Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Japan, Japaner und deren Sprache

Moderator: Watashi

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Watashi
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Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

Liebe Leser,

um das Warten auf Weihnachten und das nächste basho zu verkürzen, habe ich beschlossen, einen kleinen Adventskalender zu erstellen. Jeden Tag gibt es ein Foto aus Japan zusammen mit einer Erläuterung. Das kann geschichtlicher, historischer oder geographischer Natur sein. Bezüge zum Sumo sind allerdings allenfalls zufällig.

Ich hoffe, es macht euch trotzdem ein bisschen Spaß. Bei Bedarf kann ich das in unregelmäßiger Folge auch im neuen Jahr fortsetzen.

PS: Für alle Fotos habe ich das Copyright, es gibt also kein Problem mit Rechtsverletzungen.

PPS: Für diejenigen, die auch ein wenig Interesse an der Geographie des Adventskalenders haben, gibt es eine Karte, auf der ich jeden Tag die neuen Städte eintragen werde.

Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

1.Hakodate – Christentum in Japan

Als erstes besuchen wir Hokkaidō, die nördlichste der japanischen Hauptinseln. Hokkaidō ist eine eigene Präfektur und flächenmäßig die mit Abstand größte, allerdings auch die am wenigsten dicht besiedelte. Hokkaidō war die letzte Hauptinsel, auf der noch die Ureinwohner herrschten und wurde erst spät von den Japanern kolonialisiert. Heute gibt es nur noch wenige Nachfahren der Ureinwohner, der Ainu.

Hokkaidō ist aber auch die Russland am nächsten gelegene japanische Insel. Deshalb war einer der ersten Häfen, die Mitte des 19. Jahrhunderts für Ausländer geöffnet wurden, Hakodate im Süden der Insel. Bis heute hat es daher ein vergleichsweise internationales Flair, was sich unter anderem in vielen westlich beeinflussten Gebäuden, einer Vielzahl an Ausländerfriedhöfen (für Russen, für Franzosen, für Engländer, für Chinesen…) und einer Reihe von christlichen Kirchen zeigt. Die Besonderheit ist dabei, dass es mehrere Kirchen unterschiedlicher Konfessionen gibt. Die meisten christlichen Kirchen in Japan sind in erster Linie „christlich“, die Campuskirche meiner christlichen Universität bezeichnet sich beispielsweise als „ökumenisch“. Ich habe mal eine japanische Christin mit der Frage nach ihrer Konfession in echte Erklärungsnöte gestürzt. Allenfalls die römisch-katholischen Kirchen werden als solche ausgewiesen, die anderen sind häufig undifferenziert „protestantisch“.
Nur etwa 1 % der Japaner sind Christen. Daher können nicht beliebig viele Kirchen nebeneinander bestehen. Das ist nur in Hakodate anders. Hier gibt es auf einem Haufen in Rufweite voneinander drei Kirchen: eine katholische, eine anglikanische und bedingt durch die geographische Nähe zu Russland eine der wenigen russisch-orthodoxen Kirchen Japans, komplett mit Zwiebeltürmchen. Nur 3 % aller Christen in Japan sind orthodox, die meisten davon in Hokkaido, daher die eigene Kirche in Hakodate.
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gernobono
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von gernobono »

Watashi hat geschrieben: Ich habe mal eine japanische Christin mit der Frage nach ihrer Konfession in echte Erklärungsnöte gestürzt. Allenfalls die römisch-katholischen Kirchen werden als solche ausgewiesen, die anderen sind häufig undifferenziert „protestantisch“.
ich weiss nicht, ob ich mit demposting den fluss des adventskalender störe, aber erstmal will ich mich bedanken und dann finde ich, dass die kirche "russisch" aussieht.......

Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

gernobono hat geschrieben:ich weiss nicht, ob ich mit demposting den fluss des adventskalender störe, aber erstmal will ich mich bedanken und dann finde ich, dass die kirche "russisch" aussieht.......
Erstmal: Ich bin für jede Rückmeldung dankbar, da ich das hier kurzfristig ausgeheckt habe und für Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge offen bin. Also, bei Fragen oder Problemen immer her damit!

Und dann: Das ist die russisch-orthodoxe Kirche von Hakodate. Bei der Gestaltung hat sich die Gemeinde wohl von der russischen Mutterkirche beraten lassen. Die obige konnte ich jedenfalls sofort den Russen zuordnen.
Die anglikanische hingegen ist sehr modern (vgl. nächstes Foto):
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Jakusotsu
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Jakusotsu »

Ui! Da gibt es nun tatsächlich einen Grund, sich auf die kommenden Adventstage zu freuen! Vielen, vielen Dank, Anke! :Chinese
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Fay
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Fay »

Schöne Idee, da sieht man auch mal etwas anderes als Sumo 8)

Danke schön!

Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

2. Esashi – Geschichte eines lokalen Festivals

Einmal quer über die Südspitze von Hokkaidō liegt die Stadt Esashi, direkt am Meer (siehe Foto). Der Name Esashi stammt aus der Sprache der Ainu, der Ureinwohner und steht für konbu, eine Art von Tang, die in Japan häufig als Suppenbasis verwendet wird.
Esashi Panorama klein breit3.jpg
In der Edo-Zeit (1600-1868) war Esashi eine wohlhabende Fischergemeinde mit reichen Kaufleuten, die direkt am Wasser ihre großen Häuser gebaut hatten. Zu der Zeit entwickelte sich in der Stadt eine eigene Variante eines traditionellen Volksliedes aus der Gegend von Nagano, die auch im Rest Japans als Esashi Oiwake bekannt wurde. Das Lied ist eine ruhige Ballade, die zu einem einsamen Saiteninstrument vorgetragen wird (siehe Foto). Früher zur shamisen – heute zur shakuhachi.
Doch um 1900 verschwanden die Heringsschwärme, die die Grundlage für den Wohlstand waren, plötzlich aus den Gewässern vor Esashi. Daher warb die Stadt im ganzen Land um Touristen unter anderem mit dem schon bekannten Esashi Oiwake. Es entstand ein regelmäßiges Festival, bei dem der Esashi Oiwake vorgetragen wurde. Die Legende will es aber, dass diese Tradition nicht beständig war und wieder einschlief. Dann wurde der Ort jedoch von Katastrophen heimgesucht und anschließend brach auch noch der Zweite Weltkrieg aus. Diese Unglücke überzeugten die Einwohner von Esashi, das Gesangsfestival wieder aufzunehmen und seit 1963 schließlich wurde daraus ein jährlicher Sängerwettstreit. Hier kämpfen fast 300 Sänger jedes Jahr darum, der beste Interpret des Esashi Oiwake zu werden.
Esashi Oiwake.JPG
PS: Ich werde im ersten Posting einen Link zu einer Karte bei GoogleMaps einstellen, wo ihr jeden Tag der Route des Adventskalenders folgen könnt.
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tainosen
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von tainosen »

Watashi hat geschrieben:....und steht für konbu, eine Art von Tang, die in Japan häufig als Suppenbasis verwendet wird.
Erst einmal - der schönste Adventskalender hier wo es gibt :D

Apropos konbu - ich wollte letzte Woche ein leckeres Shabu Shabu mit neuseeländischem Rinderfilet machen, und für die Brühbasis ist konbu ein essential.
Als ich danach im einschlägigen ostasiatischen Fachhandel gefragt habe, wurde ich bloß blöd angeglotzt - ist das nur in Berlin so, oder gibt es das Zeug tatsächlich nur in Nihon :?:
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Mikadofuji
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Mikadofuji »

Vielen Dank für die Mühe. Ich werde hier auf jeden Fall mitlesen und auf das 24. Türchen warten :applaus .

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Meyeryu
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Meyeryu »

Genau, denn am 24. kommt in Japan der alljährliche Geschenkebringer. :mrgreen: (O-Ton Simpsons)
Das Danke, Anke ist schon ausgelutscht, oder ? Trotzdem eine super Idee.
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

3. Aomori – Äpfel, ein Tunnel und ein Sommerfestival der etwas lauteren Art

Von Hokkaidō setzen wir über nach Tōhoku. Dazu zuerst eine kurze sprachliche Einführung: Wir fahren von der Nordmeerprovinz Hokkaidō 北海道
HOK(U) – Norden,
KAI – Meer,
– Weg oder hier eher Provinz

in den Nordosten 東北
– Osten
HOKU –Norden

der Hauptinsel Honshū 本州
HON – Haupt-
SHŪ – Provinz(en).

