aber seinen wir ehrlich, ich brauche auch meine Mitbringsel, von daher kann so etwas durchaus hilfreich sein.

17c_mit Shopping.jpg

Selbstverständlich gibt es auch die passenden Fotoplätze wie dieses klassisch okinawanische Wohnhaus. Der erfahrene Japan-Tourist erkennt den Fotospot sofort an dem Aufsteller rechts unten. Dort steht drauf, wo man ist (also "おきなわワールド" - Okinawa World), und welcher Tag ist. Reisegruppen stellen sich dahinter auf, in diesem Fall auf den Stufen, und lassen das obligatorische Gruppenfoto machen. Dann weiß jeder, wo man wann war. Wenn es keine Stufen oder ähnliches gibt, werden zusätzlich gerne auch noch Gerüste mit mehreren Ebenen aufgestellt, damit die gesamte Gruppe gut zu erkennen ist.

17d_und Fotogelegenheit.jpg

Und schließlich kann der Tourist mit den gehobenen Ansprüchen an seine Mitbringsel hier auch selbst tätig werden und die Souvenirs gleich mit eigenen Händen herstellen. Dabei wir er natürlich auch fotografiert, um das Ereignis festzuhalten.

17e_und DIY.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

18. Festung mit Ausblick

OK, es ist Sonntag und wir befinden uns auf dem Berg Geumjeongsan über der koreanischen Stadt Busan. Hier stehen wir in der größten Bergfestung Koreas, der Geumjeongsanseong. Mit etwas Phantasie und Japanischkenntnissen erkennt man sogar, dass es sich um die Festung (-seong - japanisch -jo) auf dem Berg (-san - japanisch auch -san) namens Geumjeong handelt. Natürlich haben die Koreaner nicht von den Japanern abgeschrieben und die Japaner nicht von den Koreanern, sondern beide von den Chinesen. Wenn die Koreaner nicht irgendwann aufgegeben hätten, in chinesischen Schriftzeichen zu schreiben, wäre das offensichtlicher. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Wo um alles in der Welt ist jetzt eigentlich diese Festung? Weg ja, Wald ja, aber Festung?

18a_Festung gesucht.jpg

Ah, man muss nur etwas laufen, dann stößt man auf eine wirklich lange Mauer, die sich in beide Richtungen bis außerhalb des Blickfelds erstreckt. Dieses ist nicht umsonst die größte Bergfestung Koreas, sie ist so groß, dass man außer Sichtweite der Mauern und Tore gar nicht merkt, dass man in einer Festung ist. Die Mauer wurde 1703 gebaut. Es gab wohl schon davor eine Festung, die war aber nicht mehr in Betrieb. Nach japanischen und Manchu Invasionen überlegten sich die Koreaner aber, dass sie etwas zu Stärkung der Verteidigung tun müssen. Also her mit der Festung.

18b_Mauer gefunden.jpg

Leider war die Festung so groß, dass sie schwer zu unterhalten war und so verfiel sie langsam bis sie gut 100 Jahre später 1807 wieder instandgesetzt und mit großen Toren versehen wurden. Ein Beispiel dafür ist das Südtor, das Nammun (das wäre auf Japanisch das nammon, also auch noch zu erkennen).

18c_und ein Tor.jpg

Und um zu beweisen, dass wir hier tatsächlich in einer Bergfestung sind, kann man an manchen Ecken von der Festung nach unten sehen. Hier also Busan von oben mit Blick Richtung Meer. Dafür braucht man aber dann schon etwas mehr Phantasie.

18d_mit Blick auf Busan.jpg

Man kann in und um die Festung herum hervorragend wandern. Man sollte das aber auf Koreanisch tun, nicht auf Englisch. Warum? Auf Koreanisch sind die Wege kürzer. Glaubt ihr nicht? Hier das Beweisfoto eines Wegweisers mit koreanischen und englischen Schildern. Ich habe die Bedeutungen der wichtigen koreanischen Schilder dazu geschrieben. Und die Wege sind auf Koreanisch zuverlässig 100m kürzer.

18e_variable Entfernung.jpg

Beim nächsten Wegweiser war der Unterschied zum Seokbul Temple sogar 200m.
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Jakusotsu »

Ist doch logisch - die koreanischen Beine sind kürzer. 8)
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

19. Gigantische Garagen

Wir sehen noch einmal in Takayama in den Bergen der Präfektur Gifu vorbei. Wir wandern durch die Stadt und treffen unverhofft auf eine wirklich große Tür. Mag ja jetzt an mir liegen, aber das ist dann doch ein bisschen übertrieben für einen Kleinstwagen und ein Fahrrad.

