Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Moderator: Watashi
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Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Liebe Forumsgemeinde,
wieder schreiben wir den 1. Dezember und wieder gibt es den beliebten (?) Japan-Adventskalender. Dieses Mal ist mir kein geniales oder weniger geniales Oberthema eingefallen, also suche ich einfach aus meinen Fotos Sachen raus, die wir noch nicht hatten. Ein eventuelles Vorkommen von Sumo-Bezügen ist wie immer rein zufällig, ein minimales Interesse an Japan also durchaus von Vorteil.
Fragen und Kommentare sind wie immer willkommen. Ich werde nach bestem Wissen und Gewissen antworten.
Die entsprechende Karte findet ihr hier.
wieder schreiben wir den 1. Dezember und wieder gibt es den beliebten (?) Japan-Adventskalender. Dieses Mal ist mir kein geniales oder weniger geniales Oberthema eingefallen, also suche ich einfach aus meinen Fotos Sachen raus, die wir noch nicht hatten. Ein eventuelles Vorkommen von Sumo-Bezügen ist wie immer rein zufällig, ein minimales Interesse an Japan also durchaus von Vorteil.
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- Mo(dere)tte
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Als erstes fahren wir soweit nach Norden wie nie zuvor, in die Hauptstadt der (flächenmäßig) größten Präfektur Hokkaidō. Hier und in der Umgebung werden wir die nächsten Tage verbringen, also zieht euch warm an.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war Hokkaido vor allem eine nicht weiter erschlossene Einöde. Das sollte sich nach der Meiji-Restauration von 1868 ändern und so wurde Sapporo im Jahr 1869 gegründet, um die Erschließung von Hokkaidō zu fördern und einen Verwaltungssitz im Innern der Insel zu haben. Die ältesten Gebäude stammen daher zwangsläufig "nur" aus dem 19. Jahrhundert.
Eines der bekanntesten ist der Uhrenturm, der auch das älteste noch existierende Gebäude der Stadt ist. Früher Teil der Exerzierhalle der landwirtschaftlichen Universität diente er auch als Bibliothek und ist heute eine Touristenattraktion mit kleinem Museum. Der Turm wurde 1878 gebaut und steht heute zwischen vielen modernen Gebäude.
Und wie sich das für die Wahrzeichen japanischer Städte und überhaupt alle Touristenattraktionen in Japan gehört, gibt es auch die passende Plattform, um sich angemessen davor fotografieren zu lassen. Dazu gehört auch ein Freiwilliger als Fotograf und eine ziemlich lange Schlange an Fotografierwilligen. Deshalb gibt es kein Foto von mir vor dem Turm, weil mir schon kalt war, als ich ankam.
Die Uhr im Uhrenturm wurde 1881 installiert und wurde aus den USA, aus Boston importiert. Seitdem zeigt sie ohne Unterbrechung die Zeit an. Und das, obwohl der Turm im Jahre 1906 auf seinen jetzigen Platz umgesetzt wurde.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war Hokkaido vor allem eine nicht weiter erschlossene Einöde. Das sollte sich nach der Meiji-Restauration von 1868 ändern und so wurde Sapporo im Jahr 1869 gegründet, um die Erschließung von Hokkaidō zu fördern und einen Verwaltungssitz im Innern der Insel zu haben. Die ältesten Gebäude stammen daher zwangsläufig "nur" aus dem 19. Jahrhundert.
Eines der bekanntesten ist der Uhrenturm, der auch das älteste noch existierende Gebäude der Stadt ist. Früher Teil der Exerzierhalle der landwirtschaftlichen Universität diente er auch als Bibliothek und ist heute eine Touristenattraktion mit kleinem Museum. Der Turm wurde 1878 gebaut und steht heute zwischen vielen modernen Gebäude.
Und wie sich das für die Wahrzeichen japanischer Städte und überhaupt alle Touristenattraktionen in Japan gehört, gibt es auch die passende Plattform, um sich angemessen davor fotografieren zu lassen. Dazu gehört auch ein Freiwilliger als Fotograf und eine ziemlich lange Schlange an Fotografierwilligen. Deshalb gibt es kein Foto von mir vor dem Turm, weil mir schon kalt war, als ich ankam.
Die Uhr im Uhrenturm wurde 1881 installiert und wurde aus den USA, aus Boston importiert. Seitdem zeigt sie ohne Unterbrechung die Zeit an. Und das, obwohl der Turm im Jahre 1906 auf seinen jetzigen Platz umgesetzt wurde.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Watashi hat geschrieben:Liebe Forumsgemeinde,
wieder schreiben wir den 1. Dezember und wieder gibt es den beliebten (?) Japan-Adventskalender...
(?) = ( )
Hana-ichi
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
2. Sapporo Snow Festival
Zur Feier des ersten richtigen Schnees in Marburg bleiben wir in Sapporo und sehen uns das jährliche Sapporo Snow Festival an. Dieses findet seit den 1950 jedes Jahr im Februar in der Stadtmitte von Sapporo statt. Es begann damit, dass lokale Schüler einige Schneeskulpturen im Odori Park bauten. Auch heute gibt es noch eine Sektion (am Ende der Festmeile), in der Schüler oder sonstige Bürger ihre Entwürfe präsentieren können.
Wirklich groß geworden ist das Schneefest in Sapporo aber erst mit dem Einsatz der Selbstverteidigungsstreitkräfte ab 1955, was deutlich größere und beeindruckendere Schneefiguren ermöglichte. Die Soldaten bauen die größten Statuen und die Logistikeinheiten schaffen den notwendigen Schnee heran, der in Sapporo nicht immer in ausreichender Menge vorhanden ist. Heute gibt es riesige Schneeskulpturen, die in der Regel von den großen japanischen Mediengruppen gesponsert werden. So gibt es beispielsweise traditionelle japanische Gebäude ganz in Schnee wie die Burg von Aizu-Wakamatsu (Präfektur Fukushima).
Es gibt aber auch Gastländer, die ihm Schnee mitspielen dürfen. Letztes Jahr war das Indien mit dem Taj Mahal. Der indische Botschafter kam zu Eröffnung. Und keine Angst, die Inder mussten nicht selbst basteln, das Schnee-Taj-Mahal wurde von den Japanern zur Verfügung gestellt.
Neben Schneefiguren gibt es zuweilen aber auch Eisskulpturen wie eine Darstellung des National Palace Museum in Taipei. Das sieht in Eis übrigens fast beeidruckender aus als im Original, da ist es nämlich ziemlich bunt.
Das Schneefest dauert eine Woche, danach wird die weiße Pracht wieder entfernt. Und im nächsten Jahr gibt es wieder neue und andere Schnee- und Eisskupturen.
Zur Feier des ersten richtigen Schnees in Marburg bleiben wir in Sapporo und sehen uns das jährliche Sapporo Snow Festival an. Dieses findet seit den 1950 jedes Jahr im Februar in der Stadtmitte von Sapporo statt. Es begann damit, dass lokale Schüler einige Schneeskulpturen im Odori Park bauten. Auch heute gibt es noch eine Sektion (am Ende der Festmeile), in der Schüler oder sonstige Bürger ihre Entwürfe präsentieren können.
Wirklich groß geworden ist das Schneefest in Sapporo aber erst mit dem Einsatz der Selbstverteidigungsstreitkräfte ab 1955, was deutlich größere und beeindruckendere Schneefiguren ermöglichte. Die Soldaten bauen die größten Statuen und die Logistikeinheiten schaffen den notwendigen Schnee heran, der in Sapporo nicht immer in ausreichender Menge vorhanden ist. Heute gibt es riesige Schneeskulpturen, die in der Regel von den großen japanischen Mediengruppen gesponsert werden. So gibt es beispielsweise traditionelle japanische Gebäude ganz in Schnee wie die Burg von Aizu-Wakamatsu (Präfektur Fukushima).
Es gibt aber auch Gastländer, die ihm Schnee mitspielen dürfen. Letztes Jahr war das Indien mit dem Taj Mahal. Der indische Botschafter kam zu Eröffnung. Und keine Angst, die Inder mussten nicht selbst basteln, das Schnee-Taj-Mahal wurde von den Japanern zur Verfügung gestellt.
Neben Schneefiguren gibt es zuweilen aber auch Eisskulpturen wie eine Darstellung des National Palace Museum in Taipei. Das sieht in Eis übrigens fast beeidruckender aus als im Original, da ist es nämlich ziemlich bunt.
Das Schneefest dauert eine Woche, danach wird die weiße Pracht wieder entfernt. Und im nächsten Jahr gibt es wieder neue und andere Schnee- und Eisskupturen.
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- gernobono
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
vielen dank für den wieder sehr schönen adventkalender, anke
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- Mo(dere)tte
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
3. Otaru
In der Nähe von Sapporo an der Westküste von Hokkaidō liegt Otaru. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde fast der gesamte Handel der Insel über diese Stadt abgewickelt, weil sie nahe an Sachalin liegt und dies einer der Haupthandelspartner war. Von 1905 an gehörte der Südteil Sachalins sogar zu Japan. Und da dieser Handel so wichtig war, wurde in Otaru der Haupthafen von Hokkaido gebaut, über den auch der restliche Handel abgewickelt wurde.
Aus der Zeit stammt ein alter Kanal, an dem große Warenhäuser liegen, die früher für den Handel existentiell waren.
Die ganze Stadt war sehr wohlhabend und so gab es viele Geschäfte, in denen man alles bekam, was der moderne Japaner damals brauchte. Otaru war die größte Stadt auf Hokkaido und wurde erst in den 1950ern von Sapporo überholt. Jede Bank von Bedeutung hatte eine repräsentative Filiale in der Stadt. Sogar die Zentralbank Bank of Japan verlegte 1906 ihre Hokkaido-Zentrale von Hakodate nach Otaru, nicht in die Hauptstadt Sapporo. Die Straße, wo die Banken lagen, wurde auch als Wall Street des Nordens bezeichnet.
Leider endete die gute Zeit mit dem Kalten Krieg. Der Handel mit dem nunmehr sowjetischen Sachalin endete und der pazifische Handel gewann an Bedeutung, so dass der Haupthafen von Hokkaido an die Ostküste nach Muroran verlegt wurde. Zudem brach mit dem Verschwinden der Heringsschwärme Anfang der 1950er auch noch das zweite Standbein der Fischerei weg. Und so ist Otaru heute eine kleine Hafenstadt mit vielen Touristen, die sich die alten Gebäude ansehen. In vielen sind heute Museen, Cafes, Restaurants und Touristenläden.
Und die ehemalige Filiale der Bank of Japan ist ein Musuem. Dort gibt es Informationen zur Geschichte des Geldes und der Bank of Japan. Und man kann in einen alten Tresor hineingehen, wo ein Block (leider nicht echten) Geldes liegt, der genau Größe und Gewicht von 100 Mio Yen (etwa 1 Mio Euro) widerspiegelt. Und der ist gar nicht mal so leicht (etwa 10 kg).
In der Nähe von Sapporo an der Westküste von Hokkaidō liegt Otaru. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde fast der gesamte Handel der Insel über diese Stadt abgewickelt, weil sie nahe an Sachalin liegt und dies einer der Haupthandelspartner war. Von 1905 an gehörte der Südteil Sachalins sogar zu Japan. Und da dieser Handel so wichtig war, wurde in Otaru der Haupthafen von Hokkaido gebaut, über den auch der restliche Handel abgewickelt wurde.
Aus der Zeit stammt ein alter Kanal, an dem große Warenhäuser liegen, die früher für den Handel existentiell waren.
Die ganze Stadt war sehr wohlhabend und so gab es viele Geschäfte, in denen man alles bekam, was der moderne Japaner damals brauchte. Otaru war die größte Stadt auf Hokkaido und wurde erst in den 1950ern von Sapporo überholt. Jede Bank von Bedeutung hatte eine repräsentative Filiale in der Stadt. Sogar die Zentralbank Bank of Japan verlegte 1906 ihre Hokkaido-Zentrale von Hakodate nach Otaru, nicht in die Hauptstadt Sapporo. Die Straße, wo die Banken lagen, wurde auch als Wall Street des Nordens bezeichnet.
Leider endete die gute Zeit mit dem Kalten Krieg. Der Handel mit dem nunmehr sowjetischen Sachalin endete und der pazifische Handel gewann an Bedeutung, so dass der Haupthafen von Hokkaido an die Ostküste nach Muroran verlegt wurde. Zudem brach mit dem Verschwinden der Heringsschwärme Anfang der 1950er auch noch das zweite Standbein der Fischerei weg. Und so ist Otaru heute eine kleine Hafenstadt mit vielen Touristen, die sich die alten Gebäude ansehen. In vielen sind heute Museen, Cafes, Restaurants und Touristenläden.
