Das Wort der Woche

Japan, Japaner und deren Sprache

Moderator: Watashi

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Watashi
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39. shogatsu – Neujahr

Beitrag von Watashi »

Nachdem wir im letzten Jahr gelernt haben, dass Weihnachten beileibe nicht das Familienfest ist, das es bei uns ist, lernen wir im neuen Jahr das japanische Äquivalent kennen:
das Neujahrsfest.

正月 shōgatsu – Neujahrszeit;
SHŌ – richtig, korrekt; mitten in; …,
GATSU – Monat;
正月 shōgatsu also „der richtige Monat“ (?), bedeutet jedenfalls „Januar“ oder eingegrenzter „Neujahr“, „Jahresanfang“.

Neujahr umfasst dabei nicht nur den 1.1., sondern ist mehrere Tage lang. Jedoch ist nur der 1.1. ein gesetzlicher Feiertag:
元日 ganjitsu;
GAN – Ursprung, Anfang,
JITSU – Tag;
also der „Tag des Anfangs“, der „erste Tag des Jahres“. Dieser Tag (und früher der 2.1. und 3.1.) ist so ziemlich die einzige Zeit im Jahr, zu der (fast) alle Geschäfte geschlossen haben. Inzwischen gibt es auch hier Ausnahmen, aber traditionell ergreift den Japaner kurz vor Jahresende die Panik, dass er über Neujahr verhungern könnte und er kauft wie wild Lebensmittel ein, die dann auch für zwei Wochen reichen würden. Deshalb sollte man Supermärkte am 30./31.12. nach Möglichkeit meiden (so wie bei uns vor den Weihnachtstagen).

Im Gegensatz zum Rest des Jahres (insbesondere) im Sommer gibt es an Neujahr kein Feuerwerk in Japan. Es ist eher eine beschauliche Sache. Man besucht die Familie, Freunde und Bekannte und isst und verteilt Geschenke namens
お年玉 o-toshidama;
おー o- – Höflichkeitspräfix
toshi – Jahr,
tama, dama – Kugel, Juwel;
das kommt daher, dass Kinder oft eine Münze zu Neujahr bekamen/bekommen. Und da der Japaner an sich keine Möglichkeit auslässt, Geschenke zu verteilen, tut er dies an Neujahr eben auch.

Außerdem verschickt man Neujahrkarten an Gott und die Welt und am 1.1. macht die japanische Post Überstunden, um sie alle pünktlich an den Mann zu bringen. Ab Dezember gibt es wegen der Wichtigkeit bei japanischen Briefkästen einen Schlitz, der nur für Neujahrspost da ist (sonst für internationale Post, Eilbriefe etc.). Diese Karten heißen
年賀状 nengajō;
NEN – Jahr,
GA – Gratulation, Glückwünsche,
– Brief;
also „Brief der Glückwünsche zum (neuen) Jahr“. Die Karten enthalten heute oft eine Nummer für die offizielle Neujahrslotterie der japanischen Post, so dass der Empfänger nicht nur eine Karte sondern auch ein Los bekommt, so dass das Neujahrsgeschenk gleich in der Karte mit eingebaut ist.

In der Neujahrsnacht geht man traditionell zu einem Schrein und stattet den kami (Göttern) seinen Antrittsbesuch ab. Das heißt
初詣 hatsumōde;
hatsu – erster (wie in hatsu basho),
mōde – Schreinbesuch (oder Tempelbesuch);
falls kein Schrein zur Hand ist, tut es aber auch ein Tempel. Diese Tradition wird nicht von allen Japanern befolgt (es geht ja auch nicht jeder Christ Weihnachten in die Kirche), aber es ist ziemlich weit verbreitet.

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40. shiki – die vier Jahreszeiten

Beitrag von Watashi »

Da 39. shōgatsu eigentlich am 1.1. veröffentlicht werden sollte und nur aufgrund meiner Reise und der Arbeit an einem Seminarvortrag verzögert wurde, hier gleich noch das Wort für Woche 2.

Nachdem Neujahr noch zum alten Thema „Feiertage“ gehörte, widme ich mich im Januar den „Zeiten“ wie Jahreszeiten, Monaten, Wochentagen oder Tageszeiten.

Heute also
四季 shiki – die vier Jahreszeiten;
SHI – vier,
KI – Saison, Jahreszeit.

Auch
季節 kisetsu – Jahreszeit;
KI – Saison, Jahreszeit,
SETSU – Jahreszeit, Saison; Zeit; Abschnitt; …;
überraschenderweise also „Jahreszeit“.

Drei von vier Jahreszeiten sind dem passionierten Sumofan bestens vertraut, da einige basho nach den jeweiligen Jahreszeiten benannt wurden (nur der Winter fehlt). Zum Einstieg ins neue Jahr also etwas Leichtes:

haru – Frühling
natsu – Sommer
aki – Herbst
fuyu – Winter.

In Japan gibt es in aller Regel einen jahreszeitlichen Wechsel des Klimas, wobei allerdings die Art und Weise je nach Gegend sehr unterschiedlich ist. In Tōkyō (und allgemein der Pazifikseite, wo alle großen Städte liegen) gibt es beispielsweise heiße, schwüle Sommer und trockene Winter, während die Japanmeerseite (wenig bekannte Großstädte) nicht ganz so heiße Sommer und schneereiche, kalte Winter hat.
Die meisten Japaner kennen sich mit dem Klima in Deutschland nicht sehr genau aus, deshalb ist eine häufig gestellte Frage, ob es auch in Deutschland Jahreszeiten gibt. Nicht blöd gucken, sondern freundlich antworten.

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41. hizuke – Datum

Beitrag von Watashi »

Wir arbeiten uns jetzt langsam von lang (Jahreszeiten) Richtung kurz voran und machen heute
日付 hizuke – das Datum;
hi – Tag,
付(ける) tsu(keru), hier: 付 zuke – versehen mit, anbringen (beim Eingeben in den Computer: duke);
man versieht also einen Tag mit einem Datum (?).

Ein anderer Begriff für Datum ist
年月日 nengappi;
NEN – das Jahr,
GATSU – der Monat,
hi – der Tag;
zusammen also das, was das Datum ausmacht: die Bezeichnung von Jahr, Monat und Tag.

Das Datum wird in Japan genau in dieser Reihenfolge angegeben:
Jahr/Monat/Tag (heute ist also 2006/01/15); also andersrum als in Deutschland.

Die Bezeichnung des Jahres erfolgt…
…entweder wie im Westen, dann schreibt man einfach:
2006年 2006-nen (sprich: ni-sen roku-nen)

…oder nach den Jahresdevisen des Tennō (heute praktischerweise eine Devise pro Tennō),
der jetzige Tennō hat die Devise
平成 heisei ausgegeben;
HEI – Frieden,
SEI – leben, werden;
das ist von einem längeren Ausspruch genommen und bedeutet soviel wie „Frieden überall“ (angeblich, ich kenne mich mit alten japanischen oder chinesischen Werken nicht so gut aus).

平成元年 Heisei gannen,
GAN – Ursprung, Anfang,
NEN – Jahr;
also das 1. Jahr Heisei war 1989, damit haben wird heute
平成18年 oder 平成十八年 Heisei 18-nen – das 18. Jahr Heisei.

Die Monate sind auch einfach zu merken:
一月 ichi-gatsu – Januar, 二月 ni-gatsu – Februar, 三月 san-gatsu – März, 四月 shi-gatsu – April, …
bis 十二月 jū-ni-gatsu – Dezember
werden einfach durchgezählt mit einem gatsu für „Monat“ dahinter.

Die Tage sind von den Kanji ähnlich aufregend, haben aber ein paar Aussprachebesonderheiten (die aber dem Sumofan aus den basho-Tagen überwiegend bekannt sein sollten):
1. 一日 tsuitachi, 2. 二日 futs(u)ka, 3. 三日 mikka, 4. 四日 yokka, 5. 五日 its(u)ka, 6. 六日 muika, 7. 七日 nanoka, 8. 八日 yōka, 9. kokonoka, 10. 十日 tōka, 11. 十一日 jū-ichi-nichi, ab hier regelmäßig mit –日–nichi gebildet außer:
14. 十四日 jū-yokka, 20. 二十日 hats(u)ka, 24. 二十四日 ni-jū-yokka

Heute ist also
平成十八年一月十五日 Heisei jū-hachi-nen ichi-gatsu jū-go-nichi,
15. Januar 2006.

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42. shu – die Woche

Beitrag von Watashi »

Nach Jahren, Monaten und Tagen, die wir zur Bestimmung des Datums brauchten, gehen wir jetzt einen Schritt zurück und widmen uns
shū – der Woche und
週日 shūjitsu – den Tagen der Woche;
SHŪ - Woche
JITSU – Tag.