Im Norden von Tōhoku liegt die Präfektur Aomori (Grüner Wald). Diese ist für zwei Dinge bekannt: Äpfel (Foto) und sumōtori (Takamisakari verbindet beides, da seine Eltern Apfelbauern sind).
3 Aomori ringo.JPG
Ansonsten gilt die Gegend als rückständig, zudem hat sie noch immer keine Anbindung ans Shinkansen-Netz (was sich aber nächstes Jahr ändern soll). Früher musste man von Hakodate nach Aomori mit der Fähre übersetzen, egal ob zu Fuß, mit dem eigenen Fahrzeug oder mit der Bahn. Seit 1988 gibt es jedoch den Seikan-Tunnel, den längsten Eisenbahntunnel der Welt. Es ist vor allem deshalb so lang, weil seine Erbauer bei der Planung Anfang der 1970er schon daran dachten, den Tunnel Shinkansen-fähig zu machen, auch wenn jede Form von Tōhoku-Shinkansen damals noch Zukunftsmusik war. Um dem Schnellzug eine angemessene Geschwindigkeit zu ermöglichen, dürfen Steigung und Gefälle nicht sehr groß sein (maximal 2 %) und daher muss der Tunnel langsam abfallen und wieder ansteigen. Bei bis zu 240 m unter dem Meeresspiegel muss der Tunnel dann dementsprechend lang sein.

Tōhoku ist zwar wirtschaftlich rückständig, aber beim Feiern ganz vorne mit dabei. Die meisten Städte haben Sommerfestivals, von denen viele landesweit bekannt sind. Das nebuta matsuri in Aomori ist eines der bekanntesten und lautesten. Im Gegensatz zu dem ruhigen Balladenwettstreit in Esashi werden hier riesige, beleuchtete Festwagen (Foto) von jungen Männern durch die Straßen gefahren, geschoben und gehoben, die sich lautstark anfeuern und durch Sake in die richtige Stimmung bringen.
3 Aomori nebuta matsuri.JPG
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

4. Morioka – Die Kirsche und der Stein

Das Verhältnis der Japaner zur Natur ist etwas ambivalent. Auf der einen Seite wird innerstädtisch planiert (fast) ohne Rücksicht auf Verluste und auf der anderen Seite werden bestimmte Naturphänomene, wie berühmte Bäume, gehegt und gepflegt. Und im Zweifelsfall wird auch drum herum gebaut.

Um uns ein solches Phänomen anzusehen, steigen wir in Aomori in den Schnellzug und gondeln bis Hachinohe, wo wir in den Tōhoku Shinkansen steigen und noch ein kurzes Stück nach Morioka fahren. In Morioka verlassen wir den Bahnhof und als erstes müssen wir über den Kitakami-gawa, einen Fluss, dessen Lauf und Ufer nicht mehr ganz natürlich sind.
4 Morioka.JPG
Dann wandern wir weiter, biegen einmal auf die Hauptstraße ab und stehen irgendwann vor dem District Court von Morioka. Hier sind wir aber nicht wegen des Gerichtsgebäudes, das ein rechtschaffen hässlicher Bau ist, sondern wegen des etwa 400 Jahre alten Zierkirschbaums in dessen Vorgarten.
Die Japaner sind ohnehin Fans der japanischen Zierkirsche (Japanisch: 桜 sakura). Jedes Jahr wird landesweit dem offiziellen Öffnen der ersten Kirschbäume entgegengefiebert. In Tōkyō am Yasukuni jinja gibt es zu diesem Zweck den „offiziellen“ Kirschbaum. Ende März/Anfang April kommt dann täglich ein Beamter des japanischen Wetteramtes, das auch für die Kirschblüte zuständig ist, und betrachtet die Knospen. Irgendwann stellt er dann bedeutungsschwanger fest: 始まりました! „Hajimarimash(i)ta!“ („Sie hat begonnen!“) und alle Besucher ziehen ihre Handys und machen Fotos.
Doch zurück nach Morioka. Die Japaner sind nicht nur Fans von Zierkirschen, sondern auch von besonderen Leistungen. Eine solche wird dem 石割桜 Ishiwari-zakura unterstellt. Der Name bedeutet
ishi – Stein
wari – zerbrechen
-桜 -zakura – japanische Zierkirsche
Also „die Kirsche, die den Stein zerbricht“. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass der Baum wirklich den Stein gespalten hat und nicht nur einen vorhandenen Spalt genutzt hat, aber interessant sieht es auf jeden Fall aus.
4 Ishiwari zakura.JPG
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Jakusotsu
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Jakusotsu »

Meisterhafte Prosa! (von den Bildern ganz zu schweigen) Ich freue mich jeden Tag mehr. :D
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

5. Kitakata, Fukushima – Echte Männer

Unser letzter Stopp in Tōhoku ist Kitakata, in den Bergen der Präfektur Fukushima. Fukushima ist ein Ortsname, der in Japan recht häufig ist (vor zwei Jahren hatten wir im Adventskalender schon die Stadt Fukushima in Hokkaidō). Das ist nicht schwer zu verstehen, wenn man sich ansieht, was Fukushima heißt:
fuku - Glück
shima – Insel
Fukushima ist also die „Insel des Glücks“.

In Deutschland muss ein echter Mann ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen. In Kitakata muss ein echter Mann ein 蔵 kura, eine japanisches Speicherhaus bauen. Die japanischen Speicher haben dicke Lehmwände und sind im Gegensatz zu den normalen japanischen Häusern, die aus Holz bestehen, feuerfest. Sie haben meistens mehrere Sätze von Türen und dicke Fensterläden, um sicher zu sein. Insofern ist es sinnvoll, einige dieser Lagerhäuser zu haben.
5 kura.JPG
Nun kann aber keine Stadt so viele Lagerhäuser gebrauchen, wie es echte Männer gibt, und so begannen die Männer von Kitakata auch ihre Wohnhäuser und Tempel im kura-Stil zu bauen. Deshalb ist die Stadt heute nicht nur für Ramen (Nudeln) bekannt, sondern vor allem für Häuser, Läden, Museen und Restaurants im Stil der japanischen Lagerhäuser.
5 Anshoji.JPG
5 yashiki.JPG
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

6. Musashisakai – Rush Hour in Japan

Wir verlassen das beschauliche Tōhoku und fahren weiter in die größte Metropolregion der Welt mit ca. 33 Mio. Menschen, die auf einem Haufen wohnen. In anderen Worten: Wir fahren nach Tōkyō. Bevor wir uns aber in das Stadtzentrum vorwagen, stehen wir in Musashisakai, einem Vorstadtbahnhof, am Gleis und warten auf den Zug in die Innenstadt.
Der Innenstadtbereich von Tōkyō hat etwa 8 Mio. Einwohner, mehr konnte man auf dem bisschen Platz schwer unterbringen. Eine Stadt Tōkyō gibt es übrigens schon seit 1943 nicht mehr, der Innenstadtbereich unterteilt sich in 23 Bezirke (-区 -ku), die (fast) wie eigene Städte geführt werden mit eigenem Stadtbüro und Bürgermeister. Einige Bezirke nennen sich daher in der englischen Übersetzung auch nicht mehr „Ward“ sondern „City“ (z.B. Toshima City für Toshima-ku 豊島区).