Und die ehemalige Filiale der Bank of Japan ist ein Musuem. Dort gibt es Informationen zur Geschichte des Geldes und der Bank of Japan. Und man kann in einen alten Tresor hineingehen, wo ein Block (leider nicht echten) Geldes liegt, der genau Größe und Gewicht von 100 Mio Yen (etwa 1 Mio Euro) widerspiegelt. Und der ist gar nicht mal so leicht (etwa 10 kg).
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
4. Es war einmal eine Fähre
Heute verlassen wir Hokkaido erst einmal. Dazu müssen wir die Tsugaru Straße über- oder unterqueren. Die Meerenge ist dabei wirklich nicht besondern breit, man kann die andere Seite bei halbwegs gutem Wetter sehen. Sie ist allerdings zu breit für eine ordentliche Brücke und zudem sehr tief, so dass man nicht einfach Brückenpfeiler aufstellen kann.
Heutzutage kann man ganz bequem mit dem Zug durch einen Tunnel (oder natürlich mit dem Flugzeug) unterwegs sein, ohne seinen Sitzplatz verlassen zu müssen. Bis 1988 hingegen war die Zugoption nur mit zwischenzeitlicher Fährfahrt machbar, bei dem die Passagiere die Züge am Bahnhof/Hafen verlassen mussten und auf die Fähre umstiegen, während der Zug in den Bauch der Fähre gefahren wurde.
Aus Sicherheitsgründen und um die Zeit zu verkürzen, wurde schon direkt nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 mit ersten Sondierungen für eine Tunnelverbindung begonnen. Bis zur Eröffnung des Tunnels 1988 wurde die Meeresstraße jedoch weiterhin nur mit Fähren bedient. Die Eisenbahnfähren wurden nach Öffnung des Tunnels außer Betrieb gestellt und heute dient ein Teil nur noch als Museumsschiff.
Und das einzige, was heute noch an die alte Eisenbahnfähre erinnert, ist die Tatsache, dass die Bahnhöfe von Hakodate und Aomori Sackbahnhöfe sind (und daher Shinkansen-ungeeignet) und die Schienen danach im Nichts enden.
Heute verlassen wir Hokkaido erst einmal. Dazu müssen wir die Tsugaru Straße über- oder unterqueren. Die Meerenge ist dabei wirklich nicht besondern breit, man kann die andere Seite bei halbwegs gutem Wetter sehen. Sie ist allerdings zu breit für eine ordentliche Brücke und zudem sehr tief, so dass man nicht einfach Brückenpfeiler aufstellen kann.
Heutzutage kann man ganz bequem mit dem Zug durch einen Tunnel (oder natürlich mit dem Flugzeug) unterwegs sein, ohne seinen Sitzplatz verlassen zu müssen. Bis 1988 hingegen war die Zugoption nur mit zwischenzeitlicher Fährfahrt machbar, bei dem die Passagiere die Züge am Bahnhof/Hafen verlassen mussten und auf die Fähre umstiegen, während der Zug in den Bauch der Fähre gefahren wurde.
Aus Sicherheitsgründen und um die Zeit zu verkürzen, wurde schon direkt nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 mit ersten Sondierungen für eine Tunnelverbindung begonnen. Bis zur Eröffnung des Tunnels 1988 wurde die Meeresstraße jedoch weiterhin nur mit Fähren bedient. Die Eisenbahnfähren wurden nach Öffnung des Tunnels außer Betrieb gestellt und heute dient ein Teil nur noch als Museumsschiff.
Und das einzige, was heute noch an die alte Eisenbahnfähre erinnert, ist die Tatsache, dass die Bahnhöfe von Hakodate und Aomori Sackbahnhöfe sind (und daher Shinkansen-ungeeignet) und die Schienen danach im Nichts enden.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
5. Hirosaki - Neputa matsuri, ein Sommerfestival
In Aomori waren wir schon einmal. Hier haben wir das große Nebuta matsuri, eines der bekannten Sommerfestivals in Tohoku, angesehen. Dieses ist aber nicht das einzige Festival im Nordosten Japans.
Keine 50 km südlich von Aomori liegt die Stadt Hirosaki. Diese hat knapp 200000 Einwohner, eine historische Burg, einige Tempel, ein paar Gebäude aus der Meiji-Zeit (1868-1912) und im Frühjahr viele schöne Kirschblüten. Aber wir sind ja im Sommer und wegen des großen Festivals hier. Dieses heißt Neputa matsuri (nicht zu verwechseln mit Nebuta matsuri, s.o.) und auch hier werden große, beleuchtete Festwagen durch die Straßen gefahren. Diese sind aber nicht die plastischen Darstellungen wie in Aomori, sondern haben fächerförmige Aufbauten. Diese haben zwei Seiten und werden während der Parade gedreht.
Auf der einen Seite findet sich das Bild japanischer Dämonen...
... auf der Gegenseite ist dafür eine schöne Frau abgebildet.
Der Umzug wird von einer riesigen Trommel angeführt, auf der die Trommler sitzen und den musikalischen Klangteppich untermalen. Dieser Klangteppich hat dazu geführt, dass das Neputa Festival zusammen mit dem Nebuta Festival zu den 100 Klanglandschaften Japans gehört, die 1996 vom Umweltministerium ausgewählt wurden.
Und manchmal findet man auch Festwagen, die etwas anders sind, aber die sind in der Minderheit.
In Aomori waren wir schon einmal. Hier haben wir das große Nebuta matsuri, eines der bekannten Sommerfestivals in Tohoku, angesehen. Dieses ist aber nicht das einzige Festival im Nordosten Japans.
Keine 50 km südlich von Aomori liegt die Stadt Hirosaki. Diese hat knapp 200000 Einwohner, eine historische Burg, einige Tempel, ein paar Gebäude aus der Meiji-Zeit (1868-1912) und im Frühjahr viele schöne Kirschblüten. Aber wir sind ja im Sommer und wegen des großen Festivals hier. Dieses heißt Neputa matsuri (nicht zu verwechseln mit Nebuta matsuri, s.o.) und auch hier werden große, beleuchtete Festwagen durch die Straßen gefahren. Diese sind aber nicht die plastischen Darstellungen wie in Aomori, sondern haben fächerförmige Aufbauten. Diese haben zwei Seiten und werden während der Parade gedreht.
Auf der einen Seite findet sich das Bild japanischer Dämonen...
... auf der Gegenseite ist dafür eine schöne Frau abgebildet.
Der Umzug wird von einer riesigen Trommel angeführt, auf der die Trommler sitzen und den musikalischen Klangteppich untermalen. Dieser Klangteppich hat dazu geführt, dass das Neputa Festival zusammen mit dem Nebuta Festival zu den 100 Klanglandschaften Japans gehört, die 1996 vom Umweltministerium ausgewählt wurden.
Und manchmal findet man auch Festwagen, die etwas anders sind, aber die sind in der Minderheit.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
6. Kakunodate - Samurai, Kirschen und die Verbindung
Wir bleiben erst einmal in Tohoku (dem Nordosten der Hauptinsel Honshu) und fahren weiter nach Süden in die Präfektur Akita nach Kakunodate. Das ist heute zwar keine eigene Stadt mehr, hat aber wenigstens einen eigenen Bahnhof auf der Strecke des Akita Shinkansen.
Kakunodate hat zwei grundsätzliche Highlights für Touristen: eine Straße mit alten Samuraihäusern und einen Fluss voller Zierkirschen. Das heißt, dass die Touristenmenge zur Kirschblütenzeit exorbitant ansteigt. Sonst ist es in der Stadt eher ruhig und friedlich und der Fluss fließt weitgehend unbehelligt seiner Wege. Das kann aber für den geneigten Touristen auch sehr interessant sein.
Außerdem bleiben einem ja immer die alten und sehr gut erhaltenen Samuraihäuser in einer schönen Umgebung. Die Samurai, die so hoch im Norden leben mussten, hatten zumindest nette Gärten und Häuser. Zudem gibt es ein paar Tempel. Deshalb nennt sich Kakunodate auch das "Kleine Kyoto", auch wenn das vielleicht ein bisschen hoch gegriffen ist.
Außerdem gibt es die üblichen kleinen Museen, unter anderem über die lokalen Handwerksspezialitäten. Und die Handwerker in Kakunodate wussten, was die Samurai mochten und was sie aus den vielen Kirschen sinnvolles machen konnten: Eine Spezialität der Stadt sind Handarbeiten aus Kirschbaumrinde. Diese wird zur Verzierung von vielem verwendet, von Tischen bis zu Kästen.
Wir bleiben erst einmal in Tohoku (dem Nordosten der Hauptinsel Honshu) und fahren weiter nach Süden in die Präfektur Akita nach Kakunodate. Das ist heute zwar keine eigene Stadt mehr, hat aber wenigstens einen eigenen Bahnhof auf der Strecke des Akita Shinkansen.
Kakunodate hat zwei grundsätzliche Highlights für Touristen: eine Straße mit alten Samuraihäusern und einen Fluss voller Zierkirschen. Das heißt, dass die Touristenmenge zur Kirschblütenzeit exorbitant ansteigt. Sonst ist es in der Stadt eher ruhig und friedlich und der Fluss fließt weitgehend unbehelligt seiner Wege. Das kann aber für den geneigten Touristen auch sehr interessant sein.
Außerdem bleiben einem ja immer die alten und sehr gut erhaltenen Samuraihäuser in einer schönen Umgebung. Die Samurai, die so hoch im Norden leben mussten, hatten zumindest nette Gärten und Häuser. Zudem gibt es ein paar Tempel. Deshalb nennt sich Kakunodate auch das "Kleine Kyoto", auch wenn das vielleicht ein bisschen hoch gegriffen ist.
Außerdem gibt es die üblichen kleinen Museen, unter anderem über die lokalen Handwerksspezialitäten. Und die Handwerker in Kakunodate wussten, was die Samurai mochten und was sie aus den vielen Kirschen sinnvolles machen konnten: Eine Spezialität der Stadt sind Handarbeiten aus Kirschbaumrinde. Diese wird zur Verzierung von vielem verwendet, von Tischen bis zu Kästen.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
7. Morioka - darf's ein bisschen mehr sein
In Morioka waren wir schon einmal und haben uns die Steichbrechende Kirsche angesehen. Aber wo wir schon in der Gegend sind, können wir ja noch einmal einen kurzen Abstecher in die Stadt machen.
Nun ist Morioka nicht gerade ein Touristenmekka, aber auch hier gibt es einiges zu entdecken, wenn man weiß, wo man suchen muss. So gibt es das eine oder andere mehr oder weniger historische Gebäude. Einige sind sogar noch "im Dienst".
Das trifft auf die Burg leider nicht mehr zu. Der Burgherr brauchte 36 Jahre, um die Burg aufzubauen, die Meiji-Restauration nur drei Jahre, um sie restlos abzubauen. Heute gibt es nur noch einen großen Park und ein paar periphäre Gebäude sowie eine nette Brücke, Naka-no-hashi. Und die kann man auch noch benutzen.
Hinter der Brücke beginnt ein älterer Teil der Stadt, dort gibt es Gebäude, die zumindest aus dem 19. Jahrhundert stammen. Damals galten Backsteinbauten als der letzte Schrei der Architektur und total modern und westlich. Bis heute sind diese Gebäude in Japan beliebte Touristenziele. Die Hamburger Speicherstadt muss für Japaner unglaublich toll sein. In Morioka hat sich die lokale Morioka Bank ein solches Backsteingebäude gegönnt, in dem sich bis zum heutigen Tag eine Filiale der Iwate Bank befindet. Das Gebäude selbst ist heute ein designiertes Wichtiges Kulturgut Japans.
Und nicht nur die Bank ist immer noch in Betrieb. Ein paar Ecken weiter findet sich eine Feuerwache, die noch älter ist. Das Gebäude stammt von Anfang des 19. Jahrhunderts und war damals eine Feuerwache und ist es heute immer noch.
In Morioka waren wir schon einmal und haben uns die Steichbrechende Kirsche angesehen. Aber wo wir schon in der Gegend sind, können wir ja noch einmal einen kurzen Abstecher in die Stadt machen.