Die Wochentage heißen auch
曜日 yōbi;
– Wochentag,
hi, bi – Tag;
das wird praktischerweise bei der Benennung der Wochentage auch gleich hinten drangehängt (nur wird hier nicht einfach durchnummeriert):

月曜日 getsu-yōbi – Montag;
GETSU – Mond, Monat

火曜日 ka-yōbi – Dienstag;
KA - Feuer

水曜日 sui-yōbi – Mittwoch;
SUI - Wasser

木曜日 moku-yōbi – Donnerstag;
MOKU - Baum

金曜日 kin-yōbi – Freitag;
KIN – Geld, Gold

土曜日 do-yōbi – Samstag;
DO – Erde, Boden

日曜日 nichi-yōbi – Sonntag;
NICHI – Sonne, Tag.

Verkürzt kann man das ー日 -bi am Ende auch weglassen und wird trotzdem verstanden.
Bei Öffnungszeiten werden in der Regel nur die jeweils ersten Zeichen verwendet:

土日10―20 do-nichi 10-20 wäre also Samstag und Sonntag von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

Samstag und Sonntag zusammen sind auch in Japan
週末 shūmatsu – das Wochenende;
SHŪ – Woche
MATSU – Ende;
das heißt aber nicht, dass man nicht einkaufen könnte, denn ein Ladenschlussgesetz gibt es in Japan nicht so wie in Deutschland. Deshalb wird das Wochenende besonders gern zum Familieneinkauf genutzt, wenn endlich mal alle da sind (außer, einer arbeitet als Verkäufer).

Watashi
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43. ima nan-ji? – Wie spät ist es?

Beitrag von Watashi »

Erst einmal muss ich mich entschuldigen, dass ich letzte Woche kein Wort der Woche gepostet habe. Mein Computer hatte am Sonntag eine Nahtoderfahrung und konnte nur mit List und Tücke davor bewahrt werden, in die ewigen Jagdgründe einzugehen. Es hat jedoch eine Weile gedauert, bis alles wieder lief und dann war ich damit beschäftigt, zu testen, ob alle Programme wieder so funktionieren wie sie sollen (und zwischendurch musste ich auch noch in die Uni).

Daher jetzt erst einmal der letzte Teil unserer „Zeitreihe“ aus dem Januar, die Uhrzeit. Nebenbei lernen wir auch noch die Grundregeln der Fragestellung.

Zur Zeit des Schreibens war es:
二十一時十分 ni-jū-ichi-ji juppun – 21 Uhr 10;
二十一 ni-jū-ichi – 21 (kennen wir schon),
-時 -JI – Stunde, … Uhr,
JŪ, JU (mir folgendem Doppelkonsonanten) – zehn,
FUN, PUN (je nach vorhergehendem Buchstaben) – Minute.
Diese 24-Stunden-Bezeichnung ist allerdings in Japan nicht so üblich. Sie wird teilweise im Fernsehen verwendet, spaßigerweise zählen die Japaner teilweise sogar noch weiter. So ist 1 Uhr in der Nacht im japanischen Fernsehen zuweilen
二十五時 ni-jū-go-ji – 25 Uhr.

Die meisten Stunden- und Minuten werden regelmäßig gebildet, der Einfachheit halber schreibe ich sie aber alle auf:
一時 ichi-ji – ein Uhr
二時 ni-ji – zwei Uhr
三時 san-ji – drei Uhr
四時 yo-ji – vier Uhr
五時 go-ji – fünf Uhr
六時 roku-ji – sechs Uhr
七時 shichi-ji oder nana-ji – sieben Uhr
八時 hachi-ji – acht Uhr
九時 ku-ji – neun Uhr
十時 jū-ji – zehn Uhr
十一時 jū-ichi-ji – elf Uhr
十二時 jū-ni-ji – zwölf Uhr

In Japan werden die Uhrzeiten in der Regel nicht mit 24 Stunden angegeben, sondern in zwei 12 Stunden-Blöcken. Man ergänzt dann
午前 gozen – vormittags (wie am im Englischen)
午後 gogo – nachmittags (analog pm)

GO – Mittag,
ZEN – vorher,
GO – nachher.

一分 ip-pun – eine Minute
二分 ni-fun – zwei Minuten
三分 san-pun – drei Minuten
四分 yon-pun – vier Minuten
五分 go-fun – fünf Minuten
六分 rop-pun – sechs Minuten
七分 nana-fun – sieben Minuten
八分 hap-pun oder hachi-fun – acht Minuten
九分 kyū-fun – neun Minuten
十分 jip-pun oder jup-pun – zehn Minuten
十一分 jū-ip-pun – elf Minuten
Ab da einfach weiter basteln.

Will man wissen wie spät es ist, packt man vor das -時 –ji die Vorsilbe nan-, was allgemein auf eine Frage hindeutet.
今何時? Ima nan-ji? bedeutet dann „Wie spät ist es jetzt?“
ima – jetzt
何- nan- – Fragesilbe
-時 -ji – Uhr;
diese Frageform wird unter Freunden etc. verwendet.
Die standardhöfliche Form für weniger gut Bekannte oder Fremde, Höhergestellte etc. ist
今何時ですか? Ima nan-ji des(u) ka?
です des(u) – standardhöflich für „sein“
ka – Fragepartikel, die bei allen standardhöflichen Fragestellungen angehängt wird.

Das Wort dieser Woche folgt morgen, sumimasen.

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44. tadaima – ich bin wieder da (und andere Phrasen)

Beitrag von Watashi »

Nachdem ich mich ja letzte Woche etwas verspätet habe (nur eine Woche), kommt das Wort für diese Woche nur etwa 24 Stunden zu spät (ist doch ein Fortschritt). Diesen Monat stelle ich ein paar sinnvolle Phrasen oder tägliche Begrifflichkeiten vor, die man in Japan so hören kann. Das ist nicht unbedingt sinnvoll gegliedert, sondern das, was mir so einfällt oder was ich bisher nicht unterbringen konnte.

Der erste Teil des Februars wurde inspiriert von unserem neu gegründeten Teamspiel-Team, dem ich jetzt angehöre. Ich erweitere es aber um andere Phrasen aus der gleichen Kontext.

Wir stellen uns folgende Szene vor: Fred Feuerstein kommt nach Hause, schmeißt die Tür auf und ruft: „Ich bin wieder da!“. Was könnte der Gute nun in Japanisch sagen?
Wer sich fürs Teamspiel interessiert, weiß es vielleicht schon, für alle anderen:

ただいま tadaima (in der Regel eher nicht in Kanji) – Ich bin wieder da.
tada – bloß, nur,
ima – jetzt;
also etwa „(ich bin) jetzt da“.
(Wobei ich nicht wirklich weiß, ob Fred das wirklich im Japanischen sagt).

Aber nicht nur Fred Feuerstein kann es sagen, sondern generell rufen Japaner, wenn sie nach Hause kommen, „tadaima“.

Die korrekte Antwort eines schon zu Hause befindlichen Familienmitgliedes/Mitbewohners ist:
お帰り(なさい) o-kaeri (nasai) – Willkommen zurück.
おー o- – Höflichkeitspräfix,
帰り kaeri – Form von 帰る kaeru „wiederkehren“
なさい nasai – Höflichkeitssprache, Aufforderung (kann auch weggelassen werden);
also: Bitte komme (wieder rein).

Aber, um wiederzukommen, muss man erst einmal das Haus verlassen. Der Gehende sagt dann:
行ってきます itte kimas(u) – Ich gehe dann;
行って itte – Form von 行く iku „gehen“,
きます kimas(u) – standardhöfliche Form von 来る kuru „kommen“;
also „ich gehe und komme (wieder).

Ist noch jemand zu Hause, entgegnet dieser:
行ってらっしゃい itte rasshai – Bis dann (sehr frei übersetzt);
行って itte – Form von „gehen“,
らっしゃい rasshai, (eigentlich いらっしゃい irasshai) – Form von いらっしゃる irassharu, Höflichkeitssprache für „kommen“, Aufforderungsform;
also „gehe und komme (wieder).

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45. itadakimas(u) – Guten Appetit (sehr frei übersetzt)

Beitrag von Watashi »

Isst man in Japan, wünscht man nicht seinem Gegenüber wie bei uns „Guten Appetit!“, sondern sagt stattdessen:
いただきます itadakimas(u);
いただく itadaku ist Höflichkeitssprache (bescheiden) für „bekommen“ oder „essen/trinken“;
いただきます itadakimas(u) bedeutet also nur „ich esse“, es wird also nicht zum Gegenüber gesagt, sondern ist eine Aussage über sich selbst. Würde man über jemand anderen sprechen würde man nie bescheidene Höflichkeitssprache benutzen, sondern je nach Situation höflichkeitsleere (食べる taberu), standardhöfliche (食べます tabemas(u)) oder ehrerbietige (召し上がる meshiagaru/ 召し上がります meshiagarimas(u)) Sprache benutzen. Mit letzterem wäre man dann wieder in der Höflichkeitssprache.