Da Wohnraum in Tōkyō-Innenstadt rar und damit sehr teuer ist, haben sich die Wohnstädte immer mehr nach außen verschoben und die meisten der Arbeitnehmer pendeln per Bahn in die Innenstadt. Pendelzeiten von 2-3 Stunden sind keine Seltenheit (pro Strecke, versteht sich). Inzwischen gibt es Leute, die jeden Tag 2 Stunden mit dem Shinkansen aus weit entfernten Orten pendeln. Aber auch in den Städten im Westen der Präfektur Tōkyō wohnen überwiegend Leute, die täglich ins Stadtzentrum pendeln. Das sind so viele, dass es auf den Bahnhöfen zunehmend eng wird.
6 Musashisakai-eki1.jpg
Eine Auffälligkeit in Japan ist, dass die Leute rennen, um noch in den abfahrbereiten Zug zu kommen. Das macht in Deutschland Sinn, morgens um 8 Uhr in Musashisakai, eine halbe Stunde westlich des Stadtzentrums von Tōkyō, nur bedingt: Die Züge fahren dort im 2-Minutentakt. Allerdings muss man zugeben, dass der nächste Zug genauso voll ist wie der jetzige.
6 Musashisakai-eki3.jpg
Damit die Leute überhaupt in die Züge passen, gibt es daher Angestellte der JR (Japan Railways), der Bahngesellschaft, die mit vorsichtigem Druck die Leute noch in die Wagen quetschen und die zu spät kommenden davon abhalten, sich auch noch ins Chaos zu stürzen. Und da wir in Japan sind, tragen diese Angestellten dafür natürlich Handschuhe.
6 Musashisakai-eki4.jpg
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

7. Shinjuku – Die teuerste Aussichtsplattform der Welt

Wir haben es endlich in den Zug geschafft und fahren bis nach Shinjuku, einem der Stadtzentren von Tōkyō. Mit uns steigen die meisten Leute hier, am 新宿駅 Shinjuku-eki, dem Bahnhof von Shinjuku, aus. Dieser gilt mit mehr als 3 Mio. Passagieren, die die diversen Bahnen und Linien jeden Tag nutzen, als der meist genutzte der Welt. Wenn man sich hier verabreden will, sollte man sich sehr genau absprechen, da es bis zu 200 verschiedene Ausgänge incl. der unterirdischen Arkaden gibt.

Im Westen von Shinjuku steht das Gebäude der Präfekturregierung von Tōkyō, das Tōkyō-tochō-sha.
東京都 Tōkyō-to ist die Hauptstadtpräfektur Tōkyō,
都庁 tochō ist die Präfekturregierung
-舎 -sha ist deren Gebäude.
Das Gebäude der Präfekturregierung, oft fälschlicherweise als Rathaus von Tōkyō bezeichnet, wurde 1990 fertig gestellt und 1991 in Betrieb genommen. Es wurde während der bubble economy geplant und gebaut, als die japanische Wirtschaft unaufhörlich zu wachsen schien. Deshalb wurde bei den Baukosten geklotzt und nicht gekleckert, so dass am Ende etwa 1 Mrd. Euro zu Buche standen, die komplett aus Steuergeldern finanziert wurden.
7 Shinjuku.JPG
Die beiden höchsten Türme haben auf etwa 200 m Höhe im 45. Stock jeweils eine Aussichtsplattform, die kostenfrei zu betreten ist. Mit seiner 1 Mrd. Euro ist das Rathaus von Tōkyō damit wohl der teuerste Aussichtsturm der Welt, von dem man über das Häusermeer von Tōkyō sehen kann. Und man kann sehen, dass Tōkyō nicht nur aus Wolkenkratzern besteht, sondern vielmehr aus vielen mittelhohen Büro- und Wohnhäusern.
7 Tokyo.JPG
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Randomitsuki
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Randomitsuki »

Auch von mir vielen Dank für den Adventskalender!

Ich habe ja nun wirklich null Ahnung von Architektur, aber der Stil von dem Architekten der Präfekturregierung ist so augenfällig, dass sogar ich ihn wiedererkenne. Bei meinem einzigen Aufenthalt in Japan war ich zwei Nächte im Akasaka Prince Hotel in Tokyo, wo man sehr stolz darauf war, dass das Gebäude vom selben Architekten (Kenzo Tange) designt wurde.

Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

8. Tōkyō Dome – Anstehen in Japan

In Shinjuku steigen wir in die gelbe Chūō-Sōbu-Line und fahren weiter nach Osten. Wenn wir erst nach elf Stationen aussteigen würden, ständen wir direkt neben dem Kokugikan am Bahnhof Ryōgoku. Wir steigen aber schon an der siebten Station, am Bahnhof Suidōbashi, aus, um zu einem anderen Sporttempel zu gelangen: zum Tōkyō Dome. Hier finden viele Sportveranstaltungen statt, z.B. Pro Wrestling-Events oder K-1 Turniere. Es ist aber vor allem das Heimatstadion der Yomiuri Giants, dem bekanntesten, erfolgreichsten und meist gehassten Baseball-Team Japans (also das japanische Äquivalent zu Bayern München). Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich ein Fan bin (von den Giants, nicht von Bayern München).
Für die nichtreservierten Sitzplätze und die besseren Stehplätze muss man frühzeitig anstehen, sonst steht man irgendwo in der vierten Reihe (zum Glück sind Japaner ja nicht so groß). Das ist aber kein Problem, Japaner stehen sowieso gerne an. Egal, ob vor dem Ramen-Restaurant, das gestern bei NHK gelobt wurde, den neuen Modeladen im Stadtzentrum oder dem Kaufhaus, wenn der nächste große Ausverkauf beginnt. Das Anstehen in Japan ist allerdings auch so eine Sache für sich. Man muss nicht unbedingt die Nacht durch in der Schlange kampieren. Es reicht völlig, wenn man einen Platzhalter hinterlässt, beispielsweise eine blaue Plastikplane, einen Pappdeckel oder eine Decke etc. Deshalb sehen viele solcher „Schlangen“ für Europäer etwas gewöhnungsbedürftig aus:
8 Tokyo Dome1.jpg
Man bleibt natürlich brav in der vorgezeichneten Reihe und lässt immer noch genug Platz, damit Passanten an der Schlange vorbei und auch durch die Schlange durch können. Dann geht es weiter mit der Schlange.
8 Tokyo Dome2.jpg
Die Methodik mit den Plastikplanen funktioniert übrigens auch bei hanami (Kirschblütenfeiern) und hanabi (Feuerwerken) im Sommer. Obwohl ich gehört habe, dass das nicht mehr so sicher ist wie früher. Wenn man die Plane eine Woche vorher platziert, muss man einmal am Tag nachsehen, ob noch alles am richtigen Platz ist. Es soll da so Leute geben, die anderer Leute Planen nicht respektieren, sondern einfach wegräumen, wenn der Besitzer nicht regelmäßig nachsieht. Aber das ist immer noch die Ausnahme.
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

9. Kamakura – Ein Buddha und ein Berg

Wir verlassen den Stadtkern von Tōkyō und fahren nach Süden, durch die Reste der Präfektur Tōkyō, die Stadt Kawasaki (die neuntgrößte Stadt Japans) und die Stadt Yokohama (die zweitgrößte Stadt Japans, wenn man Tōkyō-Innenstadt als Stadt rechnet). Wenn uns niemand sagen würde, dass wir unterschiedliche Städte durchfahren, hätten wir es aber wohl nicht gemerkt, weil diese Städte längst zusammengewachsen sind.
Südlich von Yokohama liegt Kamakura. Diese Stadt war von etwa 1185 bis 1333 de facto-Hauptstadt Japans, da hier der Shōgun residierte. Der Tennō blieb zwar in Kyōto, weshalb die offizielle Hauptstadt Kyōto blieb, die wirklich Macht lag jedoch am Hof des Shōgun in Kamakura. Heute ist Kamakura zwar politisch unbedeutend, hat sich aber aus der Zeit als Regierungssitz einen Haufen Tempel und Schreine bewahrt. Der bekannteste darunter ist natürlich der Tempel mit dem großen Buddha, dem 大仏 dai-butsu
DAI – groß,
BUTSU – Buddha.
Dieser stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und war ursprünglich in einer Holzhalle platziert. Diese wurde im 15. Jahrhundert von einer Flutwelle zerstört, der Buddha blieb jedoch heil. Und dadurch ist er bei weitem fotogener als eine ähnliche Statue in Nara, die ihr Dach noch hat.
9 Dai-butsu.JPG
Bei klarem Wetter hat Kamakura aber nicht nur eine interessante Geschichte zu bieten, sondern auch eine interessante Aussicht. Im Südwesen Kamakuras kann man über eine Brücke zur Insel Enoshima laufen. Diese ist per se schon einen Ausflug wert, mit etwas Glück kann man von der Brücke aber in der Entfernung auch den Fuji-san sehen, den höchsten Berg Japans (der nicht Fuji-yama heißt, das ist eine in diesem Fall falsche Lesung des letzten Kanji -山 -Berg).
9 Fuji.JPG
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