19a_etwas zu groß.jpg

Und diese gigantischen Türen, die ebensolche Garagen verschließen, gibt es mehrfach in der Stadt. Oder wie heißt es so schön: Eine Gigantengarage kommt selten allein. Also was wollen uns die Bürgen von Takamatsu damit eigentlich sagen?

19b_noch größer.jpg

Natürlich das übliche: Ihr seid herzlich zu unserem lokalen Festival eingeladen, bei dem wir gigantische Festwagen durch die Straßen ziehen, Sake trinken und so richtig Party machen. Und das zweimal im Jahr.

Kommt man außerhalb der Festivalzeit, kann man sich eine Auswahl der Festwagen in der lokalen Festhalle ansehen, aber die ist eben doch nicht groß genug für alle. Obwohl die Halle auch wirklich ziemlich gigantisch ist.

19c_Festwagenhalle.jpg

Hier gibt es etwas für den feinen Geschmack, nicht ganz so groß, aber dafür sehr golden (wobei ich bezweifele, dass es echtes Gold ist, aber was weiß ich schon).

19d_mittelgroßer Festwagen.jpg

Und natürlich auch Beispiele für die wirklich großen Wagen, die dann eine wirklich große Garage brauchen, wenn sie nicht in der Festhalle stehen. Und diese Garagen kann man eben auch schlecht verstecken und daher kann man sie im ganzen Stadtgebiet immer wieder sehen, wenn man die Augen offen hält.

19e_richtig großer Festwagen.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

20. In der kulinarischen Hölle

Nein, es geht heute nicht um völlig verunglückte japanische Küche, ich will euch ja nicht quälen. Außerdem ist mir das bisher ausgesprochen selten passiert (und wenn, habe ich normalerweise keine Fotos). Also, was ist denn nun der Inhalt dieses Türchens?

Es geht nach Kyushu, in den Osten der Insel, genauer gesagt nach Beppu. Das ist DIE onsen-Stadt in Japan und dort waren wir in der Vergangenheit schon zu Besuch. In Beppu hat jedes Hotel oder Hostel sein eigenes onsen (heiße Quelle) Bad oder auch gleich mehrere. Es gibt aber auch heiße Quellen, die sind selbst den Japanern zu heiß zum Baden. Die heißen dann jigoku ("Hölle") und werden dann genau deshalb zu Touristenattraktivitäten, weil sie viel zu heiß zum Baden sind. Wir haben uns schon einmal zwei Höllen angesehen, den Blutteich und das Geysir. Heute sehen wir uns aber keine weitere Hölle an, sondern das, was man damit machen kann, auch wenn es zu heiß zum Baden ist.

Wir sind also bei den Höllen in der Stadt und sehen zuerst einen Holzstand mit einem Loch, aus dem es verdächtig dampft. Damit wir auch ganz sicher wissen, dass wir hier nicht unsere Hände wärmen, steht dran: "Dampf mit 98 Grad. Das ist gefährlich, deshalb kommt sie bitte nicht näher." OK, das nehmen wir uns zu Herzen, kommen nicht näher und fragen uns trotzdem, was die da machen.

20a_Achtung heiß.jpg

An einer anderne Ecke kommen wir direkt an der heißen Quelle vorbei und sehen - einen Korb im Wasser. Ja, das macht Sinn; nur welchen?

20b_auch sehr heiß.jpg

Und wieder ein Stück weiter sehen wir dann die ominösen Löcher gleich serienmäßig. Und davor steht eine Frau, die etwas (Verdächtiges?) an unseren Serienlöchern macht. Vielleicht kommt ihr jetzt schon drauf.

20c_serienheiß.jpg

Das ist natürlich ein Dampfkocher, betrieben mit natürlichem Dampf, der von der heißen Quelle kommt. Zu heiß, um darin zu baden, zu heiß, um sich die Hände zu wärmen, aber genau richtig, um beispielsweise nikuman zuzubereiten, herzhaft gefüllt Teigtaschen oder Knödel oder wie auch immer ihr das nicht ganz korrekt im Deutschen bezeichnen wollt. Kommt jedenfalls aus China und ist in Japan weitverbreitet.

20d_Aha Essen.jpg

Und in dem Körbchen werden Eier gekocht. Na dann, guten Appetit!

