2021 - Ein weiterer Adventskalender

Japan, Japaner und deren Sprache

Moderator: Watashi

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Watashi
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2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

Hallo Sumoforums-Gemeinde,

heute ist der 1.12. und ich habe dran gedacht. Ich bin nur in einer anderen Zeitzone (auf Lanzarote) und daher bin ich nicht ganz so früh dran, wie ich gerne wäre. Aber ich hoffe, ihr lest es trotzdem heute, morgen oder wann immer ihr Zeit und Lust habt.

Leider hat ein gewisses Virus erneut erfolgreich verhindert, dass ich nach Japan komme, um neue Eindrücke und neue Fotos zu sammeln, daher muss ich sehen, was ich für dieses Jahr zusammenbekomme. Es werden jedefalls auch Themen dabei sein, die ihr schon mal in anderer Form gesehen habt, fürchte ich.

Vielleicht werde ich mir sogar die Frechheit herausnehmen, mal etwas aus dem sumofreien asiatischen Ausland hinzuzunehmen (also beispielsweise Korea). Beschwerden zu diesem Plan bitte zeitnah hier in den Thread, sonst mache ich das einfach (muahahahaha).

Und damit genug der Vorrede: Gleich folgt das erste Türchen.

Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

1. Ein Strand, ein Strand

Da ich wie gesagt gerade auf Lanzarote bin, habe ich mich inspirieren lassen, um ein Thema für das heutige Türchen zu finden. Heute war ich auf La Graciosa, einer kleinen Insel in der Nähe, und bin gewandert und habe mir unter anderem mehrere sehr schöne Strände angesehen. Und das ist mein Thema: der Strand.

Nun sollte man meinen, dass es nicht schwer sein sollte, in einem Inselreich Strände aufzutreiben, aber da wird man in Japan eines Besseren belehrt. Die japanischen Küsten sind überwiegend steil und steinig und nicht zum Baden geeignet. Die Menge an Stränden, an denen ich über die Jahre war, ist daher eher übersichtlich. Aber es ist noch mindestens einer übrig. Die Gegend hatten wir schon, aber den Strand haben wir uns noch nicht genau angesehen. Also: Willkommen im Aoshima Beach Park.
1a_Aoshima Beach Park.jpg
Aoshima ist die grüne Insel im blauen Meer vor der Küste von Miyazaki. Das war die letzte Präfektur, die mir noch fehlte, die habe ich aber pre-Corona noch besuchen können. Und vor der Insel, also sozusagen am Festland von Miyazaki liegt einer der wenigen Strände. Dieser ist dann auch im vorderen Teil wirklich gut besucht und die Leute sind natürlich gut vorbereitet.
1b_Familienstrand.jpg
Hier finden sich auch die Fressbuden des Aoshima Beach Park und die entsprechenden Einrichtungen. Ich bin dort sogar ein bisschen schwimmen gewesen, allerdings nicht zu weit, da ja niemand auf meine Klamotten aufpassen konnte. Soviel zum Thema gut vorbereitet.

Wenn man am Strand entlang geht, stellt man aber ziemlich schnell fest, dass nur der vordere Teil im Trubel untergeht, man kann sehr schnell an einen ruhigeren Strandabschnitt kommen. Ich war zwar an einem Wochentag da, es kann also durchaus noch voller werden, aber der Strand ist lang genug, um nicht vollständig überrannt zu werden.
1c_gesamter Strand.jpg
Man kann am Strand oder auf dem Küstenstreifen entlanglaufen. Bei letzterem sieht man gleich noch ein paar pitoreske Palmen passend vor dem Strand. Und man stellt fest, dass der Strand hier doch nicht völlig menschenleer ist.
1d_einsamer Strand.jpg
Also, was kann man hier machen? Fürs Baden ist dieser Teil ja offensichtlich nicht gedacht. Aber man kann hier offenbar wellenreiten.
1e_mit Surfern.jpg
Keine Ahnung, wie gut die Wellen hier wirklich sind, aber es waren eine ganze Reihe Leute im Wasser.
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

2. Auch das ist Küste

Heute bin ich am Packen, morgen muss ich zurück in die Kälte. Deshalb wird Tag 2 des diesjährigen Adventskalenders quick and dirty. Sehr dirty.

Dass Japan wenig Strände hat, haben wir gelernt; die Info war auch nicht ganz neu. Die Küsten von Japan bestehen aber natürlich nicht nur aus Stränden und anderen natürlichen Umgebunden wir Klippen, Wäldern oder Felsen. Ein nicht unbedeutender Teil der Küsten ist bebaut, da ist es dann auch unerheblich, ob da mal ein Strand gewesen wäre. Dabei wird die Küstenlinie für allerlei Industrie genutzt. Klassisch natürlich Hafenanlagen, aber auch die Atomkraftwerke stehen bevorzugt an der Küste, weil es die Kühlung erleichtert (erleichtert dann natürlich auch einem Tsunami, ein AKW platt zu machen). Und auch ansonst gibt es alle möglichen (und vermutlich unmöglichen) Industrien, die sich in der Nähe des Wassers niedergelassen haben. Das macht die Küstenlinien natürlich nicht unbedingt attraktiver.

Jedenfalls ist das Phänomen der Industrieanlagen direkt an der Küste keines, das nur große oder kleine Ortschaften betrifft. Auch nichts, was nur im Norden oder im Süden vorkommt, selbst auf den kleineren Inseln gibt es jede Menge Industrie, die ans Wasser drängt, z.B. auf Sado:
2a_Sado.jpg
oder auch auf Okinawa (hier kommen noch die viel gehassten US-Militärstützpunkte dazu, von denen ich aber kein Foto habe):
2b_Okinawa.jpg
Die Hauptinseln sind aber natürlich in keiner Form besser, gerade in den Ballungszentren ballt sich auch die Industrie wie beispielsweise in der Bucht von Fukuoka auf Kyushu:
2c_Fukuoka.jpg
und natürlich in der Bucht von Tokyo, wo sich die Anlagen gleich über Kilometer um Kilometer und mehrere Präfekturen erstrecken:
2d_Tokyo-wan.jpg
Aber ansonsten ist Japan wirklich schön :wink: .
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

Kaum wieder in Deutschland, vergesse ich euch erst einmal. Es tut mir leid. :oops :oops:

Wobei die absolute Stille mich überlegen lässt, ob das überhaupt irgendjemanden interessiert. :?:

Naja, machen wir weiter mit Türchen Nummer

3. Küsten und ihre Nachteile

Die vielen Küsten in Japan haben viele Vorteile, man ist nie weit weg vom Meer, ab und an hat man doch mal einen Strand, Industrieanlagen sind meist nah am Wasser gebaut. Durch die tektonische Lage Japans haben die Küsten aber auch einen ganz entscheidenden Nachteil: die beständige Tsunami-Gefahr. Und obwohl Japan vermutlich eines der am besten vorbereiteten Länder weltweit ist, können sehr große Tsunami, wie der vom März 2011, auch hier enorme Schäden anrichten, selbst wenn man kein AKW direkt in den Weg stellt.

Damit zumindest die Menschen wissen, woran sie sind, hat man im ganzen Land in Küstennähe (und das kann viele Kilometer ins Landesinnere bedeuten) Warnschilder aufgehängt, damit die Leute wissen, wie hoch sie sind. Kommt jetzt also eine Tsunami-Warnung, können sie einschätzen, ob sie in höher liegendes Gebiet müssen oder vergleichsweise sicher sind. Das kann je nach Gegend natürlich schwierig werden, aber zumindest hat man eine Vorstellung. Und Stahlbetonbauten halten Tsunami von mehrerer Metern Höhe stand, es muss also nicht immer der ganz große Berg sein, wenn es nicht anders geht. Wobei solche Bauten in Tohoku damals zum Teil einfach überspült wurden.

Am Flughafen von Naha auf Okinawa sollte man zum Beispiel auf schnellstem Wege das Weite oder eher das Hohe suchen, hier beträgt die Höhe über Meeresspiele an einige Stellen armselige 4 m:
3a_4m.jpg
An anderer Stelle der Insel hat man schon etwas mehr Sicherheit, doch auch bei 19m wird noch dazu geraten, im Falle einer Tsunami-Warnung zu evakuieren, sprich: höheres Gelände aufzusuchen:
3b_19m.jpg
Dasselbe sagt auch das Schild am schicken Briefkasten bei 69m Höhe, ebenfalls auf Okinawa, aber das würde dann wohl eher auf ganz enorm große Tsunamis zutreffen. Je nach Gelände sind aber schon Höhen von 100m und mehr gemessen worden:
3c_69m.jpg
Wie dem geneigten Leser vielleicht aufgefallen ist, sind die Farben dem Risiko angepasst: rot - sofort raus hier, gelb - besser ist das, blau - nur im Ausnahmefall gefährtlich. Diese Farben sind aber entweder nicht nur von der Höhe abhängig oder sie sind zwischen den Präfekturen nicht einheitlich geregelt, denn in Miyazaki waren schon 16m blau:
3d_16.jpg
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

4. Die wirklich wahre Küste

Nachdem wir jetzt gelernt haben, wie die Küste aussieht, nachdem der Mensch seine Finger dran bekommen hat, und wie sie eher nicht aussieht, wenn er nicht dran war, stellt sich noch die Frage, wie sieht sie denn nun aus, wenn sie nicht vom Menschen betoniert, erweitert und zugebaut wurde?