Nun ist Morioka nicht gerade ein Touristenmekka, aber auch hier gibt es einiges zu entdecken, wenn man weiß, wo man suchen muss. So gibt es das eine oder andere mehr oder weniger historische Gebäude. Einige sind sogar noch "im Dienst".
Das trifft auf die Burg leider nicht mehr zu. Der Burgherr brauchte 36 Jahre, um die Burg aufzubauen, die Meiji-Restauration nur drei Jahre, um sie restlos abzubauen. Heute gibt es nur noch einen großen Park und ein paar periphäre Gebäude sowie eine nette Brücke, Naka-no-hashi. Und die kann man auch noch benutzen.
Hinter der Brücke beginnt ein älterer Teil der Stadt, dort gibt es Gebäude, die zumindest aus dem 19. Jahrhundert stammen. Damals galten Backsteinbauten als der letzte Schrei der Architektur und total modern und westlich. Bis heute sind diese Gebäude in Japan beliebte Touristenziele. Die Hamburger Speicherstadt muss für Japaner unglaublich toll sein. In Morioka hat sich die lokale Morioka Bank ein solches Backsteingebäude gegönnt, in dem sich bis zum heutigen Tag eine Filiale der Iwate Bank befindet. Das Gebäude selbst ist heute ein designiertes Wichtiges Kulturgut Japans.
Und nicht nur die Bank ist immer noch in Betrieb. Ein paar Ecken weiter findet sich eine Feuerwache, die noch älter ist. Das Gebäude stammt von Anfang des 19. Jahrhunderts und war damals eine Feuerwache und ist es heute immer noch.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
8. Zuihoden - ein Grabmal in Sendai
Wir reisen weiter nach Süden und fahren nach Sendai. Diese Stadt hatte letztes Jahr unter dem Tsunami zu leiden, unter anderem erwischte es den Flughafen. Doch nicht nur Naturkatastrophen haben es der Stadt schwer gemacht, im Zweiten Weltkrieg wurde das Stadtzentrum auch stark bombadiert.
Dabei wurde ein berühmtes Grabmal zerstört, die Zuihoden, das Grabmal des bekannten daimyo Date Masamune. Da das aber zu den wichtigen historischen Gebäuden der Stadt und Präfektur zählte, wurde es hinterher originalgetreu wieder aufgebaut. Und so kann man sich den Komplex heute wieder ansehen.
Date Masamune war daimyo (Provinzherr) von Sendai. Er hatte in der Kindheit ein Auge verloren und wurde deshalb auch als "einäugiger Drache" bekannt. Als er mit dem Lehen um Sendai belohnt wurde, war Sendai noch ein kleines Fischerdorf und so verdankt ihm die heutige Millionenstadt Sendai ihre Grundlagen. Und das kann man ja schon mal mit einem ordentlichen Grabmal feiern.
Wir sind zur Zeit eines wichtigen Festes in Sendai (das wir uns in späteren Jahren vielleicht mal ansehen), deshalb ist das Grabmal sogar noch extra gut geschmückt. Schon am Eingang empfangen uns die Dekorationen.
Wir steigen höher und stehen vor der Grabhalle. Leider versteckt auch diese sich vor uns hinter geschmückten Bambusstangen.
Und so kann man auf den ersten Blick nicht sehen, was sie von vielen anderen Sehenswürdigkeiten in Japan unterscheidet: Farbe. Japanische Tempel und Schreine sind ja sonst oft eher zurückhaltend dekoriert. Ab der Momoyama-Zeit (etwa 1570 bis 1603) bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts war man mit Farbe und Dekor jedoch deutlich großzügiger und das sieht man auch an der Zuihoden, ursprünglich von 1637.
Wir reisen weiter nach Süden und fahren nach Sendai. Diese Stadt hatte letztes Jahr unter dem Tsunami zu leiden, unter anderem erwischte es den Flughafen. Doch nicht nur Naturkatastrophen haben es der Stadt schwer gemacht, im Zweiten Weltkrieg wurde das Stadtzentrum auch stark bombadiert.
Dabei wurde ein berühmtes Grabmal zerstört, die Zuihoden, das Grabmal des bekannten daimyo Date Masamune. Da das aber zu den wichtigen historischen Gebäuden der Stadt und Präfektur zählte, wurde es hinterher originalgetreu wieder aufgebaut. Und so kann man sich den Komplex heute wieder ansehen.
Date Masamune war daimyo (Provinzherr) von Sendai. Er hatte in der Kindheit ein Auge verloren und wurde deshalb auch als "einäugiger Drache" bekannt. Als er mit dem Lehen um Sendai belohnt wurde, war Sendai noch ein kleines Fischerdorf und so verdankt ihm die heutige Millionenstadt Sendai ihre Grundlagen. Und das kann man ja schon mal mit einem ordentlichen Grabmal feiern.
Wir sind zur Zeit eines wichtigen Festes in Sendai (das wir uns in späteren Jahren vielleicht mal ansehen), deshalb ist das Grabmal sogar noch extra gut geschmückt. Schon am Eingang empfangen uns die Dekorationen.
Wir steigen höher und stehen vor der Grabhalle. Leider versteckt auch diese sich vor uns hinter geschmückten Bambusstangen.
Und so kann man auf den ersten Blick nicht sehen, was sie von vielen anderen Sehenswürdigkeiten in Japan unterscheidet: Farbe. Japanische Tempel und Schreine sind ja sonst oft eher zurückhaltend dekoriert. Ab der Momoyama-Zeit (etwa 1570 bis 1603) bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts war man mit Farbe und Dekor jedoch deutlich großzügiger und das sieht man auch an der Zuihoden, ursprünglich von 1637.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
9. Kawagoe - Mehr Edo als Edo
Etwa 40 km nördlich von Tokyo ist die kleine Stadt Kawagoe. OK, sie hat fast 350000 Einwohner, aber im Vergleich zu Tokyo kommt sie einem sehr klein vor.
In Kawagoe haben sich in der Innenstadt einige alte Straßenzüge, Gebäude und Tempel erhalten, die aus der Edo-Zeit stammen. Hier hat sich ein bisschen der Charme einer Zeit erhalten, der in Tokyo (also dem ehemaligen Edo) kaum noch zu finden ist. Deshalb nennt sich Kawagoe, vielleicht ein wenig hochtrabend, auch "Klein-Edo".
In Klein-Edo gibt es eine Reihe von alten Gebäuden im Speicher-Stil, mit dicken Wänden und stabilen Dächern. Diese dienen als Shops und Restaurants, damit der geneigte Tourist sein Geld auch an den Mann/die Frau bringen kann.
Ein HIghlight der Stadt ist der Glockenturm, von dem früher nach Feuern Ausschau gehalten wurde und im Notfall per großer Glocke die Bewohner alarmiert wurden. In den dicht bebauten japanischen Städten, in denen die meisten Häuser aus Holz und Papier bestanden, waren Feuer eine große Bedrohung. Deshalb gab es früh gut funktionierende Feuerwehren und Feuerausgucke.
In Kawagoe findet sich auch der Tempel Kita-in, ein wichtiger Tempel der Tendai-Sekte. Sekte bedeutet hier nicht unbedingt etwas negatives, sondern steht nur für eine buddhistische Strömung von vielen. Der Kita-in ist auch dafür bekannt, dass seine heutige Haupthalle früher ein Teil der Burg von Edo war. Aber auch die Hallen, die original zum Tempel gehören, sind ganz nett.
Etwa 40 km nördlich von Tokyo ist die kleine Stadt Kawagoe. OK, sie hat fast 350000 Einwohner, aber im Vergleich zu Tokyo kommt sie einem sehr klein vor.
In Kawagoe haben sich in der Innenstadt einige alte Straßenzüge, Gebäude und Tempel erhalten, die aus der Edo-Zeit stammen. Hier hat sich ein bisschen der Charme einer Zeit erhalten, der in Tokyo (also dem ehemaligen Edo) kaum noch zu finden ist. Deshalb nennt sich Kawagoe, vielleicht ein wenig hochtrabend, auch "Klein-Edo".
In Klein-Edo gibt es eine Reihe von alten Gebäuden im Speicher-Stil, mit dicken Wänden und stabilen Dächern. Diese dienen als Shops und Restaurants, damit der geneigte Tourist sein Geld auch an den Mann/die Frau bringen kann.
Ein HIghlight der Stadt ist der Glockenturm, von dem früher nach Feuern Ausschau gehalten wurde und im Notfall per großer Glocke die Bewohner alarmiert wurden. In den dicht bebauten japanischen Städten, in denen die meisten Häuser aus Holz und Papier bestanden, waren Feuer eine große Bedrohung. Deshalb gab es früh gut funktionierende Feuerwehren und Feuerausgucke.
In Kawagoe findet sich auch der Tempel Kita-in, ein wichtiger Tempel der Tendai-Sekte. Sekte bedeutet hier nicht unbedingt etwas negatives, sondern steht nur für eine buddhistische Strömung von vielen. Der Kita-in ist auch dafür bekannt, dass seine heutige Haupthalle früher ein Teil der Burg von Edo war. Aber auch die Hallen, die original zum Tempel gehören, sind ganz nett.
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- Jakusotsu
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Ausgücke - keine Pluräle ohne Umläute.Watashi hat geschrieben:Deshalb gab es früh gut funktionierende Feuerwehren und Feuerausgucke.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Der war gut .Jakusotsu hat geschrieben:Ausgücke - keine Pluräle ohne Umläute.
@Watashi
Wieder ein interessanter Weihnachtskalender. Danke.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
10. Japans Sport Nr. 1 - nein diesmal nicht Sumo
Wir alle kennen (offensichtlich) eine sehr japanische Sportart. Aber egal wie sehr wir Sumo mögen, den Rang als Sportart Nr. 1 in Japan hat es nicht. Diese Ehre gehört seit Jahrzehnten dem Baseball. Das ist dieses Spiel, das entfernt an das schöne Spiel Brennball erinnert, das der eine oder andere aus dem Sportunterricht kennt. Nur komplizierter. Und die japanische Variante unterscheidet sich in den Details auch noch von der US-amerikanischen, um es dem unbedarften Europäer noch schwerer zu machen.
Wer sich trotzdem nicht abschrecken lässt, hat in Tokyo die Möglichkeit, in der Innenstadt gleich zwei unterschiedliche Sportstätten und zwei unterschiedliche Teams zu besuchen: die Yomiuri Giants im Tokyo Dome und die Tokyo Yakult Swallows im Jingu Kyujo. Und wem das nicht reicht, der kann in den Nachbarstädten noch die Yokohama DeNA Baystars (aka das schlechteste Team, das es zurzeit gibt), die Seibu Lions oder die Chiba Lotte Marines besuchen.
Wir bleiben aber in Tokyo und sehen uns den Jingu Kyujo, das klassische Freiluft-Stadion, an. Ähnlich wie auch Fußball ist Baseball ursprünglich ein Freiluftsport, auch wenn es inzwischen in Japan sechs überdachte Stadien gibt. Stimmungsvoller ist es aber ohne Dach, mit richtigem Rasen.
Im Jingu Kyujo sind die Tokyo Yakult Swallows zu Hause. Diese haben den strategischen Vorteil, dass sie das kleinere, weniger erfolgreiche und weniger beliebte Team sind, weshalb die Tickets billiger und einfacher zu bekommen sind. Für den Baseballeinsteiger reicht das völlig aus. Auch so kann man einen netten Eindruck in eine neue Sportart bekommen, bei der viele Leute auf dem Feld herumstehen und nur einer konsequent arbeiten (werfen) muss.
Und man bekommt einen schönen Eindruck von den merkwürdigen Traditionen der japanischen Baseballfans. So feuert normalerweise nur die Seite ihr Team an, das gerade im Angriff (sprich: am Schlagen) ist. Die andere Seite ist praktisch ruhig, nur wenn der Verteidigung (Werfer und Spieler auf dem Feld) eine besonders gute Aktion gelingt, feiern ihre Fans laut, aber kurz.
Und dann haben die Fans jedes Teams ihre eigenen Rituale. Bei den Swallows holen die Fans, wenn das Team einen Punkt macht, ihre bunten Plastikregenschirme heraus und schwingen diese im Gleichtakt.
PS: Ich liebe japanischen Baseball.
