Adventskalender???

Japan, Japaner und deren Sprache

Moderator: Watashi

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Watashi
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Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

Du, Watashi, es ist der 5. Dezember.

- Ja...

Der 5. DEZEMBER!

- :shock: :( :oops:

:Rettung

- Dann lass uns mal schnell anfangen...

Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

1. Ein Burgtor in Ehren...

OK, dann schulde ich euch wohl fünf Türchen im Adventskalender. Da ich arbeitsbedingt etwas im Stress bin, werde ich die fünf Türchen zu einem Thema gestalten: der Burg von Obi. Obi? Das ist eine alte Burgstadt in Miyazaki. Miyazaki? Wir erinnern uns, das ist die Präfektur im Südwesten von Kyushu, die wir als allerletztes in Japan gesehen haben. In Obi waren wir aber noch nicht. Das sollten wir ändern.

Wir stehen also am Eingang zur Burg, dem Hauptburgtor (Otemon).
1a_Otemon.jpg
Leider ist das kein Originalburgtor mehr, sondern ein Nachbau von 1978. Es wurde aber unter wissenschaftlicher Leitung erbaut. Es wurden eigens vier hundertjährige Bäume in Obi gefällt, um das Tor möglichst historisch aussehen zu lassen. Und so kann man heute hinter dem Tor eine breite Treppe hinaufsteigen, wie es sie sonst auch in anderen Teilen Japans gibt.
1b_hinein_hinauf.jpg
Und von oben hat man auch einen guten Blick auf den Innenraum des Tors und kann sehen, dass der Weg einen Knick macht, um eventuellen Angreifern keine freie Bahn zu liefern.
1c_und oben.jpg
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

2. Der alte Hauptturm

Wir orientieren uns in die Richtung, in die der "alte Hauptturm" zu finden sein soll. Beim Anblick des moosbewachsenen Aufstiegs hätten uns vielleicht Zweifel kommen können, aber ein Hauptturm kann ja nicht so schwer zu finden sein.
2a_alte Treppe.jpg
Kann er doch. Oben angekommen sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht.
2b_Wald.jpg
Also doch kein Hauptturm. Schade. Dieser ist aber nicht erst den Wirren nach der Öffnung des Landes zum Opfer gefallen wie so vieles andere, sondern wurde binnen 25 Jahren dreimal (1662, 1680 und 1686) von Erdbeben zerstört. Danach hatte der Hausherr genug und versetzte seine Residenz an eine andere Stelle. Ob es dadurch weniger Erdbeben gab oder der neue Turm vielleicht erdbebensicherer war, weiß ich allerdings nicht. Über den alten Hauptturm wuchs jedenfalls Gras - und Bäume.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

3. Jetzt aber Burg

OK, neuer Versuch, dieses Mal marschieren wir Richtung "matsu no maru" (maru sind die Türme), dem Hauptgebäude. Vor uns ist eine lange Treppe, an deren Ende wir schon ein Gebäude ausmachen können. Das ist doch schon mal sehr vielversprechend.
3a_rauf in die gute Stube.jpg
Oben angekommen stehen wir vor einer Rekonstruktion eines Wohngebäudes, wie man sie in vielen japanischen Burgen finden konnte.
3b_hinein hinein.jpg
Die Fürsten wohnten nämlich in der Regel nicht im Hauptturm, sondern in einem Wohngebäude auf den Burggelände. Der Hauptturm diente vor allem militärischen Zwecken. Das galt auch für den neuen Hauptturm, der im 17. Jahrhundert gebaut wurde. Auf dem Gelände ist heute allerdings eine Schule.

Und in der Burg sehen wir die vielen kleinen und größeren Räume, die durch Schiebetüren verbunden waren. So konnte man sie auch wie eine großen Raum benutzen und es konnte im Sommer ein Luftzug entstehen, der wenigstens etwas kühlte.
3c_viel gute Stube.jpg
Und dafür war ich selbst heute noch dankbar. Originalgetreue Burgen haben nämlich keine Klimaanlage.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

In der Burg finden wir auch etwas, was es nicht überall gibt. Vielleicht erkennt ihr ja, was es ist:

Oben findet sich ein kleines Haus in dem großen Haus:
4a_oben.jpg
In diesem kleinen Haus im großen Haus gibt es ein Loch unter dem Boden, in dem eine Schüssel steht:
4b_innen.jpg
Und unter dem kleinen Haus im großen Haus, hinter der Schüssel unter dem Boden befindet sich ein offener Kamin:
4c_unten.jpg
Also, was hat der Fürst hier so gemacht?
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

5. Mit Glück

Wir haben ja schon verschiedentlich gesehen, dass so ziemlich alles in Ostasien Glück bringen kann. Es gibt glücksbringende Amulette, glücksbringende Steine, die man werfen muss, glücksbringende Rituale, glücksbringende Geldstücke oder glücksbringendes Wasser. Jetzt besuchen wir noch einen glücksbringenden Ort auf dem alten Burggebiet in Obi. Das wird einem zumindest multilingual (Japanisch, Englisch, Koreanisch und Chinesisch) angekündigt.
5a_Glücksplatz.jpg
Also habe ich mich natürlich sofort da hingestellt.
5b_ich warte.jpg
Wie also konnte ich den Anfang des Adventskalenders verschlafen?
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

6. Die (nicht) hängenden Gärten von Ichijodani

Erinnert ihr euch noch an Ichijodani? Das ist die alte Burgstadt, die im 16. Jahrhundert zertstört wurde, deren Grundrisse dann im Boden konserviert wurden und die schießlich im 20. Jahrhundert wiederentdeckt und zum Teil wieder aufgebaut wurde; für den geneigten Touristen, der bis ins ländliche Fukui fährt, um sich das anzusehen. Ob das nun wirklich so viele sind, weiß ich nicht, im Hochsommer war der Besuch jedenfalls eher spärlich.

Sei es drum, jedenfalls sind wir wieder in Ichijodani und können von unserem neuen Standpunkt den wiederaufgebauten Bereich von oben sehen. Da können wir auch gut sehen, dass das wirklich nur ein kleiner Teil ist. Da ist also noch einiges zum Ausgraben übrig.
6a_Ichijodani wieder.jpg
Und für uns ist auch noch einiges zum Ansehen übrig. Wir stehen nämlich nicht nur hier oben, um einen Blick über die Häuser werfen zu können, auch wenn die Ausblicke auch nicht schlecht sind.

Auf der Anhöhe, auf der wir jetzt stehen, gibt es nämlich auch noch was zu sehen. In Ichijodani haben nicht nur die Grundrisse der alten Burgstadt überlebt, sondern auch die Fundamente von den Anwesen der besseren Samurai-Gesellschaft, aber eben nicht nur von den Häusern, sondern auch die Reste der alten Landschaftsgärten aus dem 16. Jahrhundert. Natürlich nicht komplett, aber man bekommt schon einen Eindruck, wie die Gärten früher ausgesehen haben könnten.
6b_Garten der erste.jpg
Ich würde sagen, gar nicht schlecht. Besonders die schattenspendenden Bäume sind bei den üblichen Temperaturen im Sommer sehr zu befürworten. Und ganz schön dauerhaft so ein Samurai-Garten.