Die Antwort ist natürlich nicht überall dieselbe, aber für ein Inselreich, das vor allem vulkanischen Ursprungs ist, gibt es eine klare Linie: felsig. Und das erstreckt sich über viele Ecken der japanischen Inseln. Die schönsten Felsformationen werden dann ihrerseits wieder als Touristenattraktion verwerten, aber Riffe, Felsen und steinige Küsten findet man eigentlich fast überall (außer in der Bucht von Tokyo, solange Beton nicht als Fels gilt).

Ich habe mal ein paar Beispiele zusammengestellt. Felsen an der Küste von Miyazaki mit besonders schönen Formen (also dort, wo nicht der Aoshima Beach Park ist):
4a_Miyazaki.jpg
Kliff an der Küste von Fukui, mal nicht am Pazifik, sondern am Japanischen Meer:
4b_Fukui.jpg
Steinküsten auf Sado, auch auf der Seite des Japanischen Meeres, aber nicht auf den Hauptinseln gelegen:
4c_Sado.jpg
Wirklich wunderschönes Vulkangestein in Kagoshima:
4d_Kagoshima.jpg
Und Felsen mit Palmen auf Okinawa am Ostchinesischen Meer:
4e_Okinawa.jpg
Nur am Ochotskischen Meer war ich noch nicht.
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von tsunamiko »

Mein lieblingsadventkalender
Auch wenn ich mich nicht immer gleich melde freue ich mich immer auf ihn... Also zumindest in Gernot und mir hast du treue Leser
...there are so many different ways that lead to the gods
so many ways that lead to enlightment


but only one way that leads to the next gucci boutique...........


nadja maleh - flugangsthasen

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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

5. Ein Ausflug nach Seoul

Da niemand Protest eingelegt hat, erkläre ich jetzt die verbleibenden Adventssonntage zu Ostasientagen. D.h. am Sonntag gibt es Ausflüge in die umliegenden Länder.

Und unser erster Ausflug führt uns nach Seoul in die südkoreanische Hauptstadt. Hier gibt es mehrere große Paläste die das alte Korea wieder auferstehen lassen und wir werden uns heute den ersten ansehen: den Gyeongbokgung.

Dieser wurde ursprünglich 1395 als Palast der koreanischen Joseon Dynastie gebaut, in den 1590ern jedoch im Zuge der japanischen Invasion zerstört. Erst Ende der 1860er wurde der Palast wieder aufgebaut und diente bis 1895 als Sitz der Kaiserfamilie. In der Zeit der japanischen Besatzung und des Zweiten Weltkriegs wurden die meisten Gebäude jedoch wieder zerstört. Das, was man heute sieht, sind überwiegend Rekonstruktionen ab 1989, als die Regierung ein Wiederaufbauprogramm startete.

Und so kann man heute durch das große Eingangstor gehen, um auf das Palastgelände zu kommen.
5a_Eingang.jpg
Es gibt aber noch wenige Gebäude, die zumindest aus dem 19. Jahrhundert stammen. Eines davon ist die Thronhalle Geunjeongjeon im Zentrum der repräsentativen Anlage, in der früher Staatsbesuche empfangen wurden oder Ehrungen ausgegeben wurden.
5b_Hauptgebäude.jpg
Ein weiteres Gebäude aus dem 19. Jahrhundert ist der Pavillon Gyeonghoeru, der auf einer künstlichen Insel in einem Teich liegt.
5c_Pavillon.jpg
Viel mehr ist von der Anlage aus dem 19. Jahrhundert nicht mehr übrig. Archäologen haben aber die Fundamente für an die 330 Gebäude gefunden. Ein Teil davon wurde wieder aufgebaut. Nicht nur die repräsentativen Anlagen, sondern auch die Wohnbereiche. Hier kann man sehen, dass die Palastgebäude im Vergleich zu japanischen Gebäuden sehr farbig gestaltet sind und erhöht gebaut wurden. Letzteres ist notwendig, um das klassisch koreanische System einer Bodenheizung, ondol, zu ermöglichen, bei dem heiße Luft unter den Fußböden zirkulierte.
5d_Wohnbereich.jpg
Und wenn man das Verlassen der Anlage richtig timed, kann man noch dem Wachwechsel beiwohnen, bei der Soldaten in Uniformen aus der Joseon-Zeit die Zeremonie durchführen.
5e_Wachablösung.jpg
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

6. Tôfuku-ji - ein klassischer Tempel zur Abwechslung

Nachdem wir uns etwas klassisch Koreanisches angesehen haben, machen wir heute etwas klassisch Japanisches und besuchen einen Tempel in Kyôto, den Tôfuku-ji. Das ist einer der Kyôto Gozan, der fünf großen Zen-Tempel von Kyôto (wörtlich: fünf Berge von Kyôto).

Der 東福寺 Tôfuku-ji wurde 1236 in Anlehnung an die großen Tempelanlagen von Nara gegründet. Der Name kommt auch vom TÔdai-ji und KôFUKU-ji, beides große Tempelanlagen in Nara. Das, was man heute sehen kann, ist allerdings nicht von 1236, ein Großteil der Tempelanlage fiel im 14. Jahrhundert verheerenden Feuern zum Opfer. Im 15. Jahrhundert wurde sie wieder aufgebaut. Letztmalig abgebrannt ist der Komplex 1881, danach wurde er bis 1934 wieder aufgebaut. Die Gartenanlagen sind sogar erst von 1938, sie bauen auf dem klassischen Gartenbau auf, verarbeiten aber auch modernere Einflüsse.

Eines der ältesten Gebäude ist das Sanmon, ein großes Tor. Es gilt als ältestes Zen-Tempeltor Japans und ist ein designierter Nationalschatz des Landes.
6a_Sanmon.jpg
Ein weiteres beeindruckendes Gebäude ist die Haupthalle. Sie ist allerdings eine Rekonstruktion von 1934.
6b_Haupthalle.jpg
Der Tôfuku-ji ist jedoch nicht in erster Linie für seine Gebäude bekannt, sondern für seine Brücken und Gartenanlagen. Am beliebtesten ist er während der Herbstlaubfärbung, dann ist er aber auch schon überlaufen. Kommt man außerhalb der Saison, hat man den Tempel zuweilen fast für sich. Dann kann man auch die Tsûten-kyô Brücke in aller Ruhe fotografieren. Die Bäume sind dann allerdings unter Umständen noch eher unbelaubt, was aber mit der Brücke eine schöne Komposition ergibt.
6c_Tsutenkyo.jpg
Etwas Besonderes sind auch die Gärten, die japanische Tradition und moderne Einflüsse verbinden. So gibt es einen Steingarten im südlichen Bereich, der Formen miteinbezieht, die auf einem modernen Gemälde sein könnten.
6d_südlicher Steingarten.jpg
Und im nördlichen Garten gibt es ein Muster aus Moos und Steinplatten, das es so im klassischen japanischen Gartenbau auch nicht gibt. Ansätze von Kubismus?
6e_nördlicher Garten.jpg
Die Gärten sind aber gerade dadurch sehr sehenswert.
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

7. Tanzfestival ohne Tanzfestival

In den ersten Jahren des Adventskalenders waren wir mal beim Awa Odori in Tokushima, einem der bekanntesten japanischen Tanzfeste in Japan. Dazu kommen an die 100.000 Tänzer und über 1 Mio. Besucher in die Stadt im Osten von Shikoku. Doch was soll der geneigte Tourist tun, wenn es nicht gerade Mitte August ist? Soll er auf den Awa Odori gänzlich verzichten? Das wäre ja dumm, für den Touristen, der nichts sieht, und für Tokushima, das vielleicht weniger Touristen im Rest des Jahres hätte.

Also gibt es die 阿波おどり会館 Awa Odori Kaikan, die Awa Odori Hall, in der das ganze Jahr Awa Odori ist. So gibt es natürlich Informationen und Ausstellungsstücke zum berühmten Tanzfest. Das allein würde aber vielleicht dann doch nicht ausreichen. Ist ja nicht wie in Aomori, wo der Star der lokalen Festivals die riesigen beleuchteten Festwagen sind. Die kann man in eine Halle stellen, beleuchten und alle sind glücklich. In Tokushima reichen Puppen dann vielleicht doch nicht aus, daher gibt es mehrmals am Tag auch Vorführungen des Awa Odori, damit der Tourist einen möglichst genauen Eindruck davon bekommt, was er verpasst.

Und was brauchen wir für so eine typisch japanische Vorführung? Als erstes einen, der uns alles erklärt. Also vielleicht nicht uns im Sinne von ausländischen Touristen, aber die Mehrzahl der Touristen sind in der Regel eh Japaner. Also, wir brauchen einen Erzähler.
7a_Erzähler.jpg
Dann ist so ein Tanzfest natürlich nichts ohne Musik. Und die kommt natürlich nicht einfach vom Band (auch wenn man sie ebenso natürlich im Rest des Museums durchaus vom Band hören kann), sondern von einer Band... naja, einer Musiktruppe, die auch bei richtigen Awa Odori auftritt. Die auftretenden Musiker und Tänzer sind alles Veteranen des Awa Odori, die wissen also, was sie tun.
7b_Musik.jpg
Und klar, wir brauchen Tänzer. Beim Awa Odori gibt es Rollen für weibliche Tänzer und für männliche Tänzer. Wir brauchen also beides.
7c_Tänzer.jpg
Also dann, nun wo wir alles haben, lasst uns starten. Es werden verschiedene Schritte und Abläufe gezeigt und erläutert. Die Zuschauer können dabei relativ nah am Geschehen sitzen, so dass man auch gut sehen kann, worauf es ankommt. Wenn man denn versteht, worauf man achten sollte. Sonst kann man einfach eine Tanzvorführung genießen.
7d_und Action.jpg
Und zum Abschluss kann man dann sogar nicht nur zusehen, sondern mit auf die Bühne und mittanzen. Wenn man denn will.
7e_alle zusammen.jpg
Man kann aber auch einfach sitzen bleiben oder Fotos machen. Was auch immer man will.