Nach dem Essen beschließt man das Mahl dann mit
ご馳走様でした go-chisō-sama desh(i)ta – es hat gut geschmeckt (oder so ähnlich)
go – Höflichkeitspräfix,
CHI – rennen, galoppieren,
– rennen, laufen,
馳走 chisō – Bewirtung, gutes Essen (total logisch, bei den Kanji, ne?),
sama – Art und Weise, Zustand,
でした desh(i)ta – standardhöfliche Vergangenheitsform von です des(u), also "war";
also etwa „das war gut“ oder „ich habe gut gegessen“.

Wir sehen, dass es gerade bei diesen festen Phrasen die reine Übersetzung nicht immer weiterhilft. Da hat bei mir nur Auswendiglernen geholfen.

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46. de ha mata ne – bis dann, wir sehen uns

Beitrag von Watashi »

Ein paar Begrüßungen hatten wir ja schon einmal, nun kommen wir auch mal zum Abschied.

Verabschiedet man sich von einem Freund oder Verwandten (ist also keine Höflichkeitssprache o. ä. geboten), sagt man:
ではまたね。 De ha mata ne. – Wir sehen uns. Bis bald. (ha sprich: wa);
では de ha (sprich: wa) – also,
また mata – wieder,
ne – nicht wahr, ne…

In noch informellen Situationen, zwischen guten Freunden, Studenten etc. sagt man auch
じゃまたね。Ja mata ne. – Wir sehen uns. Bis bald.
じゃ ja ist eine Verschleifung von では de ha, bedeutet aber das gleiche.

Man kann die Verabschiedung auch noch ausbauen, etwa:
ではまた明日ね。 De ha mata ash(i)ta ne. – Wir sehen uns morgen. Bis morgen.
明日 ash(i)ta – morgen

ではまた来週でね。 De ha mata raishū de ne. – Wir sehen uns nächste Woche. Bis nächste Woche.
RAI – kommend, nächste,
SHŪ – Woche,
de – Partikel, der die Zeit anzeigt (wann?)

ではまた後でね。 De ha mata ato de ne. – Wir sehen uns später. Bis später.
ato – später

Also:
ではまた来週でね。

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47. Omedeto gozaimas(u)! – Herzlichen Glückwunsch!

Beitrag von Watashi »

Ich habe mich mal wieder etwas verspätet, gomen ne!

Zum Abschluss der praktischen Wendungen im Februar lernen wir heute:

おめでとう omedetō – Herzlichen Glückwunsch (für Freunde, sehr gute Bekannte etc.),
von おめでたい omedetai – freudige Sache, glücklicher Umstand etc.
おめでとうございます omedetō gozaimas(u) – Herzlichen Glückwunsch (für Höhergestellte, weniger gut Bekannte etc.),
ございます gozaimas(u) – Höflichkeitssprache (ehrerbietig) für sein, vorhanden sein;
wörtlich also „es ist eine freudige Sache“ oder so, im Endeffekt also „Herzlichen Glückwunsch“.

おめでとう! Omedetō! lässt sich vielseitig zu verschiedenen Gelegenheiten einsetzen. Die Phrase lässt sich einfach durch die zu feiernde Gelegenheit erweitern, etwa:

お誕生日おめでとう! O-tanjō-bi omedetō! – Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag,
おー o- – Höflichkeitspräfix,
誕生日 tanjō-bi – Geburtstag;

ご結婚おめでとう Go-kekkon omedetō! – Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit!,
ごー go- – Höflichkeitspräfix,
結婚 kekkon – Hochzeit;

ご成功おめでとう! Go-seikō omedetou! – Herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg!,
ごー go- – Höflichkeitspräfix,
成功 seikō – Erfolg;

明けましておめでとう! Akemash(i)te omedetō! – Frohes neues Jahr!,
明けまして akemash(i)te – wörtlich: es ist angebrochen (das neue Jahr);

auch:
クリスマスおめでとう! Kurisumasu omedetō! – Frohe Weihnachten!

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48. terebi – Fernsehen

Beitrag von Watashi »

Neuer Monat, neues Thema. Im März widme ich mich dem
テレビ terebi – Fernsehen.

Wie schon die Schreibweise in katakana zeigt, ist der Begriff ein Lehnwort. Wie wir es schon früher hatten, ist es eine verkürzte Form eines in katakana übertragenen englischen Wortes (wie beispielsweise depaato).
Terebi kommt vom englischen „television“, in katakana wäre das
テレビジョン terebijon, der Einfachheit halber wird das verkürzt eben zu
テレビ terebi.
Das zeigt auch eine Besonderheit bei der Umschrift ins Japanische: Das englische „v“ wird in der Regel zu „b“, weil dieser Laut unter den üblichen dem „v“ am nächsten kommt (aus japanischer Sicht). Es gibt in katakana zwar einen Weg auch „v“ zu schreiben, dieser wird jedoch nur bei Eigennamen verwendet, wird ein Wort hingegen japanisiert, mutiert englisch „v“ zu japanisch „b“.

Im Bereich des Fernsehens gibt es viele Begriffe, die aus dem Englischen übernommen wurden, z. B.
ビデオ bideo – Video
ステレオ s(u)tereo – stereo
アナウンサー anaunsaa – Ansager (von announcer)
プロデューサー p(u)rodyuusaa – Produzent
ドキュメンタリー dokyumentarii - Dokumentation

Hier zeigt sich auch die Vorliebe der Japaner, Worte zu rekombinieren.
テレビデオ terebideo – ein Fernsehgerät mit integriertem Videorekorder (kombiniert aus テレビ terebi und ビデオ bideo)
テレメンタリー terementarii – eine Fernsehdokumentation (kombiniert aus テレビ terebi und ドキュメンタリー dokyumentarii)

Über die Güte des japanschen Fernsehens kann man streiten. Für den geneigten Sumofan hat es natürlich den unbestreitbaren Vorteil, dass man zur basho-Zeit in der Regel ab der Juryo, zumindest aber die Makuuchi live im frei empfangbaren Fernsehen bekommt (außer der Premierminister besucht Russland oder Nord-Korea, die Kronprinzessin ist schwanger, es gab ein schweres Erdbeben...). Außer dem Sumo ist das japanische Fernsehen allerdings...
Näheres dazu beim nächsten Wort der Woche zum Thema "Programm".

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gernobono
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Re: 47. Omedeto gozaimas(u)! – Herzlichen Glückwunsch!

Beitrag von gernobono »

Watashi hat geschrieben: 誕生日 tanjō-bi – Geburtstag;
hat das wort tanjou irgendeine bedeutung wie geburt?
ich habe mich nämlich gefragt, ob dann der tag der geburt sowas wie tanjou no hi heisst.......

Watashi
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Re: 47. Omedeto gozaimas(u)! – Herzlichen Glückwunsch!

Beitrag von Watashi »

gernobono hat geschrieben:
Watashi hat geschrieben: 誕生日 tanjō-bi – Geburtstag;
hat das wort tanjou irgendeine bedeutung wie geburt?
ich habe mich nämlich gefragt, ob dann der tag der geburt sowas wie tanjou no hi heisst.......
Richtig, 誕生 tanjō bedeutet soviel wie Geburt.
TAN heißt "geboren werden, Geburt" (und "Lüge, Übertreibung, Unsinn")
JOU, SEI bedeutet "Geburt, Leben",
zusammen also erstaunlicherweise auch "Geburt".

Andersherum (生誕 seitan) heißt es übrigens auch "Geburt".

誕生日 tanjō-bi ist sowohl der Geburtstag (also der Tag, an dem man jährlich feiert) als auch der Tag, an dem man geboren wurde (falls du das mit "Tag der Geburt" gemeint hast).

Das Geburtsdatum ist
生年月日 sei-nengappi,
SEI - "Geburt, Leben"
NEN - "Jahr"
GATSU, GA... - "Monat"
HI, BI, ...PI - "Tag";
also Jahr, Monat und Tag der Geburt, das Geburtsdatum.

Watashi
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49. bangumi – Programm

Beitrag von Watashi »

Heute widme ich mich einem Teil von Japan, mit dem ich mich nie so ganz anfreunden konnte, dem
テレビ番組 terebi bangumi – Fernsehprogramm
oder テレビプログラム terebi puroguramu (von engl.: television program).

BAN – Nummer, Reihenfolge, …
kumi, gumi – Gruppe, zusammenfügen,
番組 bangumi ist jedenfalls das Programm.


Dem normalen Ausländer kommt das japanische Fernsehprogramm oft etwas laut, schrill, bunt, überdreht und nur sehr bedingt witzig vor (ich bin da nicht allein, aber es gibt sicher auch Leute, die es toll finden, die kenne ich nur nicht). Ein besonderer Teil sind dabei die
笑い番組 warai bangumi;
笑い warai – lachen (vom Verb 笑う warau – lachen),
also Lachprogramm oder Comedysendung;
auch als
バラエティ番組 baraeti bangumi,
バラエティ baraeti (von engl.: variety) bekannt.
In diesen Sendungen treten (meiner Meinung nach) immer wieder dieselben Leute auf, die ich nicht witzig finde, und machen Ratespiele, Sportspiele, Talkshows etc. Aber Japaner vermissen genau diese Sendungen, wenn sie längere Zeit in Deutschland sind. Das Problem ist wahrscheinlich eine leicht unterschiedliche Vorstellung von Humor.