Es gibt auch nicht nur den einen Garten, von dem man sich noch einen Eindruck verschaffen kann, sondern auch noch die Überreste weiterer Gartenanlagen. Man sieht, wie wichtig die Gestaltung mit Felsen war; und natürlich trägt auch das dazu bei, dass diese Ecken erhalten geblieben sind.
6c_Garten der zweite.jpg
Bei diesem Beispiel kann man auf einer Zeichnung auch erkennen, dass es eben nur ein kleiner Rand des ehemaligen Gartens ist. Leider kann ich aber nicht ganz nachvollziehen, welcher Rand es ist.
6d_Garten der zweite früher.jpg
Und da aller guten Dinge drei sind, gibt es noch einen weiteren Garten, dessen (wenn auch kleiner) Rest erhalten geblieben ist. Ich vermute allerdings, dass zumindest der Zulauf irgendwann wieder restauriert worden ist.
6e_Garten der dritte.jpg
Insgesamt bekommt man jedenfalls schon einen Eindruck, was den Gartenbauern und ihren Kunden vor über 400 Jahren wichtig war.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von tsunamiko »

Ich mag japanische burgen. Auch wenn sie nicht immer alt sind. Danke für die schönen bilder
...there are so many different ways that lead to the gods
so many ways that lead to enlightment


but only one way that leads to the next gucci boutique...........


nadja maleh - flugangsthasen

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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

7. Auf zum Tempel

Wir bleiben noch dieses Wochenende in der Präfektur Fukui und sehen uns den wichtigsten Tempel der Gegend an: den Eiheiji. Oder vollständiger Daihonzan Eiheiji 大本山永平寺. Japanische Tempel haben nämlich in der Regel nicht nur den Eigennamen, den man normalerweise benutzt (wie Eiheiji), sondern auch einen Bergnamen, selbst wenn sie in einem Tal stehen. Methaphorisch sind nämlich die Tempel Berge. Manchmal haben sie auch noch Spitznamen. So wird ein Tempel in Kyoto allgemein Koke-dera ("Moostempel") genannt, obwohl er formal Kōinzan Saihō-ji heißt.

Wir wollen also zum (Daihonzan) Eiheiji. Dieser hat nicht nur einen Bergnamen, sondern steht auch an einem Berg. Und wir stehen jetzt am Eingang und sehen noch nicht so richtig viel von dem Tempel (oder von dem Berg).
7a_auf dem Weg.jpg
Wir gehen aber an einem Gebäude vorbei, das offenbar so etwas wie ein Wohnhaus der Mönche ist. Zumindest steht ein Mönch davor, der... auf seinem Handy spielt? Oder doch tiefgründige Schriften liest?
7b_auf dem richtigen Weg.jpg
Zumindest sind wir offenbar auf dem richtigen Weg.

Nachdem wir um die Ecke gebogen sind, steigen wir unsere ersten Stufen zur Empfangshalle hinauf. Hier werden die Touristen empfangen, egal ob wie wir nur für den Tag oder auch mit Tempelübernachtung und Zen-Meditation.
7c_auf dem weiteren Weg.jpg
Es gibt eine kurze Einleitung zum Tempel und seiner Geschichte und den Gebäuden (auf Japanisch). Der Tempel wurde 1244 von Dogen, einem buddhistischen Gelehrten, gegründet, der 1228 die Soto Schule des Zen Buddhismus aus China nach Japan brachte. Seit seinem Tod wird seine Asche auch hier im Tempel verwahrt.

Die Halle selbst ist aber auch sehr interessant, mit einer Decke, die in einzelne Fächer unterteilt und mit Szenen aus der Natur bemalt ist.
7d_angekommen.jpg
Außerdem gibt es ein Schild mit Besuchsregeln (auf Japanisch). Unter anderem soll man keine Mönche fotografieren. Ups...

Morgen sehen wir uns dann den Tempel an. Und keine Mönche mehr, versprochen.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

Oh, und die Auflösung für die Frage von Türchen Nr. 4, was es mit dem kleinen Haus im großen Haus auf sich hat:

Es ist eine Indoor-Schwitzhütte.
4d_aha.jpg
Kann man auch mal machen. Macht auch durchaus Sinn, im Winter kann es nämlich auch kalt werden.
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gernobono
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Re: Adventskalender???

Beitrag von gernobono »

vielen dank für den adventkalender
der zweitbeste nach meinem niederegger-adventkalender mit seinen 32 türchen

Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

8. Im Tempel

Nachdem wir ja gestern bis in die Empfangshalle des Eiheiji gekommen sind, sehen wir uns heute den Tempel selbst an. Dieser besteht aus einer Reihe von Gebäuden, von denen man sich einen Teil ansehen kann. Ein anderer Teil, wie die privaten Räumlichkeiten der Mönche, ihre sanitären Anlagen oder Gebetsräume sind nicht zugänglich. Und einiges kann man sich zwar ansehen, aber aufgrund des "Keine Mönchsfotos"-Gebots leider nur sehr begrenzt fotografieren. Aber der Rest reicht auch für ein volles Türchen.

Wir stehen also jetzt am Eingang zum Tempelbezirk. Der Tempel hat mehrere Ebenen von Bereichen, die von Gebäuden umschlossen sind und wie kleine Gärten gestaltet sind. Und wir stehen jetzt unten am Berg, metaphorisch wie geografisch.
8a_drin.jpg
Wir müssen jetzt also irgendwie den Berg raufkommen. Dafür gibt es an den Seiten der "Gärten" langgezogene überdachte Treppen. Und die müssen wir jetzt rauf. Viel Spaß!
8b_rauf.jpg
Oben gibt es verschiedene Gebäude, die für unterschiedliche Zeremonieren genutzt werden. Bei einem Seitengebäude lief gerade eine Zeremonie, Glocken wurden geschlagen, Mönche beteten, es war schon interessant, aber leider off limits für Fotos. Also musste ich warten, bis auch der letzte Mönch den Raum verlassen hatte. Aber auch so, machen diese Zeremonialräume einiges her.
8c_innen.jpg
Etwas unterhalb dieses Nebengebäudes findet sich die Haupthalle. Schön zentral und von daher schwer zu übersehen. Von außen ist das mit den Fotos ja auch nicht so problematisch.
8d_unten.jpg
In der Haupthalle fand gleich die nächste Zeremonie statt: Eine sehr große Zeremonie mit duzenden von Mönchen, die etwas rezitierten und dabei durcheinandern liefen. Es wurden Klangstäbe geschlagen und Glöckchen geläutet. Ich weiß jetzt nicht, ob die das jeden Tag machen oder ob ich einfach Glück hatte, es war auf jeden Fall beeindruckend.

Da durfte man als Tourist auch ganz problemlos dabei stehen und zusehen. Ich wollte eigentlich vorsichtig außen herum schleichen, um nicht zu stören, wurde aber explizit aufgefordert, mich zu den anderen Besuchern zu stellen (von denen ich angenommen habe, dass sie zumindest etwas näher am Buddhismus waren als ich). Am Ende wurden dann alle Besucher in zwei Reihen gestellt und konnten von den Mönchen gesegnet werden. Da habe ich mich aber gedrückt, weil ich keine Ahnung hatte, was ich machen musste. Und fotografieren konnte ich natürlich nicht...

Und so habe ich nur ein eingeschränktes Foto vom Inneren der Halle, da es unmöglich war, diese ohne Mönche zu bekommen.
8e_oben.jpg
Zumindest habe ich es geschafft, keine weiteren Mönche zu fotografieren. Am Ende des Rundgangs gab es dann noch ein paar Informationen, wie ein Video über den Koch des Tempels. Der liegt voll im Trend, weil er vegan kocht. Eigentlich hätten die Japaner bei der Übernahme des Buddhismus auch zumindest Vegetarier werden müssen, aber japanisches Essen ohne Meerestiere konnten sie sich dann doch nicht vorstellen. Deshalb sind buddhistische Tempel bis heute die einzigen, die konsequent auf tierische Produkte im Essen verzichten, der Rest isst eher pragmatisch.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

9. Unser jährliches gusuku gibt uns heute

Und wie fast jedes Jahr machen wir uns jetzt auf nach Okinawa und sehen uns eine alte Burgruine an. Ihr glaubt doch nicht, dass ich euch ohne gehen lasse (wobei ich danach nur noch eine weitere habe, wenn ich das richtig im Kopf habe).

Unser heutiges Ziel: Chinen-jo, die Burg von Chinen (oder das, was davon übrig geblieben ist). Chinen-jo ist eine der ältesten Burgen auf Okinawa, aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Das genaue Baujahr ist allerdings unbekannt. Sie gehört auch nicht zum Weltkulturerbe wie die größeren Schwestern, die wir uns schon angesehen haben, aber davon lassen wir uns ja nicht aufhalten. Immerhin wurde sie etwa bis zur Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert tatsächlich noch als Wachhaus oder Schule genutzt.

