Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Japan, Japaner und deren Sprache

Moderator: Watashi

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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

10. Ein Satz der drei berühmten Burgen

Nach ein paar weniger offensichtlichen Sachen kommen wir heute zu den japanischen Klassikern zurück. Heute sehen wir uns die drei berühmten Burgen an, 三名城 san-meijō.
SAN – drei
MEI – berühmt
– Burg

Das ist allerdings leider nicht so einfach, wie es klingt, weil es verschiedene Zusammenstellungen von jeweils drei Burgen gibt, die die drei berühmten sein sollen. Die wohl bekannteste Troika sind aber wohl die Burgen von Ōsaka, Nagoya und Kumamoto. Von der ursprünglich größten Burg der Edo-Zeit, der Burg von Edo, steht heute fast nichts mehr und auf dem Gelände der ehemaligen Burg steht heute der Kaiserpalast und da gilt: Betreten verboten. Außerdem gelten die oben genannten aus architektonischer Sicht also die drei berühmten.

1. Die Burg von Ōsaka, 大阪城 Ōsaka-jō: Die Burg hat eine angemessen bewegte Geschichte. Schon 1614/15 stand sie im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen den herrschenden Tokugawa und ihren Vorgängern, den Toyotomi. Die Burg galt als uneinnehmbar, was sie zum Leidwesen von Toyotomi Hideyori nicht war. Die Schlacht endete mit zugeschütteten Burggräben, einer zerstörten Burg, einem toten Hideyori und dem Ende der Toyotomi. Doch die Burg war zu wichtig und wurde wieder aufgebaut. Dann vom Blitz zerstört. Und wieder aufgebaut. Im nächsten Bürgerkrieg 1868 erneut zerstört. Und in den 1920ern wieder aufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Und in den 1990ern wieder aufgebaut. Seit 1928 allerdings in Beton und mit Fahrstuhl, Bequemlichkeit siegt.
10 Osakajo.jpg
2. Die Burg von Nagoya, 名古屋城 Nagoya-jō: Die Burg von Nagoya liegt im Herzen der Stadt und hat deutlich länger gestanden als die Schwester in Ōsaka. Erstmals 1525 erbaut, wurde sie erst einmal noch im gleichen Jahrhundert wieder zerlegt. 1609 wurde sie allerdings auf Betreiben der nunmehr regierenden Tokugawa wieder aufgebaut und überlebte nicht nur die Edo-Zeit, sondern auch den anschließenden Bürgerkrieg (anders als Ōsaka) und die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg. Am Ende des Zweiten Weltkriegs ging sie allerdings durch die Flächenbombardements der Alliierten dann doch in die Knie und wurde komplett zerstört. 1959 im Zuge der allgemeinen Wiederaufbauarbeiten wurde sie dann auch wieder erbaut. Und hat inzwischen auch einen Fahrstuhl.
10 Nagoyajo.jpg
Vom Nagoya-jō kann man direkt zur 愛知県体育館 Aichi-ken taiiku-kann, der Halle, in der das Nagoya basho ausgetragen wird, hinübersehen. Es ist also auch ein netter Ausflug, bevor man zum Sumō geht.
10 Nagoya Sporthalle.jpg
3. Die Burg von Kumamoto, 熊本城 Kumamoto-jō: Kumamoto-jō stammt ursprünglich von 1467 und wurde in den folgenden Jahrhunderten ausgebaut und ergänzt, aber nicht zerstört und nicht erobert. Die Burg überstand sogar die Meiji-Restauration 1868 und den anschließenden Bürgerkrieg weitgehend unbeschadet. 1877 rebellierten jedoch ehemalige Samurai gegen die neue Richtung und die Abschaffung ihrer Privilegien und legten von Süden kommend Teile von Kyūshū in Schutt und Asche. Auch Kumamoto-jō ging in Flammen auf. Nach Kumamoto-Lesart wurde die Burg aber nie eingenommen, soviel Stolz muss sein. Der Wiederaufbau geschah dann erst 1960.
10 Kumamotojo.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

11. Ein Trip in die Geschichte, ziemlich tief in die Geschichte

Heute steht Tōkyō in der Mitte Japans, in praktisch jedem Lebensbereich. Im Laufe der Geschichte gab es aber eine ganze Reihe von Städten, die wichtig für die Entwicklung des Landes waren. Und dementsprechend gibt es auch die entsprechenden Rankings. Die drei Hauptstädte, 三都 santo, der Heian-Zeit (794-1185) sind Kyōto (damals Heian-kyō), Hiraizumi und Kamakura. Technisch gesehen war zwar nur Heian-kyō die Hauptstadt, die anderen beiden spielten aber wichtige Rollen zu der Zeit.

1. Heian-kyō alias Kyōto wurde als Hauptstadt entworfen und gebaut und 794 vom Tennō-Hof bezogen und somit in Betrieb genommen. Danach war es für über eintausend Jahre Hauptstadt Japans, weil der Kaiserpalast in Kyōto war, auch wenn der Tennō für einen Großteil der Zeit keine Macht hatte. Regierungssitz war Heian-kyō erstmals von 794 bis 1185, als die erste Samurai-Regierung sich in Kamakura ansiedelte, und dann noch einmal von 1333-1568. Danach wechselte das Machtzentrum entgültig in die Osten nach Edo/Tōkyō. 1869 zog auch der Tennō nach Tōkyō (oder Tōkei wie es für wenige Jahre hieß) und die Zeit Kyōtos als Hauptstadt endete.

Da es so lange Hauptstadt war, stapeln sich in Kyōto geradezu die Tempel, Schreine, Paläste und Regierungsgebäude. Einer der gerne besuchten Bereiche ist der alte Rotlichtbezirk Gion, wo es noch heute alte Teehäuser gibt und man (angeblich zumindest) zuweilen echte Geisha durch die Straßen laufen sehen kann.
11 Kyoto Gion.jpg
Am Rande von Gion steht der Yasaka jinja, ein Schrein, dessen Wurzeln bis 656 zurückreichen. Er steht dort also schon länger als die Stadt um ihn herum.
11 Kyoto Yasaka jinjga.jpg
2. Hiraizumi in der Präfektur Iwate im Nordosten der größten Hauptinsel Honshū war nie Hauptstadt und auch nicht Regierungssitz des Landes. Dort saß aber über längere Zeit ein Zweig der Fujiwara, die die Fäden in der Hauptstadt zogen. Außerdem flüchteten sich dorthin zuweilen Personen, die in Kyōto oder Kamakura nicht mehr gern gesehen wurden. Der jüngere Bruder Minamoto no Yoshitsune des ersten Shōgun MInamoto no Yoritomo soll dorthin geflohen sein, als er bei seinem mächtigen Bruder in Ungnade fiel (natürlich nur, wenn er nicht der Legende folgend in die Mongolei auswanderte und sich als Dschingis Khan einen Namen machte).