Wir alle kennen (offensichtlich) eine sehr japanische Sportart. Aber egal wie sehr wir Sumo mögen, den Rang als Sportart Nr. 1 in Japan hat es nicht. Diese Ehre gehört seit Jahrzehnten dem Baseball. Das ist dieses Spiel, das entfernt an das schöne Spiel Brennball erinnert, das der eine oder andere aus dem Sportunterricht kennt. Nur komplizierter. Und die japanische Variante unterscheidet sich in den Details auch noch von der US-amerikanischen, um es dem unbedarften Europäer noch schwerer zu machen.
Wer sich trotzdem nicht abschrecken lässt, hat in Tokyo die Möglichkeit, in der Innenstadt gleich zwei unterschiedliche Sportstätten und zwei unterschiedliche Teams zu besuchen: die Yomiuri Giants im Tokyo Dome und die Tokyo Yakult Swallows im Jingu Kyujo. Und wem das nicht reicht, der kann in den Nachbarstädten noch die Yokohama DeNA Baystars (aka das schlechteste Team, das es zurzeit gibt), die Seibu Lions oder die Chiba Lotte Marines besuchen.
Wir bleiben aber in Tokyo und sehen uns den Jingu Kyujo, das klassische Freiluft-Stadion, an. Ähnlich wie auch Fußball ist Baseball ursprünglich ein Freiluftsport, auch wenn es inzwischen in Japan sechs überdachte Stadien gibt. Stimmungsvoller ist es aber ohne Dach, mit richtigem Rasen.
Im Jingu Kyujo sind die Tokyo Yakult Swallows zu Hause. Diese haben den strategischen Vorteil, dass sie das kleinere, weniger erfolgreiche und weniger beliebte Team sind, weshalb die Tickets billiger und einfacher zu bekommen sind. Für den Baseballeinsteiger reicht das völlig aus. Auch so kann man einen netten Eindruck in eine neue Sportart bekommen, bei der viele Leute auf dem Feld herumstehen und nur einer konsequent arbeiten (werfen) muss.
Und man bekommt einen schönen Eindruck von den merkwürdigen Traditionen der japanischen Baseballfans. So feuert normalerweise nur die Seite ihr Team an, das gerade im Angriff (sprich: am Schlagen) ist. Die andere Seite ist praktisch ruhig, nur wenn der Verteidigung (Werfer und Spieler auf dem Feld) eine besonders gute Aktion gelingt, feiern ihre Fans laut, aber kurz.
Und dann haben die Fans jedes Teams ihre eigenen Rituale. Bei den Swallows holen die Fans, wenn das Team einen Punkt macht, ihre bunten Plastikregenschirme heraus und schwingen diese im Gleichtakt.
PS: Ich liebe japanischen Baseball.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Bei uns im Schwäbischen nennt sich eine Tüte "Gucke"Jakusotsu hat geschrieben:Ausgücke - keine Pluräle ohne Umläute.Watashi hat geschrieben:Deshalb gab es früh gut funktionierende Feuerwehren und Feuerausgucke.
nur, da verstehe ich den Sinn nicht
Gruß
Schnappamawashi
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
11. Ein bisschen Sumo (ein ganz kleines bisschen)
Entschuldigt bitte die unverzeihliche Verspätung des 11. Türchens. Ich bin erst heute nach Mitternacht nach Hause gekommen und habe dann irgendwie nicht mehr an den Adventskalender gedacht. Ich gelobe Besserung (zumindest wenn mein Chef nicht mehr kurzfristig den ganzen Lehrstuhl abends zum Essen mit einem Trupp Studenten schleppt).
Naja, dafür nähern wir uns heute dem Sumo so weit wie lange nicht mehr im Adventskalender. Nicht nur fahren wir nach Ryogoku und laufen auf dem Weg zu unseren Ziel am Kokugikan vorbei, nein, es gibt tatsächlich noch einen kleinen Sumo-Bezug am Ende.
Wir fahren also, wie gesagt, nach Ryogoku, laufen am Kokugikan vorbei, gehen durch einen japanischen Garten (den wir uns vielleicht in kommenden Jahren auch einmal ansehen werden) und gelangen schließlich zu einem Park. Hier steht die Tokyo Memorial Hall, die dem Gedenken an die Opfer des großen Kanto Erdbebens von 1923 gewidmet ist. Die Halle wurde schon 1930 gebaut, um der über 100000 Opfer zu gedenken.
Die Halle wurde von der Präfektur Tokyo erbaut, wird aber von buddhistischen Gruppen betrieben. Sie hat also nicht nur den Charakter einer einfachen Gedenkstätte, sondern auch religiöse Bedeutung. Die Architektur erinnert daher auch an buddhistische Tempel. Der Komplex umfasst sogar eine dreistöckige Pagode.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zuständigkeit erweitert. Neben den Opfern der Erdbebenkatastrophe von 1923 wurde der Ort auch Gedenkstätte für die Opfer der alliierten Luftangriffe auf Tokyo. Deshalb ist er heute auch eine Gedenkstätte für den Frieden. Ein neues Monument wurde ergänzt, das Blumenarrangements mit wechselnden Bildern zeigt. Mich hat es das Motiv Anfang des Jahres an eine Friedenstaube erinnert, aber wer weiß...
Um an die Zerstörungen zu erinnern, die das Erdbeben angerichtet hat, gibt es auch ein kleines Museum mit Darstellungen, Fotos und Erinnerungsstücken. Dort wird zum Beispiel auch der umfassenden internationalen Hilfe nach dem Erdbeben gedacht. Und hier habe ich auch ein Foto mit Sumo-Bezug gefunden. Das Erdbeben hat nämlich auch den alte Ryogoku Kokugikan stark beschädigt.
PS: Und heute Abend dann Türchen Nr. 12...
Entschuldigt bitte die unverzeihliche Verspätung des 11. Türchens. Ich bin erst heute nach Mitternacht nach Hause gekommen und habe dann irgendwie nicht mehr an den Adventskalender gedacht. Ich gelobe Besserung (zumindest wenn mein Chef nicht mehr kurzfristig den ganzen Lehrstuhl abends zum Essen mit einem Trupp Studenten schleppt).
Naja, dafür nähern wir uns heute dem Sumo so weit wie lange nicht mehr im Adventskalender. Nicht nur fahren wir nach Ryogoku und laufen auf dem Weg zu unseren Ziel am Kokugikan vorbei, nein, es gibt tatsächlich noch einen kleinen Sumo-Bezug am Ende.
Wir fahren also, wie gesagt, nach Ryogoku, laufen am Kokugikan vorbei, gehen durch einen japanischen Garten (den wir uns vielleicht in kommenden Jahren auch einmal ansehen werden) und gelangen schließlich zu einem Park. Hier steht die Tokyo Memorial Hall, die dem Gedenken an die Opfer des großen Kanto Erdbebens von 1923 gewidmet ist. Die Halle wurde schon 1930 gebaut, um der über 100000 Opfer zu gedenken.
Die Halle wurde von der Präfektur Tokyo erbaut, wird aber von buddhistischen Gruppen betrieben. Sie hat also nicht nur den Charakter einer einfachen Gedenkstätte, sondern auch religiöse Bedeutung. Die Architektur erinnert daher auch an buddhistische Tempel. Der Komplex umfasst sogar eine dreistöckige Pagode.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zuständigkeit erweitert. Neben den Opfern der Erdbebenkatastrophe von 1923 wurde der Ort auch Gedenkstätte für die Opfer der alliierten Luftangriffe auf Tokyo. Deshalb ist er heute auch eine Gedenkstätte für den Frieden. Ein neues Monument wurde ergänzt, das Blumenarrangements mit wechselnden Bildern zeigt. Mich hat es das Motiv Anfang des Jahres an eine Friedenstaube erinnert, aber wer weiß...
Um an die Zerstörungen zu erinnern, die das Erdbeben angerichtet hat, gibt es auch ein kleines Museum mit Darstellungen, Fotos und Erinnerungsstücken. Dort wird zum Beispiel auch der umfassenden internationalen Hilfe nach dem Erdbeben gedacht. Und hier habe ich auch ein Foto mit Sumo-Bezug gefunden. Das Erdbeben hat nämlich auch den alte Ryogoku Kokugikan stark beschädigt.
PS: Und heute Abend dann Türchen Nr. 12...
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
12. Zenkoji - Ein Tempel in Nagano
Nach zwei Tagen in der großen Stadt fahren wir in die Berge nach Nagano. Die Stadt ist im Vergleich zu Tokyo geradezu mickrig, hat aber immer fast 400.000 Einwohner. Bekannt geworden ist Nagano im Ausland vor allem als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1998, aber auch darüber hinaus gibt es etwas zu sehen.
Im Winter das Zentrum eines beliebten Skigebietes, ist das Highlight im Sommer der Tempel Zenkoji. Den Zenkoji gibt es seit dem 7. Jahrhundert, die Stadt hat sich erst sehr viel später um den Tempel herum gebildet. Der Tempel wurde gegründet, bevor es eine endgültige Differenzierung unterschiedlicher buddhistischer Strömungen in Japan gab, deshalb ist er bis heute ein überkonfessioneller Tempel.
Auf dem Weg zum Tempel muss man durch das Niomon, das Tor der Zwei Könige, wobei mit Königen nicht klassische Könige, sondern zwei Wächterstatuen gemeint sind, die böse Geister vom Tempel abhalten sollen.
Hinter dem Niomon folgt ein zweites Tor. Kurz vor diesem zweiten Tor stehen auf der rechten Seite sechs Statuten von Bodhisattvas, buddhistischen Gelehrten, die auf die Erleuchtung verzichtet haben, um uns Normalsterblichen zu helfen. Sie sind daher für Gläubige wichtige Ansprechpartner.
Hinter dem zweiten Tor kommt dann die große Haupthalle. Unterhalb der Haupthalle gibt es einen dunklen Gang, durch den der geneigte Gläubige (oder Tourist) gehen kann. Mit dunkel ist dabei absolut stockdunkel gemeint. Während man sich durch den Gang tastet, kann man auf der rechten Seite eine Art Metallgriff ertasten. Das ist der Schlüssel zur Erleuchtung. Ich bin also auf einem guten Weg.
Nach zwei Tagen in der großen Stadt fahren wir in die Berge nach Nagano. Die Stadt ist im Vergleich zu Tokyo geradezu mickrig, hat aber immer fast 400.000 Einwohner. Bekannt geworden ist Nagano im Ausland vor allem als Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1998, aber auch darüber hinaus gibt es etwas zu sehen.
Im Winter das Zentrum eines beliebten Skigebietes, ist das Highlight im Sommer der Tempel Zenkoji. Den Zenkoji gibt es seit dem 7. Jahrhundert, die Stadt hat sich erst sehr viel später um den Tempel herum gebildet. Der Tempel wurde gegründet, bevor es eine endgültige Differenzierung unterschiedlicher buddhistischer Strömungen in Japan gab, deshalb ist er bis heute ein überkonfessioneller Tempel.
Auf dem Weg zum Tempel muss man durch das Niomon, das Tor der Zwei Könige, wobei mit Königen nicht klassische Könige, sondern zwei Wächterstatuen gemeint sind, die böse Geister vom Tempel abhalten sollen.
Hinter dem Niomon folgt ein zweites Tor. Kurz vor diesem zweiten Tor stehen auf der rechten Seite sechs Statuten von Bodhisattvas, buddhistischen Gelehrten, die auf die Erleuchtung verzichtet haben, um uns Normalsterblichen zu helfen. Sie sind daher für Gläubige wichtige Ansprechpartner.
Hinter dem zweiten Tor kommt dann die große Haupthalle. Unterhalb der Haupthalle gibt es einen dunklen Gang, durch den der geneigte Gläubige (oder Tourist) gehen kann. Mit dunkel ist dabei absolut stockdunkel gemeint. Während man sich durch den Gang tastet, kann man auf der rechten Seite eine Art Metallgriff ertasten. Das ist der Schlüssel zur Erleuchtung. Ich bin also auf einem guten Weg.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
13. Die Burg von Matsumoto - immer noch erhalten
Wir bleiben in der Präfektur Nagano und fahren mit dem Zug ein Stück weiter nach Matsumoto. Das Highlight in Matsumoto ist ohne Zweifel die immer noch gut erhaltene Burg, Matsumoto-jo. Diese sollte eigentlich nach der Meiji-Restauration und dem Ende der Samurai-Herrschaft abgerissen und der Stadtentwicklung geopfert werden, aber prominente Bürger setzten sich für die Erhaltung ein. Und so steht der beeindruckende Hauptturm bis heute und kann von außen und innen besichtigt werden.