So wir hier lässt sich das Wort bangumi praktischerweise an viele Begriffe hängen:

スポーツ番組 supootsu bangumi – Sportprogramm;
für den geneigten Sumōfan natürlich sehr schön, da es alle basho-Tage live auf NHK gibt. Außer Sumō bedeutet Sport in Japan allerdings vor allem Baseball (Profibaseball etwa 6-8 Mal pro Woche, Highschool-baseball zwei Mal im Jahr für je mindestens zwei Wochen, Nationalmannschaftsbaseball wann immer sich eine Möglichkeit bietet…), Uni-Baseball und zunehmend auch Fußball (wobei ich mit dem japanischen Fußball nie richtig warm geworden bin).
Nun interessiere ich mich inzwischen sogar für Baseball, doch auch diese Übertragungen sind sehr japanisch. Die Spiele beginnen i.d.R. um 18.00 Uhr, die Übertragung um 19.00 Uhr (hey, wer will schon den Anfang sehen?). Die Spiele haben kein definitives Ende, die Übertragung endet entweder um 8.54 Uhr oder 9.24 Uhr, oft genug vor Ende des Spieles (aber hey, wer will schon das Ende sehen?).

クイズ番組 kuizu bangumi – Quizshow,
クイズ kuizu von engl.: quiz – Quiz, Ratespiel;
es gibt beispielsweise eine japanische Variante von „Wer wird Millionär?“ (da tauchen die ach so witzigen Leute übrigens auch wieder auf).

音楽番組 ongaku bangumi – Musiksendung,
音楽 ongaku – Musik,
ON – Ton, Geräusch
GAKU – Musik (Kanji aus 千秋楽 senshūraku bekannt, 楽 RAKU – gemütlich, bequem);
und da Japaner karaoke lieben, wird i.d.R. immer der Text zum Mitsingen unten eingeblendet, egal ob Popmusik oder japanische Volksmusik.

ニュース番組 nyuusu bangumi – Nachrichtensendung,
ニュース nyuusu (von engl.: news) – Nachrichten;

und so weiter…

Das Programm wird veröffentlich im
番組表 bangumi-hyō – Programm (im Sinne von Programmübersicht etc.),
HYŌ – Liste, Tabelle; Ausdruck, Außenseite
(dasselbe Kanji wird auch für die tägliche torikumi-Übersicht beim Sumō benutzt: 取組表 torikumi-hyō).

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50. NHK – öffentlich-rechtliches Fernsehen in Japan

Beitrag von Watashi »

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Japan heißt NHK, das ist ja relativ bekannt (und es bringt die Sumo-Liveübertragungen an den Mann/die Frau). Was aber steckt hinter diesem Akronym?

日本放送協会 Nippon hōsō kyōkai;
日本 Nippon – Japan,
放送 hōsō – Sendung, Übertragung (bei Rundfunk und Fernsehen)
mit:
– freilassen, abschießen, abfeuern
– schicken, entsenden, begleiten
協会 kyōkai – Versammlung, Gesellschaft
mit:
KYŌ – zusammenarbeiten,
KAI – Versammlung, Treffen

NHK ist also die japanische Gesellschaft zur (Funk- und Fernseh-) Übertragung.
Und wie alles gut japanische gibt es auch einen englischen Namen:
Japan Broadcasting Corporation (also eine direkte Übersetzung des japanischen Namen).

放送 hōsō – Übertragung, Sendung wird allgemein beim Fernsehen oder Rundfunk verwendet, wurde also nicht von NHK gepachtet.
協会 kyōkai – Versammlung Treffen kennen wird schon aus 日本相撲協会 Nihon sumō kyōkai.

Rechtlich ist es natürlich nicht völlig identisch mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland, aber relativ nah. Man kann also nicht das deutsche Rundfunkgesetz nehmen und analog auf NHK anwenden, aber die Beschreibung als öffentlich-rechtlich trifft den Punkt am besten, denke ich.

NHK betreibt zwei frei empfangbare Sender,
NHK総合 NHK sōgō („das Erste“)
総合 sōgō – allgemein;
NHK教育 NHK kyōiku (Bildungsfernsehen)
教育 kyōiku – Erziehung, Bildung
zwei Satellitenprogramme:
NHK衛星 NHK eisei 1 und 2
衛星 eisei – Satellit
sowie
NHKハイビジョン NHK hai bijon (HDTV)
ハイビジョン hai bijon (kurz von engl: high definition television)

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51. chukei – Übertragung

Beitrag von Watashi »

Entschuldigt die unendliche Verspaetung, aber ich war seit fast zwei Wochen nicht mehr im Internet. Hier also erstmal den Rest vom Maerz.

Sieht man sich eine Sumō-Übertragung im Fernsehen an, dann ist das:

大相撲中継 Ōzumō chūkei;
大相撲 Ōzumō – Profi-Sumō, also das, worüber wir hier im Großen und Ganzen reden,
中継 chūkei – Übertragung (von vor Ort),
mit:
CHŪ – Mitte, Zentrum
KEI – nachfolgen, verbinden;
also etwa „verbinden mit den Mitte“, also eine Übertragung von Ort des Geschehens.

Eine Live-Übertragung nennt man auch:
生中継 nama-chūkei;
nama bedeutet ursprünglich „roh“ (also roher Fisch, rohes Gemüse etc.), unbearbeitet, frisch,
生中継 nama-chūkei ist also eine frische, unbearbeitete Übertragung, also eine Live-Sendung (und die würden wir ja auch in Deutschland zu gerne sehen, nicht wahr?).

Watashi
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52. bumpo – Grammatik

Beitrag von Watashi »

Im Monat April werde ich euch ein wenig mit Grammatik quälen, damit ich bei meinen Beispielen auch mal kurze Sätze verwenden kann. Keine Angst, das wird keine Japanisch-Stunde, sondern nur eine gaaaaanz kurze Einführung in verschiedene Wortarten.

文法 bumpō – Grammatik,
BUN – Satz
HŌ, PŌ – Gesetz, Regel,
文法 bumpō sind also die Regeln des Satzes, also die Grammatik.

Der Grundaufbau japanischer Sätze ist nicht so schwer zu verstehen:
Hinter steht immer das Verb (2. Aprilwoche) oder das Adjektiv (3. Aprilwoche),
davor stehen alle anderen Wortarten,
danach ausschließlich Partikeln, die Fragen oder Ausrufe anzeigen.
Hinter praktisch jedem Nomen kommt eine Partikel (4. Aprilwoche), die praktisch den Fall des Nomen ersetzt (japanische Nomen kennen keine Fälle, keinen Plural etc.).
Am Ende lernen wir noch, wie man daraus eine Frage macht (5. Aprilwoche).

Ein einfaches Beispiel:

私は家で熱い紅茶を飲んで、ケーキを食べている。
Watashi ha uchi de atsui kōcha o nonde, keeki o tabete iru.
Ich trinke gerade heißen Schwarzen Tee und esse Kuchen.

私は Watashi ha – Nomen „ich“ mit Themapartikel (also der ganze Satz dreht sich um mich)
家で uchi de – Nomen „zu Hause“ mit Partikel, die den Ort anzeigt (wo ich etwas tue)
熱い atsui – Adjektiv „heiß“ (das Nomen danach ist heiß)
紅茶を kōcha o – Nomen „Schwarzer Tee“ mit Akkusativpartikel (ich tue etwas mit dem Tee)
飲んで nonde – Verb „trinken“ in der Form, mit dem man zwei Sätze verbinden kann (ich trinke und…)
ケーキを keeki o – Nomen „Kuchen“ mit Akkusativpartikel (ich mache auch etwas mit dem Kuchen)
食べている tebete iru – Verb „essen“ in der Verlaufsform (ich esse gerade jetzt).

Diese Bestandteile werden wir in den nächsten Wochen etwas aufdröseln und erklären.

Watashi
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53. nonde, taberu – essen und trinken (oder: Verben)

Beitrag von Watashi »

Das Verb ist das Herzstück des japanischen Satzes, ein einzelnes Verb kann ein ganzer Satz sein, der grammatikalisch vollständig ist.

Das Verb ist:
動詞 dōshi,
– Bewegung,
SHI – Wort,
also ein Bewegungswort.

Im Beispielsatz hatten wir
飲んで nonde
食べている tabete iru;

die Grundformen davon sind:
飲む nomu – trinken,
食べる taberu – essen.
Die Grundformen stehen aber nicht nur im Lexikon, sondern sind gleichzeitig auch die höflichkeitsleeren Formen.
食べる。 Taberu. bedeutet damit „Ich esse (gewöhlich).“ und ist damit ein vollständiger Satz.