Die ersten Überreste, die wir sehen, sind allerdings eher schwer zuzuordnen. Sie sind von tropischen Pflanzen überwachsen und sind wohl von einem Wohngebäude außerhalb der Burgmauern. Hier war eher keine Schule mehr.
9a_kaum zu erkennen.jpg
Wenn wir weitergehen, treffen wir aber auf etwas, das viel einfacher als ehemalige Burg zu identifizieren ist. Die Mauern sind dabei, wie bei anderen Burgen auf Okinawa auch gesehen, geschwungen und ziemlich glatt. Wobei die Burg sicherlich nicht einfach so erhalten geblieben ist, sondern immer wieder instand gesetzt wurde.
9b_besser.jpg
Das kann man an anderen Stellen besser sehen. Aus der Nähe erkennt man, dass die Mauern nach all der Zeit nicht so schön glatt oben sind, sondern viele Steine herausgebrochen sind und die Mauern in Teilen zusammengebrochen sind. Es gibt auch immer wieder blaue Bauplanen.
9c_näher.jpg
Oder Netze, die Steine vom Herunterfallen bewahren sollen. Insgesamt ist hier noch einiges an Aufräum- und Aufbauarbeiten zu tun, wenn die Burg wieder in einen besseren Zustand versetzt werden soll.
9d_viel zu tun.jpg
Daran wird aber auch gearbeitet. An einer Ecke war ein Bauarbeiter, der an den Steinen der alten Mauern arbeitete. Ich war mir nicht sicher, ob man den einfach fotografieren sollte, schließlich macht er ja nur seinen Job und ist kein Darsteller. Aber ich glaube, er hatte nichts dagegen.
9e_packen wir es an.jpg
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

10. Hinter der alten Burg geht's weiter

Geht man von Chinen-jo nicht direkt zum Parkplatz zurück, sondern folgt dem Weg, landet man erst einmal in einem subtropischen Urwald. Botanik ist jetzt nicht so meine Stärke, aber die Bäume und Pflanzen kannte ich aus Deutschland dann doch eher nicht.
10a_Urwald.jpg
Inzwischen habe ich in Singapur gelernt, dass das eigentlich zwei Pflanzen sind: eine Wirtspflanze innen und eine Schmarozerpflanze außen. Die Schmarozer setzen sich auf die Äste des Wirts und fangen an, ihre eigenen Wurzeln Richtung Erde zu strecken. Das ist das, was wie viele kleine Stämme aussieht. Irgendwann nimmt die Schmarozerpflanze der Wirtspflanze Licht und Luft und dann stirbt letztere. Das Leben ist selbst im Pflanzenreich hart.

Vom Weg aus kann man immer kleiner werdenden Wegen folgen und findet viele kleine Altäre und Bauten in der Natur. Diese stammen von der alten Naturreligion auf Okinawa, die es zum Teil noch gibt. Das ist nicht dasselbe wie der Shinto im Rest des Landes, Okinawa ist an dieser Stelle etwas eigen. Jedenfalls steht hier mitten im Urwald eine kleine Gebetsstätte.
10b_Glück I.jpg
Und es geht noch kleiner. Nur noch ein Mini-Altar auf einer Bodenplatte und fertig. Trotzdem wird hier vermutlich schon länger gebetet, es braucht also nicht immer eine ganze Kirche oder Tempel.
10c_Glück II.jpg
Dann geht es weiter den Berg rauf. Der Weg wird dabei nicht größer oder besser, aber wir sind ja gut zu Fuß. Hier merkt man auch, dass Okinawa in einer anderen Klimazone liegt als der Rest des Landes. Solche Urwälder gibt es hier in den Subtropen, auf den japanischen Hauptinseln aber eher nicht. Nicht mal im wärmeren Süden.
10d_durch den Urwald.jpg
Am Ende des Weges stehen wir vor einer beeindruckenden Steilwand. Natürlich ist dieser Ort auch besonders wichtig in religiöser Hinsicht. Angeblich ist hier ein Lord von Chinen begraben, auf jeden Fall wird hier aber auch noch kräftig gebetet. Den Mini-Altar sieht man kaum vor der Wand, aber es kommen offenbar wirklich Leute bis hierher in der Wald, wenn man nach den Münzen geht, die hier abgelegt wurden.
10e_Glück III.jpg
Und morgen steigen wir wieder runter und nehmen einen anderen Weg.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

11. Und wieder runter

Nachdem wir ja nun mühsam hochmarschiert sind, sehen wir, dass der Weg nicht an der Wand mit dem Schrein endet, sondern tatsächlich an der anderen Seite wieder runter geht. Warum sollten wir also denselben Weg wieder zurückgehen, wenn wir auch noch etwas anderes sehen können? OK, eine Karte haben wir jetzt nicht dabei und Wegweiser gibt es auch keine mehr (bis hierher gab es tatsächlich noch welche), aber irgendwo wird der Weg schon hinführen. Auch wenn einem bei dem "Weg" zum Teil schon Zweifel kommen, ob man da wirklich runter will.
11a_das nennen die Weg.jpg
Aber so ein Marsch durch den Urwald hat ja auch was für sich. Der Weg war zuweilen zwar wirklich steil, aber ich habe es überlebt.

Und dann kann man auf dem Weg auch noch allerlei interessante Pflanzenwelt sehen. Neben den Bäumen, die wir schon gesehen haben, gibt es Palmen, große Farne und auch sonst noch so einiges, was man in Mitteleuropa, aber auch auf den japanischen Hauptinseln, nicht sehen kann. Und manche Pflanzen kann ich gar nicht zuordnen. Ist das eine Pflanze mit vielen Farben oder viele Pflanzen mit einzelnen Farben?
11b_das nenne ich farbenfroh.jpg
Und dann öffnet sich der Wald plötzlich und wir stehen auf einer kleinen Ebene. In der Mitte stehen Palmen in Reih und Glied, Soll das so etwas wie eine Palmenplantage sein? Oder ist das so semi-natürlich? Es gibt zumindest menschlichen Einfluss, die Äste zwischen den Palmen haben sich wohl nicht von selbst sorgfältig gestapelt.
11c_Landwirtschaft oder.jpg
Etwas weiter wird es deutlicher: Hier betreibt offenbar jemand Landwirtschaft. Oder soll das die japanische Antwort auf den Schrebergarten sein? Jedenfalls ist das nicht viel mehr Feld als auf dem Foto zu sehen ist.
11d_Landwirtschaft.jpg
In Japan gibt es Felder an den unmöglichsten Ecken. In der Stadt, in der ich ein Jahr lang gewohnt habe, gab es unvermittelt mitten zwischen den Häusern einzelne Parzellen, auf denen Kiwis angebaut wurden. Und das war ein Vorort von Tokyo mit mehr als 190.000 Einwohnern. Es gibt sogar Mitaka Kiwi Wein und Mitaka Kiwi Fruit Beer. Keine Ahnung warum, aber Mitaka produziert die meisten Kiwi von ganz Tokyo (was vermutlich nicht weiter schwierig ist).

Warum also nicht ein Mini-Feld irgendwo im semi-nirgendwo auf Okinawa?

Und hier haben wir dann auch einen Ausblick auf Weihnachten. Ich bin kein Botaniker, das sieht für mich aber ganz nach Weihnachtsstern aus:
11e_es weihnachtet sehr.jpg
Und am Ende bin ich tatsächlich wieder an der Burgruine von Chinen angekommen und konnte zu meinem Mietwagen zurück, ohne mich massiv zu verlaufen.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von gernobono »

Watashi hat geschrieben:Und hier haben wir dann auch einen Ausblick auf Weihnachten. Ich bin kein Botaniker, das sieht für mich aber ganz nach Weihnachtsstern aus:
Denke das ist kein Weihnachtsstern.
Der Weihnachtsstern bekommt seine roten Blätter nur, wenn er in einem dunklen raum steht.

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Re: Adventskalender???

Beitrag von Jakusotsu »

Ich habe das Foto einer ausstudierten Biologin gezeigt, und die meinte, dass es sich durchaus um die Wildform unseres überzüchteten Ziergewächses namens Weihnachtsstern handeln könnte. (Mir persönlich sind die Grünblätter zu zackig und abgesetzt, aber was weiß ich schon...)

Charakteristisch für derlei Wolfsmilchgewächse sei das Vorhandensein von Milchsaft, aber dafür müsste Anke nochmal handgreiflich werden.