10. Magome bis Tsumago – Entlang der alten Poststraße

Wir fahren nach Yokohama zurück und steigen in den Shinkansen nach Westen. Dieses ist die älteste Shinkansen-Strecke, von Tōkyō nach Ōsaka, die 1964 zu den Olympischen Spielen eröffnet wurde und damit die älteste Hochgeschwindigkeitszugverbindung der Welt ist. Diese Strecke ist heute als der Tōkaidō-Shinkansen bekannt. Woher dieser Name?
Es gab früher zwei Poststraßen, die Kyōto mit Edo verbanden: den Tōkaidō, der am Pazifik entlangführte, und den Nakasendō, der durch die Berge verlief.
– Osten
KAI – Meer
– Weg
Also ist der 東海道 Tōkaidō der Weg am Ostmeer entlang (entlang der Pazifikküste).
NAKA – Mitte
SEN – Berg
– Weg,
Der 中山道 Nakasendō ist also der Weg mitten durch die Berge.
Der Tōkaidō-Shinkansen folgt lose dem Verlauf der alten Poststraße am Pazifik entlang. Der Nakasendō ist nicht mehr so prominent vertreten. Deshalb werden wir uns heute seiner annehmen.

Die alten Stationen am Nakasendō im Kiso-Tal waren früher reiche Orte. Leider wurde nach Ende des alten Regimes eine Eisenbahnstrecke gebaut, die auf der anderen Seite des Kiso-Tals verläuft. Damit waren die alten Stationsstädte von der modernen Entwicklung abgeschnitten. Schließlich machten zwei davon, die Ort Magome und Tsumago aus der Not eine Tugend und vermarkteten sich für Touristen als Zeugen einer vergangenen Zeit. Heute gehören beide zu beliebten Ausflugszielen und wer Lust hat, kann entlang der alten Poststraße von einem zum anderen wandern (aber Vorsicht vor den Bären, die dort ab und zu gesehen werden).

Magome liegt an einer ansteigenden Stelle des Nakasendō. Das führte zum Beispiel dazu, dass hier Wasserräder als Antrieb für Maschinen eingesetzt werden konnten. Heute ist eine der „Sehenswürdigkeiten“ der Postbote, der seinen normalen Dienst in historischen Kleidern ausführt.
10 Magome.JPG
Die Poststraßen waren nicht so breit wie die großen Straßen in Europa. Die Mindestbreite war so, dass zwei Läufer aneinander vorbeilaufen konnten. Diese Läufer waren für die Übermittlung von Nachrichten zwischen Edo und der Region um Kyōto zuständig. Sie liefen mit der Nachricht eine bestimmte Strecke entlang der Poststraße und gaben sie dann an den nächsten Läufer weiter. Heute kann man die Strecke ganz entspannt entlang wandern.
10 Nakasendo.JPG
Tsumago achtet darauf, dass an der Hauptstraße keine Zeichen der Moderne zu sehen sind. Es gibt hier keine Autos oder auch nur Fahrräder, auch die in Japan üblichen überirdischen Stromleitungen wurden entfernt und man sieht keine Fernseh- oder Satellitenantennen.
10 Tsumago.jpg
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tainosen
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von tainosen »

Watashi hat geschrieben:... auch die in Japan üblichen überirdischen Stromleitungen wurden entfernt .....
Das ist mir besonders aufgefallen - alle Stromleitung laufen überirdisch - das sieht mitunter wüst aus und ist nicht besonders schick finde ich - ich habe mir gedacht - wenn es mal ein Erdbeben gibt - was in Japan ja vorkommen soll - kann man das leichter reparieren und es gibt generell weniger Schäden.
Stimmt das so, oder gibt es da andere Gründe?
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

tainosen hat geschrieben: Das ist mir besonders aufgefallen - alle Stromleitung laufen überirdisch - das sieht mitunter wüst aus und ist nicht besonders schick finde ich - ich habe mir gedacht - wenn es mal ein Erdbeben gibt - was in Japan ja vorkommen soll - kann man das leichter reparieren und es gibt generell weniger Schäden.
Stimmt das so, oder gibt es da andere Gründe?
So habe ich's mir auch immer erklärt, aber sicher bin ich mir nicht. Auch der Rest der Installation ist nicht unbedingt hightech, also sehen sie vielleicht auch nicht die Notwendigkeit, die Leitungen unterirdisch zu verlegen. Aber Genaues weiß ich auch nicht.

Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

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11. Gifu – Ein Feuerwerk in Ehren

Wer zum Jahreswechsel nach Japan reist, kann leicht enttäuscht werden. Es gibt kein großes Feuerwerk, sondern für die Japaner ist Neujahr das, was für uns Weihnachten ist: das wichtigste Familienfest des Jahres. Man fährt zu seiner Familie und geht in der Nacht vom 31.12. zum 1.1. zum lokalen Schrein oder ersatzweise Tempel, um ein gutes neues Jahr zu erbeten. Das läuft eher ruhig ab, man hört nur die Tempelglocken läuten, aber kein Feuerwerk weit und breit.
Wenn man das berühmte japanische Feuerwerk sehen will, muss man im Sommer kommen. Japan liegt technisch gesehen in der falschen Zeitzone. Deshalb wird es auch im Sommer abends früh dunkel, spätestens gegen 19.30 Uhr ist es draußen dunkel und nicht mehr ganz so schwül-warm, die perfekte Situation für eines der großen Feuerwerksfeste, genannt hanabi taikai
hana – Blume
hi, bi – Feuer,
hanabi ist also die Feuerblume, also das Feuerwerk
TAI – groß
KAI – Treffen
taikai also das „große Treffen“, der Begriff wird auch für „Turnier“ benutzt.

Zu den großen Feuerwerksfesten kommen hunderttausende von Besuchern. Die meisten größeren japanischen Städte haben ihr lokales Feuerwerksfest, Gifu hat zwei. Zusammen kommen über eine halbe Million Zuschauer ans Flussufer des Nagara-gawa. Das ganze hat eher Volksfestcharakter mit den passenden Trink- und Fressbuden.
11 Flussufer.JPG
Japanisches Feuerwerk ist eine sehr genau geplante Angelegenheit. Die Abfolge der einzelnen Effekte ist genau festgelegt, es gibt mal große, helle Kugeln in schneller Abfolge…
11 Feuerwerk.JPG
… und mal kleine Figuren wie Smileys, Schmetterlinge oder auch Obst.
11 Schmetterling.jpg
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

12. Kanazawa – Auf der anderen Seite

Wir verlassen Gifu und fahren zum ersten Mal bis zum Japanischen Meer. Das Japanische Meer liegt zwischen Japan und Korea und die Koreaner sind nicht begeistert von der Benennung, deshalb haben sie beantragt, das Japanische Meer in Östliches Meer umzubenennen, bisher aber ohne Erfolg. Daher heißt das Japanische Meer weiterhin Nihon-kai
日本 Nihon – Japan
KAI – Meer.

Die Seite des Japanischen Meeres gilt in Japan als rückständig und wird wenig schmeichelhaft als 裏日本 Ura-Nihon „Rückseite Japans“ bezeichnet
ura – Rückseite.
Die Pazifik-Seite ist hingegen 表日本 Omote-Nihon, die „Vorderseite Japans“
omote – Vorderseite.