Das japanische Verb ist multifunktionell, an der Verbform sieht man:
Höflichkeit, Zeit, Potential (kann…), Passiv, Verlauf (ich tue gerade), Befehle,…

z.B.:
食べる taberu – ich esse gewöhnlich (höflichkeitsleer) oder du/er/sie/es/wir/ihr/sie…
食べます tabemasu – ich esse gewöhnlich (standardhöflich)
食べている tabete iru – ich esse gerade (höflichkeitleer)
食べています tabete imasu – ich esse gerade (standardhöflich)
食べた tabeta – ich aß (höflichkeitsleer)
食べました tabemashita – ich aß (standardhöflich)
食べて tabete – ich esse und… (zur Satzverbindung)
食べられる taberareru – ich kann essen oder ich werde gegessen (höflichkeitsleer)
食べさせる tabesaseru – ich lasse (jemanden) essen (höflichkeitsleer)
食べてください tabete kudasai – bitte iss
食べなさい tabenasai – iss (Befehl an kleine Kinder oder so)
食べろ tabero – iss!!! (Befehl, gilt als sehr unhöflich)
食べれば tabereba – wenn/falls ich esse


Noch nicht verwirrt? Bitte:
飲む nomu – ich trinke (gewöhnlich)
飲みます nomimasu – ich trinke (gewöhnlich)
飲んでいる nonde iru – ich trinke (gerade)
飲んでいます nonde imasu – ich trinke (gerade)
飲んだ nonda – ich trank
飲みました nomimashita – ich trank
飲んで nonde – ich trinke und…
飲める nomeru – ich kann trinken (höflichkeitsleer)
飲まれる nomareru – ich werde getrunken (höflichkeitsleer)
飲ませる nomaseru – ich lasse (jemanden) trinken (höflichkeitsleer)
飲んでください nonde kudasai – bitte trinke
飲みなさい nominasai – trink
飲め nome – trink!!!
飲めれば nomereba – wenn ich trinke

Alle "ich" lassen sich natürlich immer durch "du/er/sie/es/wir/ihr/sie" ersetzen und die deutschen Formen dementsprechend anpassen.

Ihr müsst das natürlich nicht auswendig lernen, ich denke nur, ab und zu sollte ich auch mal Verben machen und deshalb wollte ich hier ein paar Grundlagen vorstellen. Die Formen, die wir später vielleicht mal brauchen, werde ich dann noch einmal aufgreifen.

Ginkgo
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Re: 53. nonde, taberu – essen und trinken (oder: Verben)

Beitrag von Ginkgo »

Watashi hat geschrieben: 食べられる taberareru – ich werde gegessen (höflichkeitsleer)
...gut zu wissen, dass selbst die oberhöflichen Japaner in gewissen Situationen gegenüber z. B. Hannibal Lector eher höflichkeitsleer reagieren...

Vielen Dank noch einmal für diese hochinteressante Rubrik, viele Grüße

Ginkgo

Watashi
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4. atsui – heiß (oder: Adjektive sind auch toll)

Beitrag von Watashi »

Letzte Woche haben wir gelernt, dass ein Verb ein ganzer Satz sein kann. Das gleiche gilt auch für ein Adjektiv:

熱い atsui – heiß
kann auch als Satz
熱い! Atsui! – Es ist heiß! bedeuten.

Wobei man aufpassen muss, weil es mehrer Kanji gibt, die man atsui liest:

熱い atsui – heiß (Gegenstände, Flüssigkeiten etc.)
暑い atsui – heiß (Wetter)
厚い atsui – dick (Bücher, Deckbett, Wand etc.)
篤い atsui – schwer (Krankheit)

暑い! Atsui! – Es ist heiß! (mit einem stöhnenden Unterton) ist einer der Lieblingssätze im japanischen Sommer, wenn man sich bei 35°C und übelster Luftfeuchtigkeit durch die Gegend schleppt.

Adjektive können nicht nur wie Verben stehen, es gibt auch Formen, um viele schöne Dinge auszudrücken:
熱い atsui – es ist heiß (höflichkeitsleer); hier ist immer eine Sache etc. gemeint, nicht das Wetter
熱いです atsui desu – es ist heiß (standardhöflich, wird bei allen Formen mit です desu angezeigt)
熱かった(です) atsukatta (desu) – es war heiß
熱ければ atsukereba – wenn es heiß ist

Das Adjektiv kann so das Verb in einem Satz ersetzten. Ein japanischer Satz kann also ohne Verb auskommen und trotzdem grammatikalisch korrekt sein.

Adjektive können aber auch direkt vor Nomen stehen:
熱い紅茶 atsui kōcha – heißer Schwarzer Tee
; – Scharlachrot
CHA – Tee
also eigentlich heißer „scharlachroter Tee“.

Watashi
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Re: 53. nonde, taberu – essen und trinken (oder: Verben)

Beitrag von Watashi »

Ginkgo hat geschrieben:
Watashi hat geschrieben: 食べられる taberareru – ich werde gegessen (höflichkeitsleer)
...gut zu wissen, dass selbst die oberhöflichen Japaner in gewissen Situationen gegenüber z. B. Hannibal Lector eher höflichkeitsleer reagieren...
Nachtrag zu den Verben:
Es gibt zu jeder höflichkeitsleeren Form auch eine standardhöfliche, ich wollte nur nicht noch mehr schreiben. Und all die schönen Verben kann man auch noch in echter Höflichkeitssprache ausdrücken, damit man Dr. Lector gegenüber auch angemessen reagieren kann.

Watashi
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55. ha, o, de… – Partikel (klein, aber gemein)

Beitrag von Watashi »

Mir fällt keine sinnvolle Ausrede ein, warum ich so hänge, also versuche ich es gar nicht erst. Hier erst einmal die beiden letzten Wörter aus dem April, der Rest folgt in den nächsten Tagen.

Wenn wir uns unseren Beispielssatz ansehen, kennen wir jetzt die meisten Teile schon:

私は家で熱い紅茶を飲んで、ケーキを食べている。
Watashi ha(sprich: wa) uchi de atsui kōcha (w)o nonde, keeki (w)o tabete iru.
Ich trinke gerade heißen Schwarzen Tee und esse Kuchen.

watashi – ich
uchi – (zu) Hause
紅茶 kōcha – Schwarzer Tee
ケーキ keeki – Kuchen…
…sind Nomen (davon hatten wir ja schon eine Menge).

飲む nomu – trinken
食べる taberu – essen…
…sind Verben.

熱い atsui – heiß…
…ist ein Adjektiv.

Man könnte also meinen, dass wir so gut wie durch sind. Aber erstens gibt es leider noch eine Reihe anderer Wortarten, die ich hier nicht vorstelle (Adverbien, Nominaladjektive, Adnominalia,…) und zweitens stehen zwischen den bekannten Teilen noch kleine, unscheinbare Silben, die noch nicht erklärt wurden.

ha (sprich: wa)
de
(w)o (in der Folge nur o)…
…sind Partikel und das Herzstück der japanischen Grammatik.

Partikel stehen hinter fast allen Nomen, können aber nach Verben, Adjektiven und allem, was sonst noch so in der japanischen Sprache vorkommt, folgen. Sie zeigen den Fall (also Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ), das Thema oder eine Satzverbindung (z.B. weil, obwohl etc.) an.

Eine der häufigsten Partikel ist
ha (sprich: wa), sie zeigt das Thema des Satzes an,
in 私は watashi ha bin „ich“ das Thema des Satzes

ga ist der Nominativ, es wird oft durch は ha ersetzt, ist aber (leider) nicht überflüssig
(w)o ist der Akkusativ (also was man nimmt, was man isst…, ケーキを食べる keeki o taberu – Kuchen essen)
de ist der Dativ, die Art und Weise oder der Ort, wo etwas stattfindet (hier also: 家で uchi de – zu Hause)
ni ist der Ort, wo man hingeht (z.B. 家に uchi ni – nach Hause)
から kara ist der Ort, wo man losgeht („ab“) etc. (z.B. 家から uchi kara – von zu Hause)
no ist der Genitiv (z.B. 相撲のファン sumō no fan – Fan des Sumo, Sumofan)

Es gibt noch einige andere Partikel, aber für einen Überblick sollte es reichen ;-).

Watashi
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56. Nan des(u) ka? – Was ist das?...

Beitrag von Watashi »

…oder Fragen für Anfänger.

Bisher haben wir überwiegend Aussagesätze behandelt, aber ab und zu hat man ja auch mal eine Frage (erzählt man sich). Deshalb hier die Grundlagen der Fragenbildung im Japanischen.

Fragen sind im Japanischen sehr einfach zu erkennen, sie enden normalerweise auf
か ka – die Fragepartikel (in der höflichkeitsleeren Sprache eher nicht, aber das soll uns jetzt nicht interessieren).
Man kann die Fragepartikel einfach an Aussagesätze hängen und eine Frage daraus machen.