In Hiraizumi gibt es deshalb mehrere Tempel aus dem ersten Jahrhundert. Der bekannteste ist wohl der Chūson –ji aus dem Jahre 850. Dieser liegt am Rande der Stadt von Wald umgeben und besteht aus einer Reihe von großen und kleinen Neben- und Haupttempeln.
11 Hiraizumi Chushonji.jpg
Daneben wurde der Mōtsū-ji gegründet, praktischerweise auch 850.
11 Hiraizumi Motsuji.jpg
Dieser ist vor allem für seinen großen Garten bekannt, in dessen Herz ein großer Teich liegt.
11 Hiraizumi Motsuji Garten.jpg
3. Kamakura wurde erst 1185 zum Regierungssitz und ist somit in der Heian-Zeit keine echte Hauptstadt. Es war aber schon deutlich früher Hauptsitz der aufstrebenden Samurai-Familie der aufstrebenden Samurai-Familien. Dieser wurden ursprünglich vom Hofadel angestellt, um den militärischen Arm der Zentralmacht in Kyōto zu sein, weil die Adligen selbst nicht in den Kampf ziehen wollten. Irgendwann kehrten sich die Machtverhältnisse um und die kampfunfähigen Adligen konnten sich gegen die militärisch überlegenen Kriegerfamilien nicht mehr wehren. Und so wanderte das Machtzentrum langsam nach Osten, schon bevor der Shōgun erstmals als Herrscher in Erscheinung trat.

In Kamakura gibt es viele Zen-Tempel aus der Kamakura-Zeit (1185-1333), weil diese eher spartanische Form des Buddhismus den Samurai entgegen kam. Da wir hier aber auf die zuvor kommende Zeit geht, sehen wir uns nach etwas älterem um. Der Hase-dera, ein Tempel in der Nähe des großen Buddha, geht auf das Jahr 736 zurück. Das Herzstück ist eine goldene Kannon-Statue (die leider nicht fotografiert werden darf), die im Hauptgebäude steht.
11 Kamakura Hasedera.jpg
Außerdem hat man vom Hase-dera einen sehr guten Blick über die Stadt und den angrenzenden Pazifik. Kamakura ist nämlich heute nicht nur eine Art großes Freilichtmuseum, sondern auch der Stadtstrand von Tōkyō.
11 Kamakura von oben.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

12. Groß, größer, am größten

Nachdem wir uns die historischen Städte angesehen haben, widmen wir uns jetzt den modernen Metropolen. Und wir beschränken uns auch nicht auf Japan, sondern tun es natürlich nicht unter den drei größten der Welt,世界三大都市 sekai sandai toshi.

世界 sekai – wie gehabt Welt
三大 sandai – die drei großen
TO – Hauptstadt; Metropole, Stadt
SHI – Stadtviertel, Stadt
都市 toshi also Stadt.

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, die drei größten festzulegen. Nach Bevölkerungszahl der Metropolregionen sind es Tōkyō, Delhi und São Paulo; nach BIP Tōkyō, New York und Los Angeles. Wir nehmen aber die drei globalsten Großstädte, das sollen New York, London und Tōkyō sein (Tōkyō muss ja dabei sein). Wir fangen allerdings mit Tōkyō an, denn es geht ja im Kern um Japan. Das Problem, dass Tōkyō eigentlich keine Stadt ist, lassen wir mal außen vor.

1. Tōkyō: Den Blick über das Häusermeer von Tōkyō kennen wir schon vom letzten Jahr. Deshalb sehen wir uns ein paar andere Facetten der Stadt an. Tōkyō ist beispielsweise nicht einfach nur ein Häusermeer, sondern ist von vielen Kanälen und Flüssen durchzogen, so dass es früher mal als das Venedig des Ostens galt. Einer davon ist der Sumida-gawa, an dem auch der Kokugikan liegt.
12 Tokyo Sumida-gawa.jpg
Und wusstet ihr schon, dass man in Tōkyō Innenstadt angeln kann? Es gibt das Ichigaya Fishing Center gleich beim Bahnhof Ichigaya. Das ist eine Reihe von Fischbecken im alten äußeren Burggraben, dem 外堀 soto-bori. Also: Wenn du nach Tōkyō fährst, vergiss die Angel nicht (aber ich vermute, man kann auch eine leihen).
12 Tokyo Angeln.jpg
Und dann gibt es auch noch die Tōkyō Ausgabe von etwas, das eigentlich eher für New York steht. Gleich bei der Rainbow Bridge, der vermutlich bekanntesten Brücke über die Bucht von Tōkyō.
12 Tokyo, nicht New York.jpg
2. New York: Wo wir gerade von New York sprechen, können wir auch gleich dorthin fahren. New York ist zwar nicht gleich Manhattan, aber irgendwie denken doch die meisten Leute daran, wenn es um New York geht. Warum sollte das hier anders sein. Also, nichts wie rauf aufs Empire State Building, um sich hier die Insel von oben anzusehen.
12 New York Central Park.jpg
Manhattan ist allerdings eher eine kleine Insel im Vergleich zu den großen japanischen. Sieht man zur Seite, stößt man schnell auf einen der Flüsse, die Manhattan umschließen.
12 New York River.jpg
Und an der Südspitze kann man feststellen, dass diese Fotos offensichtlich schon älter sind…
12 New York Südspitze.jpg
3. London: Die dritte globale Stadt ist London. London kann sich immerhin rühmen mal die Hauptstadt einer Weltmacht gewesen zu sein, etwas, dass weder New York (Weltmacht, aber nicht Hauptstadt) noch Tōkyō (Hauptstadt, aber nicht Weltmacht) von sich behaupten können. Und einen Fluss haben sie auch zu bieten.
12 London Tower.jpg
Und die passenden Brücken natürlich auch. Gebäude, die noch aus etwas besseren Tagen stammen, könnte man denken.
12 London Towerbridge.jpg
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tainosen
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von tainosen »

Watashi hat geschrieben:Aber zuerst die Frage: Wo auf der Karte ist Norden? Also: Augen auf beim Stadtplan lesen!
Eine schöne Bescherung - ich ticke wie Deine Mutter und habe jetzt endlich eine Erklärung für einige wenige Fehlversuche in Sachen Orientierung - in dieser Disziplin halte ich große Stücke von mir - und konnte mir bisweilen mein Versagen nicht erklären - war ich doch der Meinung, alles richtig gemacht zu haben.

Danke für Deine Aufklärung.
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gernobono
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von gernobono »

tainosen hat geschrieben:
Watashi hat geschrieben:Aber zuerst die Frage: Wo auf der Karte ist Norden? Also: Augen auf beim Stadtplan lesen!
Eine schöne Bescherung - ich ticke wie Deine Mutter und habe jetzt endlich eine Erklärung für einige wenige Fehlversuche in Sachen Orientierung - in dieser Disziplin halte ich große Stücke von mir - und konnte mir bisweilen mein Versagen nicht erklären - war ich doch der Meinung, alles richtig gemacht zu haben.