Die Burg wird im Volksmund auch 烏城 Karasu-jo, Krähenburg, genannt, aufgrund ihres schwarzen Äußeren. Es gibt allerdings keine historische schriftliche Überlieferung zu diesem Spitznamen. Witzigerweise wurde auch die (ebenfalls außen schwarze) Burg von Okayama als 烏城 Krähenburg bezeichnet, gleiche kanji, andere Lesung: in Okayama heißt es U-jo.
Die Burg von Matsumoto ist ein sogenanntes hirajiro 平城, eine Burg 城, die in der Ebene 平 steht. Daher hat sie keine natürliche Befestigung wir einen Fluss oder einen Berg. Die Erbauer mussten daher für die Abwehrmaßnahmen selbst sorgen. Der äußere Burggraben ist dann doch der Stadtentwicklung zum Opfer gefallen, der innere hingegen ist noch zu sehen.
Die Burg von Matsumoto ist eine der wenigen, die noch im Original erhalten sind. Natürlich kann man das den Bemühungen der Bürger der Stadt zuschreiben, es gibt aber auch noch eine andere Erklärung. Im Dachgebälk der Burg befindet sich ein kleiner Shinto-Schrein, der der Göttin der 26. Nacht des Monats, Nijuroku-yashin, gewidmet ist.
Dazu gibt es eine klassische Volksgeschichte: In einer kalten Winternacht im Jahre 1618 erschien vor einem der Burgwächter plötzlich eine schöne Frau, die wie eine Schreindienerin gekleidet war. Sie gab der Wache einen Baumwollsack. Sie erzählte ihm, dass sie Nijuroku-yashin, die Göttin der 26. Nacht des Monats sei und dass, wenn der Burgherr einen Schrein mit 500 kg gekochten Reis für Nijuroku-yashin bauen würde, die Burg blühen und gedeihen würde und gegen Feuer und Feinde geschützt sein. Dann entschwebte sie in Richtung der Spitze des Burgturms.
Als der Burgherr am nächsten Tag diese wundersame Geschichte hörte, entschloss er sich, einen kleinen Schrein im obersten Stockwerk des Hauptturms zu bauen, wo er den Sack der Fremden einschreinte. Und am jedem 26. opferte er pflichtschuldig der Göttin...
Und es scheint funktioniert zu haben.
Wir bleiben in der Präfektur Nagano und fahren mit dem Zug ein Stück weiter nach Matsumoto. Das Highlight in Matsumoto ist ohne Zweifel die immer noch gut erhaltene Burg, Matsumoto-jo. Diese sollte eigentlich nach der Meiji-Restauration und dem Ende der Samurai-Herrschaft abgerissen und der Stadtentwicklung geopfert werden, aber prominente Bürger setzten sich für die Erhaltung ein. Und so steht der beeindruckende Hauptturm bis heute und kann von außen und innen besichtigt werden.
Die Burg wird im Volksmund auch 烏城 Karasu-jo, Krähenburg, genannt, aufgrund ihres schwarzen Äußeren. Es gibt allerdings keine historische schriftliche Überlieferung zu diesem Spitznamen. Witzigerweise wurde auch die (ebenfalls außen schwarze) Burg von Okayama als 烏城 Krähenburg bezeichnet, gleiche kanji, andere Lesung: in Okayama heißt es U-jo.
Die Burg von Matsumoto ist ein sogenanntes hirajiro 平城, eine Burg 城, die in der Ebene 平 steht. Daher hat sie keine natürliche Befestigung wir einen Fluss oder einen Berg. Die Erbauer mussten daher für die Abwehrmaßnahmen selbst sorgen. Der äußere Burggraben ist dann doch der Stadtentwicklung zum Opfer gefallen, der innere hingegen ist noch zu sehen.
Die Burg von Matsumoto ist eine der wenigen, die noch im Original erhalten sind. Natürlich kann man das den Bemühungen der Bürger der Stadt zuschreiben, es gibt aber auch noch eine andere Erklärung. Im Dachgebälk der Burg befindet sich ein kleiner Shinto-Schrein, der der Göttin der 26. Nacht des Monats, Nijuroku-yashin, gewidmet ist.
Dazu gibt es eine klassische Volksgeschichte: In einer kalten Winternacht im Jahre 1618 erschien vor einem der Burgwächter plötzlich eine schöne Frau, die wie eine Schreindienerin gekleidet war. Sie gab der Wache einen Baumwollsack. Sie erzählte ihm, dass sie Nijuroku-yashin, die Göttin der 26. Nacht des Monats sei und dass, wenn der Burgherr einen Schrein mit 500 kg gekochten Reis für Nijuroku-yashin bauen würde, die Burg blühen und gedeihen würde und gegen Feuer und Feinde geschützt sein. Dann entschwebte sie in Richtung der Spitze des Burgturms.
Als der Burgherr am nächsten Tag diese wundersame Geschichte hörte, entschloss er sich, einen kleinen Schrein im obersten Stockwerk des Hauptturms zu bauen, wo er den Sack der Fremden einschreinte. Und am jedem 26. opferte er pflichtschuldig der Göttin...
Und es scheint funktioniert zu haben.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
14. Shimoda - Ein Tag am Meer
Nachdem wir jetzt zweimal in den Bergen der Präfektur Nagano unterwegs waren, fahren wir mal wieder ans Wasser, auf die Izu Halbinsel. Die Stadt Shimoda ist klein, aber historisch bedeutsam. 1854 erreichte Commodore Perry im Vertrag von Kanagawa die Öffnung der ersten Häfen Japans für Ausländer, das waren Hakodate und Shimoda. Deshalb gedenkt man Perrys in Shimoda ganz besonders begeistert.
Shimoda eignete sich zur Öffnung, weil es nicht zu nah, aber auch nicht zu weit von Edo entfernt lag. Außerdem lag der Hafen geschützt in einer Bucht. Und so bekam Shimoda den Zuschlag.
Der Vertrag von Kanagawa sah auch den Austausch von Generalkonsuln bis 1856 vor. Die Japaner haben das wohl nicht ganz ernst genommen und waren entsprechend irritiert, als 1856 Townsend Harris vor der Tür stand und fragte, wo er sein Konsulat eröffnen sollte. Deshalb wurde ihm kurzfristig ein Tempel in Shimoda zur Verfügung gestellt.
Der nächste diplomatische Affront war dann, dass Harris darauf bestand, den Brief seines Präsidenten den internationalen diplomatischen Gepflogenheiten entsprechend nur dem Shogun als Herrscher von Japan zu übergeben. Er brauchte nur 18 Monate, um zum Shogun vorgelassen zu werden, und weitere vier zum Abschluss eines Frieden- und Freundschaftsvertrags.
Harris war aber nicht der einzige Diplomat in Shimoda. Auch die Russen saßen mal in Shimoda und verhandelten mit den Japanern über den Zugang zum Land. Am Ende wurde 1855 der Vertrag von Shimoda abgeschlossen, der den offiziellen Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und dem Zarenreich markierte. Auch dieser wurde in einem Tempel, dem Chorakuji, abgeschlossen. Tempel in Japan waren offenbar besonders diplomatisch geeignet.
Nachdem wir jetzt zweimal in den Bergen der Präfektur Nagano unterwegs waren, fahren wir mal wieder ans Wasser, auf die Izu Halbinsel. Die Stadt Shimoda ist klein, aber historisch bedeutsam. 1854 erreichte Commodore Perry im Vertrag von Kanagawa die Öffnung der ersten Häfen Japans für Ausländer, das waren Hakodate und Shimoda. Deshalb gedenkt man Perrys in Shimoda ganz besonders begeistert.
Shimoda eignete sich zur Öffnung, weil es nicht zu nah, aber auch nicht zu weit von Edo entfernt lag. Außerdem lag der Hafen geschützt in einer Bucht. Und so bekam Shimoda den Zuschlag.
Der Vertrag von Kanagawa sah auch den Austausch von Generalkonsuln bis 1856 vor. Die Japaner haben das wohl nicht ganz ernst genommen und waren entsprechend irritiert, als 1856 Townsend Harris vor der Tür stand und fragte, wo er sein Konsulat eröffnen sollte. Deshalb wurde ihm kurzfristig ein Tempel in Shimoda zur Verfügung gestellt.
Der nächste diplomatische Affront war dann, dass Harris darauf bestand, den Brief seines Präsidenten den internationalen diplomatischen Gepflogenheiten entsprechend nur dem Shogun als Herrscher von Japan zu übergeben. Er brauchte nur 18 Monate, um zum Shogun vorgelassen zu werden, und weitere vier zum Abschluss eines Frieden- und Freundschaftsvertrags.
Harris war aber nicht der einzige Diplomat in Shimoda. Auch die Russen saßen mal in Shimoda und verhandelten mit den Japanern über den Zugang zum Land. Am Ende wurde 1855 der Vertrag von Shimoda abgeschlossen, der den offiziellen Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und dem Zarenreich markierte. Auch dieser wurde in einem Tempel, dem Chorakuji, abgeschlossen. Tempel in Japan waren offenbar besonders diplomatisch geeignet.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
15. Hikone - Am großen See
Japan hat viel Meer, aber nicht so viele Seen. Der größte davon ist der Biwa-See, einer der wenigen, die man auf einer Japankarte ohne Probleme erkennen kann. Am Biwa-See gibt es daher eine ganze Reihe von Orten, auch die Shinkansen-Strecke zwischen Tokyo und Osaka läuft ein Stück parallel zum See. Für Touristen besonders interessant ist dabei Hikone, hier gibt es nicht nur den See, sondern auch eine alte Burg undeinen ehemaligen daimyo-Garten.
Die Burg, Hikone-jo, befindet sich auf einem Hügel in der Stadt zwischen Bahnhof und See. Man muss also ein Stückchen hinaufsteigen, um zum alten Burgturm zu kommen. Dieser ist allerdings noch im Original erhalten und somit jeden Schritt wert. Er ist daher auch ein offizieller Nationalschatz Japans.
Wenn man sich die steilen Treppen im Turm hinaufquält (OK, leicht übertrieben), hat man von oben einen wirklich schönen Blick über den See. Wenn es diesig ist, sieht man allerdings weniger, dass es ein See ist, sondern nur sehr viel Wasser.
Und falls Feuer ausbricht, gibt es eine Notleiter. Zur großen Irritation meiner Mutter ist das allerdings eine einfache Strickleiter. Ein BIld erläutert, dass man sie im Notfall an einem Pfosten festmachen und aus dem Fenster steigen soll.
Hinter der Burg hat auch der Garten des ehemaligen Burgherren überlebt, der Genkyu-en. Der Garten ist zwar "nur" ein wichtiges Kulturgut, aber natürlich auch schön anzusehen.
Japan hat viel Meer, aber nicht so viele Seen. Der größte davon ist der Biwa-See, einer der wenigen, die man auf einer Japankarte ohne Probleme erkennen kann. Am Biwa-See gibt es daher eine ganze Reihe von Orten, auch die Shinkansen-Strecke zwischen Tokyo und Osaka läuft ein Stück parallel zum See. Für Touristen besonders interessant ist dabei Hikone, hier gibt es nicht nur den See, sondern auch eine alte Burg undeinen ehemaligen daimyo-Garten.
Die Burg, Hikone-jo, befindet sich auf einem Hügel in der Stadt zwischen Bahnhof und See. Man muss also ein Stückchen hinaufsteigen, um zum alten Burgturm zu kommen. Dieser ist allerdings noch im Original erhalten und somit jeden Schritt wert. Er ist daher auch ein offizieller Nationalschatz Japans.
Wenn man sich die steilen Treppen im Turm hinaufquält (OK, leicht übertrieben), hat man von oben einen wirklich schönen Blick über den See. Wenn es diesig ist, sieht man allerdings weniger, dass es ein See ist, sondern nur sehr viel Wasser.
Und falls Feuer ausbricht, gibt es eine Notleiter. Zur großen Irritation meiner Mutter ist das allerdings eine einfache Strickleiter. Ein BIld erläutert, dass man sie im Notfall an einem Pfosten festmachen und aus dem Fenster steigen soll.
Hinter der Burg hat auch der Garten des ehemaligen Burgherren überlebt, der Genkyu-en. Der Garten ist zwar "nur" ein wichtiges Kulturgut, aber natürlich auch schön anzusehen.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
16. Rokuonji - Ein ganz berühmter Tempel
Heute sehen wir uns einen sehr bekannten Tempel in Kyoto an, den Rokuonji. Das sagt euch nichts? Dann wartet kurz, es wird gleich klarer. Ich konnte gar nicht glauben, dass ich den noch nicht hatte.