Die meisten bekannten Festivals in Japan, gerade in der Provinz, haben solche Museen oder Ausstellungshallen wie die in Tokushima. Schließlich will man mehr von dem Aufwand und der Reputation haben, die man sich erarbeitet hat. Und für die Touristen ist das ja auch durchaus attraktiv. Und auch das Mitmachangebot gibt es häufig. Ich würde jetzt also sagen: Auf in die Provinz! Aber es ist ja Corona...
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Schnappamawashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Schnappamawashi »

Hallo,
auch ich clicke ganz regelmäßig rein und freue mich über die interessanten Info´s
zumal ich weiß, dass ich mit mehr als 90% Sicherheit nicht selbst nach Japan komme.
Und wenn doch, so viel kann man selbst vor Ort gar nicht erfahren, wie in all den Jahren mit dem Adventskalender.
Also danke und weiter so.

Gruß
Schnappamawashi
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

8. Kopf in den Nacken

Wir haben schon gelernt, dass Tokyo nicht nur aus Wolkenkratzern besteht. Die meisten Stadtteile bestehen aus mehrstöckigen, mittelhohen Geschäfts- und Wohnhäusern. Ab und an ist mal ein wirklich hohes Gebäude dabei.

Aber heute werden wir dahin gehen, wo Tokyo wirklich dem Klischee entspricht: nach Nishi-Shinjuku. Hier sammeln sich die Wolkenkratzer aus mehreren Jahrzehnten. Hohe Gebäude waren in Japan lange verboten, die absolute Maximalhöhe ware gesetzlich auf 31 Meter festgesetzt. Das wurde 1963 aufgehoben, der erste Wolkenkratzer war dann 1968 das Kasumigaseki Building. Man hatte lange Angst vor der Erdbebensicherheit, während des Baus des Kasumigaseki Buildings gab es dann ein relativ starkes Erdbeben und die Bauarbeiter wurden gefragt, wie es denn in der Höhe gewesen sei. Die Antwort war in etwa: "Welches Erdbeeben?" Die Schwingungen wurden vom Gebäude ausgeglichen.

Das Kasumigaseki Building werden wir uns nicht ansehen, weil es in Kasumigaseki ist, nicht in Shinjuku. Aber wir haben noch genügend Gebäude übrig, um uns den Hals zu verdrehen.

Wir starten an den Gebäuden der Präfekturverwaltung von Tokyo. Dieses Mal sehen wir uns aber nicht die berühmten Doppeltürme an, sondern sehen zu einem der Nebengebäuden hinauf. Auch dieses sieht architektonisch interessant aus und passt stilistisch zum großen Bruder (große Brüder?), der ganze Komplex wurde von Tange Kenzo zusammen entworfen.
8a_Tokyo tocho.jpg
Dann sehen wir uns den umgebenden Stadtteil an. Ein weiteres sehr bekanntes Gebäude ist der Shinjuku Park Tower, der aus drei ineinandergebauten Einheiten besteht. Der Blick von oben hinüber ist bekannter, aber auch von unten ist das Gebäude gut zu erkennen.
8b_Shinjuku Park Tower.jpg
Schräg gegenüber (hier allerdings aus einer anderen Richtung fotografiert) steht der Tokyo Opera City Tower. Der Turm, in dem sich tatsächlich auch Konzernsäle finden, bildet mit dem Neuen Nationaltheater daneben (nicht auf dem Foto) den Komplex Opera City.
8c_Tokyo Opera City Tower.jpg
Friedlich nebeneinander stehen das Shinjuku Sumitomo Building und das Shinjuku Mitsui Building, obwohl sie konkurrierenden Unternehmensgruppen gehören. Sie wurden auch noch beiden 1974 gebaut, also recht früh in der Geschichte des japanischen Wolkenkratzers.
8d_Sumitomo_Mitsui.jpg
Und schließlich der Beweis, dass sich hier wirklich ein Wolkenkratzer neben dem anderen erhebt. Auf einem Foto: Shinjuku Green Tower (1986), Shinjuku Oak Tower (2003), das Hilton (1984) und das Odakyu Dai-ichi-seimei Building (1980).
8e_Green_Oak_Hilton_Odakyu.jpg
Und morgen sehen wir uns das ganze von oben an.
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

9. Kopf runter

Wie schon angekündigt, sehen wir uns heute das Hochhausviertel von Shinjuku noch einmal, aber dieses Mal von oben an. Aussichtspunkt ist die Präfekturverwaltung von Tokyo, von der wir gestern ein Nebengebäude gesehen haben. Heute stehen wir auf einem der Zwillingstürme und können das Nebengebäude von gestern leider nicht sehen.

Den Rest der Gebäude können wir von hier aus aber sehr wohl sehen. Also, auf geht's: Zuerst der Shinjuku Park Tower von gestern. Von oben sieht man die charakteristische Dachkonstruktion dann doch besser als von direkt darunter. Der Shinjuku Park Tower ist das zweithöchste Gebäude in Shinjuku, also müssen wir hier auch nicht groß runtersehen. Die Präfekturverwaltung ist zwar das höchste Gebäude in Shinjuku, aber wir sind nicht ganz oben.
9a_Shinjuku Park Tower.jpg
Also nächstes sehen wir den Tokyo Opera City Tower, der einen Meter tiefer ist als der Shinjuku Park Tower. Also bleibt der Kopf auch eher gerade. Daneben sehen wir aber auch den deutlich kleineren Turm von NTT East.
9b_Tokyo Opera City Tower.jpg
Jetzt sehen wir auch, dass die beiden Gebäude von Sumitomo und Mitsui nicht allein nebeneinander stehen, sondern Gesellschaft haben. Rechts das Shinjuku Center Building und in der Lücke dahinter das Shinjuku Sompo Japan Building (nur echt mit Kunstmuseum). Und alle vier stammen aus den 1970ern, sind also schon Veteranen unter den japanischen Wolkenkratzern.
9c_Sumitomo_Mitsui_Sompo_Center.jpg
Das letzte Ensemble von gestern habe ich nicht ganz passend, aber man kann ja nicht alles haben. Der Green Tower sieht von hier oben richtig klein aus, der Oak Tower hingegen kann sich auch so behaupten. Beim Hilton kann man von oben sehr schön die wellenförmig Form des Gebäudes erkennen. Das Odakyu Dai-ichi-seimei Building hingegen kann man unten am Rand nur erahnen. Da müssten wir den Kopf noch weiter senken. Hier sieht man auch, wie die Gebäude zwischen weiteren Hochhäusern stehen, dass danach aber auch schnell wieder deutlich niedrigere Stadtteile kommen.
9d_Green_Oak_Hilton_.jpg
Und weil ich euch ja ein Gebäude schulde, gibt es zum Abschluss ein Kontrastprogramm, den Juniso Kumano Schrein, der sich mitten im Hochhausviertel behauptet. Dieser geht vermutlich aufs 15. Jahrhundert zurück und wurde immer wieder geändert und der Umgebung angepasst, er befindet sich aber bis heute dort. Er stand dort, als es eine ländliche Gegend war, als hier 1698 eine neue Wegstation (Shin-juku) gegründet wurde, als das Viertel zum Vergnügungsviertel mit Teehäusern und Restaurants wurde, als eine zentrale Wasseraufbereitungsanlage gebaut wurde und er behielt sein Grundstück nach Erdbeben und Bombenkrieg. Und die Hochhäuser konnten ihm auch nichts anhaben.
9e_Kontrastprogramm.jpg
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

10. Wo kaufe ich eigentlich Geschirr in Osaka

Ich nehme an, dass ihr euch diese Frage noch nie gestellt habt, aber wir haben uns ja schon in Tokyo angesehen, wo man alles bekommt, wenn man ein Restaurant eröffnen will, in der Kappabashi-dori. Warum also nicht mal sehen, wie das in Osaka so ist. Osaka ist Tokyo an der Stelle ähnlicher als das benachbarte Kyoto (auch wenn Osaka ungern hört, dass es irgendwas mit Tokyo gemeinsam hat), also deutlich aufgeräumter. Es gibt eine feste Ecke für alles (naja, fast alles). Ähnlich der Akihabara Electric Town gibt es in Osaka Denden Town (Den ist kurz für Elektrizität) und ähnlich der Kappabashi-dori gibt es in Osaka Doguya-suji. Hier ist der Name auch Programm:

道具 dôgû = Werkzeug, Utensilien, Geschirr
-屋 -ya = Geschäft
-筋 -suji = (unter anderem) eine Gegend entlang einer Straße