相撲のファンです。 Sumō no fan des(u). – Ich bin ein Sumofan.
相撲のファンですか? Sumō no fan des(u) ka? – Bist du ein Sumofan?

田中さんです。 Tanaka-san des(u). – Das ist Herr Tanaka.
田中さんですか? Tanaka-san des(u) ka? – Ist das Herr Tanaka? oder Sind Sie Herr Tanaka?

Will man fragen, was das ist, braucht man noch
nan oder nani – was? wie viel? etc.

何ですか? Nan des(u) ka? – Was ist das? ist also auch leicht gebildet.
何を食べていますか? Nani o tabete imas(u) ka? – Was essen Sie gerade?
今何時ですか? Ima nan-ji des(u) ka? – Wie spät ist es jetzt?

Will man die Fragen allerdings höflichkeitsleer stellen, lässt man die Fragepartikel in der Regel weg und zeigt die Frage durch Heben der Stimme am Ende des Satzes an:

何? Nani? (Stimme: na↑ni)– Was (ist das)?
何を食べている? Nani o tabete iru? (Stimme: hoch auf ru) – Was isst du gerade?
今何時? Ima nan-ji? (Stimme hoch auf ji) – Wie spät ist es jetzt?

Natürlich gibt es noch weitere Fragewörter:
なぜ?どうして?なんで? naze? dōshite? nande? –wieso? weshalb? warum? (なんで食べていますか? Nande tabete imas(u) ka? – Warum essen Sie?)
どこ? doko? – wo? (どこで食べていますか? Doko de tabete imas(u) ka? – Wo essen Sie?
どう? dō? – wie? (どうですか? Dō des(u) ka? – Wie ist das?
dare? – wer? (誰ですか? Dare des(u) ka? – Wer ist das?)

Das sollte für den Einstieg reichen.

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57. hazukashii – peinlich (peinlich, peinlich…)

Beitrag von Watashi »

Nachdem wir ja nun ins erste Untergeschoss der japanischen Grammatik hinab gestiegen sind (ich will nicht von Niederungen sprechen, denn es gibt noch viel übleres), will ich diesen Monat ein paar Adjektive vorstellen. Dabei werden wir auch gleich feststellen, dass es in der japanischen Sprache viele Worte gibt, die irgendwie ähnlich sind.

Anfangen tue ich mit
恥ずかしい hazukashii – beschämend, peinlich (ist es z.B., dass ich diesen Monat mit meinem Wort der Woche nicht vorankomme).

Das ist immer ganz praktisch, weil einem als Ausländer früher oder später immer irgendetwas passiert, was eindeutig in diese Kategorie fällt. In so einer Situation ist es immer vorteilhaft ein wenig Japanisch zu können und sei es nur:
すみません。恥ずかしいです。Sumimasen. Hazukashii des(u). – „Tut mir leid. Das ist mir peinlich.“

Damit zeigt man zumindest, dass man Interesse an Japan hat und der Sprung ins Fettnäpfchen nicht geschah, weil einem die japanischen Gebräuche egal wären. In der Regel freuen sich Japaner immer, wenn man etwas Japanisch kann und die Situation ist nicht mehr so schlimm.

Ein einfaches
すみません。 Sumimasen. – „Tut mir leid.“
tut es in der Regel aber auch erst mal.

Watashi
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58. muzukashii – schwierig

Beitrag von Watashi »

Als nächstes tauschen wir nur die erste Silbe aus und erhalten das nächste Adjektiv, das ab und an hilfreich sein kann:

難しい muzukashii – schwierig.

Schwierig ist z.B. die japanische Sprache (beispielsweise ein Haufen Adjektive, die alle auf -しい -shii enden). Viele Japaner hören gerne, dass ihre Sprache schwierig zu lernen ist. Wird man also nach der japanischen Sprache gefragt, antwortet man beispielsweise:
難しいです。 Muzukashii des(u). – „Sie ist schwierig.“ oder „Es ist schwierig.“

Im Japanischen tauscht man natürlich mehr als nur eine Silbe, sondern auch das kanji und hier auch die hiragana, die man nach dem kanji noch schreiben muss (hier also nur -しい -shii anstatt von -ずかしい -zukashii).

Diese zusätzlichen hiragana bezeichnet man als
送り仮名 okuri-gana.
送り- okuri- von 送る okuru - begleiten
仮名 kana, gana – Silbenschrift;
also die Silbenzeichen, die die kanji begleiten, um ein ganzes Wort zu erzeugen, diese treten auch bei Verben immer auf (wie das -る -ru in 送る okuru).

Marionoumi
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Beitrag von Marionoumi »

Im Umgang mit Japanern sollte man allerdings auch bedenken, dass Japaner oft "muzukashii" sagen, wenn sie nein meinen.

Warum sagen sie nicht einfach 'nein'? Nun, es ist in Japan unhoeflich sich direkt auszudruecken -- ganz besonders wenn die Zustimmung erwartet wird.

Z.B. "Koennte ich naechste Woche einmal vorbeischauen?", "Koennte ich mir das Buch ausleihen?" etc...

"muzukashii desu."

Vom westlichen Standpunkt aus, koennte es so verstanden werden, "dass es obwohl schwierig, moeglich sei", im Japanischen ist das allerdings ein absolutes 'nein'.


*nur eine kleine ergaenzung

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Heikotoriki
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Beitrag von Heikotoriki »

Beim Test-Länderspiel Deutschland gegen Japan wurde ja auch die japanische Nationalhymne gespielt. Der Reporter sagte, dass der Text ein altes japanisches Gedicht sei.

Wäre es möglich, den übersetzten Text hier hereinzustellen?

Oder hatten wir das schon?

Danke!

Heiko

Gefunden habe ich das hier:

http://web-japan.org/kidsweb/foreign/ge ... ional.html

Und jetzt habe ich doch noch was gefunden.

Offiziell gehißt am 08.08.1854. Weiß mit roter Sonnenscheibe. Banner mit Sonnen- oder Mondscheiben haben in Japan eine jahrhundertelange Tradition; schon im Nihongi, einer der aeltesten Chroniken, ist von solchen Flaggen im Jahr 697 n. Chr. die Rede. Weiß symbolisiert Rechtschaffenheit, Rot Mut.

Nationalhymne: Auf der Grundlage der Gedichtsammlung "Kokin-Waka-Shu" des Kaisers Diago (898 - 930) entstand der Text der Hymne. Die Melodie stammt von Hiromori Hayashi (1831-1896), in der heutigen Fassung von Franz Eckert (1852 - 1926); am 12.08.1893 als Nationalhymne anerkannt.

uebersetzter Text der 1. Strophe: "Bis zum Fels der Steine geworden, / uebergruent von Mossgeflecht, tausend, abertausend Jahre bluehe, / Kaiserliches Reich!"

Watashi
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59. tsuzuku – Fortsetzung folgt, es wird fortgesetzt

Beitrag von Watashi »

Auf Anregung einer einzelnen Dame (danke, Susi), habe ich mich entschlossen, es noch einmal mit dem Wort der Woche zu versuchen. Es ist also kein Fehler, dass dieser Thread plötzlich wieder Zulauf hat. Ich hoffe, das stört niemanden allzu sehr.

Da dies das erste posting nach einer laaangen Pause (für die ich keine sinnvolle Ausrede habe) ist, soll das erste Wort passenderweise

続く tsuzuku – es wird fortgesetzt, es geht weiter; andauern, fortgesetzt werden
sein.

Einigen ist das vielleicht schon einmal bei mehrteiligen Anime oder japanischen Filmen aufgefallen. Dort wo im Deutschen „Fortsetzung folgt“ und im Englischen „to be continued“ steht, kommt im Japanischen ein freundliches 続く tsuzuku oder つづく tsuzuku (in hiragana).
Am Ende der letzten Folge steht dann
owari oder
終り owari (mit einem angehängten hiragana) oder
終わり owari (mit zwei angehängten hiragana) oder
おわり owari (in hiragana) – das Ende (aber das ist nicht das Thema)

続く tsuzuku ist sowohl die Grundform „andauern, fortgesetzt werden“ als auch die höflichkeitsleere Gegenwartsform „es wird fortgesetzt“, auch mit Zukunftsbezug in der Bedeutung „es wird fortgesetzt werden“, wie es ja auch im Deutschen vorkommt.

