Sumo – Kampf der Giganten
Von Alexander von der Groeben und Simone Mennemeier
Verlag Dieter Born, Bonn 2000. Hardcover, 144 Seiten, ÖS 360, -
Der 1200 Jahre alte japanische Traditionssport Sumo bekommt auch außerhalb Japans immer mehr Fans. Dennoch bleiben vielen westlichen Beobachtern die Riten und Mythen dieses fernöstlichen Ringkampfes fremd. Die Autoren, beide ausgewiesene Sumo- bzw. Japanexperten, legen mit „Sumo – Kampf der Giganten“ erstmals ein umfassendes Werk über diesen faszinierenden Sport in deutscher Sprache vor. Und räumen dabei auch gleich mit gängigen Vorurteilen auf: Die Rikishi – so heißen die Sumokämpfer im Fachjargon – sind keineswegs nur schwer übergewichtige Fleischberge, die kalorienreiche Kost in sich hineinwürgen, wenn sie nicht gerade im Ring ihre kolossalen Leiber aneinanderprallen lassen. Der gekonnte Einsatz von Technik und Kampfgewicht erfordert jahrelanges Training im „Heya“ (=Stall), der Ausbildungsstätte der Rikishi, und den Weg in die Makuuchi-Division, die „Bundesliga“ des Sumo, schaffen nur wenige.
Wer es ganz hinauf an die Spitze schafft, wird in einer feierlichen Zeremonie zum „Yokozuna“ ernannt und genießt in Japan höchstes Ansehen. Ein traditionsbewußtes Volk wie die Japaner brauchten allerdings einige Anläufe, um sich überwinden zu können, einem Nichtjapaner diesen würdevollen Titel zu verleihen. Zurzeit sind von den drei aktiven Yokozuna zwei gebürtige Hawaijaner, nämlich Akebono und Musashimaru. Diese beiden Giganten gehören mit jeweils über 200 kg Gewicht zu den schwersten Kämpfern, das durchschnittliche Körpergewicht eines Sumo-Ringers beträgt allerdings „nur“ zwischen 130 und 180 kg. Gewichtsklassen gibt es beim Sumo nicht, der Gewichtsunterschied zwischen zwei Ringern kann beträchtlich sein. Insgesamt 70 Techniken können bei Sumo zum Sieg führen. Generell gilt, daß derjenige verloren hat, der als erster mit einem anderen Körperteil als den Fußsohlen den Boden berührt bzw. vom Gegner durch Schieben, Stoßen, Heben oder Werfen zum Verlassen des Ringes gezwungen wird. Zu den verbotenen Techniken gehören Würgegriffe, Schläge mit der Faust, an den Haaren ziehen, in die Augen stechen, auf beide Ohren gleichzeitig schlagen, in die Geschlechtsteile greifen und Tritte oberhalb der Knie.
Eine weitere Möglichkeit, den Kampf zu verlieren, kommt allerdings nur ganz selten vor, wenn nämlich ein Kämpfer seinen „Mawashi“ (Gürtel) verliert, unter dem man – ähnlich wie beim Kilt der Schotten – nichts anhat. Und völlig nackt weiterzukämpfen kommt für einen stolzen Rikishi natürlich nicht in Frage. Überhaupt wird man bei Sumo-Übertragungen (Eurosport zeigt Zusammenfassungen der Turniere) kaum Emotionen beobachten zu können. Siegerposen oder gar Jubel gelten beim Sumo als verwerflich. Auch das Publikum verhält sich äußerst diszipliniert, das Werfen der Sitzpölster in den Ring nach einem besonders spannenden Kampf ist der höchste Gefühlsausbruch, den man von den Zuschauern zu sehen bekommt.
Neben der genauen Darstellung der Regeln des Sumo-Kampfes lernt man die Zeremonien rund um den Kampf kennen und gewinnt einen Eindruck vom Alltag der Rikishi im Heya. Das Autorenteam stellt auch jene Menschen vor, die für das Zustandekommen eines „Bashos“ (das 6x jährlich stattfindende Sumo-Turnier in Japan) ebenso wichtig sind wie die Kämpfer selbst: z.B. den Gyoji (Ringrichter) oder Yobidashi (Ausrufer). Prächtige Farbaufnahmen und ein umfangreicher Serviceteil ergänzen dieses empfehlenswerte Buch für Sumo-Fans und alle, die es noch werden wollen.
Sumo - Kampf der Giganten
hier ist der Platz zur Vorstellung von Sumodevotionalien
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