Der Rokuonji war erst die Villa eines einflussreichen Staatsmannes und wurde dann zum Ruhesitz eines ehemaligen Shogun, Ashikaga Yoshimitsu, der dort bis zu seinem Tod 1408 wohnte. Danach wurde das Gelände vom Sohn des Yoshimitsu in einen Zen-Tempel umgewandelt, wie vom ehemaligen Shogun gewünscht. Und bis heute ist es ein Zen-Tempel geblieben. Trotzdem vermute ich, dass viele Touristen weniger kommen, um zu beten.
Der Tempelkomplex besteht aus einer ganzen Reihe von Gebäuden. Zuerst geht man mit vielen anderen Touristen durch eine altes Eingangstor, um in den Komplex zu kommen.
Der Tempel steht in einem schönen Garten, komplett mit japanischen Kiefern, einem Teich und Zierkirschen für das Frühjahr. Ohne die vielen Touristen wäre es bestimmt sehr friedlich. So ist es aber immer noch schön.
Den Onin-Unruhen 1467-1477 fielen die meisten Gebäude des Komplexes zum Opfer, nur der bekannteste Teil überlebt, um 1950 von einem Novizen des Tempels niedergebrannt zu werden. Aber das hat die Japaner nicht aufgehalten und sie bauten das Gebäude natürlich wieder nach Originalplänen auf. Und so kann man ihn sich heute wieder ansehen, den Tempel, der besser als Kinkakuji, der Goldene Pavillion Tempel, bekannt ist.
Heute sehen wir uns einen sehr bekannten Tempel in Kyoto an, den Rokuonji. Das sagt euch nichts? Dann wartet kurz, es wird gleich klarer. Ich konnte gar nicht glauben, dass ich den noch nicht hatte.
Der Rokuonji war erst die Villa eines einflussreichen Staatsmannes und wurde dann zum Ruhesitz eines ehemaligen Shogun, Ashikaga Yoshimitsu, der dort bis zu seinem Tod 1408 wohnte. Danach wurde das Gelände vom Sohn des Yoshimitsu in einen Zen-Tempel umgewandelt, wie vom ehemaligen Shogun gewünscht. Und bis heute ist es ein Zen-Tempel geblieben. Trotzdem vermute ich, dass viele Touristen weniger kommen, um zu beten.
Der Tempelkomplex besteht aus einer ganzen Reihe von Gebäuden. Zuerst geht man mit vielen anderen Touristen durch eine altes Eingangstor, um in den Komplex zu kommen.
Der Tempel steht in einem schönen Garten, komplett mit japanischen Kiefern, einem Teich und Zierkirschen für das Frühjahr. Ohne die vielen Touristen wäre es bestimmt sehr friedlich. So ist es aber immer noch schön.
Den Onin-Unruhen 1467-1477 fielen die meisten Gebäude des Komplexes zum Opfer, nur der bekannteste Teil überlebt, um 1950 von einem Novizen des Tempels niedergebrannt zu werden. Aber das hat die Japaner nicht aufgehalten und sie bauten das Gebäude natürlich wieder nach Originalplänen auf. Und so kann man ihn sich heute wieder ansehen, den Tempel, der besser als Kinkakuji, der Goldene Pavillion Tempel, bekannt ist.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
17. Ryoanji - noch ein Tempel, noch ein Garten
Gleich um die Ecke vom Rokuonji befindet sich ein weiterer sehr bekannter Zen-Tempel, der Ryoanji oder der Tempel des ruhenden Drachen. Dieser ist allerdings nicht für einen Drachen bekannt, sondern für einen Garten. Damit ist ausnahmsweise nicht der übliche grüne, ordentlich beschnittene japanische Garten gemeint, obwohl der Tempelgrund natürlich auch umfassend begrünt ist und das auch nicht schlecht aussieht.
Vielmehr ist der Ryoanji für seinen trockenen Steingarten bekannt. Das ist ein Garten mit ordentlich gehakten Kieselsteinen, in denen mehrere große Felsbrocken liegen. Es gibt mehrere Theorien, was das Arrangement symbolisieren soll, ein Meer mit Felsen, Berge, die über die Wolken hinausragen und einiges mehr, aber vermutlich soll er nichts Konkretes symbolisieren, sondern einfach abstrakt auf den Betrachter wirken.
Betrachten soll man den Garten von einer Holzveranda am Rande des Gartens. Dabei kann man nie den gesamten Garten mit einem Blick übersehen. Und was immer auch er repräsentiert oder nicht repräsentiert, es wirkt. Selbst der eher un-zen-nige Ausländer empfindet ein Gefühl der Ruhe.
Gleich um die Ecke vom Rokuonji befindet sich ein weiterer sehr bekannter Zen-Tempel, der Ryoanji oder der Tempel des ruhenden Drachen. Dieser ist allerdings nicht für einen Drachen bekannt, sondern für einen Garten. Damit ist ausnahmsweise nicht der übliche grüne, ordentlich beschnittene japanische Garten gemeint, obwohl der Tempelgrund natürlich auch umfassend begrünt ist und das auch nicht schlecht aussieht.
Vielmehr ist der Ryoanji für seinen trockenen Steingarten bekannt. Das ist ein Garten mit ordentlich gehakten Kieselsteinen, in denen mehrere große Felsbrocken liegen. Es gibt mehrere Theorien, was das Arrangement symbolisieren soll, ein Meer mit Felsen, Berge, die über die Wolken hinausragen und einiges mehr, aber vermutlich soll er nichts Konkretes symbolisieren, sondern einfach abstrakt auf den Betrachter wirken.
Betrachten soll man den Garten von einer Holzveranda am Rande des Gartens. Dabei kann man nie den gesamten Garten mit einem Blick übersehen. Und was immer auch er repräsentiert oder nicht repräsentiert, es wirkt. Selbst der eher un-zen-nige Ausländer empfindet ein Gefühl der Ruhe.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
18. Ritsurin koen - Ein Park durch die Jahreszeiten
Einer meiner persönlichen Lieblingsgärten gehört nicht zu den berühmten drei (wir erinnern uns), gefällt mir persönlich aber besser als der eine oder andere dieses illustren Trios (Quartetts). Dieser weniger bekannte Garten ist der Ritsurin koen in Takamatsu auf der kleinsten Hauptinsel Shikoku. Dieser hat alles, was ein japanischer Garten so braucht: Seen, Bachläufe, ein Teehaus, Zierkirschen, roten Ahorn, Wiesen, Bambus und vieles mehr. Deshalb kann man dort sehr schön den Verlauf der Jahreszeiten sehen.
Der Frühling wird in Japan von der Kirschblüte dominiert. Diese dauert zwar nur vielleicht zwei Wochen an jedem Ort, zieht sich aber über eine deutlich längere Zeit von ihrem Beginn im Süden bis zum Ende auf Hokkaido. Und weil die Kirschblüte so wichtig ist, hat jede japanische Sehenswürdigkeit, die etwas auf sich hält, die notwendigen japanischen Zierkirschen, um den Frühling standesgemäß einläuten zu können. Am Hauptsee des Ritsurin koen steht nur ein großer Baum, dieser dafür an strategisch relevanter Stelle.
Anders als in vielen europäische Parks ist das Ziel eines japanischen Gartenmeisters nicht, so lange wie möglich unterschiedliche Blüten zu zeigen, sondern den Garten der Jahreszeit entsprechend zu gestalten. Der Sommer wird daher von satten Grüntönen dominiert. Dazu gehören japanische Kiefern, Bambus, frisches Gras etc., Blüten hingegen findet man eher selten. Im Sommer sind japanische Gärten daher weniger auf die Bepflanzung, sondern mehr auch auf die anderen Gestaltungsteile konzentriert, wie besondere Felsen. Ein Beispiel im Ritsurin koen sind zwei Felsen, die aussehen sollen wie zwei Löwen, die aus dem Wasserlauf trinken.
Der Herbst steht im Zeichen des roten Ahorns, einer Sorte, die relativ kleine Blätter hat, die im Herbst leuchtend rot werden. Ganze Wälder sind bekannt dafür, dass sie viele Ahornbäume enthalten und ziehen im Herbst entsprechend Heerschaaren von Touristen an. Auch Ahorn dominiert nicht im Ritsurin koen, aber zeigt schon früh, wie die Jahreszeiten weiter fortschreiten.
Der Winter ist eher zurückhaltend. Am schönsten ist es, wenn Schnee fällt und sich über den Garten legt. Dafür fehlt mir aber der fotografische Beweis.
Einer meiner persönlichen Lieblingsgärten gehört nicht zu den berühmten drei (wir erinnern uns), gefällt mir persönlich aber besser als der eine oder andere dieses illustren Trios (Quartetts). Dieser weniger bekannte Garten ist der Ritsurin koen in Takamatsu auf der kleinsten Hauptinsel Shikoku. Dieser hat alles, was ein japanischer Garten so braucht: Seen, Bachläufe, ein Teehaus, Zierkirschen, roten Ahorn, Wiesen, Bambus und vieles mehr. Deshalb kann man dort sehr schön den Verlauf der Jahreszeiten sehen.
Der Frühling wird in Japan von der Kirschblüte dominiert. Diese dauert zwar nur vielleicht zwei Wochen an jedem Ort, zieht sich aber über eine deutlich längere Zeit von ihrem Beginn im Süden bis zum Ende auf Hokkaido. Und weil die Kirschblüte so wichtig ist, hat jede japanische Sehenswürdigkeit, die etwas auf sich hält, die notwendigen japanischen Zierkirschen, um den Frühling standesgemäß einläuten zu können. Am Hauptsee des Ritsurin koen steht nur ein großer Baum, dieser dafür an strategisch relevanter Stelle.
Anders als in vielen europäische Parks ist das Ziel eines japanischen Gartenmeisters nicht, so lange wie möglich unterschiedliche Blüten zu zeigen, sondern den Garten der Jahreszeit entsprechend zu gestalten. Der Sommer wird daher von satten Grüntönen dominiert. Dazu gehören japanische Kiefern, Bambus, frisches Gras etc., Blüten hingegen findet man eher selten. Im Sommer sind japanische Gärten daher weniger auf die Bepflanzung, sondern mehr auch auf die anderen Gestaltungsteile konzentriert, wie besondere Felsen. Ein Beispiel im Ritsurin koen sind zwei Felsen, die aussehen sollen wie zwei Löwen, die aus dem Wasserlauf trinken.
Der Herbst steht im Zeichen des roten Ahorns, einer Sorte, die relativ kleine Blätter hat, die im Herbst leuchtend rot werden. Ganze Wälder sind bekannt dafür, dass sie viele Ahornbäume enthalten und ziehen im Herbst entsprechend Heerschaaren von Touristen an. Auch Ahorn dominiert nicht im Ritsurin koen, aber zeigt schon früh, wie die Jahreszeiten weiter fortschreiten.
Der Winter ist eher zurückhaltend. Am schönsten ist es, wenn Schnee fällt und sich über den Garten legt. Dafür fehlt mir aber der fotografische Beweis.
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- gernobono
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
@watashi
ist es das erst mal, dass du auf einem foto quasi formatfüllend zu sehen bist?
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Über formatfüllend müssten wir noch einmal reden (mehr so halb verdeckt und nur von hinten), aber ich denke, auch dass ist das erste Mal, dass ich drauf bin. Normalerweise habe ich die Fotos ja auch selbst gemacht und dann bin ich auch nicht unbedingt drauf. Die von den Tempeln in Kyoto habe ich zum Teil von meinen Eltern geliehen (keine Panik, keine Copyright-Probleme, ich habe vorher gefragt). Außerdem soll es ja um Japan gehen.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
19. Hiroshima - Japans erste Atomkatastrophe
Nachdem es den Japanern als zweitem Volk gelungen war, ein Atomkraftwerk in die Luft zu jagen, gab es im deutschen Fernsehen einen Kommentator, der behauptete, das wäre besonders schwer für die Japaner, weil sie keine Erfahrung mit Atomkatastrophen hätten. Die Menschen in Hiroshima (und Nagasaki) mögen das etwas anders sehen, wobei man natürlich darüber streiten kann, ob Atombomben zu den Katastrophen zählen. Wie dem auch sei, die Japaner haben es immer geschafft gleichzeitig pro-Atomkraft und anti-Atombombe zu sein.