Also ziemlich wörtlich: Die Geschirr-Geschäfte-Straße. Also, lasst uns einkaufen. Hier gibt es Läden, die so ziemlich alles verkaufen, was man in der Küche gebrauchen kann; immer gut sortiert nach Themen. In einem Laden kann man zum Beispiel Metallwaren und Pfannen oder nebenan Plastikkrüge für Eiswasser und Maschinen zur Herstellung von Shaved Ice kaufen.
10a_Metallwaren.jpg
Für den Touristen interessanter sind aber vielleicht die Läden, die Keramik verkaufen. So ein Teebecher kann ein schönes Souvenir abgeben, wenn man genug Gewicht für den Koffer hat. Und wer noch mehr Platz und Gewicht übrig hat, kann ja auch über eine Suppenschüssel nachdenken. Und da man üblicherweise ja keinen Satz in Restaurantstärke braucht, sondern einzelne Becher oder Schüsseln es zuweilen auch tun, kann man durchaus auch das eine oder andere Schnäppchen machen.
10b_Keramikwaren.jpg
Und weil ein Laden für Keramik nie genug ist, gibt es natürlich mehrere. Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft und alle zusammen wollen dem Kunden die bestmögliche Einkaufserfahrung bieten. Man sollte auch ruhig in verschiedenen Läden schauen, sonst könnte man den einen oder anderen SALE verpassen. Und irgendeinen Grund für einen Sale gibt es fast immer.
10c_mehr Keramikwaren.jpg
Und was macht man, wenn einem auch die Schnäppchen noch zu teuer sind? Man geht zu Daiso oder CanDo oder Seria oder einem der anderen 100-Yen-Shops. Die werden so genannt, weil hier (fast) alles 100 Yen plus Verbrauchssteuer kostet (aktuell also 110 Yen). Die gibt es im ganzen Land und sie verkaufen so ziemlich alles. Man kann also auch lustige Aufkleber, Brief- oder Geschenkpapier, günstige Lebensmittel oder wirlich Souvenirs hier bekommen (z.B. Winkekatzen oder so).
10d_Daiso.jpg
Und auch hier gibt es eine Ecke mit Küchenutensilien und hier bekommt man den Teebecher dann auch für 110 Yen. Inzwischen gilt allerdings: Augen auf beim Einkauf, wenige Artikel kosten auch mal 220 Yen (oder noch mehr :o).
10e_mit Küchenwaren.jpg
Auch sehr zu empfehlen, wenn man günstige, leichte und offensichtlich japanische Souvenirs für die Leute zu Hause will: Stäbchen. Die besseren sind sogar Made in Japan, da kostet dann aber ein Paar auch 110 Yen. Wer es noch günstiger möchte, bekommt aber zuweilen auch zwei oder vier Paar für 110 Yen. Für eine ganze Klasse oder ein Büro eigenen sich dann auch noch die Brechstäbchen, die man aus japanischen Restaurants kennt. 20-40 Sück für 110 Yen.
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

11. Eine Halle im Sumo-Kleid

Heute gibt es einen Ausflug mit Sumo-Bezug, bevor ich euch morgen wieder ins sumofreie ostasiatische Ausland verschleppe. Wir sehen uns zwar kein Sumo direkt an, aber wir sehen uns an, wie oder eher wo Sumo in Osaka funktioniert. In Tokyo gibt es mit dem Kokugikan ja eine dezidierte Sumo-Halle, die quadratisch ist und in der masu-seki (Boxen-Sitze) und isu-seki (Stuhl-Sitze) fest installiert sind. Die wird zwar auch mal für Boxveranstaltungen etc. vermietet, ist aber in erster Linie für Sumo konzipiert worden.

Das ist in Osaka anders. Hier gastiert der Sumo-Zirkus nur einmal im Jahr fürs haru basho im März. Daher gibt es keine eigene Sumo-Halle, sondern Sumo findet in der
エディオンアリーナ大阪 (大阪府立体育会館) - der EDION Arena Osaka (Osaka Prefectural Gymnasium) statt.
Man gibt sich aber große Mühe, klar zu machen, dass hier ein Sumo hon-basho läuft. Es gibt die üblichen nobori (rikishi-Fahnen), vor dem Eingang ist ein Durchgang, auf dem 大相撲三月場所 (Ozumo sangatsu basho), also Sumo März basho) steht und es gibt beispielsweise auch einen Eingang für die chaya links vom Standardeingang. Alles natürlich temporär, aber weitgehend die Elemente, die man auch in Tokyo erwartet hätte.
11a_Sporthalle.jpg
Wenn man dann eben nicht durch den Haupteingang, sondern durch den Eingang bei den chaya ("Teehäuser") geht, merkt man fast nicht, dass auch das temporäre Strukturen sind und dass die Herren nicht das ganze Jahr hier in der Halle arbeiten. Dem gehobenen Sumo-Fan soll ja nichts fehlen.
11b_chaya.jpg
In der Halle sieht man deutlicher, dass es eigentlich eine Sporthalle ist. So ist sie nicht quadratisch, so dass alle Seiten gleichnah am dohyo sind, sondern ein langgezogenes Rechtseck, bei dem es links und rechs Sitzplätze gibt, die deutlich weiter entfernt sind. Die masu-seki sind dabei temporär in die Halle hineingebaut, die isu-seki sind die Sitze der Sporthalle. Außerdem hat sie eine typische Sporthallen-Decke, an der aber alles Notwendige befestigt ist.
11c_Halle.jpg
Wenn man näher an die masu-seki herankommt, erkennt man das Gerüst aus Stahlstangen, auf dem Holzplatten angebracht sind, auf denen dann ein Teppich und die typischen Sitzkissen liegen. Was außerhalb der basho mit den ganzen Inneneinrichtungen passiert, weiß ich allerdings nicht.
11d_masu-seki.jpg
Einen Vorteil hat die zusammengestückelte und nicht für Sumo geschaffene Struktur allerdings (zumindest war das so, als ich vor Jahren da war), man kann relativ nah an die rikishi herankommen, wenn man Glück hat. So verschwinden die hana-michi, über die die rikishi zum dohyo gehen, nicht in den Katakomben und führen direkt zu den Umkleiden, sondern die sumotori müssen ein Stück durch die öffentlich zugängliche Halle gehen. Und dann kann man interessante Fotos machen. Man muss nur wissen, wann man abdrückt...
11e_nicht mein bestes.jpg
11f_besser.jpg
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

12. Ein kleiner Einblick oder Überblick der Verbotene Stadt

Heute ist der zweite Sonntag und damit steht ein weiterer Ausflug in die japanischen Nachbarschaft an. Und heute geht es nach China und hier genauer nach Peking. Wir werden heute einen Zwischenstop an der Verbotenen Stadt im Herzen Pekings einlegen. Da die Verbotene Stadt viel zu groß für ein kleines Adventskalender-Posting ist, werden wir uns nur einen kurzen Ein- und Überblick verschaffen. Wenn mir eines Tages die japanischen Postings ausgehen, können wir ja wieder zurückkehren und uns noch weitere Einblicke verschaffen.

Um hineinzukommen, müssen wir ganz in den Süden des Komplexes, wo der Eingang ist, durch den heute die Touristen in die Stadt gelangen dürfen. Früher war uneingeladener Zutritt mit dem Tode bedroht, heute kann man einfach Eintritt zahlen. Doch bevor es soweit ist, stehen wir erst einmal vor dem Tiananmen, dem Tor des Himmlischen Friedens. Den danach benannten Platz haben wir im Rücken. Auch das ist eher etwas für spätere Zeiten. Am Tiananmen hängt heute ein riesiges Bild von Mao und zwei chinesiches Banner („Lang lebe die Volksrepublik China!" und „Lang lebe die große Einheit der Völker der Welt!“). OK, da müssen wir jetzt durch (im wörtlichen Sinne).
12b_Tiananmen.jpg
Dann sind wir aber noch nicht in der Verbotenen Stadt, sondern kommen erst einmal zum Meridian Gate, dem letzten Tor, bevor wir die Stadt betreten können. Wir sehen drei Torbögen, der mittlere war früher dem Kaiser vorbehalten. Heute gilt das wohl eher nicht mehr. Aber man wird ja auch nicht mehr hingerichtet, wenn man sich Einlass verschafft.
12c_Meridian Gate.jpg
Jetzt sind wir in der Verbotenen Stadt und werfen noch einen Blick auf die zentrale große Halle, die Halle der höchsten Harmonie.
Dies war der Ort, an dem der Kaiser gekröhnt wurde, heiratete und Hof hielt; der zentrale Zeremonialort in der Verbotenen Stadt. Sie ist das größte Holzgebäude, das in China erhalten geblieben ist, nachdem sie zwischen 1421 und 1695 nicht weniger als sieben Mal abgebrannt war.
12d_Halle der höchsten Harmonie.jpg
Hier sieht man auch, dass ich morgens kurz nach Öffnung in die Verbotene Stadt eingefallen bin, es sind noch keine Busreisegruppen unterwegs. Die haben später sehr viel mehr Platz eingenommen und es war nicht mehr so einfach, sich alles anzusehen. Man kann aber auch außerhalb der großen Highlights genug finden. Schließlich gibt es dort auch noch Ausstellunge etwa zu Schmuck oder Uhren und die Busladungen haben dann keine Zeit, sich alles anzusehen.