20e_Guten Appetit.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

21. TTT - Typischer Tokyo Tempel

Heute sehen wir uns einen Tempel in Tokyo an, man könnte sagen: irgendeinen Tempel. Keinen von denen, deren Besuch man vorher plant, sondern ein Tempel, wie es sie in vielen Stadtteilen gibt, Tempel über die man einfach stolpert. Unser Tempel liegt in Meguro und ich bin tatsächlich auf dem Weg daran vorbeigekommen und dachte: Da muss ich auch noch rein. Also, treten wir ein.

Der Tempel des Tages heißt Daienji und wurde nach einem großen Stadtbrand 1772 erbaut, um an die Opfer zu erinnern und einen Platz zu schaffen, um zu trauern und ihrer zu gedenken. Das Tempelgebäude ist aber weder besonders groß noch besonders auffällig.

21a_einfach ein Tempel.jpg

Was eher auffällt sind die 500 Statuen, die wie eine Wand an einer Seite des Tempelgeländes stehen. Das sind die Gohyaku-Rakan, die fünfhundert Schüler von Buddha. Diese wurde im Gedenken an die Opfer des besagten Stadtbrandes aufgestellt und stehen bis heute.

21b_und gaaaanz vielen Buddhaschülern.jpg

Auf dem kleinen Tempelgelände gibt es aber auch noch jede Menge andere Statuen, zum Beispiel die berühmten drei Affen (mizaru, kikazaru, iwazaru oder nichts sehen, nichts hören, nichts sagen).

21c_und mit den drei Affen.jpg

Natürlich gibt es auch jizo-Statuen, das ist der Boddhisatwa, der in Japan für früh gestorbene Kinder wie auch Totgeburten, Fehlgeburten und abgetriebene Föten verantwortlich ist. Deshalb trägt er oftmals Lätzchen, die ihm von den Eltern der verstorbenen Kindern umgebunden werden, damit er ihre Kinder findet und sicher in die Nachwelt geleitet.

21d_mit jizo.jpg

Zuweilen gilt jizo auch als der Schutzgott der Reisenden, aber am Daienji gibt es dafür noch zwei eigene Glücksgötter, laut Stele verantwortlich für Reisen, Wege, die Abwehr des Teufels, Schutzgötter für Spiegel, Kinder und die Liebe. Also wahre Multitalente in Steinform.

21e_Multifunktionsgott.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

22. Nagoya ganz nah

Wir machen uns in die Mitte von Honshu auf und besuchen mal wieder Nagoya. Da sind wir natürlich aus Sumogründen praktisch jedes Jahr, aber heute machen wir mal etwas anderes. Wir besuchen den Fernsehturm von Nagoya, der ist weder besonders hoch wie der in Tokyo noch architektonisch besonders wie der in Shanghai, aber trotzdem, warum nicht?

22a_noch ein Fernsehturm.jpg

Aber natürlich sind wir nicht hier, um uns den Fernsehturm von unten anzusehen. Wie bei jedem guten Fernsehturm kann man als zahlender Gast natürlich zu einer Aussichtsplattform (was den Fernsehturm von Braunschweig sofort zum nicht guten Fernsehturm macht). Also, auf was warten wir? Rein in die gute Stube oder eher rauf auf die gute Stube.

22b_rauf da.jpg

Hier oben waren wir tatsächlich schon einmal und haben über das Häusermeer zum Bahnhof hinüber gesehen. Deshalb soll heute nicht der Bahnhof oder das Häusermeer im Mittelpunkt stehen, sondern erst einmal die direkte Umgebung des Fernsehturms. Die ist nämlich erstaunlich grün. In beide Richtungen erstreckt sich vom Fernsehturm ein grünes Band durch die Stadt.

22c_Stadt mit etwas grün.jpg

Gleich daneben ist der eigenwillig geformte Busbahnhof von Nagoya. Busse sieht man von oben nicht, aber wir sind eh mit der U-Bahn gekommen.

22d_Busbahnhof.jpg

Und wenn wir dann doch etwas in die Entfernung sehen, können wir die Burg von Nagoya erkennen. Da waren wir auch schon einmal und wissen seit dem, dass das Aichi Prefectural Gymnasium, wo das Nagoya basho ausgetragen wird, gleich daneben ist. Das Dach der Halle kann man vom Fernsehturm aus allerdings nur mit gutem Auge zwischen den Häusern hervorblitzen sehen.