Danke für Deine Aufklärung.
ist ein bisschen offtopic:
unsere firma residiert derzeit zur un termiete in einem gebäudekomplex, der aufgebaut ist, wie ein vierkanthof, der aber an allen ecken offen ist und es damit keine verbindung der einzelnen kanten gibt
da die einzelnen abteilungen nicht leicht zu finden waren, gab es ein grosses schild zur orientierung, auf dem die einzelnen abteilungen schön eingezeichnet sind....das schild ist geografisch richtig mit norden oben abgebildet.....leider ist das schild und das gebäude dahinter direkt in südlicher richtung......

da ich von der seite direkt auf dieses schild sehe, habe ich oft viel spass mit den leuten, die davor stehen......irgendwann habe ich unserer technikabteilung ( die es aufgestellt hat) gefragt habe, ob sie glauben, dass leute mit einem kompass vor dem schild stehen....

ergebnis war, dass ich eher belächelt wurde.......

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Jakusotsu
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Jakusotsu »

Ihr solltet mal die Flucht- und Rettungswegpläne sehen, die in unserer Firma in jeder Etage aufgehängt wurden. Nur ganz wenige langjährige Mitarbeiter sind dazu in der Lage, nach längerem Studieren zumindest markante Gebäudeteile im Ansatz zu identifizieren.

Fast schon schade, dass es bei uns nie brennt. . .
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

13. Von Füchsen und Schreinen

Nach einem Ausflug in die große, weite Welt kehren wir mit neuem Elan nach Japan zurück und wenden uns etwas einzigartig Japanischem zu: dem Shintō, der Naturreligion Japans. Wir hatten ja schon die Tenman-gū, dieses Mal sehen wir uns die 稲荷神社 Inari Schreine an. Diese werden zu Ehren des 神 kami Inari gebaut. Dieser ist für Reis, gute Ernten, Fruchtbarkeit und Füchse zuständig. Er wird von weißen Füchsen begegnet und Füchse finden sich auch an den entsprechenden Schreinen.
13 Fushimi Inari Fuchs.jpg
Mit dem sektoralen Wandel er japanischen Wirtschaft diversifizierte auch Inari. Die Schreine waren nicht mehr nur für die Landwirtschaft zuständig, die an Bedeutung verlor, sondern auch für Industrieunternehmen, so dass heute ein Großteil der Spenden aus diesem Bereich kommt.

Leider ist es nicht so einfach die drei großen Inari Schreine Japans, 日本三大稲荷 Nihon sandai Inari zu finden. Der wichtigste Schrein ist unumstritten: Das ist der 伏見稲荷大社 Fushimi Inari Taisha bei Kyōto. Dieser ist im ganzen Land für die langen Reihen von roten 鳥居 torii bekannt, die den Berg hinaufreichen. Unter diesen geht der Gläubige (oder Tourist) vom unteren Hauptgebäude…
13 Fushimi Inari Schrein.jpg
… zu den anderen Gebetstellen.
13 Fushimi Inari torii.jpg
Die torii werden von Unternehmen gespendet, die eine gutes Geschäft bitten. Doch auch Privatleute können für ihre Belange ein gutes Wort einlegen. Allerdings sind die entsprechenden torii deutlich kleiner.
13 Fushimi Inari Mini.jpg
Nach dem Fushimi Inari Taisha wird es allerdings schwierig. In allgemeinen Geschichtsbüchern finden sich häufig der 豊川稲荷妙厳寺 Toyokawa Inari Myōgon-ji (spaßiger weise eigentlich ein buddhistischer Tempel) in der Präfektur Aichi sowie der 祐徳稲荷神社 Yūtoku Inari Jinja in der Präfektur Saga. Es gibt aber im ganzen Land mindestens acht Schreine, die die zwei Plätze neben dem Fushimi Inari Taisha beanspruchen.

Und weil das so schwierig ist, gibt es auch noch die fünf großen Inari Schreine Japans, 日本三五稲荷 Nihon sango Inari. Leider kann man sich da auch nicht einigen, es kommen sogar noch Schreine, wie der Taiko-dani Inari Jinja in Tsuwano in den Bergen von Shimane, hinzu. Hier reichen die torii steil den Berg hinauf.
13 Tsuwano Inari.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

14. Nudeln für Anfänger und Fortgeschrittene

Der heutige Tag hält ein paar kulinarische Genüsse für uns bereit. Wir sehen uns die drei großen Udon-Sorten an, die sandai udon. Udon sind japanische Nudeln, die verhältnismäßig dick sind und aus Weizenmehl hergestellt werden. Und es wären nicht japanische Nudeln, wenn es nicht auch die drei wichtigsten davon gäbe: 稲庭うどん Inaniwa Udon aus der Präfektur Akita, 水沢うどん Mizusawa Udon aus Gunma sowie 讃岐うどん Sanuki Udon. Sanuki ist der alte Name der Provinz, die heute als Präfektur Kagawa bekannt ist und somit auch Ursprung dieser Udon-Sorte, die wir uns heute ansehen.

Udon werden üblicherweise in Suppe mit verschiedenen Beilagen gegessen, wie Tempura-Garnelen (in Teig gebackene Garnelen), Algen oder auch Fleisch. Es gibt aber auch die gehobene Form, in der man alle Zutaten einzeln bekommt und selbst in Brühe kochen kann. Solche Selbstmachessen sind in Japan sehr beliebt, man kann auch Fleisch grillen oder Fisch und Fleisch kochen. Die Zutaten sehen dann in etwa so aus:
14 Sanuki Udon.jpg
Dabei sehen wir auch die typischen sampuru (von engl. sample), die Modelle der angebotenen Speisen, die es in Japan vor den meisten Restaurants gibt. Diese sind sehr praktisch, weil man vorher weiß, was man bekommt, selbst wenn man nicht alles lesen kann.
Eine weitere Möglichkeit udon zu essen, die vor allem im Sommer genutzt wird, sind zaru-udon, die man nach dem Kochen erst erkalten lässt und dann kurz in Soße getaucht isst. Zaru ist dabei das Bambussieb, auf dem die Nudeln traditionell in dieser Variante gereicht werden.
14 Sanuki Saru-Udon.jpg
Neben den sampuru gibt es zuweilen auch noch weitergehende Dekorationen. Hier führen uns kleine Figuren vor, wie udon hergestellt werden.
14 Udon Herstellung1.jpg
14 Udon Herstellung2.jpg
14 Udon Herstellung3.jpg
14 Udon Herstellung4.jpg
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Jakusotsu
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Jakusotsu »

Watashi hat geschrieben:Teig ausrollen und falten (und bewachen?)
In jedem siebten Ei ist einer, der nicht dazu passt. 8)
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

15. Tempel von Weltrang

Von den sehr weltlichen Dingen wie Essen entschweben wir wieder in höhere Sphären und konzentrieren uns auf die drei großen religiösen Orte der Welt, 世界三大宗教空間 sekai daisan shūkyō kūkan.

世界三大 sekai daisan – kennen wir jetzt schon: die drei großen der Welt,
SHŪ – Religion
KYŌ – Religion (oder Unterricht)
宗教 shūkyū – Religion (wer hätte das gedacht)
– Himmel, leer
KAN – Zwischenraum
空間 kūkan – Raum;
世界三大宗教空間 sekai daisan shūkyō kūkan wörtlich also „die drei großen religiösen Räume der Welt“.