Wenn man das meiste gesehen haben will, sollte man sich bis zum Abend nichts anderes vornehmen. Und will man einen Überblick über die Verbotene Stadt haben, kann man im Norden (also dort, wo es leider keinen Eingang gibt) auf den Jingshan Hügel steigen. Von hier kann man die Größe der gesamten Anlage einigermaßen erfassen. Und einigermaßen fotografieren.
12a_von oben.jpg
Und dann kann man abends, nachdem man die Stadt von unten, von innen und von oben gesehen hat, am Wassergraben den Tag ausklingen lassen, bevor man in die Stadt vielleicht zu einem der Night Markets geht.
12e_Abendstimmung.jpg
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

13. Wo bin ich?

Heute beginne ich mal nicht mit dem Ort, wo wir sind, sondern zeige euch erst die Fotos, die uns langsam dahinleiten, wo wir sind. Lasst uns also anfangen:

Als erstes sehen wir Bambus, viel Bambus. Der Bambus wird auch noch beleuchtet, was nicht schlecht ist, denn es wird langsam Abend.
13a_Bambus.jpg
Sind wir also in einem bekannten japanischen Garten? Nein. Ein Park? Nein. Lasst uns also weitergehen.

Als nächstes sehen wir ein kleines Becken, wie es zur rituellen Waschung vor dem Besuch eines Schreins oder Tempels.
13b_Reinigung.jpg
Also vielleicht kein Garten, aber ein wichtiger Schrein? Irgendwas religiöses jedenfalls? Nein, hier steht zwar ein Schrein, aber der ist wirklich nur ganz klein und wohl nicht entscheidend für den Ort, an dem wir sind. Diese kleinen Schreine gibt es schließlich in vielen Gärten oder Höfen.
13c_Schrein.jpg
Als nächstes sehen wir eine Gedenkplakette für Hermann Rumschöttel (1844-1918).
13d_Rumschöttel.jpg
Aha, den kennen wir natürlich sofort (nicht). Ich jedenfalls. Aber dafür gibt es ja Online-Ressourcen, also: Hermann Rumschöttel war ein Eisenbahningenieur, ursprünglich aus Trier, aber beruflich in Berlin angesiedelt. Und er war von 1887 bis 1894 in Japan tätig, unter anderem plante er Hochbahnstrecken in Tokyo und bildete japanische Eisenbahner aus. Vor allem war er aber für Kyushu Tetsudo, den Vorläufer der heutigen JR Kyushu, tätig. Also, Kyushu, Eisenbahn, wir kommen voran. Und das nächste, was wir sehen, unterstreicht das noch:
13e_JR Kyushu.jpg
Das hat eindeutig die Form von Kyushu und mit ein bisschen Phantasie soll das eine Eisenbahn symbolisieren. Denke ich. Jedenfalls sind wir auf dem Dach des Bahnhofs Hakata von JR Kyushu, dem Hauptbahnhof von Fukuoka. Wenn man dort beim Umsteigen etwas Zeit hat, lohnt sich der Ausflug aufs Dach mit Garten, Schrein, Denkmälern und weiteren Sachen auf jeden Fall.
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von tsunamiko »

Cool. Deshalb mag ich deinen adventkalender so. Er ist ein bißchen wie die "kuriose Geschichte" bei "Stadt Land Kunst".
...there are so many different ways that lead to the gods
so many ways that lead to enlightment


but only one way that leads to the next gucci boutique...........


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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

14. Senganen - Ein Garten viel zu schön für nur ein Foto

In den Anfangsjahren des Adventskalenders bin ich leider sehr sorglos mit meinen Themen umgegangen. So habe ich den Sengan-en, einen großen Garten in Kagoshima im Süden von Kyushu, darauf reduziert, dass man von dort den Berg Sakurajima als "geliehende Aussicht" sehen kann. Diese sträfliche Vernachlässigung werde ich heute korrigieren und euch den Sengan-en aus verschiedenen Blickrichtungen zeigen. Der Garten hat nämlich eigentlich alles, was man so als japanischer Garten braucht. Und den Blick auf Sakurajima obendrauf.

Der Sengan-en war früher der herrschaftliche Garten der Familie Shimazu um ihre Residenz in Kagoshima. Auch heute stehen noch viele der Gebäude, wir wollen uns aber in erster Linie die Gartenanlagen ansehen. Es könnte aber sein, dass sich mal ein Gebäude mit aufs Foto schleicht. Wir beginnen aber mit einer wirklich großen Steinlaterne, bekannt als die Springender Löwe-Laterne, weil das, was oben drauf ist, ein chinesischer Wächterlöwe sein soll, der seine Hinterläufe in die Luft streckt. Sagt senganen.jp und wenn ich das Foto nicht schrumpfen müsste, um es hochladen zu können, würde man das auch wirklich erkennen.
14a_Steinlaterne.jpg
Und beim nächsten hat sich dann doch das Haus ins Bild geschummelt. Hier lebte einst die reiche Familie Shimazu, die daimyo von Satsuma und Osumi (heute zusammen bekannt als Präfetur Kagoshima), die auch den Daumen auf Okinawa hielt und dort auch während der Abschließung des Reiches Kontakte ins Ausland aufnehmen konnte. Nachdem die Zeit der daimyo in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts endete, diente das Haus bis ins 20. Jahrhundert als staatliches Gästehaus. Und ich denke, hier hätte man es aushalten können.
14b_Haus.jpg
Die Anlagen des Sengan-en sind aber viel weitläufiger als man auf den ersten Blick vielleicht vermutet. Die Küste entlang strecken sich unterschiedliche Gärten mit Vulkan-Blick und hinter dem Haus ziehen sich die Anlagen auch noch den Berg hinauf. Hier gibt es einen Bambushain und natürlich auch noch die unvermeidlichen Zierkirschen, um auf alle jahreszeitlichen Eventualitäten vorbereitet zu sein. Etwas weiter kann man sogar den Berg hinauf wandern, aber das habe ich noch nicht gemacht.
14c_Kirschblüte.jpg
Wir bleiben also in der Ebene und sehen uns noch den wirklich kleinen Wasserfall an, der hier geschaffen wurde. Schließlich braucht so ein echter japanischer Garten einen Wasserfall. Von Größe hat schließlich niemand was gesagt.
14d_Wasserfall.jpg
Und ganz am Ende sehen wir ihn dann doch: den Vulkan Sakurajima. Den haben wir schon gesehen, aber nicht aus diesem Blickwinkel. Und Sakurajima ist einfach von jeder Seite schön, wenn er nicht gerade ausbricht. Wobei es Leute gibt, die sich auch dann tierisch freuen, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
14e_Vulkan.jpg
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

15. Jindai-ji - ein Tempel in der Vorstadt

Als ich in Japan studiert habe, lebte ich in der Stadt Mitaka in der Präfektur Tôkyô. Von diesen Vorstädten (die in der Regel nach hiesigen Maßstäben eigene Großstädte sind) gibt es eine ganze Reihe, die ganze Kantô-Ebene ist mit Häusern überzogen. Südlich von Mitaka liegt die Stadt Chôfu, die auch in erster Linie eine Wohnstadt für Leute ist, die in Tôkyô arbeiten; mit Einfamilienhäusern und kleinen Apartmenthäusern (mit noch kleineren Apartments). In Chôfu gibt es aber auch einen interessanten Tempel, den Jindai-ji. Zu diesem sind wir mit unserem Buddhismuskurs von der Uni in der Neujahrsnacht gefahren. Eigentlich besucht man an Neujahr einen Schrein, aber in der Gegend gibt es nur diesen Tempel und wir waren nicht die einzigen. Japaner nehmen die religiösen Städten zuweilen wohl auch wie sie sich anbieten. Oder sie sind später noch zu einem der großen Schreine in der Innenstadt gefahren.

Jedoch zurück zum Jindai-ji. Dieser geht der Legende nach auf das Jahr 733 zurück, ist jedenfalls schon wirklich alt. Gut 100 Jahre später schloss er sich dann der Richtung des Tendai-Buddhismus an. Die heutigen Gebäude sind nicht mehr aus dem ersten Jahrtausend, sondern wurden über die Jahrhunderte immer wieder neu gebaut oder ergänzt. Zum Teil freiwillig, zum Teil nach beispielsweise Bränden. So stammt das sanmon, das Tempeltor aus dem Jahr 1695, weil der Vorgängerbau abgebrannt ist.

山門 sanmon bedeutet wörtlich Bergtor (san - Berg, mon - Tor), aber im Buddhismus werden Tempel übertragen als Berge bezeichnet, daher bedeutet sanmon wirklich einfach Tempeltor.
15a_Sanmon.jpg
Gleich rechts neben dem Eingang befindet sich die Tempelglocke. Die aktuelle Glocke wurde erst 2001 gegossen, ihre Vorgängerin ist aber von 1376 und wird auch noch auf dem Tempelgeländer aufbewahrt. Wegen Rissen wurde sie allerdings außer Dienst gestellt. Wir müssten Neujahr 2001 aber wohl tatsächlich noch die alte Glocke gehört haben. Die Fotos sind allerdings von der neuen Glocke.
15b_Shoro.jpg
Geht man vom Tempeltor geradeaus, geht man auf die Haupthalle zu. Die heißt tatsächlich auch auf Japanisch so:
本堂 hondô (hon - Haupt- und - Halle). Sie stammt erst vom Beginn des 20. Jahrhunderts, nachdem sie 1865 zum wiederholten Male bei einem Großbrand zerstört wurde.
15c_Hondo.jpg
Links von der Haupthalle befindet sich eine zweite Halle, die Gansandaishidō. Diese war vor allem in der Edo-Zeit beliebt bei Leuten, die um Glück bitten wollten. Unter dieser Halle wurden 1900 eine Skulpturengruppe aus der Hakuhō Periode (673–686) gefunden, die daher als die Drei Hakuhō-Buddha (白鳳三仏 Hakuhō Sanbutsu) bekannt ist. Namensgleichheiten mit bekannten Sumotori sind vermutlich rein zufällig. Leider habe ich die drei nicht vor die Linse bekommen, deshalb müsst ihr euch mit der Gansandaishidō zufrieden geben.
15d_Gansandaishido.jpg
Die drei Buddha sind auch nicht die einzigen, die nicht einfach im Sonnenlicht stehen. Am Rand des Tempelgeländes gibt es auch noch ein subtiles Gitter, hinter dem sich die Enmei Kannon versteckt.
15e_Enmeikannon.jpg
Schielt man durch das Gitter sieht man einen Felsen, in den eine Figur eingraviert ist, von der allerdings in erster Linie noch der Kopf erhalten ist. Das muss dann wohl diese Kannon sein.
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Beitrag von Watashi »