Der Anti-Atombomben-Teil ist dabei natürlich in großen Teilen historisch bedingt. Als einzige Nation, die Atombombenabwürfe im Krieg erlebt hat, sehen es viele Japaner als Aufgabe, gegen diese Form der Kriegsführung zu sein. Es ist vermutlich unmöglich, Bürgermeister von Hiroshima zu werden, ohne absolut und ohne Frage gegen Atombomben (und inzwischen auch tendenziell Atomkraft) zu sein.
Um die Atombomben und das daraus entstandene Leid nicht zu vergessen, gibt es in Hiroshima den Friedenspark an einer Stelle, die sehr nahe dem Hypozentrum lag und deshalb fast vollständig vernichtet wurde. Das wohl bekannteste Zeichen ist der so genannte Atombombendom, die ehemalige Industrial Promotion Hall. Dieses Gebäude wurde in seinem halb zerstörten Zustand erhalten und dient heute als Mahnmal für den Frieden.
Daneben gibt es im Peace Park aber auch noch weitere Mahnmale und das Atombombenmuseum. Das vielleicht bekanntest Denkmal ist das Children's Peace Monument. Dieses steht für die Kinder, die durch den Atombombenabwurf getötet wurden.
Es ist vor allem dafür bekannt für seine viele Ketten aus bunten Origami-Kranichen, die von Schulen aus dem ganzen Land nach Hiroshima geschickt werden. Früher lagen diese am Fuß des Denkmals, heute sind sie darum herum aufgebaut. Diese Tradition geht auf die Geschichte von Sasaki Sadako zurück, die zwei war als Hiroshima zerstört wurde. Zehn Jahre später entwickelte sie Leukämie, vermutlich aufgrund der Strahlenexposition. In Japan gibt es eine Erzählung, dass jemand, der 1000 Papierkraniche falten kann, von den Göttern einen Wunsch gewährt bekämen. Also fing sie an zu falten. Es gibt unterschiedliche Versionen, ob sie dieses Ziel erreichte, auf jeden Fall starb sie aber noch 1955 an Leukämie. Und in Erinnerung an dieses Mädchen schicken bis heute japanische Schulen und andere Friedensverbände ihre Papierkraniche nach Hiroshima.
Außerdem brennt auf dem Gelände eine ewige Flamme, die man aber am ehesten bei Nacht sehen (aber nur schwer fotografieren) kann. Ansonsten werden bei Nacht alle wichtigen Denkmäler angestrahlt und so erhebt sich auch nachts die mahnende Silouette des Atombombendoms über dem Friedenspark
Nachdem es den Japanern als zweitem Volk gelungen war, ein Atomkraftwerk in die Luft zu jagen, gab es im deutschen Fernsehen einen Kommentator, der behauptete, das wäre besonders schwer für die Japaner, weil sie keine Erfahrung mit Atomkatastrophen hätten. Die Menschen in Hiroshima (und Nagasaki) mögen das etwas anders sehen, wobei man natürlich darüber streiten kann, ob Atombomben zu den Katastrophen zählen. Wie dem auch sei, die Japaner haben es immer geschafft gleichzeitig pro-Atomkraft und anti-Atombombe zu sein.
Der Anti-Atombomben-Teil ist dabei natürlich in großen Teilen historisch bedingt. Als einzige Nation, die Atombombenabwürfe im Krieg erlebt hat, sehen es viele Japaner als Aufgabe, gegen diese Form der Kriegsführung zu sein. Es ist vermutlich unmöglich, Bürgermeister von Hiroshima zu werden, ohne absolut und ohne Frage gegen Atombomben (und inzwischen auch tendenziell Atomkraft) zu sein.
Um die Atombomben und das daraus entstandene Leid nicht zu vergessen, gibt es in Hiroshima den Friedenspark an einer Stelle, die sehr nahe dem Hypozentrum lag und deshalb fast vollständig vernichtet wurde. Das wohl bekannteste Zeichen ist der so genannte Atombombendom, die ehemalige Industrial Promotion Hall. Dieses Gebäude wurde in seinem halb zerstörten Zustand erhalten und dient heute als Mahnmal für den Frieden.
Daneben gibt es im Peace Park aber auch noch weitere Mahnmale und das Atombombenmuseum. Das vielleicht bekanntest Denkmal ist das Children's Peace Monument. Dieses steht für die Kinder, die durch den Atombombenabwurf getötet wurden.
Es ist vor allem dafür bekannt für seine viele Ketten aus bunten Origami-Kranichen, die von Schulen aus dem ganzen Land nach Hiroshima geschickt werden. Früher lagen diese am Fuß des Denkmals, heute sind sie darum herum aufgebaut. Diese Tradition geht auf die Geschichte von Sasaki Sadako zurück, die zwei war als Hiroshima zerstört wurde. Zehn Jahre später entwickelte sie Leukämie, vermutlich aufgrund der Strahlenexposition. In Japan gibt es eine Erzählung, dass jemand, der 1000 Papierkraniche falten kann, von den Göttern einen Wunsch gewährt bekämen. Also fing sie an zu falten. Es gibt unterschiedliche Versionen, ob sie dieses Ziel erreichte, auf jeden Fall starb sie aber noch 1955 an Leukämie. Und in Erinnerung an dieses Mädchen schicken bis heute japanische Schulen und andere Friedensverbände ihre Papierkraniche nach Hiroshima.
Außerdem brennt auf dem Gelände eine ewige Flamme, die man aber am ehesten bei Nacht sehen (aber nur schwer fotografieren) kann. Ansonsten werden bei Nacht alle wichtigen Denkmäler angestrahlt und so erhebt sich auch nachts die mahnende Silouette des Atombombendoms über dem Friedenspark
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
20. Rurikoji in Yamaguchi - Ein Tempel mit Pagode
Wir fahren von Hiroshima aus ein Stückchen weiter in die Präfektur Yamaguchi in die Präfekturhauptstadt, die praktischerweise auch Yamaguchi heißt. So richtig viel gibt es hier vielleicht nicht, aber zumindest gibt es einen netten Tempel, den Rurikoji. Dieser steht in einem schönen grünen Garten und die Haupthalle sieht auch ganz nett aus.
Nun fährt man aber nicht in erster Linie dieser Halle wegen nach Yamaguchi. Vielmehr sieht man über die Bäume schon das, was am Rurikoji wirklich besonders ist: die große fünfstöckige Pagode.
Diese ist von 1442 (nach etwa 40 Jahren Planung) und damit die 10. älteste in Japan, über 30m groß und steht taktisch klug an einem Teich, so dass man die ganze Pagode von vorne sehen kann und auch noch eine schöne Umgebung mitgeliefert bekommt.
Die Pagode gehört übrigens zu den drei schönsten fünfstöckigen Pagoden Japans. Und weil diese Pagode so bedeutend ist, gibt es auch noch ein kleines Museum daneben, in der es Modelle und Fotos sämtlicher fünfstöckiger Pagoden in Japan gibt.
Wir fahren von Hiroshima aus ein Stückchen weiter in die Präfektur Yamaguchi in die Präfekturhauptstadt, die praktischerweise auch Yamaguchi heißt. So richtig viel gibt es hier vielleicht nicht, aber zumindest gibt es einen netten Tempel, den Rurikoji. Dieser steht in einem schönen grünen Garten und die Haupthalle sieht auch ganz nett aus.
Nun fährt man aber nicht in erster Linie dieser Halle wegen nach Yamaguchi. Vielmehr sieht man über die Bäume schon das, was am Rurikoji wirklich besonders ist: die große fünfstöckige Pagode.
Diese ist von 1442 (nach etwa 40 Jahren Planung) und damit die 10. älteste in Japan, über 30m groß und steht taktisch klug an einem Teich, so dass man die ganze Pagode von vorne sehen kann und auch noch eine schöne Umgebung mitgeliefert bekommt.
Die Pagode gehört übrigens zu den drei schönsten fünfstöckigen Pagoden Japans. Und weil diese Pagode so bedeutend ist, gibt es auch noch ein kleines Museum daneben, in der es Modelle und Fotos sämtlicher fünfstöckiger Pagoden in Japan gibt.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
21. Von Honshu nach Kyushu
Und wieder einen Tag verpasst. Sorry. Und dieses Mal habe ich nicht einmal eine gute oder wenigstens schlechte Ausrede. Ich kann nur um Nachsicht bitten und das Versäumte so schnell wie möglich nachholen.
Heute (also eigentlich gestern) verlassen wir die größte Hauptinsel Honshu und begeben uns auf die südlichste Hauptinsel Kyushu. Wir nehmen aber nicht den Zug, kein Auto oder Bus, wir fliegen auch nicht, nein, wir laufen einfach hinüber. Zwischen Shimonoseki am Ende von Honshu und Moji auf der anderen Seite der Kanmon Meeresenge gibt es nämlich einen Tunnel, der heute Fußgängern dient, um trockenen Fußes vom einen Ufer zu anderen zu kommen. Und während die Autos oben über die Kanmon Brücke fahren, laufen wir ganz bequem von der Präfektur Yamaguchi in die Präfektur Fukuoka. Die Präfekturgrenze ist sogar eindeutig zu finden.
Auf der anderen Seite kommen wir in der Stadt Moji, im Stadtteil Mojiko (dem "Hafen von Moji"), heraus. Hier ist der Retrobezirk von Mojiko. Retro bezieht sich hier auf die alten Gebäude vom Ende des 19. Jahrhunderts, man findet also wieder das eine oder andere Bachsteinhaus. Im Mittelpunkt steht der alte, aber immer noch benutzte Bahnhof von Mojiko, der früher der Beginn der Eisenbahn auf Kyushu war, da die Passagiere bis Shimonoseki fuhren, dann auf eine Fähre wechselten und auf der anderen Seite mit einem neuen Zug weiterfuhren. Anders als zwischen Hakodate und Aomori wurden die Züge hier nicht mit genommen, sondern drehten am Ende der Insel einfach um.
In Mojiko Retro gibt es eine ganze Reihe von alten Gebäuden. Und dazwischen steht die International Friendship Library, die sich grundsätzlich gut ins Stadtbild einfügt.
Sie ist allerdings von 1995 und wurde extra ins Stadtbild eingefügt. Der japanische Denkmalschutz hat da offenbar etwas andere Vorstellungen von Stadtbilderhaltung.
Neben den klassischen oder auf klassisch gemachten Gebäuden gibt es aber auch moderne Gebäude. So gibt es in der Stadt auf ein freundliches Hochhaus, wo man drauf darf.
Leider sieht man bei diesigem Wetter nicht wirklich viel. Das lasse ich also hier.
Und wieder einen Tag verpasst. Sorry. Und dieses Mal habe ich nicht einmal eine gute oder wenigstens schlechte Ausrede. Ich kann nur um Nachsicht bitten und das Versäumte so schnell wie möglich nachholen.
Heute (also eigentlich gestern) verlassen wir die größte Hauptinsel Honshu und begeben uns auf die südlichste Hauptinsel Kyushu. Wir nehmen aber nicht den Zug, kein Auto oder Bus, wir fliegen auch nicht, nein, wir laufen einfach hinüber. Zwischen Shimonoseki am Ende von Honshu und Moji auf der anderen Seite der Kanmon Meeresenge gibt es nämlich einen Tunnel, der heute Fußgängern dient, um trockenen Fußes vom einen Ufer zu anderen zu kommen. Und während die Autos oben über die Kanmon Brücke fahren, laufen wir ganz bequem von der Präfektur Yamaguchi in die Präfektur Fukuoka. Die Präfekturgrenze ist sogar eindeutig zu finden.
Auf der anderen Seite kommen wir in der Stadt Moji, im Stadtteil Mojiko (dem "Hafen von Moji"), heraus. Hier ist der Retrobezirk von Mojiko. Retro bezieht sich hier auf die alten Gebäude vom Ende des 19. Jahrhunderts, man findet also wieder das eine oder andere Bachsteinhaus. Im Mittelpunkt steht der alte, aber immer noch benutzte Bahnhof von Mojiko, der früher der Beginn der Eisenbahn auf Kyushu war, da die Passagiere bis Shimonoseki fuhren, dann auf eine Fähre wechselten und auf der anderen Seite mit einem neuen Zug weiterfuhren. Anders als zwischen Hakodate und Aomori wurden die Züge hier nicht mit genommen, sondern drehten am Ende der Insel einfach um.
In Mojiko Retro gibt es eine ganze Reihe von alten Gebäuden. Und dazwischen steht die International Friendship Library, die sich grundsätzlich gut ins Stadtbild einfügt.