Nachtrag: Der Artikel bei Wikipedia legt nahe, dass die Vermutung Euphorbia pulcherrima zutrifft.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

12. Und wieder rauf

Wir verlassen die wohltemperierten Breiten von Okinawa und machen uns in den hohen Norden auf. OK, nicht den allerhöchsten Norden, aber zumindest kommen wir bis Sapporo, Hauptstadt der nördlichsten Präfektur und Hauptinsel Hokkaido. Und hier ist tiefster Winter, also besuchen wir doch was Wintersportliches.

Wir fahren zum Okurayama (das ist der mit dem Wintersportmuseum) und sehen uns die hiesige Sprungschanze an. Hier gibt es seit 1932 eine Skisprungschanze, begründet unter dem Namen 大倉シャンツェ, Ōkura-shantse (von deutsch: Schanze). 1952 wurde sie neu gebaut, 1969/70 umgebaut, um 1972 bei den Olympischen Spielen eingesetzt zu werden. Heute ist sie auch als Ōkurayama Ski Jump Stadium (大倉山ジャンプ競技場 Ōkurayama Janpu Kyōgijō) bekannt.

Von unten kann man sehen, wie hoch das ganze ist. Respekt, wenn man da nur mit Skiern hinunterfährt und springt.
12a_von unten.jpg
Und wir sehen, dass es links der Schanze einen Sessellift gibt. Zumindest müssen wir heute also nicht auf den Berg hinauflaufen. Also, rein in den Sessellift, rauf auf den Berg. Ich hoffe, ihr seid schwindelfrei. Und zieht euch warm an, es zieht ziemlich auf dem Weg nach oben, aber wie heißt es so schön: Wer Aussicht will, muss leiden.
12b_nach oben.jpg
Und oben (und auf dem Weg nach oben) haben wir wirklich eine tolle Aussicht über die Sprungschanze, aber auch über die Stadt Sapporo.
12c_von oben.jpg
Und wenn einem dann doch zu kalt wird, kann man sich ins Schanzenhaus flüchten. Da ist es jetzt auch nicht kuschelig warm, aber zumindest windgeschützt. Außerdem muss man auch nicht auf seinen Ausblick verzichten, sondern kann sich die Stadt ganz entspannt durch eine Glasscheibe hindurch ansehen. So kann man in der Ferne zum Beispiel den Sapporo Dome erkennen, das große überdachte Baseball-/Fußballstadion der Stadt. Und man erkennt, dass auch hier im hohen Norden eine Großstadt eine Großstadt ist, mit Häusermeer und Hochhäusern. Schließlich hat Sapporo mehr als eine Million Einwohner.
12d_im Oben.jpg
Schließlich starten wir wieder nach unter.
12e_nach unten.jpg
Natürlich nicht links über die Sprungschanze, sondern rechts mit dem Sessellift.
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Konosato
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Konosato »

Ah!! Sapporo, 1972, die XI Olympishe Winterspielen, für uns Schweizer die schönsten Erinnerungen. Bernhard Russi gewinnt die Abfaht vor Roland Collombin aber besonders „Maite“ Marie-Theres Nadig, 17 jährig, bleibt für die Ewigkeit in unseren Herzen mit zweimal Gold, sie gewann Abfahrt und Riesenslalom vor der scheinbar unschlagbare Österreicherin Annemarie Pröll.

Jetzt wussten die Japaner, dass irgendwo in Europa ein Staat namens Switzerland existiert, ein Staat der nicht nur Uhren, Käse und Schokolade produziert, sondern auch gute Skisportler hat :mrgreen:

Herzlichen Dank für den Kalender Anke.

Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

13. So ließ es sich leben

Wie letztes Jahr schon angedroht, werden wir auch dieses Jahr wieder das Kaitaku no mura, das Freilichtmuseum in Sapporo besuchen, in dem die Geschichte Hokkaidos seit der systematischen Besiedlung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erzählt und in Gebäuden gezeigt wird. Letztes Jahr hatten wir eine Siedlerhütte, in der die armen Siedler im Hinterland die ersten Jahre verbrachten. Heute sehen wir uns das Gegenteil an: Die Gebäude einer Familie, die an der Ostküste in Otaru von der Heringsfischerei lebte. Und das offenbar nicht schlecht.
13a_hier wohnt das Geld.jpg
Heute ist Heringsfischerei kein einträgliches Geschäft mehr, weil die Heringsschwärme inzwischen nicht mehr in der Nähe von Hokkaido vorbeiziehen. Im 19. Jahrhundert hingegen konnte man damit reich werden. Otaru war damals die größte Stadt auf Hokkaido. Irgendwann löste Steinkohle die Heringe ab und Otaru war immer noch die größte Stadt auf Hokkaido. Dann wurde sie von der Hauptstadt Sapporo überflügelt und die Industrie wanderte dorthin ab. Heute ist Otaru eine Schlafstadt für Sapporo und bei Touristen beliebt.

Als die Familie Aoyama 1859 von Yamagata hierher zog, war Otaru gerade auf dem aufsteigenden Ast. Die Familie war dabei mehr im Heringsfischereimanagement denn wirklich selbst in der Heringsfischerei tätig. Das sorgte dann auch für einen durchaus angenehmen Lebensstil. Das Haus sah nicht nur von außen groß aus, sondern das Innere ist großzügig gestaltet, zum Teil mit einem Obergeschoss versehen und mit hohen Decken über dem Wohnbereich.
13b_so wohnt das Geld.jpg
Wenn man sich das Anwesen auf dem ersten Bild ansieht, stellt man fest, dass hier nicht nur das Wohnhaus steht, sondern auch diverse Nebengebäude. Diese dienen als Speicher und Aufbewahrungsort für viele unterschiedliche Zwecke. Die ganz wichtigen Waren und Besitztümer waren dabei durch dicke Türen geschützt und in Steinhäusern untergebracht.
13c_gut geschützt.jpg
Das muss man sich auch leisten können. Die normalen Häuser waren komplett aus Holz und ohne zusätzlichen Speicher.

An anderer Stelle werden die Reisstrohballen gestapelt. Diese erkennt der geneigte Sumo-Freund vielleicht: Der Reis wird in so genannten 俵 tawara aufbewahrt. Das sind die tawara, die im dohyo eingelassen sind. Nicht umsonst heißt 土俵 dohyo wörtlich so etwas wie "Erde (und) Reisstrohballen".
13d_gut versorgt.jpg
Verhungert sind die Aoyamas also vermutlich auch nicht. Und schließlich kann man auch das Handwerkszeug ihrer Zunft sehen: Im letzten Speicher werden Netze, Gewichte, Taue und alles mögliche für die Fischerei aufbewahrt.
13e_Petri heil.jpg
Dieses Ensemble gehört in Kaitaku no mura zum Bereich Fischerdorf (auch wenn es eigentlich eher aus einer Fischerstadt ist). Morgen gehen wir dann mal in die Stadt, wenn ich keine Gegenstimmen höre.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

14. Verwaltung muss sein

Wie schon angekündigt, geht es heute in die Stadt, naja, den Teil des Freilichtmuseums Kaitaku no mura, der als Stadt bezeichnet wird. Hier sammeln sich die Häuser, die aus unterschiedlichen Städten zusammengetragen wurden. Wir stehen also im Winter am unteren Ende der Straße und sehen hinein (und ja, dasselbe haben wir letztes Jahr auch schon kurz gemacht). Und während die Häuser von woanders hierher gebracht wurden, ist der Schnee lokal. Die Winter auf Hokkaido sind immer noch schneereich und kalt, früher war das bestimmt nicht besser. Und das, obwohl Sapporo etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Siena in der Toskana liegt.
14a_in der Stadt.jpg
Auf der linken Seite können wir vorne ein farblich interessantes Gebäude erkennen. Es gibt hier im Museum mehr als ein farblich gestaltetes Haus, aber rosa ist dann doch nicht die Regel.
14b_schöne Farbe.jpg
Diese Gebäude war der Sitz der Unterpräfekturverwaltung von Urakawa. Hokkaido war nämlich aufgrund seiner Größe die einzige Präfektur, die in Unterpräfekturen gegliedert war. So wurden 1897 19 Unterpräfektureinheiten gegründet, 2010 gab es noch 14 Unterpräfekturen. Dann wurde die Struktur geändert, heute gibt es 9 "Samtförderämter" und fünf "Förderämter", die aus den 14 Unterpräfekturen hervorgegangen sind. Auf Englisch wird auch von (General) Subprefectural Bureau gesprochen, da sieht man die verwaltungstechnische Kontinuität noch stärker.