16. Drei Schreine Fest

Wer am dritten Wochenende im Mai in Tokyo ist (soll ja auch ein Sumo-Turnier zu der Zeit in der Stadt geben), kann im Stadtteil Asakusa eine weitere japanische Tradition mitnehmen. Er muss allerdings damit rechnen mit sehr vielen anderen Leuten dort zu sein. Die Straßen sind dann nämlich voll.
16a_Menschenmenge.jpg
Und wer gute Augen hat, hat vielleicht schon erkannt, was hier läuft: ein japanisches Schreinfest, ein matsuri. Dieses Festival heißt allgemein
三社祭 - sanja-matsuri (san - drei, -ja - Schrein, -matsuri - Fest, Festival), wörtlich also das Drei Schreine Fest. Das ist etwas verwirrend, weil es eigentlich das Schreinfest des Asakusa Jinja, des Asakusa Schreins, ist. Also nur ein Schrein. Offiziell heißt es auch 浅草神社例大祭 - Asakusa Jinja Reidaisai, etwa Großes Jahresfest des Asakusa Jinja.
Das Festival feiert aber drei Männer, die laut einer Legende am 18. März 628 eine Kannon Statue aus dem Sumida-gawa zogen und im Anschluss den ältesten Tempel Tokyos, den Senso-ji, gründeten. Im Mittelpunkt des Festivals stehen daher drei Trageschreine und so wird es eben landläufig sanja-matsuri genannt. Kurz gesagt ist sanja-matsuri, das Drei Schreine Fest, also das Schreinfest eines einzigen Shinto-Schreins, das die Gründung eines buddhistischen Tempels feiert. Logisch.

Vorläufer des heutigen Festivals gibt es tatsächlich schon seit dem 7. Jahrhundert. Der dazugehörige Shinto-Schrein wurde allerdings erst Mitte des 17. Jahrhunderts von einem Shogun gegründet, so dass die heutige Tradition auf die Edo-Zeit zurückgeht. Heute ist es eines der größten Festivals von Tokyo mit bis zu 2 Millionen Besuchern. Von daher kann es schwierig sein, gute Fotos zu machen. Einen Schrein habe ich aber zumindet halbwegs erwischt.
16b_matsuri.jpg
Dann kann man zum Senso-ji, den Tempel im Mittelpunkt des Geschehens, weitergehen. Natürlich ist es das Schreinfest des benachbarten Asakusa Jinja, aber es geht ja schließlich um die Gründung des Senso-ji. Und hier werden dann auch irgendwann die Schreine durchkommen. Und sehr, sehr viele Menschen.
16c_Kaminari-mon.jpg
Leider kann man die Schreine bei ihrem Eintreffen dann unter Umständen nicht mehr so gut sehen, weil hier vieles abgesperrt ist. Ich habe einen nur hinter einem Gitter und sehr verwackelt bekommen, weil es inzwischen dunkel war und die Schreine nicht nur getragen, sondern auch hoch und runter bewegt werden. Und das, obwohl so ein Schrein etwa eine Tonne wiegt und am Tag an die 500 Träger verschleißt (40 auf einmal). Wer matsuri will, muss leiden.
16d_schwer zu sehen.jpg
Und dann ist der Spaß vorbei. Die Trageschreine sind am Schrein angekommen, die Riten sind beendet und plötzlich wird es deutlich leerer am Senso-ji. Auch die Ladenstraße, die Nakamise-dori schließt und die vielen Menschen sind wie vom Erdboden verschluckt.
16e_am Ende des Tages.jpg
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

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17. Bei Nacht in Tokyo

Heute sehen wir uns mal Tokyo bei Nacht an, aber keinen berühmten Tempel, kein hell erleuchtetes Vergnügungsviertel, ja eigentlich gar nichts wirklich berühmtes. Wir sehen uns den Stadtteil Asakusabashi an, von unten und von oben. Warum? Weil ich da mal im Hotel war und es einfach mal was anderes ist. Es muss ja nicht immer ein riesiges Schreinfest oder eine berühmte Sehenswürdigkeit sein, nur weil es Tokyo ist. Nicht mal ein Wolkenkratzer. Außerdem liegt Asakusabashi zwischen Akihabara (Comics, Electric Town) und Ryogoku, also eigentlich ziemlich zentral.

Zuerst gehen wir durch die Straßen und sehen uns um. Hier treffen wir auf einen Fluss, der sich durch die Stadt zieht. Links und rechts stehen mehrstöckige Häuser am Rand, und am Ufer liegen Schiffe vertäut. Früher durchzogen Flüsse, Kanäle und die alten Gräber der Burg von Edo die gesamte Stadt. Heute sind die meisten allerdings zugeschüttet oder überbaut worden. Doch wenn man weiß, wo man sie suchen muss (oder einfach Glück hat), kann man sie noch sehen, so wie hier den Kanda-gawa.
17a_nachts am Fluss.jpg
Dann begeben wir uns deutlich höher und sehen aus dem Fenster auf das nächtliche Panorama der Stadt. Was einem vielleicht auffällt, ist, dass es relativ dunkel ist. Wer an Tokyo bei Nacht denkt, hat vielleicht riesige Neonreklamen oder hell erleuchtete Tempeltore vor Augen. In den Wohngegenden hingegen ist es nachts nicht so schreiend hell. Wobei natürlich über jedem Convenience Store ein großes leuchtendes Schild ist, damit man sie auch finden kann. Dunkel ist es also keinesfalls, aber auch nicht so hell wie in manchem Vergnügungsviertel (in so einem war ich auch mal im Hotel).
17b_Nachtpanorama.jpg
Jetzt kann man bei der Dunkelheit aber auch nicht so viel erkennen, deshalb ein weiteres Panorama mit etwas mehr Helligkeit. Man kann erkennen, dass wirklich hohe Häuser nach wie vor die Ausnahme sind. Es entstehen aber immer wieder einzelne, etwas unmotiviert aussehende Wohntürme. Bauplatz ist rar in Japan und in Tokyo noch mehr. Da ist es eigentlich verwunderlich, dass die Japaner nicht noch mehr in die Höhe bauen. Rechts am Rand erhebt sich zudem der Tokyo Sky Tree, der damals im Herbst 2011 noch im Bau war. Die Fertigstellung war am 29. Februar 2012, Eröffnung erst im Mai.
17c_Panorama mit SkyTree.jpg
Und dann sehen wir nach unten. Gegenüber dem Hotel ist ein Parkplatz für bis zu sechs Fahrzeuge, Kostenpunkt: 400 Yen für 25 Minuten. Diese Kleinstparkplätze gibt es erstaunlich häufig in Tokyo. Es ist nämlich nicht erlaubt, an der Straße zu parken, somit ist jeder Parkraum willkommen und die Besitzer können ordentlich abkassieren. Umgerechnet sind das etwa 7,50 Euro für eine Stunde. Und wie gesagt, das ist jetzt keine Einkaufszone. Da kein Platz für eine Schranke o.ä. ist, ist auf jedem Parkplatz eine Sperre installiert, die ausfährt, wenn ein Fahrzeug geparkt wird. Diese senkt sich nur wieder, nachdem die Parkgebühr bezahlt wurde. Und dafür gibt es natürlich einen Automaten.
17d_Kontrastprogramm.jpg
Den Parkplatz gibt es übrigens immer noch, wenn man Google Street View Glauben schenken kann.
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