Sie ist allerdings von 1995 und wurde extra ins Stadtbild eingefügt. Der japanische Denkmalschutz hat da offenbar etwas andere Vorstellungen von Stadtbilderhaltung.
Neben den klassischen oder auf klassisch gemachten Gebäuden gibt es aber auch moderne Gebäude. So gibt es in der Stadt auf ein freundliches Hochhaus, wo man drauf darf.
Leider sieht man bei diesigem Wetter nicht wirklich viel. Das lasse ich also hier.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
22. Komyozenji - Wenn ein Steingarten nicht genug ist
Wir bleiben auf Kyushu und fahren (wiedern) nach Dazaifu. Dieses Mal kommen wir nicht wegen eines Shinto-Schreins, sondern wegen eines buddhistischen Tempels. Der Komyozenji ist nicht weit vom Tenmangu entfernt und ist ein Zentempel aus dem 13. Jahrhundert. Er diente den Verwaltern des Tenmangu, des Shinto-Schreins, als Haustempel.
Die Leute kommen aber weniger des Tempelgebäudes wegen als vielmehr wegen der zwei sehr schönen und unterschiedlichen Steingärten. Es ist der einzige Tempel mit trockenen Steingärten, sogenannten 枯山水 karesansui, in Kyushu.
Vor dem Tempel ist ein klassischer Steingarten wie wir ihn schon am Ryoanji gesehen haben. Dieser ist nicht so groß, aber trotzdem schön. Die Steine sollen hier das japanische Zeichen für Licht, 光, bilden, das das erste Zeichen im Tempelnamen Komyozenji ist. Auffällig ist auch, dass der Hintergrund anders gestaltet ist als am Ryoanji. Der Hintergrund wird von japanischen Gartenbauern bei der Erstellung mit beachtet. Beim Ryoanji war es eine Mauer, hinter der man nur Bäume sah, hier ist die Mauer niedriger und man sieht die umgebende Stadt. Diese sah sicherlich vor hunderten von Jahren anders aus, aber zumindest heute wirkt der Garten dadurch anders.
Hinter dem Tempel ist ein weiterer Steingarten, auch hier ohne Wasser. Jedoch sind die Steine, die natürlich wieder ordentlich geharkt sind, von Bäumen und Moosflächen durchbrochen. Dadurch bekommt der Garten einen anderen Ausdruck. Die grünen Moosflächen sollen Land und Inseln darstellen, während der Sand für das Meer steht. Der Garten bildet also eine Inselwelt ab.
Wir bleiben auf Kyushu und fahren (wiedern) nach Dazaifu. Dieses Mal kommen wir nicht wegen eines Shinto-Schreins, sondern wegen eines buddhistischen Tempels. Der Komyozenji ist nicht weit vom Tenmangu entfernt und ist ein Zentempel aus dem 13. Jahrhundert. Er diente den Verwaltern des Tenmangu, des Shinto-Schreins, als Haustempel.
Die Leute kommen aber weniger des Tempelgebäudes wegen als vielmehr wegen der zwei sehr schönen und unterschiedlichen Steingärten. Es ist der einzige Tempel mit trockenen Steingärten, sogenannten 枯山水 karesansui, in Kyushu.
Vor dem Tempel ist ein klassischer Steingarten wie wir ihn schon am Ryoanji gesehen haben. Dieser ist nicht so groß, aber trotzdem schön. Die Steine sollen hier das japanische Zeichen für Licht, 光, bilden, das das erste Zeichen im Tempelnamen Komyozenji ist. Auffällig ist auch, dass der Hintergrund anders gestaltet ist als am Ryoanji. Der Hintergrund wird von japanischen Gartenbauern bei der Erstellung mit beachtet. Beim Ryoanji war es eine Mauer, hinter der man nur Bäume sah, hier ist die Mauer niedriger und man sieht die umgebende Stadt. Diese sah sicherlich vor hunderten von Jahren anders aus, aber zumindest heute wirkt der Garten dadurch anders.
Hinter dem Tempel ist ein weiterer Steingarten, auch hier ohne Wasser. Jedoch sind die Steine, die natürlich wieder ordentlich geharkt sind, von Bäumen und Moosflächen durchbrochen. Dadurch bekommt der Garten einen anderen Ausdruck. Die grünen Moosflächen sollen Land und Inseln darstellen, während der Sand für das Meer steht. Der Garten bildet also eine Inselwelt ab.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Du bist die Fachfrau in Sachen Japanisch und Japan. Aber mal im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Japan eine Denkmalschutzbehörde gibt, die ggf. ernsthaft Einfluß auf die Entwicklung von Stadtbildern nimmt.Watashi hat geschrieben: Sie ist allerdings von 1995 und wurde extra ins Stadtbild eingefügt. Der japanische Denkmalschutz hat da offenbar etwas andere Vorstellungen von Stadtbilderhaltung.
Neben den klassischen oder auf klassisch gemachten Gebäuden gibt es aber auch moderne Gebäude.
Den Fall, dass in historischen Gärten keine Wohnhäuser errichtet werden dürfen, klammere ich mal aus.
Auf Grund der bekannten Zwänge (Platzmangel) und damit einhergehende utopische Grundstückspreise wird aneinandergebaut, was eben geht.
Ansonsten liebe Anke - ich kenne keinen besseren Adventskalender .
Wo Elefanten sich bekämpfen, hat das Gras den Schaden.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
Ganz ehrlich !!!
ich glaube nicht, dass es mehr als 10 Japaner gibt, die sich in ihrem eigenen Land besser auskennen als du.
Also, wenn jemand Fragen zu Japan hat (Geographie, Geschichte, Politik, Kultur....), der ist sehr gut beraten, wenn er dich fragt.
Einfach Phänomenal.
Gruß
Schnappamawashi
ich glaube nicht, dass es mehr als 10 Japaner gibt, die sich in ihrem eigenen Land besser auskennen als du.
Also, wenn jemand Fragen zu Japan hat (Geographie, Geschichte, Politik, Kultur....), der ist sehr gut beraten, wenn er dich fragt.
Einfach Phänomenal.
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Schnappamawashi
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
23. Japan von oben
Ich habe mich von der Diskussion um den Platz in Japan inspirieren lassen und so sehen wir uns heute Japan von oben an. Wir befinden uns im Landeanflug auf den internationalen Flughafen von Narita. Dieser liegt nicht etwa in der Präfektur Tokyo, sondern in der westlich davon gelegenen Präfektur Chiba. Diese ist deutlich ländlicher geprägt als Tokyo. Wenn man von oben auf das Land schaut, sieht man eher kleinere Orte und erstaunlicherweise auch viele Felder.
Auffällig ist, dass die Felder in Japan relativ klein sind. Das durchschnittliche Feld außerhalb von Hokkaido hat etwa 1 ha, auf Hokkaido immerhin 4 ha. Ich habe mal eine japanische Freundin mit zu mir nach Hause genommen und sie meinte, das sei ja wie auf Hokkaido, weil wir auf dem Weg durch ländliche Gebiete mit für japanische Verhältnisse schon relativ großen Feldern gefahren sind (für Deutschland waren sie eher mittel bis klein). Deshalb sehen ländliche Gegenden in Japan noch viel fragmentierter aus als vergleichbare Ecken in Deutschland.
Die Leute in Chiba haben also deutlich mehr Platz als in Tokyo. Sie können es sich leisten, zu ihren Häusern zum Teil richtige Gärten zu haben. Auch sind die Häuser deutlich größer als sie Richtung Tokyo Innenstadt dann sind. Dafür nehmen die Leute aber lange Pendelstrecken auf sich. Ein Kommilitone an der Uni in Japan pendelte fvier bis ünf Mal die Woche 2,5 Stunden hin und wieder 2,5 Stunden zurück. Dafür können sich die Menschen in Chiba aber auch den puren Luxus gönnen, bis hin zu richtigen Golfplätzen.
Ich habe mich von der Diskussion um den Platz in Japan inspirieren lassen und so sehen wir uns heute Japan von oben an. Wir befinden uns im Landeanflug auf den internationalen Flughafen von Narita. Dieser liegt nicht etwa in der Präfektur Tokyo, sondern in der westlich davon gelegenen Präfektur Chiba. Diese ist deutlich ländlicher geprägt als Tokyo. Wenn man von oben auf das Land schaut, sieht man eher kleinere Orte und erstaunlicherweise auch viele Felder.
Auffällig ist, dass die Felder in Japan relativ klein sind. Das durchschnittliche Feld außerhalb von Hokkaido hat etwa 1 ha, auf Hokkaido immerhin 4 ha. Ich habe mal eine japanische Freundin mit zu mir nach Hause genommen und sie meinte, das sei ja wie auf Hokkaido, weil wir auf dem Weg durch ländliche Gebiete mit für japanische Verhältnisse schon relativ großen Feldern gefahren sind (für Deutschland waren sie eher mittel bis klein). Deshalb sehen ländliche Gegenden in Japan noch viel fragmentierter aus als vergleichbare Ecken in Deutschland.
Die Leute in Chiba haben also deutlich mehr Platz als in Tokyo. Sie können es sich leisten, zu ihren Häusern zum Teil richtige Gärten zu haben. Auch sind die Häuser deutlich größer als sie Richtung Tokyo Innenstadt dann sind. Dafür nehmen die Leute aber lange Pendelstrecken auf sich. Ein Kommilitone an der Uni in Japan pendelte fvier bis ünf Mal die Woche 2,5 Stunden hin und wieder 2,5 Stunden zurück. Dafür können sich die Menschen in Chiba aber auch den puren Luxus gönnen, bis hin zu richtigen Golfplätzen.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
"Westlich" nur dann, wenn man seinen Kompass nach dem Dohyo ausrichtet.Watashi hat geschrieben:Dieser liegt nicht etwa in der Präfektur Tokyo, sondern in der westlich davon gelegenen Präfektur Chiba.
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Re: Best of the Rest - Noch ein Adventskalender
24. Back to the beginning - "Weihnachtsbaum" in Sapporo
Um meine beliebte Links-Rechts-Schwäche, die offenbar auch eine West-Ost-Schwäche beinhaltet, zu umgehen, kehren wir am Ende in den Norden zurück (Norden und Süden verwechsele ich seltener). Wie sind wieder in Sapporo, wo wir unsere diesjährige Reise begonnen haben, und wandern noch einmal über das Schneefest, dieses Mal am Abend. Dann werden die Schneefiguren angestrahlt und die Stimmung ändert sich ein wenig. Außerdem ist es irgendwann nicht mehr so voll wie am Tage. Ein Beispiel für die Schneefiguren war dieses Jahr das Schneeaquarium, das bei Nacht fast noch besser aussah als bei Tage.
Auch interessant sind die Eisfiguen, allen voran das National Palace Museum aus Taiwan, da das Eis von innen/hinten beleuchtet werden können. Das kann dann auch mehrfarbig erfolgen.
Und an der Eisfläche, auf der der geneigte Besucher auch seine Runden ziehen kann, findet man einen durchaus stimmungsvollen Weihnachtsbaum. Das einzige "Problem" ist, dass das Schneefest Anfang Februar stattfindet. Aber man muss in Japan die Weihnachtsbäume eben feiern wie sie auffallen.
Um meine beliebte Links-Rechts-Schwäche, die offenbar auch eine West-Ost-Schwäche beinhaltet, zu umgehen, kehren wir am Ende in den Norden zurück (Norden und Süden verwechsele ich seltener). Wie sind wieder in Sapporo, wo wir unsere diesjährige Reise begonnen haben, und wandern noch einmal über das Schneefest, dieses Mal am Abend. Dann werden die Schneefiguren angestrahlt und die Stimmung ändert sich ein wenig. Außerdem ist es irgendwann nicht mehr so voll wie am Tage. Ein Beispiel für die Schneefiguren war dieses Jahr das Schneeaquarium, das bei Nacht fast noch besser aussah als bei Tage.
Auch interessant sind die Eisfiguen, allen voran das National Palace Museum aus Taiwan, da das Eis von innen/hinten beleuchtet werden können. Das kann dann auch mehrfarbig erfolgen.
Und an der Eisfläche, auf der der geneigte Besucher auch seine Runden ziehen kann, findet man einen durchaus stimmungsvollen Weihnachtsbaum. Das einzige "Problem" ist, dass das Schneefest Anfang Februar stattfindet. Aber man muss in Japan die Weihnachtsbäume eben feiern wie sie auffallen.
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