Als das Gebäude in Urakawa 1919 errichet wurde, waren es jedenfalls 19 Unterpräfekturen. Das Gebäude ist deshalb bemerkenswert, weil es als Holzhaus westlichen Steinbauten nachempfunden war. Es wurde schon seit 1956 als Museum genutzt, bevor es von der Stadt ans Kaitaku no mura bespendet wurde, das 1983 eröffnete.
14c_westlich oder japanisch.jpg
Auch innen hält sich der eher westliche Stil: Die Fußböden sind aus Holz und nicht mit tatami belegt. Das hat den Vorteil, dass man ihn mit Schuhen betreten darf und nicht am Eingang die Winterstiefel ausziehen muss. Zum Teil wurde das an den Füßen unangenehm kalt.

Im Inneren gibt es eine kleine Wechselausstellung. Als ich da war, gab es Beispiele für Gegenstände, die man in Hokkaido im Winter dringend braucht. Das eine waren Lampen:
14d_Licht.jpg
Und das andere Öfen. Ohne Möglichkeit zu heizen wäre der Winter auf Hokkaido eher nicht zu überstehen. Und mit der westlichen Architektur und einer stärker an den Westen angelehnten Lebensweise wurden aus den offenen Feuerstellen dann auch Öfen.
14e_Wärme.jpg
Offenbar wurden hier auch ganze Zimmer oder sogar Häuser geheizt. Traditionell gab es im Rest des Landes normalerweise keinen Raum, der vollständig geheizt wurde, sondern im Wohnzimmer gab es eine Wärmequelle unter dem zentralen Tisch und dicke Decken, die vom Tisch zum Boden reichten. Darum versammelte sich dann die Familie und setzte sich soweit wie möglich unter die Decken, des Rest des Hauses war ziemlich kalt. In den japanischen Alpen legten sich die Leute zum Schlafen zum Teil Tücher aufs Gesicht, damit es im Winter nicht erfrohr.
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

15. Winter in Tokyo

Winter in Hokkaido haben wir jetzt erst einmal zur Genüge gesehen. Also, wie ist der Winter so in anderen Teilen des Landes. Wir haben schon mal gesehen und gelesen, dass es in Tokyo kaum Schneefall gibt, aber wie müssen wir uns denn so einen Winter in Tokyo nun vorstellen? Ich habe da mal ein paar Fotos zusammengestellt, die ich bei einem Spaziergang durch die Stadt im Januar vor Jahren mal geschossen habe. Also heute keine Super-Sehenswürdigkeit, kein Museum, sondern einfach mal Eindrücke aus der Stadt.

Man merkt in Tokyo schon, dass Winter ist. Es wird deutlich kälter, wenn auch selten tagelang unter Null. Das Wetter ist oftmals kalt und klar, es gibt relativ wenig Niederschlag. Aber Tokyo ist schon nördlich genug, dass im Winter die Bäume keine Blätter tragen, so dass man die Jahreszeit auch ohne Schnee erkennen kann.
15a_kahle Bäume.jpg
Und manchmal fällt dann doch Schnee. Manchmal ist es sogar genug Schnee, um am Straßenrand zusammengekehrt zu werden. Wenig später ist allerdings dann auch nur noch dieser Rest an Schnee übrig, die Straßen und Wege trocknen in kurzer Zeit wieder ab.
15b_ein bisschen Schnee.jpg
Aber nur weil es kalt ist und vielleicht mal ein bisschen Schnee fällt, heißt es ja nicht, dass man die Straßen komplett schmucklos lassen muss. So gibt es durchaus auch im Winter motivierte Gärtner, die Blumenbeete anlegen und pflegen. Die findet man jetzt nicht überall in der Stadt, aber größere Gebäudekomplexe mit einer systematisch gestalteten Außenfläche verzichten nicht unbedingt auf ihren Blumenschmuck, nur weil Winter ist. Kann man natürlich mal machen.
15c_Blumen müssen sein.jpg
Und auch Privatpersonen pflegen ihre privaten Pflanzen weiter. Viele Gebäude in Tokyo haben keinen Garten. Weder vor dem Haus, noch dahinter. Wer also Pflanzen haben möchte, muss sich etwas einfallen lassen. So stellen viele Leute einfach Pflanzen außen vor die Grundstücksmauer, manche hängen sie auch daran und schaffen so etwas wie einen Vorgarten. Dann kann man auch hinter der Mauer auf einem Streifen von weniger als einem Meter noch kleine Bäume oder Büsche unterbringen und schließlich gibt es viele Außenterassen, Balkons oder außen liegende Treppen, auf denen man natürlich auch noch Pflanzen aufstellen kann.

Oder man macht einfach alle zusammen. Auch mitten im Winter.
15d_Vorgärten.jpg
Man merkt aber auch, dass die Vegetation in Tokyo eine andere ist. Nicht alle Bäume verlieren ihre Blätter, manche Pflanzen, die ich weiter im Süden verortet hätte, wissen vielleicht gar nicht, dass man im Winter seine Blätter abwerfen sollte. Und so kann man mitten zwischen den kahlen Bäumen plötzlich einen belaubten Orangenbaum entdecken. Mit Orangen dran.
15e_und Orangen.jpg
Aber schließlich liegt Tokyo auch etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Nord-Marokko oder Malta.
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

16. Ein Ausblick mal woanders

Und wo waren die Blümchen gestern? Gefunden am Yebisu Garden Place. Yebisu spricht sich eigentlich Ebisu ("ye" als Tonsilbe gibt es schon länger nicht mehr) und liegt ganz in der Nähe des Bahnhofs Ebisu. Ähnlichkeiten mit einer bekannten japanischen Biermarke sind nicht zufällig: Hier war früher die Ebisu Brauerei, die dem Stadtteil und dem Bahnhof ihren Namen gegeben hat. Das Bier gibt's immer noch, gebraut wird es aber nicht mehr in der Innenstadt von Tokyo. Aber natürlich gibt es hier immer noch das Bier zu trinken. Und ein Bier Museum. Deshalb sind wird heute aber nicht hier.

Wir fahren auf eines der Hochhäuser, denn hier oben gibt es nicht nur diverse Restaurants (unter anderem ein vegetarisches, falls da einer Bedarf hat), sondern auch einen guten und völlig kostenfreien Ausblick. Nicht mal ins Restaurant muss man dafür, man kann von einigen der Restaurants aber auch genau diesen Ausblick genießen.
16a_was für ein Ausblick.jpg
In der Entfernung sieht man die Wolkenkratzer von Shinjuku liegen. Beispielsweise kann man einen der Türme der Präfekturverwaltung von Tokyo sehen (auch wenn sie manchmal fälschlicherweise als Rathaus bezeichnet wird). Das ist das Tokyo, dass die meisten Touristen kennen und irgendwie auch erwarten.
16b_Shinjuku Hochhäuser.jpg
Blickt man nach unten, sieht man aber auch ein anderes Tokyo. Hier liegen Wolkenkratzer, kleine Apartmenthäuser und fast schon Einfamilienhäuser direkt nebeneinander. Je nachdem, was wann gebaut wurde. Wird eine größere Parzelle frei, etwa wenn eine Brauerei die Stadt verlässt, wird ein Plan erstellt und eine systematische Stadtentwicklung betrieben. Die umliegenden Grundstücke wurden aber zu unterschiedlichen Zeiten erschlossen und so findet man eben nicht nur Hoch- und Höchsthäuser, sondern auch alles andere zum Teil in direkter Nachbarschaft.
16c_auch das ist Tokyo.jpg
Wir sehen auch den Bahnhof Ebisu. Dieser liegt auf der Yamanote-sen, der Ringlinie, die die Stadtzentren von Tokyo miteinander verbindet. Ursprünglich für den Güterverkehr angelegt (das Bier, ihr wisst schon), dient er heute nur noch der JR East und der Metro und ihren Passagieren. Auf dem Bahnsteig wird übrigens eine Ausschnitt der Filmmusik von "Der dritte Mann" als Jingle gespielt, wenn die Züge einfahren oder Ansagen gemacht werden, weil diese für die Werbung für Ebisu Bier genutzt wurde.