Eine der größeren Städte an der Küste des Japanischen Meeres ist Kanazawa, die Hauptstadt der Präfektur Ishikawa. Außerdem ist Kanazawa die japanische Hauptstadt des Blattgoldes, etwa 95% des Bedarfs werden hier hergestellt, hat ein gut erhaltenes Samuraiviertel und ist Heimat eines der drei berühmten Gärten Japans, der 日本産名園 Nihon Sanmeien
SAN – drei
MEI – berühmt
EN – Garten.
Das sind der Kairaku-en in Mito, Präfektur Ibaraki bei Tōkyō, der Kōraku-en in Okayama in der Nähe von Hiroshima und der Kenroku-en in Kanazawa. Jeder dieser Gärten hat eine eigene Besonderheit, ein Pflaumenhain im Kairaku-en, Rasenflächen im Kōraku-en und im Kenroku-en ist es das Wasser. Der Garten ist geprägt von Seen…
12 Kenrokuen 1.JPG
… und Teichen.
12 Kenrokuen 2.JPG
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

13. Amanohashidate – Die Brücke in den Himmel

Wir bleiben an der Küste des Japanischen Meeres und gehen von den drei berühmtesten Gärten zu den drei schönsten Landschaften über. Japaner lieben allgemein diese Rankings, nicht unbedingt die Top drei (also mit Platzziffern), sondern ohne interne Wertung die drei schönsten, bedeutendsten etc.
Nun also die drei schönsten Landschaften, die 日本三景 Nihon sankei
日本 Nihon - Japan
SAN – drei
KEI – (schöne) Landschaft.

Die drei schönsten Landschaften sind Matsushima in der Präfektur Miyagi in Tōhoku, der Itsukushima Schrein auf der Insel Miyajima bei Hiroshima und die Landzunge von Amanohashidate in der Präfektur Kyōto. 天橋立 Amanohashidate heißt soviel wie Brücke in den Himmel.
ama – Himmel
(no wird hier nicht geschrieben, verbindet die Begriffe, entspricht etwa dem dt. Genitiv)
hashi – Brücke
date – soviel wie „gerade gebaut“ oder so.

Den Namen hat Amanohashidate bekommen, weil die Sandbank aussehen soll wie eine Brücke in den Himmel, wenn man sie sich durch die eigenen Beine hindurch auf dem Kopf stehend ansieht. Doch urteilt selbst:
13 Amanohashidate.JPG
Der Anblick von Heerscharen von Japanern, die sich umdrehen, die Beine spreizen und sich herunterbeugen, um die Landzunge zu betrachten, ist aber mindestens genau so eine Attraktion:
13 Ansehen.JPG
PS: Aus Krankheitsgründen können sich in den nächsten Tagen Verzögerungen ergeben. Tut mir leid.
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Mikadofuji
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Mikadofuji »

Watashi, ich wünsche Dir eine baldige Genesung.

Dein Weihnachtskalender ist ja sowas von gut ! Das ist ja schon fast ein Reiseführer, besser kann man's kaum machen. Danke nochmal für die Mühe.

Profomisakari
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Profomisakari »

Hallo Anke!
Was Du da mit den ersten 13 Beiträgen dieses Adventskalenders ins Netz gestellt hast, ist so großartig, dass es uns zwar traurig stimmen würde, wenn nur noch wenig nachkommen würde, aber es ist eigentlich schon viel zu viel für einen normalen Adventskalender.

Auf jeden Fall erst einmal: Gute Besserung !
Und dann werden wir ja sehen, ob Du Dein Vorheben noch voll realisieren kannst.
Auf alle Fälle werde ich jeden Abend vorsorglich mal ins Forum schauen, ob Du wieder da bist.

Profo

Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

14. Futaminoura – Schrein und Strand

Wir verlassen die Rückseite Japans und fahren zur Pazifikseite zurück. Diesmal fahren wir sogar direkt an die Küste. In der Nähe der Stadt Ise, in der der wichtigste Schrein des Shintō steht, befindet sich die kleine Stadt Futaminoura.
Futaminoura lebt in erster Linie vom Fremdenverkehr. So hat sie beispielsweise einen kleinen Badestrand. Nun könnte man meinen, dass ein Inselreich wie Japan Strände wie Sand am Meer haben sollte, aber ein Großteil der japanischen Küsten sind steil und felsig, so dass sie als Badestrand wenig geeignet sind. Die wenigen Sandstrände sind daher durchaus einen Ausflug wert. Das gleiche gilt auch für die Strände von Amanohashidate oder Kamakura, wo wir ja auch schon waren.
14 Futaminoura Strand.jpg
Die Hauptattraktion von Futaminoura sind aber die 夫婦岩 Meoto-iwa, die verheirateten Felsen.
夫 – Ehemann,
婦 – Ehefrau; zusammen Ehepaar
iwa – Felsen.
Dies sind zwei Felsen, die vor der Küste im Meer stehen und durch ein dickes, rituelles Seil, ein sogenanntes shimenawa, miteinander verbunden sind. Sie sind daher miteinander verheiratet. Sie sind nicht die einzigen Felsen oder Steine, die in dieser oder ähnlicher Weise „verheiratet“ sind, aber die bei weitem bekannten. Der zugehörige Schrein ist denn auch vor allem für Liebes- und Ehepaare zuständig.
14 Meoto-iwa.JPG
PS: Danke für die Genesungswünsche. Ich habe mir wohl im Rücken einen Nerv eingeklemmt und habe gestern den Großteil des Tages auf der Coach verbracht. Meine postings sind also von meiner Beweglichkeit abhängig, aber nachdem ich heute beim Arzt war, bin ich zuversichtlich, dass es wieder einigermaßen geht.
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

15. Kōya-san – Friedhof der Weißen Ameise

Wir überqueren die Kii-Halbinsel, an deren Ostküste Futaminoura liegt, und fahren in die Berge im Westen zum Kōya-san. Das ist ein Berg, der für japanische Buddhisten von herausragender Bedeutung ist. Hier liegt einer der wichtigsten Gelehrten des japanischen Buddhismus begraben, Kūkai, posthum als Kōbō daishi bekannt. Deshalb hat sich auf dem Kōya-san eine richtige Tempelstadt bebildet, die inzwischen zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.
15 Tempelbezirk.JPG
Neben der Tempelstadt wird Kōya-san vor allem von einem Friedhof geprägt, der sich um die Begräbnisstätte Kōbō daishis gebildet hat. Denn, so besagt die Legende, irgenwann werde dieser zurückkehren und dann möchte jeder in der Pole Position sein. Daher hat jeder, der etwas auf sich hält, auf diesem Friedhof ein eigenes Grab. Dabei sind hier in der Regel nicht die Hauptgräber der Personen, sondern nur eine Haarlocke oder ähnliches bestattet, um für den Fall sicher zu gehen, dass Kōbō daishi wiederkehrt. So liegen hier zum Beispiel die (Teile der) drei Reichseiniger vom Ende des 16. Jahrhunderts wie beispielsweise Toyotomi Hideyoshi.
15 Toyotomi Hideyoshi.JPG
Doch auch Firmen haben für ihre verstorbenen Mitarbeiter Monumente aufgestellt (vermutlich ohne Haarlocken von allen). Auch steht hier ein Denkmal für die getöteten weißen Ameisen von der Schädlingsvernichtungsfirma, die das entsprechende Pestizid entwickelt hat. Kleine Buddhas, große Raketen, es gibt wenig, was es nicht gibt.
15 Raketengrabmal.JPG
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

16. Naruto – Viele Wege führen nach Shikoku

Nachdem wir uns nun fast zwei Wochen auf der größten japanischen Hauptinsel Honshū aufgehalten haben, verlassen wir diese nun für einen dreitägigen Ausflug nach Shikoku, die kleinste der vier Hauptinseln. Der Name 四国 Shikoku erklärt sich sehr einfach:
SHI – vier,
KOKU – Land oder Provinz.
四国 Shikoku sind also die vier Provinzen, die heute noch als Präfekturen, wenn auch mit neuen Namen, weiter bestehen.