Das sind der Petersdom in Rom (für die Katholiken), das Panthenon (für die alten Griechen) und der Hōryu-ji, ein Tempel in der Präfektur Nara (für den japanischen Buddhismus). Wer sich diese Auswahl ausgedacht hat, weiß ich leider nicht, aber ich bin mir sicher, dass er Japaner war.

Wir besuchen also den 法隆寺, Hōryū-ji, einen der ältesten Tempel Japans. Hier finden sich einige der ältesten Holzgebäude der Welt.
Wenn man auf den Tempelkomplex zugeht, sieht man erst einmal das Haupttor.
15 Horyu-ji zentral.jpg
Der Tempelkomplex teilt sich in einen Westteil, 西院 Sai-in, und einen Ostteil, 東院 Tō-in. Zuerst besuchen wir den westlichen Komplex. Hier findet sich die große Halle 大講堂 daikoku-dō, die allerdings nur von 990 stammt.
15 Horyu-ji.jpg
Daneben gibt es die große fünfstöckige Pagode, 五重の塔, gojū no tō. Sie ist das zentrale Heiligtum des Tempels und die älteste ihrer Art in Japan. Die zentrale Säule dieser Pagode soll 594 gefällt worden sein und damit ist die Pagode eines der ältesten Holzgebäude der Welt.
15 Pagode.jpg
Dazu gesellt sich die Haupthalle, 金堂 kondō (wörtlich: Goldene Halle). Ihre ältesten Teile sind von vor 670. Leider ist sie 1949 bei einem Brand stark beschädigt worden, so dass nur noch 20% der Halle aus dem uralten Material besteht. Beeindruckend ist es trotzdem.
15 Kondo.jpg
Der östliche Bezirk gruppiert sich um die Traumhalle, 夢殿 yumedono, die sich im Mittelpunkt des Komplexes befindet.
15 Yumedono.jpg
Sie wurde zur Erinnerung an Shōtoku Taishi, einen wichtigen Prinzen der japanischen Geschichte 739 erbaut. Deshalb enthält sich auch eine Statue von Shōtoku Taishi, die man aber normalerweise nicht sehen kann.
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

16. Über den Wolken

Wir haben jetzt viel von Japan gesehen, aber wir haben noch nicht gesehen, wie man eigentlich nach Japan kommt. Dafür gibt es nämlich die drei großen internationalen Flughäfen, 三大国際空港 sandai kokusai kūkō. Das sind der Flughafen von Narita (früher: New Tōkyō International Airport), Kansai und Nagoya.

三大 sandai – wie gehabt
KOKU – Land
SAI – wörtlich: Kante, Rand
国際 kokusai – international, zwischenstaatlich
– Himmel
– Hafen
空港 kūkō – Flughafen

Streng genommen sind das auch fast die einzigen wirklichen internationalen Flughäfen. Es gibt zwar Regionalflughäfen, die von China oder Korea aus angeflogen werden können, aber die gelten nicht als echte internationale Flughäfen. Der zweite Flughafen Tōkyōs wird allerdings gerade für internationale Flüge geöffnet.

Der älteste der drei ist der Flughafen in Narita in der Präfektur Chiba. Dieser war seit den 1970ern (über die Randale beim Bau hatten wir ja schon kurz gesprochen) der internationale Hauptstadtflughafen, weil der zweite Flughafen Haneda nur für nationale Flüge zugelassen war (und für Flüge nach Taiwan). Inzwischen ist aber auch Haneda wieder für internationale Flüge geöffnet und soll weiter ausgebaut werden. Das freut Narita nicht wirklich, weil Haneda von Tōkyō aus besser zu erreichen ist und Narita so auf Dauer das Wasser abgraben könnte.
Vorerst jedenfalls landen Flieger aus Deutschland noch in Narita. Der Flughafen hat allerdings nur zwei Landebahnen, ist also im Vergleich nicht gerade extrem groß. Aber hier können schon die großen Flieger landen.
16 Narita kuko.jpg
Narita war übrigens auch einer der ersten Flughäfen, den die Lufthansa mit dem A380 angeflogen hat. Und ich habe den Flug glücklicherweise überlebt.

Narita liegt nicht direkt am Wasser, weshalb der Ausbau durch Landaufschüttung hier nicht möglich ist. Beim Anflug sieht man das ländlichere Japan von oben.
16 Anflug auf Narita.jpg
Von Tōkyō aus ist nach Narita der Flughafen von Nagoya der nächste der großen internationalen. Dieser wurde erst 2005 eröffnet. Er ist auch unter dem Namen Centrair bekannt. Das ist eine typisch japanische Kombination aus Central (für die Region, Zentraljapan, 中部 chūbu) und Air für Flughafen.
16 Centrair.jpg
Wenn auch die Aussicht aufs Rollfeld nicht so außergewöhnlich ist, hat man bei An- und Abflug nach Centrair die größte Chance, einen Blick auf den Fuji-san zu erhaschen, der sich über den Wolken erhebt. Und das ist dann doch wieder irgendwie außergewöhnlich.
16 Fuji in Anflug auf Centrair.jpg
Der westlichste der drei Flughäfen ist der Kansai International Airport. Dieser wurde auf einer künstlichen Insel vor der Küste von Wakayama, südlich von Ōsaka gebaut und 1994 eröffnet. Die Insel hat den Vorteil, dass sie erweiterbar ist, ohne dass irgendwelche Bauern den Ausbau behindern können. Sie hat aber leider den Nachteil, dass sie langsam im Ozean versinkt und den Japanern wohl noch nichts eingefallen ist, um diesen Prozess endgültig zu stoppen. Aber sie hoffen, dass er irgendwann von selbst stoppt.
16 Kansai kuko.jpg
Der Flughafen selbst bietet eine nette Aussicht auf das Festland, wo auch die meisten Hotels sind, die für Flughafengäste interessant sind. Das Flughafenhotel selbst ist relativ teuer (fand ich zumindest).
16 Blick vom Kansai kuko.jpg
Und dann noch ein Tipp: Wenn während des Fluges nach einem Arzt gefragt wird, rennt um euer Leben (OK, das ist schwierig). Entweder das Flugzeug dreht gleich um oder es landet zumindest irgendwo zwischen, sagen wir in Helsinki. Und weil die Deutschen so gründlich sind, steht dann bei der Gepäckausgabe: Osaka via Helsinki, auch wenn dort keiner aussteigen durfte (außer den Kranken).
16 via Helsinki.jpg
PS: Sorry, dass es manchmal etwas lang wird, aber ich habe einfach zu viele Fotos. Und heute musste ich mich abreagieren, weil ich Stress mit meinem Chef habe.
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

17. Drei Chinesen in der Chinatown…

Heute werden wir international, ohne Japan dabei zu verlassen. Das japanische Volk rühmt sich zwar seiner Homogenität, aber es gibt doch ab und zu ein paar Ausländer, so 1-2% der Bevölkerung. Die größte Gruppe sind Koreaner, gefolgt von Chinesen. Letztere bilden auch in Japan wie in anderen Teilen der Welt ihre eigenen Stadtteile. Es gibt also auch in Japan Chinatowns oder 中華街 chūka-gai, wie sie in Japan heißen.