Man kann gut erkennen, dass die Gleise kein totes Gelände sind. Gerade an den Bahnhöfen sind sie oftmals überbaut. Hier sieht man unten ein Parkhaus und oben das Bahnhofsgebäude, das häufig noch Geschäfte enthält. Gerne finden sich an oder über den Gleisen auch Kaufhäuser und Untergrund-Malls darunter.
16d_über der Bahn.jpg
Und damit ihr mir glaubt, dass wir wirklich im Winter hier sind, noch ein Foto mit etwas Schnee (rechts oben auf dem Dach). Das beweist nicht, dass wir wirklich da sind, wo die Blumen waren, aber zumindest, dass wir in der richtigen Jahreszeit sind.
16e_mit Schnee.jpg
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

17. Einfach mal ein matsuri

Heute sehen wir uns ein japanisches Festival, ein matsuri an. Das ist ja nicht unser erstes oder unser zweites, das von heute ist aber mal etwas besonderes, weil es eben nichts besonderes ist. Es ist nicht besonders groß oder besonders schön oder besonders wichtig. Wir können aber sehr gut sehen, was alles für ein ganz normales japanischen matsuri nötig ist. Die Zutaten sind nämlich meistens die gleichen, bei den großen matsuri eben größer, schöner, mehr, bei den kleinen im Kleinen aber auch vorhanden.

Die meisten Städte und viele Stadtteile der großen Städte, haben lokale Festivals. Genauso wie es in Deutschland in vielen Orten Stadtfeste gibt. Dazu gehört in Japan meistens ein Festumzug, bei dem unter anderem Trageschreine, sogenannte mikoshi, mit denen die Götter des lokalen Schreins durch die Straßen getragen werden. Das matsuri ist also der Tag, an dem die Götter Ausgang bekommen. Das kann in riesiegen Schreinen geschehen, aber auch einige Nummern kleiner.
17a_Trageschreine.jpg
Auch Festwagen gibt es von riesig bis ganz klein. Hauptsache, der Festumzug findet statt.

Und wenn man Trageschreine hat, braucht man auch Schreinträger. Meistens sind das die jungen Männer der Gegend. Es geht dabei nicht nur ums Schreintragen, sondern auch um die Gemeinschaft und ums Trinken, meistens sake. Zu vorgerückter Stunde soll es daher auch immer wieder Unfälle bei den wilderen Festen geben. Aber so lange gehen die Umzüge gerade in den kleineren matsuri meistens nicht.
17b_Schreinträger.jpg
Dann kommt natürlich kein matsuri, das etwas auf sich hält, ohne die Möglichkeit aus, dass die Besucher etwas essen können. Japanische Fressbuden sehen dabei aber dann doch etwas anders aus, als deutsche. Farbenfroh, natürlich, und in der Regel sind es keine Buden, sondern Stände mit Zeltdach oder ähnlichem. Die meisten matsuri finden schließlich im Sommer statt, da ist es warm genug, da braucht man sich nicht noch in einer Bude einzusperren.
17c_Fressbuden.jpg
Auch das, was es gibt, ist in Japan anders als bei uns. Es gibt zum Beispiel tako-yaki, Tintenfischbällchen (rechts im Bild), okonomiyaki (japanische "Pfannkuchen"), verschiedene Sorten frittierte Hähnchenstücke, Bratnudeln, "Frankfurter" (Bockwurst am Spieß)... Nur die Schokobananen (links im Bild), die gibt es auch in Japan.

Und schließlich soll es ja auch noch eine Möglichkeit für die lokalen Brauchtumsgruppen geben, aufzutreten. Das kann traditioneller Tanz sein, Akrobatik, aber auch japanische Trommler. Und all das braucht eine Bühne, ob groß, ob klein, Hauptsache dabei sein.
17d_und eine Bühne.jpg
Und morgen zeige ich euch, was am Niigata matsuri dann doch besonders ist.
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Re: Adventskalender???

Beitrag von tsunamiko »

Watashi hat geschrieben:17. Einfach mal ein matsuri



Auch das, was es gibt, ist in Japan anders als bei uns. Es gibt zum Beispiel tako-yaki, Tintenfischbällchen (rechts im Bild), okonomiyaki (japanische "Pfannkuchen"), verschiedene Sorten frittierte Hähnchenstücke, Bratnudeln, "Frankfurter" (Bockwurst am Spieß)... Nur die Schokobananen (links im Bild), die gibt es auch in Japan.
yummi......ausser den bockwürsten...sowas gibt es auch hier.....
...there are so many different ways that lead to the gods
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but only one way that leads to the next gucci boutique...........


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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

18. Ahhhh....

Ich bin 2008 einer Familie aus Niigata beim Kanto matsuri in Akita begegnet (das ist das mit den riesigen Laternengerüsten, die von den Teilnehmern auf verschiedenen Körperteilen balanciert werden). Denen haben ich erzählt, dass ich in dem Jahr auch noch zum Niigata matsuri wollte. Das fanden sie irgendwie schräg. Zumindest bis herauskam, dass ich am Sonntag, dem letzten Tag des Festivals, kommen würde. Ah, sagten sie, also komme ich wegen des Feuerwerks. Offenbar kommt niemand zum Niigata matsuri wegen des Festvals, sondern wegen des Feuerwerks. Da kommen dann aber auch so eine halbe Million Leute zusammen, um sich das am Ufer des Shinanogawa anzusehen. Warten wir also, bis es Nacht wird am Ufer.
18a_wenn es Nacht wird.jpg
Und dann geht es los. Da ich heute nicht so viel Zeit habe, werde ich nicht so viel kommentieren, sondern euch einfach den Fotos überlassen. Leider ist das nur eine sehr kleine Auswahl der unterschiedlichen Feuerwerksabschnitte. Da ich nicht Tage im Voraus meinen Platz am Ufer sicher konnte, habe ich auch nicht alles perfekt mitbekommen, aber ein japanischen Feuerwerk ist für mich immer auch ein Highlight.
18b_Feuerwerk.jpg
18c_nicht einfach nur rund.jpg
18d_nicht einfach nur einfach.jpg
18e_jeder Schuss ein Treffer.jpg
Ein ganz kleines bisschen nervig war nur, dass sie gefühlt alle paar Minuten den Sponsor des nächsten Abschnitts ansagten. Das war mysteriöserweise auch viel besser zu verstehen, als die Begleitmusik, die auf das Feuerwerk abgestimmt war.
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

19. Eine japanische Erfahrung

Nachdem wir jetzt wissen, was alles zu einem japanischen Festival gehört, können wir uns ja wieder anderen japanischen Spezialitäten widmen. Wir haben ja schon einmal gelernt, dass Hiroshima mehr ist als eine Stadt mit einer Atombombe. Es ist aber auch mehr als eine Stadt mit einer Atombome und einer wiederaufgebauten Burg. Immerhin ist Hiroshima eine Millionenstadt. Da kann man sich durchaus mehr leisten.

Heute also besuchen wir den Shukkei-en, einen bekannten japanischen Garten in Hiroshima. Dieser Garten wurde im 17. Jahrhundert angelegt und bedeutet übersetzt "Verkleinerte Landschafts-Garten", weil hier typisch japanische Landschaften in verkleinerter Form gezeigt werden. Im Zentrum ist dabei, wie so oft, ein Teich, komplett mit kiefernbewachsenen Inseln und einer kleinen Pavillon.
19a_ein japanischer Garten.jpg
Und wo es einen Teich gibt, muss es natürlich auch die eine oder andere Brücke geben. Wo kämen wir denn sonst hin? Nirgendwo, eben. Man kann auch sehen, dass der Garten nicht platt ist, sondern auch "bergige" Landschaften zeigt. Japanische Gärten spielen häufig mit der Perspektive, man sieht selten den ganzen Garten auf einmal.
19b_eine japanische Brücke.jpg
Dann gibt es auch das fast schon obligatorische Teehaus (es gibt sogar zwei).
19c_ein japanisches Teehaus.jpg
Diese sind allerdings nicht ewig alt, da der Garten 1945 komplett zerstört wurde. Wobei, ein alter Ginko-Baum hat überlebt, etwas gebogen, aber noch aufrecht. Der Rest des Gartens wurde 1951 noch ohne Teehäuser wieder eröffnet, die Teehäuser folgten 1964 und 1974. So konnten die Einwohner der Stadt praktisch dabei zusehen, wie der Garten zu alten Schönheit zurückkehrte.