Da wir von einer Insel zur nächsten wollen, müssen wir irgendwie das Wasser überqueren. Der traditionelle Weg ist mit dem Schiff. Es gibt viele Verbindungen zwischen Honshū und Shikoku. Eine beispielsweise von Wakayama in der Nähe des Kōya-san, wo wir gestern waren, nach Tokushima auf Shikoku. Es gibt mehrere Fährverbindungen pro Tag und wenn man es richtig plant, kann man über dem Meer die Sonne untergehen sehen.
16 Sonnenuntergang Inlandsee.JPG
Inzwischen gibt es aber auch ein umfassendes Brückensystem für Züge und für Autos. Letzteres geht von Honshū aus über die Akashi-Kaikyō-Brücke (die Hängebrücke mit dem größten freitragenden Teil der Welt) über die Inlandsee auf die Insel Awajishima und dann über eine weitere Brücke von dort nach Naruto in der Nähe von Tokushima. Diese Brücke heißt der Einfachheit halber 大鳴門橋 Ō-Naruto-kyō, die große Brücke von Naruto.
16 Naruto Ohashi.JPG
Die Ō-Naruto-kyō ist zwar nicht so groß wie die Akashi-Kaikyō-Brücke, aber sie hat ein interessantes natürliches Phänomen zu bieten: Unter der Brücke entwickeln sich zum Gezeitenwechsel große Wasserstrudel, die sich als Touristenattraktion eignen. Und so gibt es Ausflugsbote zu den Strudeln und an der Unterseite der Brücke können Fußgänger entlanggehen und durch im Boden eingelassene Glasscheiben die Strudel beobachten.
16 Naruto Strudel.JPG
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

17. Ashizuri misaki – Auf den Spuren von Kōbō daishi

Von unserem Ausflug auf den Kōya-san kennen wir ja schon den buddhistischen Mönch und Gelehrten Kōbō daishi. Dieser ist aber nicht nur für den Kōya-san wichtig, sondern hat auch auf Shikoku seine Fußspuren hinterlassen.
Kūkai, wie er damals noch hieß, pilgerte laut Legende einmal rund um die Insel und erlangte dabei die Erleuchtung. Mönche des auf Kōbō daishi zurückgehenden Shingon-Buddhismus folgten den Spuren ihres Vorbildes und pilgerten ebenfalls rund um Shikoku. Daraus entwickelte sich der berühmteste japanische Pilgerweg, die 88 Tempel von Shikoku, weil die Pilger, die henro, heute auf ihrem Weg 88 Tempel besuchen müssen. Zu Fuß dauert der Spaß sechs bis acht Wochen, der moderne Pilger nimmt aber oftmals den Bus. Es gibt Reiseveranstalter, die sich auf die 88 Tempel spezialisiert haben und die Pilger in wenigen Tagen rund um die Insel chauffieren.

Die Pilgerreise beginnt im Nordosten der Insel in Naruto, wo wir gestern waren, und geht dann im Uhrzeigersinn um die Insel. Der südlichste Punkt ist dabei Ashizuri misaki, das Kap im Südwesten der Insel. Hier steht Tempel Nr. 38, der Kongōfuku-ji.
17 no 38.JPG
Wenn man nicht mit dem Reisebus bequem herkommt, wird der Weg beschwerlich. Entweder man mietet einen Wagen und fährt im japanischen Linksverkehr herum (wovor ich mich bisher gedrückt habe) oder man kommt mit einer Mischung aus JR, Privatbahn und Bus bis ans Ende der Insel. Aber eigentlich sollte man in bester Tradition zu Fuß gehen, ganz wie Kōbō daishi ehedem, dem man am Kap ein Denkmal gesetzt hat.
17 henro.JPG
Doch auch für den einfachen Touristen gibt es in Ashizuri misaki neben dem Tempel was zu sehen. Es gibt dort einen schönen Küstenwanderweg, von dem man die schroffen Klippen des Kaps bewundern kann. Außerdem gibt es einen Leuchtturm, der nicht nur aus seefahrtstechnischen Gründen gut platziert ist.
17 Ashizuri misaki.JPG
Das Kap ist traditionell aber nicht nur bei Pilgern und Touristen beliebt, sondern soll auch bei Selbstmördern seit langer Zeit hoch im Kurs stehen. So gibt es beispielsweise die Geschichte einer Geisha, die von den Klippen tanzte, um sich das Leben zu nehmen.
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Jakusotsu
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Jakusotsu »

Watashi hat geschrieben:Entweder man mietet einen Wagen und fährt im japanischen Linksverkehr herum (wovor ich mich bisher gedrückt habe)...
Lustig - just heute morgen habe ich im Traum ein Fahrzeug durch Linksverkehr gesteuert. (unfallfrei!) :kaffee
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tainosen
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von tainosen »

Jakusotsu hat geschrieben:
Watashi hat geschrieben:Entweder man mietet einen Wagen und fährt im japanischen Linksverkehr herum (wovor ich mich bisher gedrückt habe)...
Lustig - just heute morgen habe ich im Traum ein Fahrzeug durch Linksverkehr gesteuert. (unfallfrei!) :kaffee
:applaus @watashi- nicht nur dass es viele Türöffner Deines Adventskalender gibt - manch einer erlebt Deinen Adventskalender sogar - ein größeres Lob kann es nicht geben :Chinese

@jakusotsu - und hattest bei Deiner virtuellen Linksverkehr-Fahrt den silbernen Fusselfranz auf Probe um, stimmst?
Wo Elefanten sich bekämpfen, hat das Gras den Schaden.

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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Shinkansen »

Um mal was zum Linksverkehr zu sagen:
Links fahren macht Laune !!

15 jahre Irland, Malta, England, Schottland und Wales lügen nicht.


@Anke: Ist überings Spitze, Dein Kalender. Vielen Dank!
Wer heutzutage nicht verrückt ist, der kann nicht normal sein.

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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

18. Matsuyama – Japans heiße Quellen

Wir fahren von Ashizuri misaki nach Norden und kommen schließlich in die Präfektur Ehime und deren Hauptstadt Matsuyama. In Matsuyama gibt es acht der 88 Tempel von Shikoku, eine Burg, die den Bürgerkrieg von 1868/69 überlebt hat, und das älteste Badehaus in Japan, Dōgo Onsen. 温泉 Onsen sind in Japan sehr beliebte heiße Quellen
ON – heiß
SEN – Quelle.

Da Japan vulkanischen Ursprungs ist, gibt es an vielen Orten natürliche heiße Quellen. Die Japaner haben früh gelernt, diese zu nutzen und fingen an, Badehäuser zu errichten, um das heiße Wasser zu genießen. Wichtig im japanischen Bad ist, dass man sich erst abduscht und gründlich wäscht und anschließend ins heiße Wasser eintaucht. Das heiße Bad dient also nicht der Körperhygiene, sondern der Entspannung.

Das (angeblich?) älteste Onsen-Haus ist Dōgo Onsen in Matsuyama, das damit auch eines der berühmtesten des Landes ist. Angeblich wird hier schon seit 3000 Jahren im heißen Wasser gebadet. Erste Erwähnung findet das Haus auf jeden Fall schon im ersten Jahrtausend nach Christus in einer der ältesten Schriften Japans, dem Man’yōshū (Mitte des achten Jahrhunderts). Das aktuelle Haus ist zwar nur von 1894, sieht aber trotzdem beeindruckend genug aus und ist seit 1994 ein offizielles „wichtiges Kulturgut“ Japans.
18 dogo onsen.jpg
Hinter Dōgo Onsen geht es einen kleinen Hügel hinauf und oben steht ein Schrein, der für die heiße Quelle von wichtiger Bedeutung ist, weil hier der Schutzgott von Dōgo Onsen eingeschreint ist. Als die Quelle nach einem Erdbeben versiegte, beteten die Menschen vor dem Schrein und prompt sprudelte das kostbare Nass wieder. Der Schrein heißt daher Yu-Jinja
YU – heißes Wasser
JIN – Gott/Geist (kami)
JA – Schrein, Unternehmen o.ä.
神社 jinja ist ein Shintō-Schrein, der 湯神社 Yu-Jinja ist also der „Schrein des heißen Wassers“.
18 Schrein.JPG
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

19. Kurashiki – Moderne Geschichte

Wir verlassen Shikoku und fahren mit dem Zug nach Kurashiki auf Honshū. Kurashiki liegt in einer Region, die als Chūgoku bekannt ist.
CHŪ – Mitte,
GOKU – Land.
中国 Chūgoku ist also das Land in der Mitte. Verwirrenderweise wird der Begriff Chūgoku auch für das Reich der Mitte, also China, verwendet. Man muss also zuweilen den Kontext beachten, wenn es um Chūgoku geht.