18. Gehe direkt in das Gefängnis

Heute sehen wir uns mal was anderes an: ein altes Gefängnis in Aikawa auf Sado. Dieses war von 1954 bis 1972 in Betrieb, dann wurde das Gefängnis auf Sado nach Sawata verlegt. Das alte Gefängnis blieb einfach so stehen, es wurde nicht weiter erhalten, aber auch nicht abgerissen. Heute sind die Mauern von Weinranken überwachsen, am Tor ist nur eine kleine Tür offen, durch die man nur hindurchgehen kann, wenn man sich bückt. Das große Tor geht vermutlich schon länger nicht mehr auf.
18a_Gefängnis der offenen Tür.jpg
Im Prinzip sind die Gefangenen einfach ausgezogen und ein Verein, der das Gefängnis zur Besichtigungszeit betreut, ist später eingezogen. Und die meisten beweglichen Sachen wurden ausgeräumt. Sonst hat sich nicht viel geändert. Von daher sieht das Museum heute natürlich nicht mehr taufrisch aus, aber man hat einen authentischen Eindruck von den alten Gebäuden. Das Gefängnis ist im Kern ein reines Holzhaus, eines der wenigen, die noch existieren.
18b_unverändert.jpg
Innen sieht man den Flur, von dem die Zellen abgehen, aber nicht nur die Zellen. Vorne rechts ist zum Beispiel das Krankenzimmer. Gemütlich ist anders, aber das ist ja auch ein Gefängnis.
18c_Zellenflur.jpg
Die Zellen selbst waren nicht unbedingt geräumig und da Japaner ja traditionell auf dem Boden schlafen, sieht man nicht einmal eine Pritsche. Aber wer das Klo vermisst: Dieses ist hinter der niedrigen Holzwand. Das ist nämlich die Frauenzelle, die einzige, die es gab. Die Herren hatten diesen Luxus nicht, für diese gab es größere Gemeinschaftszellen oder eine Einzelzelle ohne Holzwand.
18d_Zelle.jpg
Eines darf aber natürlich auch in einem japanischen Gefängnis nicht fehlen: Das Bad. Und da gibt es natürlich keine einfache Dusche, sondern eine Badewanne oder zwei. Reinlichkeit muss auch hinter Gittern sein.
18e_Bad.jpg
In der alten Küche sieht man am meisten, wie der Zahn der Zeit überall genagt hat: Außer dem alten Herd ist nicht mehr viel übrig, der Fußboden bröckelt und die Wände haben auch schon bessere Tage gesehen. Aber auch das macht irgendwie den Charm der ganzen Sache aus.
18f_Küche.jpg
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

19. Tempel und Traditionen aus Taiwan

Es ist Sonntag, also auf ins Ausland, also ins nicht-japanische Ausland. Heute steht Taiwan und hier die Hauptstadt Taipeh auf dem Plan. Wir besuchen einen Tempel, der zwar nicht besonders alt, aber ganz besonders rot ist.
19a_Hsingtien Tempel.jpg
Das ist der Hsing Tian Kong (Kong bedeutet Tempel), ein Tempel, der 1967 erbaut wurde. Der Tempel ist Guan Yu gewidmet, einem General aus der Zeit der Drei Reiche (gestorben 219 n. Chr.), der als besonders loyal, mutig und gerecht galt, außerdem soll er gut mit Finanzen gewesen sein. Daher ist er nicht nur der Schutzherr des Militärs und der Polizei, sondern auch der Unternehmer. Der Tempel gilt als besonders wirksam, wenn es um Glück und Vorhersagen geht, daher ist er besonders beliebt bei Gläubigen und Suchenden. Selbst abends ist er noch gut besucht.
19b_Innenraum.jpg
Wer Hilfe und göttliche Führung sucht, kann hier seine Zukunft voraussagen lassen. Zum einen gibt es jede Menge Wahrsager, die mitverdienen wollen, und zum anderen kann man einer Tradition gemäß halbmond-förmige Klötze verwenden. Wenn man zwei davon auf dem Boden wirft, kommt es darauf an, wie sie landen: Landen beide mit der gewölbten Seite nach oben, ist die Antwort negativ oder das Omen schlecht; landen beide mit der flachen Seite nach oben, ist die Antwort neutral und man muss sie noch einmal werfen; liegt einer gewölbte Seite oben und der andere flache Seite oben, ist die Antwort positiv oder das Omen gut. Und wieso habe ich das Gefühl, dass hier leicht zugunsten der positiven Antwort geschoben wurde?
19c_Glück muss man haben.jpg
Geht man ganz bis nach vorne oder nach innen weiter, sieht man Figuren, die hier angebetet werden. Auch hier dominieren Farben und Gold. Ein bisschen Luxus muss beim Beten schon sein. Ansonsten gilt der Tempel aber als relativ schlicht. Schlicht, aber effektiv.
19d_ganz vorne.jpg
Und wenn wir uns nach dem Rausgehen noch einmal umdrehen, sehen wir, was Taiwan ausmacht: Die friedliche Koexistenz von Tradition und Moderne, von Religion und Aberglaube mit Technik und Werbung. Es muss eben nicht immer entweder oder sein, es kann mehr als einen geben. Im Tempel herrschen alte Riten, direkt davor sieht man schon die Auswüchse des Kommerzes.
19e_alles in einem.jpg
Das war unser letzter Sonntag. Ich hoffe, unsere Ausflüge haben euch gefallen.
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

20. Wenn eine eine Wanderung tut...

... dann kann sie was erzählen. Und etwas zeigen. Heute machen wir eine kleine Wanderung, oder wir beginnen eine kleine Wanderung und sehen uns ein paar ungewöhliche Begebenheiten an, bevor wir uns morgen dem Wanderweg widmen.

Wir sind auf Okinawa Honto, der Hauptinsel von Okinawa, etwa 75km nördlich der Hauptstadt Naha, wir sind also ein bisschen gefahren, um hierher zu kommen. Und jetzt müssen wir auch noch laufen. Uns bleibt einfach nichts erspart. Also auf geht's. Ziemlich zu Anfang sehen wir ein Schild, das vielleicht nicht selbsterklärend nicht, obwohl es auch auf Englisch ist (und das auch noch doppelt):
20a_wandern oder waten.jpg
Man kann hier nämlich nicht nur am Wasser entlang, sondern auch im Wasser entlang wandern oder eher waten. Da ich allerdings am 1. Februar da war, habe ich statt tiefem Fluss lieber den hohen Wanderweg genommen. Zum Teil den sehr hohen Wanderweg. Zwischendurch muss man nämlich über eine hohe Hängebrücke, die 50 Meter lang ist, zwischen den Pfeilern.
20b_tief oder hoch hinaus.jpg
Am Wegesrand sehen wir auch ein bisschen was, eine alte Köhlergrube. Hier wurde also mal Holzkohle produziert. Es gibt beeindruckender Sehenswürdigkeiten und es ist auch nicht der Grund, dass wir hier langwandern, aber es zeigt, dass diese Gegend, die uns schon irgendwie gottverlassen vorkommt (ist ja eher Nebensaison), schon länger von Menschen genutzt wurde. Wenn auch nur zum Kohlemachen.
20c_Kohle mal anders.jpg
Und was kann man noch an japanischen Wanderwegen finden? Nein, dieses Mal keinen Getränkeautomaten, obwohl das auch eine gute Idee wäre. Aber einen ausgewiesenen Handyspot hätten wir im Angebot. Hier können Sie telefonieren (was dann wohl umgekehrt heißt, dass man es nicht überall am Weg kann, würde uns in Deutschland natürlich nie passieren ;-)). Dabei geht es vermutlich weniger um den perfekten Platz, um seine Fotos hochzuladen, sondern eher darum, zu wissen, wo man im Notfall telefonieren kann. Die Nummer der Parkverwaltung ist gleich mit angegeben.
20d_ganz wichtig.jpg
Und was ist noch wichtig? Ein stilles Örtchen, für eine andere Sorte Notfall. Das sollte dann aber auch ein wirklich dringender Notfall sein, sonst geht man vermutlich doch nicht freiwillig auf die
エコトイレ eko toire - die Ökotoilette (oder das Trockenklo).
20e_noch wichtiger.jpg
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

21. Wir wandern, wir wandern...

Nachdem wir uns gestern links und rechts des Wegs etwas umgesehen haben, sehen wir uns heute den Weg an. In erster Linie zumindest. Zu Beginn stehen wir aber erst einmal vor einem Damm im Fluss. Dieser Fluss wird uns den weiteren Verlauf des Weges begleiten, mal links und mal rechts des Weges, mal darunter (wir haben ja gestern schon die große Brücke gesehen). Und das ist auch der Fluss, durch den wir gestern hätten waten können, wenn wir nur gewollt hätten. Hier ist nämlich nicht nur ein ausgeschilderter Wanderweg, sondern eben auch ein ausgeschilderter Weg im Fluss. Der Wanderweg bringt uns aber weiter.
21a_auf geht es.jpg
Dann machen wir uns wirklich auf den Weg. Im wahrsten Sinne des Wortes, wir steigen nämlich ein paar Stufen zum Weg hinauf. Das ist nämlich ein wirklich gut gepflegter Wanderweg, auf dem wir häufig auf Holzbohlen oder erhöhten Strecken laufen. So einfach zu laufen ist er aber auch nicht. Für die 1,5 Kilometer bis zu unserem Ziel braucht man so um die 40 Minuten.
21b_Trekking Tour auf Japanisch.jpg
Auf die Teile unseres Weges, die ebenerdig sind, sind befestigt. Es gibt Geländer und der Weg ist sauber und ordentlich. Wir haben also nicht so das Gefühl einer echten Wanderung, auch wenn wir mit der Zeit einige Höhenmeter machen werden. Zu Beginn ist das aber alles noch ziemich entspannt. Das heißt auch nicht, dass alle Wanderwege in Japan so befestigt sind. Es gibt auch die kleinen, die unbefestigten Wege, auf denen man durch die Berge zieht. Gut besuchte Wege, wie dieser hier auf Okinawa, bieten da schon mehr Komfort.
21c_gepflegt kann man sagen.jpg
Aber nur, weil wir einen guten Weg erwischt haben, bedeuet das nicht, dass hier alles einfach zu bewältigen ist. So steigen wir immer wieder Treppen hinauf, die durch den Wald und über Felsen führen. Wer also nicht auf Treppen kann, sollte sich lieber einen anderen Weg suchen.
21d_mit Höhen und Tiefen.jpg
Und wie schon erwähnt, bleibt der Fluss immer an unserer Seite. Oder auch unter uns. Wir gehen auch nicht einfach durch irgendeinen Wald, sondern sehen die subtropische Vegetation von Okinawa. Das müssen ja nicht immer die ganz großen Palmen sein, auch hier am Fluss gibt es genug zu sehen.
21e_am Fluss entlang.jpg
Und morgen sehen wir, wo uns der Fluss hingebracht hat.
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