Japanische Gärten sehen aber nicht einfach so aus. Es bedarf großer Arbeit, dass die Gärten so "natürlich" aussehen. Die Bäume dürfen nicht einfach so wachsen, wie sie wachsen wollen, sondern werden in Form gebracht, zum Teil werden bei den Kiefern einzelne Nadeln entfernt, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Meisten sieht man die guten Geister, die die Gärten pflegen, nicht, in Hiroshima habe ich sie "erwischt".
19d_japanische Gartenarbeit.jpg
Das Gestalten japanischer Gärten ist dabei anders als das von europäischen Gärten. Und weil die Japaner das keinem Europäer auf Dauer zutrauen, kommt alle paar Jahre ein Trupp japanischer Gärtner nach Europa und bereist die hiesigen japanischen Gärten und bringt alles wieder in Ordnung. Dann überlassen sie es wieder für ein paar Jahre den Gärtnern vor Ort.

In Hiroshima sind natürlich nur japanische oder in Japan ausgebildete Gärtner am Werk. Und japanische Tiere. Hier leben koi und Schildkröten. Letztere sind vielleicht nicht die ersten Tiere, an die man bei japanischen Gärten denkt, aber es gibt sie tatsächlich gar nicht mal so selten.
19e_japanischer Gartenbewohner.jpg
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

20. Auch das noch in Hiroshima

Wir haben ja nun gelernt, dass es in Hiroshima nicht nur Atombombe gab. Sondern auch Burg. Und Garten. Und nun stehen wir am Ende des Gartens und fragen uns, was nun?
20a_am Ende.jpg
Da kommt es uns sehr gelegen, dass man vom Shukkei-en direkt in Hiroshima Prefectural Art Museum gehen kann. Der Hinterausgang des Museums geht nämlich direkt in den Garten hinein (und umgekehrt). Und weil Hiroshima eine Millionenstadt ist, ist das auch nicht das einzige Kunstmuseum hier, sondern eines von mindestens drei. Wer ein Faible für Kunst hat, ist in Hiroshima also auch genau richtig. Und wir sind nun einmal hier gelandet und ich zwinge euch jetzt, ins Museum zu gehen.

Und was gibt es in so einem Kunstmuseum? Kunst...
20b_Kunst halt.jpg
Ich nehme Ideen an: Was will uns der Künstler damit sagen?

Jedenfalls gibt es auch Kunst, die mehr nach Japan aussieht. Und entschuldigt die Qualität des Fotos, leider wollten die das nicht aus der Vitrine nehmen, damit ich ein gutes Foto machen kann.
20c_wenigstens japanische.jpg
Und schließlich finden wir etwas, was dann doch wieder auf Hiroshima und seine jüngere Geschichte zurückgreift.
20d_und Hiroshima-isch.jpg
Ihr wisst schon: Da war mal was.
20e_da war was.jpg
Es ist aber nicht verwunderlich, dass das einen bleibenden Eindruck in der Stadt hinterlassen hat.

Und damit ist unser Ausflug in die Welt der mehr oder weniger bedeutenden Kunst auch wieder rum und wir werden uns wieder japanischeren Themen widmen. Versprochen.
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

21. Ein Spaziergang durch Narita

In Narita sind wir ja schon gewesen, natürlich auf dem internationalen Flughafen, aber auch am Tempel Naritasan Shinshoji und in der Aeon Mall. Heute laufen wir ein bisschen durch die Stadt (und, OK, den Tempelbezirk) und sehen uns auch die kleinen Dinge an.

Wenn ihr zum Beispiel in Narita seid und um Glück bitten wollte, könnt ihr natürlich am Tempel einen der ubiquitären Glücksbringer kaufen. Ihr könnt aber auch im Naritasan Park an den Teichen entlang laufen und versuchen, euer Kleingeld auf einen schildkröten-förmigen Stein zu werfen. Wer trifft, hat Glück (nicht nur mit dem Treffen, sondern auch in der Folge).
21a_bringt Glück.jpg
Und dabei kann man auf dem schildkröten-förmigen Stein auch noch Schildkröten sehen. Ich hoffe allerdings, dass das Abwerfen von Schildkröten kein Glück bringt.

Man kann dort in der Gegend auch noch weitere kleine Highlights am Wegesrand finden. So wie die Löwenstatue, die den Eingang zum Tempel bewacht. Ich bin mir sicher, dass das richtige Gebet hier auch nur Glück bringen kann.
21b_macht Eindruck.jpg
Auch ist der Tempelbezirk selbst neben den großen Tempelgebäuden auch im Detail schön gestaltet. Auch auf einem vergleichsweise engen Bereich kann man einen japanischen Garten anlegen, mit Steinen, Moos, einem Teich, Statuen, Kiefern und weiteren Bäumen und Sträuchern. Man muss eben nur in die Höhe bauen.
21c_bringt Freude.jpg
Wenn man in diesen Außenbereichen des Tempelbezirks herumläuft, kann es durchaus auch mal ruhig und entspannt sein. Kehrt man dann auf die Omotesando zurück, die Straße, die den Bahnhof mit dem Tempelbezirk verbindet, ist es jedoch wieder vorbei mit der Ruhe. Hier gibt es jede Menge Geschäfte und Restaurants, die alles für den geneigten Touristen bieten. Und natürlich auch Touristen. Aber zumindest sieht die Straße ansprechend historisch aus. Und so sieht sich nicht nur aus, hier verkaufen die Geschäfte ihre Souvenirs und Lebensmittel schon seit Jahrhunderten an Pilger und Touristen. Nur die Autos hätte man heutzutage in der engen Straße auch weglassen können.
21d_bringt Touristen.jpg
Und dann gibt es in Narita noch ein Restaurant, dass ich einzig des Namens wegen ausgesucht habe.
21e_macht satt.jpg
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

22. Wenn es Nacht wird in Ueno...

...dann wird es voll im Ueno koen, dem großen Park von Ueno. Das gilt vielleicht nicht jede Nacht, aber definitiv Ende März oder Anfang April. Denn dann blühen im Park die Zierkirschen. Und da blüht nicht nur ein Kirschbaum oder zwei, sondern eine ganze Armada an Kirschbäumen. Das reicht dann auch für eine ganze Armada von Kirschblütenschauwilligen. Und die kommt dann auch.
22a_die Nacht bricht an.jpg
Die Kirschblüte ist jedes Jahr in Japan ein großes Ereignis. Täglich wird im Fernsehen darüber berichtet, wo die Kirschblüten jetzt blühen. Das beginnt im Januar in Okinawa und setzt sich ab März auf den Hauptinseln fort. In Tokyo gibt es am Yasukuni jinja einen offiziellen Kirschbaum, zu dem täglich ein Angestellter der Wetteragentur kommt. Irgendwann guckt er dann bedeutungsschwer und sagt: "Es hat begonnen." Dann zücken die Japaner, die dort hingepilgert sind, um diesen Moment mitzuerleben, ihre Handys und machen fleißig Fotos vom offiziellen Beginn der Kirschblüte in Tokyo.