In Kurashiki gibt es eine Reihe von Museen und Touristenläden, die in historischen Gebäuden untergebracht sind. Den Mittelpunkt des Touristenbezirks bildet dabei die Gegend um einen zentralen Kanal, in der Speicherhäuser aus dem 19. Jahrhundert stehen. Diese wurden zu kleinen Museen und Geschäften umgebaut. Dabei sind sowohl die Museen interessant als auch deren Äußeres, weil sie sehr malerisch am Kanal gelegen sind. Also auch wenn man nicht jedes Kunst-, Volkskunst- oder Spielwarenmuseum besuchen will, gibt es hier genug zu sehen.
19 Kurashiki Canal Ctiy.JPG
Neben diesen Lagerhäusern gibt es aber auch eine alte Textilfabrik aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese ist komplett aus roten Backsteinen gebaut, die für Japan damals der Inbegriff der Moderne und westlichen Bauweise waren. Deshalb werden sie teilweise bis heute erhalten, als Zeugnis der frühen Moderne in Japan. Die Fabrik in Kurashiki wurde 1974 umgebaut und ist heute ein Touristenzentrum mit Hotel, Restaurants, Läden und erneut Museen. Heute heißt der Komplex アイビースクエア Ivy Square, weil der gesamte Komplex inzwischen außen mit Efeu bewachsen ist.
19 Kurashiki Ivy Square.JPG
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Watashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

20. Matsue – Japans Seen

Wir fahren noch einmal auf die Seite des Japanischen Meeres, nach Matsue, Hauptstadt der Präfektur Shimane. Die Japanmeerseite in Chūgoku bezeichnet man als San’in-Region.
SAN – Berg
IN – Schatten,
山陰 San’in ist also die Gegend im „Schatten der Berge“.
Die Südseite von Chūgoku, wo Kurashiki oder auch Hiroshima liegen, wird demgegenüber als San’yō bezeichnet.
SAN – Berg
– Sonne
山陽 San’yō ist somit die Gegend auf der „Sonnenseite der Berge“. Auch hier sieht man also eine Bevorzugung der Südseite.

Matsue hat die einzige noch original erhaltene Burg in der San’in-Gegend und ein paar alte Samurai-Häuser. Matsue liegt aber auch am Shinji-ko, dem siebtgrößten See in Japan. Mit 79,1 qkm entspricht er etwa der Größe des Chiemsee, der der drittgrößte See Deutschlands ist. Japan hat also nicht nur viel Meerwasser, sondern auch sonst noch mehr Wasser in Form des einen oder anderen Sees zu bieten.
Der Shinji-ko ist relativ bekannt, weil nicht nur Matsue in seiner Nähe liegt, sondern auch Izumo, wo der zweitwichtigste Schrein des Shintō liegt. Von Matsue nach Izumo kann man daher mit der Bahn direkt am Shinji-ko entlangfahren und den Ausblick auf den See genießen. Wenn es etwas diesig ist, hat man allerdings schon fast wieder das Gefühl, aufs Meer zu schauen.
20 Shinjiko bei Tag.JPG
Besonders bekannt ist Matsue zudem auch für die Sonnenuntergänge über dem Shinji-ko, die man vom Ufer aus sehen kann. Da Matsue im Osten des Sees liegt, kann man die Sonne genau über dem See untergehen sehen.
20 Sonnenuntergang Shinjiko.JPG
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

21. Shimonoseki – Kämpfe und Kugelfisch

Wir fahren ans Ende von Honshū, nach Shimonoseki, heute ist unser letzter Tag auf der größten japanischen Hauptinsel. Shimonoseki liegt an einer Meerenge, hier sind sich Honshū und die nächste Hauptinsel Kyūshū am nächsten. Deshalb war Shimonoseki von alters her der Punkt, von dem man nach Moji auf Kyūshū übersetzte. Nach dem Bau mehrerer Tunnel und einer großen Brücke hat Shimonoseki wie auch Moji auf der anderen Seite der Meerenge viel an Bedeutung verloren. An die beiden Städte erinnert aber immer noch der Name der Meeresstraße. Die Straße heißt 関門海峡 Kanmon kaikyō.
KAI – Meer
KYŌ – (enges) Tal, Schlucht;
海峡 kaikyō ist also die Meerenge.
Auch 関門 Kanmon klingt erst einmal so, als ob sie nichts mit den beiden Anliegerstädten zu tun hat, setzt sich aber aus dem letzten Schriftzeichen von 下関 Shimonoseki und dem ersten Schriftzeichen von 門司 Moji zusammen. Auch die entsprechende Brücke heißt Kanmon-Brücke.
21 Kanmon.JPG
Bei Dan-no-ura in der heutigen Kanmon-Straße fand 1185 die entscheidende Seeschlacht zwischen zwei Samuraifamilien um die Vorherrschaft in Japan statt. Die Minamoto besiegten die Taira und richteten kurz darauf das Shogunat von Kamakura ein. Bei der Seeschlacht von Dan-no-ura ertrank der erst sechsjährige Antoku-Tennō, der von den Taira abstammte, weil seine Großmutter sich im Angesicht der Niederlage mit ihm in die Fluten stürzte. Angeblich ging dabei auch eines der drei Throninsignien, das Schwert Kusanagi, verloren. Dem toten Tennō zu Ehren wurde an der Meerenge ein Schrein, der Akama Jingu, gebaut.
21 Akama jingu.JPG
Heute ist Shimonoseki nicht mehr von so zentraler Bedeutung, weil die meisten Züge und Fahrzeuge die Stadt links liegen lassen und direkt nach Kyūshū weiterfahren. Die Stadt ist daher eher auch für eine andere Spezialität bekannt: den Kugelfisch, Fugu (der in Shimonoseki Fuku genannt wird). Dieser ist in Europa vor allem berühmt-berüchtigt, weil er sehr giftige Eingeweide hat und daher nur von erfahrenen Köchen zubereitet werden soll. In Shimonoseki gibt es Fuku an jeder Ecke, als Sashimi (also roh), frittiert, gebraten oder gekocht. Außerdem hat man dem Fisch ein Denkmal gesetzt. Laut den Erbauern die Nr. 1 der weltweiten Fuku-Statuen.
21 Sekai 1 no fukuzo.JPG
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

22. Fukuoka/Hakata – Vergangenheit und Gegenwart

Wir verlassen Honshū endgültig und fahren mit dem Shinkansen hinüber nach Kyūshū. Auch der Name 九州 Kyūshū ergibt sich aus einer einfachen Zählung der alten Provinzen
KYŪ – neun
SHŪ – Land, Provinz
九州 Kyūshū sind also die „neun Provinzen“. Heute hat Kyūshū allerdings nur noch sieben Präfekturen von Fukuoka im Nordosten bis Kagoshima im Süden.

Die Shinkansen-Linie, die in Tōkyō beginnt, endet am Bahnhof Hakata. Wer jedoch die Stadt Hakata dazu finden will, wird inzwischen vergeblich suchen. Hakata ist heute nur noch ein Stadtteil von Fukuoka, der Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur. Früher war Fukuoka die Stadt des Adels mit dem daimyō, dem Provinzfürsten, und seinen Samurai, während Hakata die Stadt der Handwerker und der Kaufleute war. Beide Städte wurden durch den Naka-gawa getrennt und die Bevölkerungsgruppen blieben weitgehend auf ihrer Seite dieses Flusses.
Heute ist von dieser Vergangenheit bis auf einige Tempel, darunter der älteste Zen-Tempel Japans, nicht mehr viel zu sehen. Von der alten Burg stehen nur noch Ruinen und die alten Handwerkerhäuser sind bis auf wenige Ausnahmen auch verschwunden. Einige dieser Stadthäuser bilden heute das Stadtmuseum von Hakata (nicht von Fukuoka!).
22 Hakata.jpg
Heute ist die Stadt längst zusammengewachsen und eine moderne Großstadt. Dadurch, dass Kyūshū dem asiatischen Festland und der koreanischen Halbinsel am nächsten ist, hat Fukuoka auch ein besonders internationales und weltoffenes Flair. Das Äußere unterscheidet sich nicht grundsätzlich von anderen japanischen Großstädten, es gibt viele mehrstöckige Geschäfts- oder Wohnhäuser, aber auch modernere Architektur wie das Einkaufszentrum Canal City (das technisch gesehen auch auf der Hakata-Seite des Naka-gawa steht).
22 Canal City.jpg
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

23. Usuki – Kopf ab?

Vom Bahnhof Hakata fahren wir an der Küste entlang Richtung Südosten und steigen schließlich in Usuki aus dem Zug. Usuki liegt in der Präfektur Ōita und wäre vermutlich ziemlich unbekannt, wenn hier nicht im 12. Jahrhundert irgendjemand die 臼杵石仏 Usuki sekibutsu, mehrere duzend Steinbuddhas, aus dem Berg gehauen hätte.
臼杵 Usuki – Name der Stadt
SEKI – Stein, Fels
BUTSU – Buddha (wie in dai-butsu – Großer Buddha)
Die 臼杵石仏 Usuki sekibutsu sind also die Steinbuddhas von Usuki.
Diese waren lange Zeit weitgehend vergessen und wurden erst im 20. Jahrhundert für die breite Masse wiederentdeckt und 1962 zum wichtigen nationalen Kulturgut erklärt. Danach wurden sie mit großem Aufwand restauriert und gesichert, da sie zum Teil von Wasser und Wind stark verwittert waren. Auch musste der Berg abgestützt und viel Grünzeug entfernt werden, das auf den Buddhas wuchs. Daher sind sie heute nicht mehr in einwandfreiem Zustand, aber immer noch sehr beeindruckend.