CHŪ – Mitte, Zeichen für China („Reich der Mitte“)
KA – prächtig, schön, auch Zeichen für China
中華 chūka – chinesisch
GAI – Straße, Viertel, Stadt
中華街 chūka-gai ist also ein chinesisches Viertel oder Chinatown.

Und natürlich gibt es auch die drei großen Chinatowns, sandai chūka-gai. Diese befinden sich in Yokohama, Kōbe und Nagasaki. Das waren drei der ersten Städte, die nach dem Ende der Abschottung Japans für Ausländer geöffnet wurden; und das eben nicht nur für westliche Ausländer, sondern auch für Chinesen.

Die interessanteste Stadt ist dabei vielleicht Nagasaki, weil diese schon vor dem Ende der Abschottung für Ausländer in engen Grenzen offen war. Es gab zwar noch ein paar kleine Öffnungen, aber Nagasaki ist die bekannteste. Von westlicher Seite waren es die Holländer, die auf einer kleinen, künstlichen Insel im Hafen leben durften (ab und zu war auch mal ein deutscher Arzt dabei). Außerdem gab es eine chinesische Faktorei, also sind die Chinesen in Nagasaki schon länger als in Yokohama oder Kōbe und hatten dort traditionell einen großen Einfluss.

Heute ist die 長崎新地中華街 Nagasaki Shinchi Chūka-gai aber auch ein Touristenzentrum. Der Eingang ist dementsprechend farbenfroh gestaltet. Man sieht aber auch, dass die Moderne auch hier Einzug gehalten hat. So wird der Eingang von großen Gebäuden flankiert.
17 Eingang zu Nagasaki.jpg
Die Chinatown ist somit auch nicht ein geschlossener Bereich, der aussieht wie im klassischen China, sondern natürlich auch Wohnort mit normalen Häusern. Es gibt aber auch chinesische Tempel und andere Gebäude.
17 Tempel in Nagasaki.jpg
Es gibt chinesische Statuen von Menschen…
17 Statuten Nagasaki.jpg
… und Fabelwesen.
17 Löwe oder so.jpg
Die größte Chinatown ist jedoch heute die in Yokohama. Bis in die 1850er war Yokohama einfach in erster Linie ein Fischerdorf in der Nähe von Edo. Nach der erzwungenen Öffnung suchte die Regierung dann die Möglichkeit, die Ausländer unterzubringen, ohne sie direkt in der Hauptstadt sitzen zu haben und Yokohama bekam den Job. Und die Ausländer kamen, auch aus China.
Daraus entstand die Yokohama Chinatown. Auch diese wird durch große Tore gekennzeichnet. Ähnliche Tore gibt es übrigens auch für die Altstadt von Shanghai, es ist für China also nicht unüblich.
17 Eingang zu Yokohama.jpg
Und auch Yokohama hat die passenden Geschäfte und Tempel. Diese sehen deutlich farbenfroher aus, als die meisten japanischen Tempel.
17 Tempel in Yokohama.jpg
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

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18. Magier und Dämonen

Heute besuchen wir nicht nur Chinesen, sondern wir machen auch einen kurzen Abstecher nach China. Aber natürlich erst, nachdem wir uns wieder in Japan umgesehen haben. Die größten Städte hatten wir schon, jetzt sehen wir uns die drei magischen Städte der Welt an (oder die drei dämonischen, aber das klingt so negativ), 世界三大魔都 sekai sandai mato.

MA – Dämon, böser Geist, Zauber
TO – Hauptstadt, Metropole, Stadt;
魔都 mato ist also eine magische oder dämonische Stadt.

Und wann zeigt sich eine Stadt von ihrer magisch-dämonischen Seite? Ich denke, wir sehen uns die heutigen Kandidaten bei Nacht an. Nun ist Magie oder ähnliches natürlich eher subjektiv, aber die folgenden drei sollen es dann sein (sagen zumindest einige Japaner): Kyōto, Shanghai und London.

Kyōto hat sich uns ja schon einmal vorgestellt. Deshalb sehen wir uns heute eine besondere Gelegenheit an: Jedes Jahr Ende März gibt es in Kyōto den Blumen-und-Laternen-Pfad, 花灯路 hana tō-ro. Da werden Bäume und Tempel entlang eines der klassischen Touristenwege angestrahlt. Dazu kommen Kunstwerke, Blumengebinde etc. Beispielsweise ein altes Tempeltor:
18 Kyoto Tempel.jpg
Oder einer bekannter Kirschbaum. Die japanischen Zierkirschen 桜 sakura blühen zwar erst ein bis zwei Wochen später, aber das hält die Japaner nicht auf.
18 Kyoto Kirsche.jpg
Der Weg endet (oder beginnt, je nachdem wo man beginnt) am Kiyomizu-dera, einem der bekanntesten Tempel Kyōtos. Hier kommt zu den üblichen Strahlern noch eine Lasershow.
18 Kyoto Kiyomizudera.jpg
Shanghai sehen wir uns lieber von oben an, um einen Überblick zu bekommen. Shanghai liegt an einem Fluss, der die Stadt in zwei Teile teil: 浦西 Puxi im Westen (xi ist Westen) und 浦东 Pudong (dong ist Osten). Puxi ist der bei weitem ältere Teil. Am Flussufer stehen noch die alten Gebäude aus der Kolonialzeit. Wobei alt natürlich relativ ist, weil die Häuser ungefähr von der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert stammen. Dahinter erhebt sich jedoch in Teilen inzwischen auch das moderne Shanghai.
18 Shanghai The Bund.jpg
Pudong war vor 50-60 Jahren nur ein Sumpf. Heute ist es eine der modernsten Städte der Welt. Das höchste Gebäude ist das World Financial Center. Dieses war auch mal das höchste Gebäude der Welt, allerdings nicht lange.
18 Shanghai Pudong.jpg
London kommt heute leider etwas kurz. Aber damit ich es nicht vergesse, wenigstens ein kleines Foto.
18 London bei Nacht.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

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19. Über Berg und Tal

Die drei großen Burgen hatten wir ja schon, aber die Japaner wären keine Japaner, wenn sie nicht noch Unterkategorien gebildet hätten. Eine davon sind die drei großen Höhenburgen, 三大連立式平山城 sandai renritsu-shiki hirayama-jiro.

REN – zusammen
RITSU – stehen
連立 renritsu – Zusammenschluss
SHIKI – Art
hira – Ebene
yama – Berg
-jiro – Burg
連立式平山城 renritsu-shiki hirayama-jiro ist also etwas umständlich für eine Burg, die auf einem Berg in einer Ebene gebaut wurde und somit Elemente einer Bergburg mit der eine Ebenenburg kombiniert.