22e_Burg mit verstecktem Ehrengast.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von tainosen »

Watashi hat geschrieben:
20. Dez 2022 21:09
20. In der kulinarischen Hölle

Nein, es geht heute nicht um völlig verunglückte japanische Küche, ...
Das hätte mich auch gewundert - verunglückte japanische Küche halte ich für unmöglich - mag sich das eine oder andere Unglück auch in Japan zutragen - auf dem Teller bestimmt nicht.
Ansonsten Danke - nach über 3 Jahren Pause halte ich es kaum mehr aus, wieder mal nach Japan zu reisen - da ist Dein Adventskalender natürlich Wasser auf die Japan-Mühle - im Februar 2023 ist es soweit :riesenfreu
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

23. Eine japanische Geschichte

Wir fahren an die Japanmeerseite und befinden uns in Tsuruoka. Dort gibt es ein Festival, das wir uns schon angesehen haben und in der Nähe sehr bekannte Tempel (mit mumifizierten Mönchen) und noch bekanntere Berge. Auf einen sind wir schon mal rauf marschiert. Heute also etwas in der Stadt Tsuruoka. Was mag es sein?

23a_eine Kirche.jpg

Ein Kirche? Äh, nein, da bin ich nur auf dem Weg vorbeigekommen. Und da sie allein kein Türchen füllt (so verzweifelt bin ich noch nicht), dachte ich, ich zeige einfach mal wie eng japanische Tradition und importierte westliche Tradition in japanischer Interpretation zusammen liegen können.

Aber nur auf zu unserem heutigen Ziel. Wir laufen gut zehn Minuten und dieses Mal stehen wir vor einem wirklich sehr japanischen wirkenden Eingangstor.

23b_ein japanisches Eingangstor.jpg

Also rein da. Wer jetzt aber eine vollständige Residenz eines japanischen daimyo erwartet hat, wird leider enttäuscht. Hier ist nicht mehr viel übrig, und eine Residenz war hier auf dem Gelände auch nicht. Also, schmeißt eure Phantasie an. Was mögen diese Grundrisse einst gewesen sein?

23c_nicht mehr viel übrig.jpg

OK, ist vielleicht nicht ganz offensichtlich, aber hier war einst die Chido Clan-Schule, gegründet 1805 von Sakai Tadaari, dem Provinzfürsten der Provinz Shonai, und 1816 von seinem Nachfolger an diesen Ort verlegt. Es gab hier Klassenräume, eine Bibliothek, aber auch eine Bogenschießanlage und eine Reitbahn. Sie wurde gegründet, weil der Fürst fand, dass Moral und Werte verfielen und er mit Bildung gegenhalten wollte. Das mit Moral und Werten scheint in der Geschichte ein wiederkehrendes Muster zu sein. Schon die alten Griechen beschwerten sich darüber, dass Moral und Werte nicht mehr das waren, was sie früher waren. Die Schule wurde bis 1873 betrieben bis sie im Zuge der Abschaffung der Fürstentümer ihre Funktion verlor.

Von der Schule ist heute nicht mehr so viel übrig, was Gebäude und Anlagen angeht, aber ein bisschen was steht dann doch noch. So bekommt man doch ein wenig einen Eindruck, wie die Bauten im 19. Jahrhundert ausgesehen haben.

23d_ein bisschen was doch noch.jpg

Auch kann man auch in das, was noch steht, und hier sieht es dann doch sehr japanisch aus. So lässt es sich lernen.

23e_ein japanisches bisschen.jpg
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von Watashi »

24. Frohe Festtage mit koreanischen Kerzen

Und schon ist wieder Heiligabend und damit geht unser Adventskalender zu Ende. Da mir inzwischen die Weihnachtsbäume und Pseudo-Weihnachtsbäume ausgehen, gibt es dafür in diesem Jahr ein paar Kerzen. Die sind, das muss ich zu meiner Schande gestehen, nicht mal aus Japan, sondern aus Busan. Und das, obwohl heute nicht einmal Sonntag ist. Ich hoffe, unsere diesjährige Japan- und Ostasienreise hat euch trotzdem gefallen und damit, auf zu einem letzten, etwas kleinen Türchen.

Zum ersten:

24a_Kerzen.jpg

Und zum zweiten:

24b_mehr Kerzen.jpg

Und damit: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr, sowie happy holidays! Bis zum nächsten Jahr.
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Re: 2022 - Adventskalender, was sonst?

Beitrag von tsunamiko »

ich hoffe, dass du auch ein schönes weihnachtsfest hattest. wie jedes jahr hast du mir wieder viel freude mit dem adventskalender bereitet...es ist schön, dass du uns an deinen reisen teilhaben lässt und ich möchte mich dafür ganz herzlich bedanken
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