In ihrer Art sind die Steinbuddhas von Usuki einzigartig. Sie stehen am Rande der Stadt. Daher muss man dort mit dem Bus hinfahren. Glücklicherweise ist der Busfahrplan zu den Usuki sekibutsu so ziemlich das einzige, was am Bahnhof von Usuki auch auf Englisch beschriftet ist.
Die Buddhastatuen stehen alle in derselben Gegend in mehreren Gruppen zusammen. Sie wurden dort direkt aus dem Stein gehauen. Zum Teil sind die Statuen eher klein, aber dafür farbig verziert.
23 Usuki II.jpg
Es gibt aber auch größere Buddhastatuen darunter. Eine der wichtigsten ist die zentrale Statute von Dainichi nyōrai. Als die Statuen wiederentdeckt wurden, hatte dieser den Kopf verloren. Der Kopf war zwar noch vorhanden, lag der nunmehr kopflosen Statute aber zu Füßen. Es entbrannte ein heftiger Streit zwischen den Wissenschaftlern und Denkmalschützern: Kopf auf oder Kopf ab? Am Ende entschied man sich, den Kopf wieder auf die Schultern zu setzen. Die Füße seiner kleineren Begleiter waren allerdings nach all den Jahrhunderten nicht mehr zu retten.
23 Usuki Buddha.jpg
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von tainosen »

Schade, dass der Adventskalender nicht auch noch bis zum Jahresende weitergeht :cry: - ich habe mich schon daran gewöhnt, mich jeden Morgen im Büro an den Bildschirm zu setzen und den virtuellen Adventskalender zu öffnen und den Tag mit einer schönen Ansicht aus Japan zu eröffnen - Danke Anke :Chinese .
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Watashi »

24. Sakurajima – Vulkane in Japan

Zum Abschluss der Reise fahren wir nach Kagoshima in den Süden Kyūshūs. Dabei haben wir die Freude, mit dem neuen Kyūshū Shinkansen zu fahren (nachdem wir aus der Provinz von Usuki zur Hauptstrecke zurückgekehrt sind). Dieser soll in der Zukunft Kagoshima im Süden und Hakata im Norden miteinander verbinden, so dass man dann von Hakata aus über die schon länger bestehende Shinkansen-Strecke nach Tōkyō weiterreisen kann. Man hat beim Bau aber nicht in Hakata angefangen und sich dann nach Süden vorgearbeitet, sondern im Süden, in Kagoshima, begonnen, so dass die Strecke im Moment etwa bis in halbe Höhe von Kyūshū reicht. Dort steigt man in einen normalen Schnellzug und fährt bis Hakata auf der normalen Strecke weiter. Beide Teile sind etwa gleich lang, für den Shinkansen-Teil braucht man 35 Minuten, für den Rest gut 1,5 Stunden. Kein Wunder, dass alle auf die Fertigstellung im Jahr 2011 warten.

Kagoshima ist der südlichste Punkt unserer Reise und wird von dem Vulkan Sakurajima überragt. Dieser ist einer der aktivsten Vulkane in Japan. Er spuckt so oft Aschewolken, dass die Einwohner in Kagoshima angeblich nie ohne Regenschirm aus dem Haus gehen; nicht weil es so oft regnet, sondern weil so oft Asche vom Himmel fällt.
桜島 Sakurajima heißt wörtlich Kirscheninsel
sakura – japanische Zierkirsche
-jima – Insel.
Seit seinem letzten sehr großen Ausbruch im Jahr 1914, dem stärksten Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts in Japan, ist Sakurajima streng genommen allerdings keine Insel mehr. Seitdem gibt es eine schmale Landbrücke zum Festland. Von Kagoshima aus kann man Sakurajima aber immer noch am besten per Fähre erreichen, die in etwa 15 Minuten hinüber zum Vulkan fährt. Von dort kann man auch die schönsten Fotos machen.
24_Sakurajima[1].jpg
Sakurajima ist aber nicht nur vom Wasser aus eine Augenweide, sondern ist von verschiedenen Ecken der Stadt aus immer wieder prominent zu sehen. Das nutzten schon die alten Feudalherren, als sie sich im 17. Jahrhundert einen Landschaftsgarten, den Sengan'en, um ihre Residenz anlegen ließen. Sakurajima wird hier als sogenannte „geliehene Aussicht“ in den Garten inkorporiert.
SHAK- – ausleihen, borgen
KEI – (schöne) Aussicht
借景 shakkei – geliehene Aussicht. Das ist bei japanischen Gärten eine beliebte Möglichkeit lokale Besonderheiten für den Garten zu nutzen. Sakurajima ist dabei natürlich ein sehr schönes Beispiel.
24_Senganen[1].jpg
Auf Sakurajima gibt es heute mehrere Ort, Onsen und Touristenaussichtspunkte. Man kann entlang der Küste wandern und hat von dort einen guten Ausblick auf den Vulkan hinter sich, aber auch auf die Stadt Kagoshima auf der anderen Seite der Bucht vor sich. Durch den vulkanischen Ursprung gibt es dort viele interessante Felsformationen, durch die man hinüber schauen kann und sich langsam von Japan verabschieden kann.
24_Kagoshima[1].jpg
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Profomisakari
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Profomisakari »

Danke, Anke!
Jetzt kann es Weihnachten werden.
Ein schönes Geschenk hast Du uns da gemacht.


:applaus :applaus :applaus :applaus :applaus :applaus

Ich wünsche Dir - und bei der Gelegenheit auch allen anderen Forumsmitgliedern - ein beschauliches - oder, wer es so braucht, - auch ein lebhaftes Fest mit vielen schönen Erlebnissen.
:Couch :Rettung :Couch

. . . und dann natürlich für das neue, vor der Tür stehende Jahr, alles Gute, vor allem Gesundheit - und natürlich auch ein bisschen Glück bei allen Tippspielen!

:Erster :riesenfreu :Erster :riesenfreu :Erster :riesenfreu
Und dann lesen wir ja im Forum voneinander.

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Schnappamawashi
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Schnappamawashi »

Nun habe ich alle deine Berichte gelesen und die wunderbaren Photos angeschaut
- und meine ganz ehliche Meinung:

Du hast garantiert mehr Ahnung von Japan, den Sehenswürdigkeiten und den Menschen dort als die allermeisten Japaner selbst. Mit dieser Meinung stehe ich sicher nicht alleine da. Deshalb auch von mir den herzlichsten dank für deine Mühe.

Für das gerade begonnene Jahr 2010 wünsche ich Dir viel Erfolg und Tatendrang (von dem wir dann profitieren)

Gruß aus dem Schwabenland

Schnappamawashi
Probleme sind Geschenke in Arbeitskleidung - Johannes Warth

Mikadofuji
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Re: Quer durch Japan – Ein Adventskalender in 24 Bildern

Beitrag von Mikadofuji »

Hallo Anke,

ich möchte mich jetzt nach meinem Urlaub nochmal für den wunderschönen Kalender bedanken. Besser geht's nicht (aber da wiederhole ich mich :D ).

Alles Gute für Dich für's neue Jahr 2010.

Gruß aus Köln
Mikadofuji

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