Würde man die standardhöfliche Form im Umgang mit Fremden, Vorgesetzten, Älteren oder so benutzten, hieße es
続きます tsuzukimas(u) – es wird fortgesetzt

Im Freundeskreis also:
場所は続く basho ga tsuzuku – das basho wird fortgesetzt (höflichkeitsleer)

Unter weniger guten Bekannten:
場所は続きます basho ga tsuzukimas(u) – das basho wird fortgesetzt (standardhöflich)

Watashi
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60. natsu-jikan – Sommerzeit

Beitrag von Watashi »

Aus aktuellem Anlass heute ein Wort, mit dem man sich in Japan (zumindest im Moment) eigentlich nicht beschäftigen muss:

夏時間 natsu-jikan – die Sommerzeit; bestehend aus:
natsu – Sommer
JI – Uhrzeit, Zeit, Stunde
KAN – Zwischenraum, Zeit
時間 jikan – also: Zeit

Als jemand, der immer Probleme mit der Zeitumstellung hat, kann ich es nur begrüßen, dass es in Japan keine Sommerzeit gibt, die Uhren bleiben das ganze Jahr unberührt (na ja, wenn nicht die Batterie leer ist). Deshalb beginnen ab heute die Makuuchi-Kämpfe ja auch nach unserer Zeit wieder deutlich später.

Neben dem japanischen Begriff gibt es auch die aus dem englischen stammenden Lehnwörter:

サマータイム samaa taimu – von summer time (britischer Begriff)
デイライト・セービング・タイム deiraito seebingu taimu – von daylight saving time (amerikanischer Begriff)

Es gab in Japan die Sommerzeit für eine kurze Zeit unter amerikanischer Besatzung ab Ende der 1940er, damals unter dem Begriff

サンマータイム sanmaa taimu – eine andere Umschrift von summer time (wird sammaa taimu gesprochen)

Dazu gab es das
夏時刻法 natsu-jikoku-hō – das Gesetz über die Sommerzeit
natsu – wieder Sommer
JI – Zeit (wie oben)
KOKU – Zeit (unter anderem)
時刻 jikoku - hier also auch Zeit
– das Gesetz

Im April 1952 schafften sich die Japaner dieses Gesetz ziemlich schnell wieder vom Hals und haben seitdem keine Sommerzeit mehr. Es wird allerdings immer mal wieder diskutiert, insbesondere, um Energie zu sparen.
Und wie immer, wenn Japan diskutiert, gibt es erst einen Test und dann eine Umfrage zum Test. In diesem Fall ist das die so genannte:

北海道サマータイム Hokkaidō samaa taimu – die Hokkaidō summer time

Hierbei werden aber nicht die Uhren umgestellt. Da Hokkaidō die nördlichste Insel Japans ist, sind die Tage im Sommer deutlich länger. Um darauf reagieren zu können, gibt es im Sommer Versuche einer Art von Sommerzeit. So können Unternehmen, Behörden oder Geschäfte ihre Öffnungs- und Arbeitszeiten um ein oder zwei Stunden verschieben. Dies betrifft aber nicht alle und die Uhr wird eben auch nicht verstellt.
Das ganze ist der Test für eine spätere Einführung der wirklichen Sommerzeit zumindest für Hokkaidō. Hokkaidō ist besonders betroffen, weil es im Sommer um 4 Uhr hell ist und um 19 Uhr wieder dunkel, man verliert also zwei Stunden Sonnenlicht, die keiner nutzen kann.
Die Antworten auf die unumgängliche Umfrage nach drei Testläufen waren überwiegend positiv, aber durchgesetzt hat die Idee sich wohl noch nicht endgültig.

PS: Wusstet ihr, dass es in Deutschland mal eine Hochsommerzeit gab (d.h. zwei Stunden Zeitverschiebung in den Sommermonaten)?

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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Tatsächlich, hier steht's: http://de.wikipedia.org/wiki/Sommerzeit - kaum zu glauben, diese Hochsommerzeit. Im übrigen fiel mir das Aufstehen heute morgen nicht leicht. 8)

Viele Grüße,

Kana-san

PS:
sammaa taimu, and the living is easy . . .

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Beitrag von Profomisakari »

Watashi hat geschrieben:Wusstet ihr, dass es in Deutschland mal eine Hochsommerzeit gab (d.h. zwei Stunden Zeitverschiebung in den Sommermonaten)?
Ja, @Watashi, das habe ich als Kind erlebt und fand das ganz toll.
Schließlich wurde es am Abend viel später dunkel und wir durften dadurch auch viel länger draußen bleiben.

Es war aber - so dachte ich bisher - nur in der russischen Besatzungszone und müsste irgendwann zwischen 1946 und 1948 gewesen sein.

Profomisakari

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Beitrag von Watashi »

Profomisakari hat geschrieben: Ja, @Watashi, das habe ich als Kind erlebt und fand das ganz toll.
Schließlich wurde es am Abend viel später dunkel und wir durften dadurch auch viel länger draußen bleiben.

Es war aber - so dachte ich bisher - nur in der russischen Besatzungszone und müsste irgendwann zwischen 1946 und 1948 gewesen sein.
Wow, ich hätte ja nicht gedacht, dass sich gleich ein Zeitzeuge meldet. Wobei ich gestehen muss, dass ich nicht genau weiß, wie es im "Osten" war, in den drei westlichen Zonen soll es 1947 gewesen sein.

Watashi
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61. Nihon no shima – die japanischen (Haupt)Inseln

Beitrag von Watashi »

Als neues Oberthema nach unserem Einstieg wähle ich die Geographie Japans. Keine Sorge, es geht nicht um schwerwiegende geographische Studien, nur ein paar Grundlagen, die Japanreisende und solche, die es werden wollen, hoffentlich interessieren (alle anderen dürfen natürlich auch weiterlesen). Zum Anfang:

日本の島 Nihon no shima – die japanischen Inseln

日本 Nihon – Japan
no – Verbindung zweier Nomen (Genitiv)
shima – Insel;
wörtlich also „die Inseln Japans“ oder „die Inseln von Japan“

Nun, Japan besteht aus tausenden von Inseln und es macht sicher keinen Sinn, alle lernen zu wollen (abgesehen davon, dass ich nicht vorhabe, alle nachzuschlagen). Deshalb beschränke ich mich auf die vier Hauptinseln:

北海道 Hokkaidō
本州 Honshū
四国 Shikoku
九州 Kyūshū

Von Norden nach Süden:

北海道 Hokkaidō
HOKU ist „der Norden“
KAI ist „das Meer“
ist wörtlich „der Weg“, wurde früher aber auch für „Provinz“ benutzt
Damit ist 北海道 Hokkaidō der „Weg (oder die Provinz) am nördlichen Meer“, also die nördlichste der Hauptinseln.

本州 Honshū
HON ist „Haupt-„
SHŪ sind „die Provinzen“,
本州 Honshū sind also „die Hauptprovinzen“, was nicht weiter verwundert, da alle wichtigen Orte wie Tōkyō, Ōsaka oder Nagoya auf Honshū liegen.

四国 Shikoku
SHI heißt „vier“
KOKU ist „das Land“
四国 Shikoku sind also die „Vier Länder“, da es früher vier Länder oder Provinzen umfasste (bis heute gibt es dort vier Präfekturen).

九州 Kyūshū
KYŪ ist „neun“
SHŪ sind wieder „die Provinzen“
九州 Kyūshū sind also „die neun Provinzen“, da früher neun Provinzen oder Länder auf Kyūshū lagen (heute sind es nur noch sieben Provinzen auf Kyūshū)

Ein Sonderfall ist Okinawa, das im Süden des japanischen Inselreichs liegt, es wird oft regional zu Kyūshū gerechnet, besteht aber aus eigenen Inseln.

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Jakusotsu
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Re: 61. Nihon no shima – die japanischen (Haupt)Inseln

Beitrag von Jakusotsu »

Watashi hat geschrieben:日本 Nihon – Japan
Was ich schon immer mal fragen wollte: Ist das geläufige "Nippon" völlig falsch, und wenn ja, weshalb ist es trotzdem bei uns so verbreitet?
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Andriko
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Re: 61. Nihon no shima – die japanischen (Haupt)Inseln

Beitrag von Andriko »

Jakusotsu hat geschrieben:Ist das geläufige "Nippon" völlig falsch, und wenn ja, weshalb ist es trotzdem bei uns so verbreitet?
Soweit ich weiß, gibt es im japanischen häufig mehrere Arten, ein Zeichen zu lesen und ich glaube in diesem Fall ist sowohl "Nihon" wie auch "Nippon" möglich bzw. korrekt. Aber Watashi kann dazu bestimmt Auskünfte geben, die mit mehr Wissen hinterlegt sind :)

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Beitrag von Watashi »

Andriko hat recht, weder Nihon noch Nippon sind falsch. Ich habe aber gelernt, dass heute Nihon gebräuchlicher ist, während Nippon eher etwas altmodischer ist. Aber ich habe keine Erfahrungen darüber, ob das so stimmt.
In Texten sind ja in der Regel keine Lesungen dabei, insofern kann ich es da nicht sagen. Beim Sprechen habe ich nie so darauf geachtet, aber ich bin zumindest nie verbessert worden, wenn ich Nihon sage. Nippon ist in Japan wohl vor allem noch in bestimmten Unternehmensnamen oder ähnlichem gebräuchlich.