22. Ja, wo laufen sie denn hin?

Und wo landen wir, wenn wir den gut gepflegten Wanderweg auf Okinawa entlang gehen? Das werden wir bald herausfinden. Vorerst folgen wir dem Fluss, noch ein letztes Stück am Wasser entlang, das hier oben ziemlich reißend durch das Flussbett fließt. Soll uns das schon ein Hinweis sein auf Dinge, die da kommen werden?
22a_fast da.jpg
In der Tat, denn unser Wanderweg endet am Hiji Wasserfall, dem Hiji Ôtaki. Also eigentlich dem Großen Hiji Wasserfall, da 大滝 ôtaki großer Wasserfall bedeutet
ô - groß
taki - Wasserfall
Der Große Hiji Wasserfall ist 26 m hoch und war gut gefüllt, als ich dort war. Wenn man sich manche Fotos im Internet ansieht, sieht er fast größer aus, weil im Verhältnis weniger Wasser herunterfällt. Mit einem ordentlichen isländischen Wasserfall kann er natürlich nicht mithalten, aber man kann ja nicht alles haben.
22b_Hiji Otaki.jpg
Außerdem können ordentliche isländische Wasserfälle nicht mit der abwechslungsreichen Vegetation des subtropischen Okinawa mithalten. In Japans Süden bewegt sich schon einmal ein großes grünes Blatt fotogen vor dem Badewanne am Fuße des Wasserfalls.
22c_subtropische Badewanne.jpg
Wobei Badewanne nicht wörtlich gemeint ist. Der gesamte Wasserbereich ist Offlimits, Schwimmen und Springen verboten. Auch der Wald um und hinter dem Wasserfall ist nicht zugänglich. Der geneigte Wanderer darf nur auf dem Weg bleiben, der restliche Wald gehört der Natur. Und um das auch noch einmal klar zu machen, ist das auch dort ausgeschildert. Und das zur Sicherheit bilingual. Hoffen wir also, dass die Chinesen oder Koreaner Japanisch oder Englisch verstehen.
22d_oder eher nicht.jpg
Und da wir nicht mehr weiter gerade aus dürfen, bleibt uns nichts anderes übrig als wieder umzudrehen. Wir verlassen als den Wasserfall auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind. Über Treppen und Wege, immer am Fluss entlang.
22e_und wieder zurück.jpg
Am Ende stehen wir wieder am Campingplatz, über den wir den Weg betreten haben. Wer gerne zeltet, kann hier jetzt übernachten, alle anderen steigen ins Auto und fahren weiter. Den Campingplatz werde ich mir jedenfalls für spätere Jahre aufheben, wenn mir gar nichts mehr einfällt.
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tainosen
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von tainosen »

.... auch meine letzte Japan-Reise ist nun schon 2 Jahre her - da schmachtet man nach jedem Lebenszeichen aus Japan - allein dafür ist dein Adventskalender ein Geschenk für das Gemüt - ich mache mir im Büro immer mal wieder jap. Sandelholzstäbchen an und ich fühle mich gleich in einen jap. Tempel versetzt. Nun muss ich aber gestehen, bislang keine Zeit gehabt zu haben, um täglich das virtuelle Türchen zu öffnen. Heute nun habe ich mir aber die Zeit genommen und alle 22 Türchen nacheinander geöffneten und mir damit den Start in den letzten Bürotag vor Weihnachten zu versüßen. ... ach wie gerne würde ich durch die Küchenausstatterläden in Osaka flanieren :roll: :roll: .
Schön schön ...
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

23. Kunst, Museum, Kunstmuseum

Bevor morgen schon wieder Heiligabend ist, gehen wir noch ins Museum. Wir sind in Tokyo und stehen im Garten des Tokyo Metropolitan Teien Art Museum, oder japanisch: 東京都庭園美術館 (Tōkyō-to Teien Bijutsukan). Tōkyō-to ist die Präfektur Tōkyō, teien bedeutet Garten und bijutsukan ist das Kunstmuseum. Also, was machen wir Garten oder Museum, teien oder bijutsukan? OK, fangen wir mit dem Museum an. Ich merke mir aber den Garten schon mal für nächstes Jahr oder so.

Das besondere am Tokyo Metropolitan Teien Art Museum ist, dass das Haus selbst schon Teil der Kunst ist. Es wurde für einen ehemaligen Prinzen im Art Deco Stil erbaut. Der Prinz verlor seine Stellung in der kaiserlichen Familie nach dem Zweiten Weltkrieg und mit seiner Stellung verlor er auch seine Residenz. Danach war das Gebäude vorübergehend die offizielle Residenz des japanischen Premierministers (1947-1950) und dann staatliches Gästehaus (1950-1974). Anschließend übernahm die Präfektur Tokyo das Gebäude und 1983 wurde es als Kunstmuseum eröffnet. Es wird aber nicht nur Kunst ausgestellt, sondern das Haus mit Teilen der alten Inneneinrichtung ist selbst Star der Ausstellung.
23a_Kunstmuseum plus.jpg
So kann man eben nicht nur wechselnde Ausstellungen erleben, sondern sich auch das Gebäude selbst von außen und innen ansehen. Es wurde 1933 vom Kaiserlichen Hofamt für den Prinzen erbaut. Die Inneneinrichtung stammte von französischen Designern. Der Prinz hatte in Frankreich studiert und war daher an diesem Stil interessiert. Heute kann man also durchs Haus gehen und unabhängig von der Kunst, die ausgestellt wird, sich auch die Architektur ansehen.
23b_Originaltreppenhaus.jpg
In manchen Räumen kann man neben der Architektur auch noch Originalmöbel ansehen. Das Haus kann also auch für Besucher interessant sein, die jetzt nicht die Kunstfans sind, aber ein Interesse am Leben in Japan in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben. Zumindest, wenn es um das Leben der oberen zehntausend geht.
23c_weniger Kunst mehr Museum.jpg
Und dann gibt es natürlich auch noch Kunst im Kunstmuseum. Auf der einen Seite zeigt es Wechselausstellungen, auf der anderen gibt es aber auch noch Dekorationsobjekte aus der Originalausstattung wie diese Vase, äh Brunnen, äh "perfume tower", weil der Prinz Parfum daraufgab, um den Raum mit Duft zu füllen.
23d_Kunst oder Museum.jpg
Je nach Ausstellung gibt es natürlich auch sonst noch sehr viel zu sehen. Als ich da war gab es eine Ausstellung namens "Decoration never dies anyway", die verschiedene Künstler umfasste, die mit dekorativen Elementen oder Mustern arbeiteten. Das sah dann zum Beispiel so aus:
23e_Kunst.jpg
Ob einem die Kunst gefällt ist also wie immer Geschmackssache. Als historisches Gebäude ist das Museum aber auf jeden Fall auch einen Besuch wert. Und wir waren noch gar nicht im Garten.
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Watashi
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Re: 2021 - Ein weiterer Adventskalender

Beitrag von Watashi »

24. Ein Dach mit Weihnachtsmaus

Wir kehren noch einmal zurück auf das Dach des Bahnhofs Hakata in Fukuoka. Wir haben uns hier ja schon bei Tag umgesehen, aber auch bei Nacht muss hier doch etwas los sein. Zumindest kann man mal die Stadt von oben mit Beleuchtung sehen. Ganz großer Bahnhof.
24a_Dach bei Nacht.jpg
Aber heute ist ja Heiligabend, also geht es uns weniger um beleuchtete Städte als um beleuchtete Bäume, oder im größten Notfall nehmen wir auch beleuchtete Pflanzen, da meine Heiligabendbeleuchtung ja traditionell nicht um Weihnachten aufgenommen wurde. Wir drehen uns also von der Stadt weg und stellen fest, dass es auf unserem Dach durchaus auch Pflanzen gibt, die sich für einen weihnachtlichen Ausklang anbieten.
24b_Dach mit Licht.jpg
Sehen wir uns das mal etwas genauer an. Am Rand, mit den Stadt als Hintergrund (man könnte sagen als geliehener Ausblick) haben wir sogar ein Bäumchen. Das ist zwar kein Weihnachtsbäumchen und Schnee haben wir im März hier jetzt auch nicht (und auch sonst im Jahr eigentlich nicht), aber man kann ja nicht alles haben. Und so kommt zumindest schon einmal Abendstimmung auf, wenn vielleicht noch nicht Heiligabendstimmung.
24c_Pflanzen mit Licht.jpg
An einer anderen Ecke ist es noch kuscheliger, weil hier die Lichter der Stadt auch nicht so zu sehen sind. Man braucht also nur noch etwas Fantasie, um am Ende doch in Weihnachtsstimmung zu kommen.
24d_fast ein bisschen weihnachtlich.jpg
Und dann erkennt man auch leichtens im nächsten Busch eine beleuchtete Weihnachtsmaus. Ich weiß ja nicht, was es eigentlich darstellen soll, aber ich halte es da mit James Krüss:

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
(sogar für die Gelehrten),
Denn einmal nur im ganzen Jahr
entdeckt man ihre Fährten.
24e_die Weihnachtsmaus ist sonderbar.jpg
In dem Sinne wünsche ich allen noch schöne Weihnachten und ein frohes neues Jahr.
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