Der Vorteil der drei großen Höhenburgen ist, dass zwei von drei im Original erhalten wurden. Im Vergleich zu den inzwischen aus Beton rekonstruierten drei großen Burgen sind sie zwar restauriert, ansonsten aber aus Holz mit allen Vor- und Nachteilen (z.B. kein Fahrstuhl, dafür steile Treppe).

1. Die bekannteste noch erhaltene Burg ist vermutlich die Burg von Himeji, 姫路城 Himeji-jō, kurz hinter Kōbe. Die Burg ist seit 1993 Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Sie ist auch als 白鷺城 Shirasagi-jō, die Weiße Reiherburg bekannt. Als solche galt sie als Gegenstück zur schwarzen Burg von Okayama. Während letztere allerdings nur noch eine Rekonstruktion ist, hat Himeji-jō alle Widrigkeiten überstanden.
19 Himejijo.JPG
Die Burg ist auch deshalb so bekannt, weil nicht nur der Hauptturm erhalten ist, sondern auch einige der umliegenden Gebäude. In den Haupttürmen japanischer Burgen wurde nämlich üblicherweise nicht gewohnt, sondern dafür gab es umliegende Wohngebäude für alle beteiligten Samurai und ihre Familien etc. Davon steht noch der innere Ring. Dahinter erhebt sich jedoch in der Ebene die moderne Stadt Himeji.
19 Himejijo Umfeld.JPG
2. Die zweite Burg ist die Burg von Matsuyama, 松山城 Matsuyama-jō, auf Shikoku. Auch diese wurde nicht komplett zerstört, sondern steht noch im Grundsatz wie zu Zeiten der alten Samurai. Sie ist nicht weiß wie Himeji-jō, sondern das Holz ist in vielen Teilen im Original zu sehen. Das sieht man auch an einigen der umliegenden, noch erhaltenen Türme.
19 Matsuyamajo.JPG
In Matsuyama sieht man schön, dass die Burg auf einer Erhebung gebaut wurde, die sich über die Ebene erhebt, auf der die Stadt Matsuyama liegt. Sie hat zwar keinen Fahrstuhl, aber zumindest auf den Burgberg kann man mit einem Lift fahren. Man kann aber auch laufen.
19 Matsuyamajo Umfeld.JPG
3. Die Burg von Wakayama, 和歌山城 Wakayama-jō, vervollständigt das Trio. Sie ist die einzige, die ein Nachkriegsbau aus Beton ist. Der Hauptturm hat zwar sämtliche Bürgerkriege überlebt, erlag aber 1945 der Bomben des Zweiten Weltkriegs. Wakayama-jō ist auch weiß, aber nicht so bekannt wie Himeji-jō.
19 Wakayamajo.JPG
Wakayama-jō ist zwar nicht mehr original, aber von oben hat man einen guten Überblick über die umliegende Stadt und – bei halbwegs guter Sicht – bis auf das angrenzende Meer.
19 Wakayamajo Umfeld.JPG
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

20. Am Anfang war ein Schrein, dann waren es mehrere

Neben Burgen sind Schreine und Tempel immer gern gesehene Touristenziele. Einige haben wir uns ja schon angesehen, aber das Feld der japanischen Religion ist ein weites. Heute ergänzen wir unser Wissen um die drei großen Sumiyoshi (Schreine), 三大住吉 sandai sumiyoshi. Das sind Schreine, die den drei Sumiyoshi-Göttern, den Göttern des Meeres, gewidmet sind. Diese beschützen Reisende, Fischer und Seeleute. Im ganzen Land gibt es ungefährt 2000 Sumiyoshi-Schreine, die großen drei sind aber in Ōsaka, Hakata und Yamaguchi.

Der oberste ist heute der 住吉大社 Sumiyoshi taisha in Ōsaka. Hier findet im Sommer auch das 住吉際 Sumiyoshi-matsuri, das Sumiyoshi-Fest statt. Ein Teil dieses Festes ist ein Festumzug mit prächtigen Festwagen.
20 Osaka Sumiyoshi Schreinfest.jpg
Diese Feste werden von der ganzen Gemeinde unterstützt, die die Wagen fahren oder tragen. Aber natürlich sind auch die SchreindienerInnen dabei.
20 Osaka Sumiyoshi Schreindienerinnen.jpg
Am Sumiyoshi taisha kann man etwas sehen, was in Japan gerne als Gaben an die kami verwendet wird: sake-Fässer. Japanische Götter nehmen also auch gerne einmal einen zur Brust.
20 Osaka Sumiyoshi Sakefässer.jpg
Der vermutlich älteste Sumiyoshi-Schrein ist der 住吉神社 Sumiyoshi jinja in Hakata, einem Stadtteil von Fukuoka auf Kyūshū. Heute steht er zwar in der Rangfolge hinter dem Sumiyoshi taisha in Ōsaka, aber ursprünglich ist dieser Glaube vermutlich über Kyūshū nach Japan gekommen. Der heutige Schrein ist aber natürlich nicht so alt, wenn auch das torii am Eingang ziemlich alt aussieht.
20 Hakata Sumiyoshi torii.jpg
Der Schrein selbst wird jedenfalls auch heutzutage bei Bedarf neu gebaut.
20 Hakata Sumiyoshi im Bau.jpg
Für Sumo-Fans auch interessant ist die Tatsache, dass der Schrein in Hakata sein eigenes dohyō für zeremonielle Zwecke hat.
20 Hakata Sumiyoshi Dohyo.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

21. Eki?

Bei der Wohnungssuche ist eine der wichtigsten Fragen in Japan: Ist ein Bahnhof in der Nähe? Insbesondere in den Ballungszentren läuft der meiste Verkehr auf der Schiene, das Familienauto wird nur am Wochenende zum Einkauf aus der Garage geholt. In Tōkyō muss man erst einmal einen Stellplatz nachweisen, um ein Auto überhaupt anmelden zu dürfen.
Da hilft es natürlich, dass das japanische Bahnsystem sehr praktisch ist: schnell, pünktlich, die Züge fahren in den Ballungszentren in sehr kurzen Abständen und immer ist ein Bahnhof in einer Entfernung, die mit einem Fahrrad zu bewältigen ist. Oder zumindest mit dem Bus.

Bahnhöfe gehören also zum japanischen Leben. Die großen Bahnhöfe sind auch nicht nur Haltestellen für Züge, sondern in der Regel mit großen Kauf- und oft auch Bürohäusern kombiniert. Man kann also nicht nur Umsteigen, sondern auch einkaufen, essen und manche auch arbeiten. In diesem Zusammenhang sehen wir uns heute die drei großen Bahnhöfe an, 三大鉄道駅 sandai tetsudō-eki.

EKI heißt Bahnhof und die großen drei sind: 東京駅 Tōkyō-eki, 大阪駅 Ōsaka-eki und 名古屋駅 Nagoya-eki. Das sind also (zufällig natürlich) auch die drei größten Städte Japans. Tipp: Falls ihr in Japan verloren gegangen seid, einfach den nächsten Japaner fragen: Eki? Dann werdet ihr meistens eine mitfühlende Seele finden, die euch den Weg zum nächsten Bahnhof erklärt (mit Händen und Füßen, wenn nötig) oder euch gleich hinbringt (auch, wenn er/sie eigentlich in die andere Richtung musste).