Wenn es dann soweit ist, gehen ganze Betriebe oder Abteilungen, Familien oder Schulclubs zusammen los, um unter den blühenden Bäumen zu sitzen, zu feiern, zu essen und zu trinken. Die jüngsten Mitglieder sind in der Regel die, die losgeschickt werden, um einen Platz zu reservieren. Dafür kann man dann die blauen Plastikplanen, die man im Sommer fürs Feuerwerk nutzt, wiederverwenden. Die meisten Städte haben dabei ihre bekannten Kirschblütenorte. In Tokyo ist einer der bekanntesten der Ueno koen. Hier kommen die Leute zusammen und feiern.
22b_unter blühenden Bäumen.jpg
Und weil blühende Bäume nicht genug sind, gibt es auch noch leuchtende Laternen. Und wen es interessiert, was da auf die Laternen gedruckt ist, das sind die Namen der Sponsoren. Vorne zum Beispiel Keisei Dentsu, die Bahngesellschaft, mit der man von Ueno zum Flughafen in Narita fahren kann.
22c_unter leuchtenden Laternen.jpg
Die feiernden Unternehmen oder Familien bringen ihr Essen in der Regel mit. Für alle anderen, die nur so unter den Bäumen spazieren gehen oder in kleinen Gruppen unterwegs sind, gibt es aber natürlich auch wieder Essensstände. Außerdem Stände mit Spielen für die Kinder (und Erwachsenen) und vielleicht auch noch den einen oder andere Wahrsager.
22d_Essen.jpg
Und damit der Park hinterher auch noch halbwegs annehmbar aussieht, gibt es immer wieder Inseln mit großen Kartons, in denen die Leute ihren Müll entsorgen können. Das erspart nicht die Reinigung am Morgen, so reinlich sind nicht mal Japaner, hilft aber enorm.
22e_Mülltrennung.jpg
Immer an die Mülltrennung denken. Und beim Betreten der Plastikplane die Schuhe ausziehen.
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

23. Wenn es Nacht wird in Morioka,

...dann sieht alles ein bisschen anders aus. Denn in Morioka, Hauptstadt der Präfektur Iwate im Nordwesten der größten Hauptinsel Honshu, waren wir schon einmal und haben uns den Fluss mit dem einbetonierten Flussbett angesehen. Ja, Morioka hat auch seine schönen Ecken, aber viele dieser Provinzhauptstädte sind im Kern verbaut und nicht unbedingt schön. Es gibt immer wieder kleine oder größere grüne Oasen, aber viele Ecken zeigen vor allem Beton. Und Morioka wurde im Zweiten Weltkrieg nicht mal großflächig zerstört. Die Schaffung von Wohn- und Geschäftsraum scheint einfach nur Vorrang vor einem einheitlichen und schönen Stadtbild gehabt zu haben.

Aber bei Nacht kann selbst der Fluss ohne natürliches Flussbett netter aussehen. Man sieht nicht mehr so viel von der Umgebung und die Lichter der Stadt werfen einen neuen Schein auf das Wasser.
23a_bei Nacht.jpg
Und selbst, wenn man etwas von der Umgebung sieht, ist es bei Nacht oftmals irgendwie weicher und auch interessanter. Morioka wird dadurch nicht zu einer Schönheit unter den Präfekturhauptstädten, aber es lohnt sich immer einen zweiten Blick auf alles zu werfen.
23b_Kitakami-gawa bei Nacht.jpg
Doch nicht nur ein Fluss kann bei Nacht ganz anders wirken als bei Tag. Das heißt aber nicht, dass es bei Nacht immer schöner ist. Bei Tag erheben sich über der Stadt die Berge, man kann die natürliche Umgebung der Stadt erkennen. Und wie wir wissen, ist die Landschaft der Umgebung beim japanischen Gartenbau sehr wichtig, warum also nicht in der japanischen Stadtplanung?
23c_Stadt bei Tag.jpg
Bei Wolken sieht man hier aber auch nur einen Teil, so erhebt sich direkt hinter der Stadt der Iwate-san mit gut 2000 Metern, der ist allerdings lost in the clouds. Und doch geben auch die Wolken der Stadt ein anderes Aussehen.

Bei Nacht fällt der gesamte Aspekt der Aussicht natürlich weg. Bei Nacht werden aber auch die harten Kanten der Betonhäuser verdeckt und die Stadt wirkt vielleicht weniger generisch.
23d_Stadt bei Nacht.jpg
Was schöner ist? Das überlasse ich euch.
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Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

24. Frohe Weihnachten

Wir haben ja schon gelernt, dass die Weihnachtszeit in Japan am 1.11. beginnt, also direkt nach Halloween. Das hat den Vorteil, dass man die Schaufensterdekoration direkt von Kürbissen auf Rentiere umstellen kann. Und wie lang dauert sie? Eigentlich genau bis zum 24.12., dann wir die Weihnachtsdekoration gegen Neujahrsmotive ausgetauscht, schließlich ist Neujahr das große Familienfest in Japan, nicht Weihnachten. Einigen Weihnachtsdekorationen hat man das aber offenbar nicht gesagt.
24a_kein Weihnachtsbaum.jpg
Oder dieser Weihnachtsbaum ist gar kein Weihnachtsbaum, ich habe ihn schließlich im Februar gesehen. Vielleicht war er im Dezember gar nicht da? Mysterien über Mysterien. Was auf jeden Fall feststeht, ist, dass der Baum am Tokyo Tower steht. Das ist Japans Antwort auf den Eifeltrum, schlanker, aber höher (OK, weniger als 10 Meter höher, aber höher ist höher). Und natürlich rot und weiß bemalt. Von oben soll man eine tolle Aussicht haben, aber das kann ich weder bestätigen noch widerlegen, ich war noch nie drauf.
24b_unter dem Tokyo Tower.jpg
Zumindest gibt er auch bei Nacht eine gute Figur ab, denn wo kämen wir hin, wenn eine wichtige Sehenswürdigkeit in Japan nicht ordentlich angestrahlt würde? Der Turm ist ja fast schon selbstleuchtend.
24c_unter dem Tokyo Tower bei Nacht.jpg
Dann sieht auch der nicht mehr wirklich Weihnachtsbaum noch viel mehr nach Weihnachtsbaum aus. Und er hat noch kleine Verwandte mitgebracht.
24d_kein Weihnachtsbaum.jpg
Gegenüber an der Straße findet sich weitere Dekoration, die bei uns durchaus als Weihnachtsbeleuchtung durchgegehen würde.
24e_kein Weihnachtsschmuck.jpg
Und egal ob im alten oder im neuen Jahr: schön ist sind ja doch, die Dekorationen. Also nehme ich sie jetzt als Weihnachtsbaum und Weihnachtsbeleuchtung für mich an.

Ich wünsche euch auf jedenfall frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Und viel frohe Festlichkeiten, was immer ihr sonst so feiern mögt. Oder einfach ein paar schöne freie Tage, wo möglich. Vielen Dank an alle Leser, die so geduldig auf mich gewartet haben.

PS: Ich habe mir jetzt im Google Kalender eine Erinnerung für den 1.12.2020 gesetzt. Vielleicht hilft es ja.
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Hokkaiko
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Hokkaiko »

Ganz herzlichen Dank für den, wieder einmal, sehr schönen und interessanten Weihnachtskalender. :-)

Hana-ichi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Hana-ichi »

Ein fröhliches Hallohalli,

@Anke - sorry, war mal nicht online und dann hab ich das Restaurant verpasst. :oops

Warst Du auch drin essen?

Wie immer reichen Worte nicht allein aus für Deine wunderbaren Ausführungen. Ich sage dann einfach nur: Danke! Vielen Dank, Herzlichen Dank, Knuddeligen Dank und ich freue mich schon auf den Adventskalender 2020. :applaus :Chinese

@Alle: wünsche schöne Feiertage, alles Liebe für 2020 und wir lesen uns

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Re: Adventskalender???

Beitrag von gernobono »

@anke
führst du eigentlich eine liste der besuchten tempel?
immerhin warst du ja schon quer durchs ganze land und bist vielleicht "deutschlands bester templer" inzwischen

Watashi
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Watashi »

@Silke: Leider nein, die machen wohl erst am Abend auf und ich war nachmittags da. Ich bin nur am Restaurant vorbeigekommen und dachte: Das muss ich fotografieren. Es hat aber eine 4.5 bei Tripadvisor, scheint also nicht so schlecht zu sein.

@Gernot: Auch nicht wirklich. Ich arbeite an einer Google-Map mit allem, was ich in Japan gesehen habe, aber ohne speziellen Fokus auf Tempel oder so. Und die wird wohl auch nie vollständig werden, weil ich bei früheren Reisen nicht mehr alles zusammen bekomme (und es ist auch eine Zeitfrage).

Tsubame
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Re: Adventskalender???

Beitrag von Tsubame »

Ich schließe mich an und möchte mich für den diesjährigen Adventskalender bedanken. Immer wieder eine Freude so schöne Bilder und Reisebeschreibungen zu sehen.
:Chinese

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