Wir sehen uns heute den Nagoya-eki an, den täglich gut 1 Mio. Passagiere benutzen (nur kein Neid, Shinjuku kommt mit allen Linie und Gesellschaften auf mehr als 3,5 Mio.). Nagoya-eki wurde 2002 ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen, als (flächenmäßig) größtes Bahnhofsgebäude der Welt. Der gesamte Komplex hat 410,000 m², die Zwillingstürme messen 245 m. Sie sind von vielen Ecken der Stadt aus zu sehen, OK von den etwas höher liegenden Ecken der Stadt wie dem Fernsehturm.
21 Blick zum Bahnhof.jpg
Der Bahnhof ist auch bei Nacht schön anzusehen, weil er natürlich auch umfassend beleuchtet ist.
21 Bahnhof von unten.jpg
Früher gab es eine Aussichtsplattform, die man besuchen konnte (bei meinem letzten Besuch konnte ich die allerdings nicht wiederfinden, heute sind da Restaurants, glaube ich). Der Ausblick war nicht schlecht, vor allem bei Nacht über die Stadt.
21 Blick über Nagoya.jpg
Doch auch der Nagoya-eki ist nach wie vor ein Bahnhof und so kann man links und rechts die Schienen unter dem Gebäude hervorkommen sehen. Zumindest, wenn man genau hinsieht.
21 Blick über die Schienen.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

22. Von da oben muss man eine schöne Aussicht haben

Nachdem wir gestern schon einen Blick über Nagoya riskiert haben, gehen wir diesen Weg heute konsequent weiter und widmen uns den drei großen Aussichtsplattformen, 三大空中展望台 sandai kūchū tenbō-dai.

– Luft (vgl. auch Flughafen)
CHŪ – Mitte
空中 kūchū – mitten in der Luft
TEN – ausdehnen, ausbreiten; auch: Ausstellung
– in die Ferne schauen (auch Hoffnung oder Wunsch)
展望 tenbō – Aussicht, Perspektive
DAI – u.a. hohes Gebäude, Turm, Hochebene
展望台 tenbō-dai – Aussichtsplattform, Aussichtspunkt (muss kein Gebäude sein)

Hier haben wir also die drei großen Aussichtsplattformen, die mitten in der Luft sind (oder so ähnlich). Das sind das 梅田スカイビル Umeda Sky Building in Ōsaka, 空中展望台スカイバード Kūchū Tenbō-dai Sky Bird in der Präfektur Ishikawa und サンシャイン60展望台 Sunshine 60 Tenbō-dai in Tōkyō.

Wir sehen uns davon heute das erste an, das Umeda Sky Building. Dieses liegt im Nordbereich von Ōsaka, dem Bezirk Kita (das heißt einfach Norden), in der Nähe des Ōsaka-eki (vgl. gestern). Es ist wie ein großer Bogen gestaltet (von dem ich leider kein Foto von vorne habe). Und auch von der Seite lässt sich die Höhe erkennen.
22 Umeda Sky Building von der Seite.jpg
Wenn man hinauf möchte, muss man zuerst mit einem Fahrstuhl mit Glasboden fahren und dann mit einer langen, frei hängenden Rolltreppe. Das ist nichts für Besucher mit Höhenangst.
22 Umeda Sky Building von unten.jpg
Von oben hat man einen tollen Blick über Ōsaka. Man kann nicht nur die Stadt sehen, sondern bis zur Bucht von Ōsaka hinüberblicken und den Fluss sehen, der in der Nähe vorbeifließt.
22 Osaka von oben II.jpg
Außerdem kann man anhand der viele Schienenstränge und Eisenbahnbrücken erahnen, dass man sich in der Nähe eines bedeutenden Bahnhofs befindet.
22 Osaka von oben.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

23. Zu Ehren des Tennō

Heute ist in Japan ein Feiertag. Das ist nichts so Besonderes, schließlich hat Japan 14 nationale Feiertage und noch eine Menge regionaler Feiertage. Der 23.12. hat auch nichts mit Weihnachten zu tun, das die Japaner ohnehin nicht ernsthaft feiern, sondern ist der Geburtstag des amtierenden Tennō Akihito. Der Geburtstag des aktuellen Tennō ist immer ein Feiertag, zum Teil wird der Tag aber auch nach seinem Tode weiterbehalten, was bei zwei von drei Tennō seit der Meiji-Restauration der Fall war.
Zur Feier des Tages werden wir uns heute die drei Stadtpräfekturen der Meiji-Zeit, 三府 san-fu, oder auch die drei wichtigsten Städte der Edo-Zeit, 三都 san-to, ansehen. Das sind nämlich dieselben. Wir sehen uns heute die alte Kaiserstadt Kyōto, die neue Kaiserstadt Tōkyō und die uralte Kaiserstadt Ōsaka an (ja, in mehreren Stadtteilen von Ōsaka gab es einmal Kaiserpaläste, als es noch keine feste Hauptstadt gab).

1. Ōsaka war schon Kaiserstadt, als es noch gar keine richtige Hauptstadt gab. Nach dem Tod des Tennō zog der ganze Hof mit Sack und Pack um, weil der alte Ort nunmehr verflucht war. Wir sehen uns den Tempel 四天王寺 Shitennō-ji, den Tempel der vier himmlichen Könige, an. Dieser stammt ursprünglich von 593 und wurde zwar nicht von einem Tennō, aber zumindest laut Überlieferung von einem Prinzen, Shōtoku Taishi, gegründet. Von den ursprünglichen Gebäuden sind zwar keine mehr übrig, aber es gibt beispielsweise eine fünfstöckige Pagode…
23 Shitennoji.jpg
… und ein nettes Tor. Eine Baufirma, die schon beim ursprünglichen Bau mitgearbeitet hat, überlebte übrigens die nächsten 1400 Jahre unbeschadet und wurde erst 2006 von einem anderen Unternehmen aufgekauft. Sie hatten sich übrigens auf Schein- und Tempelbau spezialisiert.
23 Eingang Shitennoji.jpg
2. Kyōto war über 1000 Jahre Kaiserstadt von Japan, nicht immer auch Regierungssitz, nicht immer auch im Endeffekt entscheidend, aber immer Sitz des Tennō. Am Ende musste man den Leuten allerdings erst einmal sagen, dass es einen Tennō überhaupt gibt.
Kyōto wurde als Kaiserstadt gegründet und hieß damals Heian. 1100 Jahre nach dieser Gründung wurde der 平安神宮 Heian Jingū, der Heian Schrein, erbaut, um die Gründung zu feiern. Der Heian Jingū ist für seine sehr roten Gebäude bekannt, wie dieses Tor.
23 Heian jingu.jpg
3. Tōkyō ist heute der Sitz des Tennō. 1868 zog der junge Meiji Tennō von Kyōto nach Edo, dann Tōkei, schließlich Tōkyō, wo schon seit 1600 das politische Zentrum des Landes war. Zur Erinnerung und Anbetung des Meiji Tennō und seiner Frau wurde 1915 der Bau des 明治神宮 Meiji Jingū, des Meiji-Schreins begonnen und 1920 abgeschlossen. Im zentralen Heiligtum ist der Meiji Tennō eingeschreint. Und das wörtlich: Seine Überreste liegen hier.
23 Meiji jingu.jpg
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Watashi
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Watashi »

24. Viel Glück

Bis zum Neuen Jahr ist es zwar noch eine Woche, aber Glück kann man ja trotzdem schon einmal gebrauchen. In Japan gibt es alle möglichen Glücksbringer. Die Japaner sind vielleicht nicht ganz so abergläubisch wie die Chinesen, aber sie sind trotzdem gut dabei.

Ein Form des Glücksbringers ist ein だるま daruma. Das ist eine rote Figur, die praktisch nur aus einem roten Kopf besteht. Diese sind aus Pappmache und unten beschwert, so dass es Stehaufmännchen sind. Daruma haben ab Tempel keine Pupillen. Derjenige, der sich Glück wünscht, malt ein Auge aus und wünscht sich dabei etwas. Geht der Wunsch in Erfüllung, malt man das andere Auge aus und gibt den daruma an den Tempel zurück, wo er schließlich in einer Zeremonie mit den anderen Figuren verbrannt wird.
Die daruma-Figur soll den buddhistischen Mönch und Gelehrten Bodhidharma darstellen, auf Japanisch 達磨 daruma, daher der Name der Figur. Ein daruma bringt aber nicht einfach Glück, sondern der Wünschende muss auch selbst für seinen Erfolg arbeiten, sonst bringt der daruma gar nichts.

Daruma sind bei japanischen Politikern sehr beliebt. Nach Wahlen sieht man im ganzen Land erfolgreiche Kandidaten mit riesigen Pinseln eine Pupille in einen gigantischen daruma malen. Im Fernsehen werden bei einem Sender die Kandidaten, die gewählt wurden, mit kleinen daruma-Bildchen gekennzeichnet.

Grundsätzlich gibt es daruma bei vielen Tempeln Japans, zum Teil sogar bei Schreinen, obwohl die gar nicht buddhistisch sind. Aber es gibt auch die drei großen daruma-Märkte, 三大達磨市 sandai daruma-ichi.

達磨 daruma – schreibt man üblicherweise in hiragana, nicht in kanji
ichi – Markt

Dieser daruma-Märkte finden bei drei Tempeln statt. Einer davon, der 深大寺 JIndai-ji, lag in der Nachbargemeinde von Mitaka, wo ich ein Jahr lang gewohnt habe. In Ermangelung einer Digitalkamera habe ich aber keine verwertbaren Fotos davon.

Ein weiterer findet am 松林山達磨寺 Shōrinzan Daruma-ji in der Stadt Takasaki, Präfektur Gunma statt. Dieser trägt den daruma schon im Namen. Shōrinzan ist der Berg, wo der Tempel liegt und so muss man nach dem Eingang erst einmal eine Treppe erklimmen.
24 Eingang zum Shorinzan.jpg
Oben steht der Tempel, der gar nicht so groß ist, aber von kleinen und größeren daruma beherrscht wird.
24 Shorinzan.jpg
Die Figuren warten darauf, vom Tempel verbrannt zu werden, um daruma für den erfüllten Wunsch zu danken. Ein daruma in Politikergröße ist allerdings nicht dabei.
24 Daruma am Shonrinzan.jpg
Und am Ende kann man noch höher steigen und einen Blick auf den Tempel und die umliegende Stadt von oben bekommen.
24 Shorinzan von oben.jpg
Damit beende ich meinen diesjährigen Adventskalender und verabschiede mich in den Urlaub. Daher war ich heute auch etwas früher dran als sonst.

Vielen Dank an meine geschätzten 12 Stammleser und solche, die vielleicht mal in diesen Thread gestolpert sind. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Bis zum nächsten Jahr, Watashi
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gernobono
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von gernobono »

Watashi hat geschrieben:Ich hoffe, es hat euch gefallen. Bis zum nächsten Jahr, Watashi
mir hat es sehr gut gefallen
vielen dank für diesen adventkalender (schreibt man in österreich wirklich ohne "s") :applaus

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Meyeryu
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Meyeryu »

Bin einer von den 12 und möchte mich für die tägliche Kurzweil bedanken !!! :applaus
Mori-u-rara, ting tang walla walla bing bang,
Mori-u-rara, ting tang walla walla bing bang.

Hokkaiko
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Hokkaiko »

beim lesen deines Kalenders wird mein Kribbeln im Magen immer grösser, ich kann es kaum erwarten endlich wieder in Japan zu sein. Vielen Dank dafür!!! :D
Frohes Fest und guten Rutsch!

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Ganryu
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Ganryu »

Hallo Watashi,

vielen Dank für Deinen informativen und illustrierten Adventskalender, der die Mühe wirklich gelohnt hat - zumindest für uns dankbare Leser.

Schöne Festtage und einen ruhigen Jahreswechsel!

Ganryu :Chinese

PS:
Watashi hat geschrieben:Ein daruma bringt aber nicht einfach Glück, sondern der Wünschende muss auch selbst für seinen Erfolg arbeiten, sonst bringt der daruma gar nichts.
Das erscheint einem gelernten Naturwissenschaftler durchaus plausibel. Auch die Erfahrung spricht für diese Ansicht. Mir sind z. B. auch schon ohne daruma Wünsche erfüllt worden, aber ich habe Schwierigkeiten damit, mir ein Experiment einfallen zu lassen, mit dem ich nachweisen könnte, daß ein daruma Einfluß auf die Folgen eines Wunsches hatte. So bleibt mir als zwischenzeitliche Erkenntnis nur die Einsicht, daß ein daruma für die Erfüllung von Wünschen zumindest nicht notwendig ist.

tainosen
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von tainosen »

Ich bekenne mich auch dazu, jedes Türchen dieses illustren Aventskalenders geöffnet zu haben - und hoffe auf eine Fortsetzung 2011 - und habe erkannt, dass ich noch oft nach Japan muss ...
Wo Elefanten sich bekämpfen, hat das Gras den Schaden.

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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Profomisakari »

Auch ich bekenne, zur Schar der 12 (aber vielleicht sind es doch noch ein paar mehr) zu gehören.
Da ich schon vielerorts war, aber noch nicht in Japan, scheue ich mich nach dem Lesen Deiner ersten beiden Adventskalender (ich hoffe, es kommen in den nächsten Jahren noch mehr), nach Japan zu fahren, weil ich nun weiß, dass man dort auch in 4 oder 5 Reisen nicht alles Schöne und Interessante erreisen kann.

Danke, Anke!

Profo

Jokkamura
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Re: Best of Japan – Ein Adventskalender in 24 Highlights

Beitrag von Jokkamura »

Vielen Dank auch von mir, absolut spannend und lehrreich. :)

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