Watashi
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62. Nihon no chiho – Regionen in Japan

Beitrag von Watashi »

Nachdem wir die grobe Einteilung der Hauptinseln behandelt haben, wenden wir uns nun der nächsten Einteilung zu:

日本の地方 Nihon no chihō – die japanischen Regionen (hier ist eine nette Karte der Regionen: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Regionen_japans.png)

日本 Nihon kennen wir, das bedeutet „Japan“
no ist die Partikel zur Verbindung zweier Nomen (Genitiv)
CHI heißt „Gegend, Boden“
ist „die Richtung“ (das ist übrigens dasselbe Zeichen wie bei 親方 oyakata am Ende, nur dort ist es die ehrerbietige Bezeichnung für eine Person)
地方 chihō ist damit „die Region“

Die Regionen sind keine verwaltungstechnischen Einheit Japans, aber spielen etwa bei der Einteilung von Unternehmen wie der JR (Japan Railways) etc. eine Rolle und sind ganz praktisch, um zu wissen, wo man hinfährt. Auch Reiseführer orientieren sich oft an den Regionen.

Jetzt können wir auf das zurückgreifen, was wir letzte Woche hatten, die vier Hauptinseln:
Hokkaidō, Shikoku und Kyūshū (incl. Okinawa) sind eigene Regionen. Nur Honshū wird auf Grund seiner Größe mehrfach unterteilt. Von Norden nach Süden:

東北 Tōhoku
関東 Kantō
中部 Chūbu
関西 Kansai (oder 近畿 Kinki)
中国 Chūgoku

東北 Tōhoku
– Osten
HOKU – Norden
東北 Tōhoku also der „Nordosten“, der Name ist selbsterklärend.

関東 Kantō
KAN – die Grenze oder Barriere
– wieder der Osten
関東 Kantō ist also „östliche der Barriere“. Die Barriere war eine Grenzanlage, die früher die zivilisierten westlichen Gebiete um die alten Hauptstädte Nara und Kyōto vom wilden Osten um das heutige Tōkyō abtrennte. Einen alten Grenzposten gibt es noch bei Hakone im Großraum Tōkyō.

中部 Chūbu
CHŪ – die Mitte
BU – der Teil
中部 Chūbu ist also der „Teil in der Mitte“, also die Region in der Mitte von Honshū. Dort liegt beispielsweise Nagoya.

関西 Kansai
KAN – wieder die Grenze
西 SAI – der Westen
関西 Kansai ist also „westlich der Barriere“, dort wo die zivilisierten, gebildeten Menschen wohnten. Die Region ist auch als
近畿 Kinki bekannt.
KIN – in der Nähe
KI – Hauptstadt, Gegend um die Hauptstadt
近畿 Kinki ist also die Region „in der Nähe der Hauptstadt“. Das bezieht sich natürlich nicht auf die heutige Hauptstadt Tōkyō, sondern auf die alten Haupstädte, erst Nara und dann vor allem Kyōto.

中国 Chūgoku
CHŪ – die Mitte
GOKU – das Land
中国 Chūgoku ist also das „Land der Mitte“, wohl weil es früher, als das Zentrum noch in Kinki lag, in der Mitte zwischen Kinki und Kyūshū lag, das damals noch deutlich wichtiger war.
Wem der Begriff „Land der Mitte“ bekannt vorkommt, ja, 中国 Chūgoku ist auch der japanische Begriff für China. Deshalb sagt man für das japanische Chūgoku eher 中国地方 Chūgoku chihō, also Region Chūgoku, um Verwechslungen zu vermeiden.

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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Interessant finde ich, daß Japan zwar in der Landessprache "Nippon" bzw. "Nihon" genannt wird, in der westlichen, hauptsächlich angelsächsischen Welt dagegen "Japan".

Ein Blick ins Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Japan) ergibt, daß das Wort "Japan" chinesische Wurzeln hat.

Obwohl nun Japaner und Chinesen nicht unbedingt als enge Freunde angesehen werden können, war wohl der chinesische Einfluß immer vorhanden, nicht nur politisch (300 v Chr bis 780 n Chr Kontakte zu China und China als Vorbild), sondern auch wirtschaftlich (besonders der Seidenhandel in der Edo-Epoche, 17. bis 19. Jahrhundert).

Vor dem Hintergrund der wechselvollen chinesisch-japanischen Geschichte und dem ausgeprägten Nationalgefühl der Japaner erstaunt mich aber, daß man sich dort mit der Bezeichnung "Japan" offenbar arrangiert hat. Oder liege ich da falsch, Teamkollegin?

Viele Grüße,

Kana-san

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Jakusotsu
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Beitrag von Jakusotsu »

Brauchst Dir nur mal anzusehen, wie Deutschland woanders alles genannt wird...
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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Wie denn? :shock: Und hast Du Dich damit arrangiert? :?

Viele Grüße,

Kana-san

Watashi
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Beitrag von Watashi »

Kana-san hat geschrieben: ...
Ein Blick ins Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Japan) ergibt, daß das Wort "Japan" chinesische Wurzeln hat.
...
Vor dem Hintergrund der wechselvollen chinesisch-japanischen Geschichte und dem ausgeprägten Nationalgefühl der Japaner erstaunt mich aber, daß man sich dort mit der Bezeichnung "Japan" offenbar arrangiert hat. Oder liege ich da falsch, Teamkollegin?
Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Japaner gesteigerte Probleme mit dem Begriff "Japan" haben. Es fragt sich natürlich, ob sie das so sagen würden (also zumindest, mir gegenüber). Mich stört es nicht, dass wir im Englischen Germans sind, aber ich würde es wohl auch nicht einem Engländer gegenüber sagen, wenn es mich stören würde.

Ein Hinweis könnte sind, dass manch eine Firma in Japan heute nicht mehr unbedingt 〇〇日本 Sowieso-Nihon heißt, sondern auch 〇〇ジャパン Sowieso-Japan (sprich: Dschapan, vom englischen Japan), z.B. 不動産ジャパン Fudōsan Japan (Immobilien Japan) oder エン・ジャパン en japan (eine private Arbeitsvermittlung, glaube ich). Zum Teil sind das Tochtergesellschaften ausländischer Firmen wie ノキア・ジャパン Nokia Japan, aber nicht alle. Die Japaner scheinen sich also wirklich damit arrangiert zu haben, im Ausland Japan oder ähnlich zu sein. Wobei ich nicht weiß, ob der normale Japaner weiß, wo der Begriff herkommt...

Watashi
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63. To-do-fu-ken – die Präfekturen

Beitrag von Watashi »

Der April schreitet voran und unsere geographischen Einheiten werden kleiner. Nach den Hauptinseln und den Regionen kommen wir nun zu den Präfekturen. Diese sind im Zentralstaat Japan eine verwaltungstechnische Untereinheit, die allerdings weit weniger Einfluss hat als beispielsweise die Bundesländer im föderalen Deutschland.

Japan hat 47 Präfekturen und vier verschiedene Bezeichnungen dafür.

Nur Tōkyō wird als
TO – Hauptstadtpräfektur (oder auch nur Hauptstadt) bezeichnet.
Man hängt das -to dann an den Städtenamen an:
東京都 Tōkyō-to – Präfektur Tōkyō. Tōkyō bedeutet übrigens „östliche Hauptstadt“ in Anlehnung an Peking (nördliche Hauptstadt) und Nanking (südliche Hauptstadt), mit
– Osten
KYŌ – Hauptstadt
 
Witzigerweise schreibt sich Ost-Kyōto genauso:
東京都 Higashi-Kyōto, böswillige (oder neidische) Einwohner von Kyōto witzeln deshalb gerne, dass Tōkyō eigentlich nur ein billiger Abklatsch oder ein „Vorort“ wäre.

Neben Tōkyō-to hat auch Hokkaidō seine eigene Bezeichnung:
– alte Bezeichnung für „Provinz“, auch „Weg“;
im Gegensatz zu den anderen Präfekturen wird die Präfekturbezeichung hier nicht angehängt, sondern ist Teil des Namens:
北海道 Hokkaidō, mit
HOKU – Norden
KAI – Meer; zusammen verkürzt zu 北海 Hokkai;
nur 北海 Hokkai sagt man im Gegensatz zu nur Tōkyō aber nicht (außer, man meint die europäische Nordsee oder einen chinesischen Ortsnamen).

Zwei Präfekturen sind so genannte
FU – „Stadtpräfekturen“, das sind
大阪府 Ōsaka-fu – Präfektur Ōsaka und
京都府 Kyōto-fu – Präfektur Kyōto.
Das kennen wir schon aus 大阪府立体育会館 Ōsaka-furitsu taiiku kaikan, dem Ōsaka Prefectural Gymnasium, wo im März das haru basho stattfand.

43 Präfekturen werden als
KEN bezeichnet. Dieses wird hinten an den jeweiligen Präfekturnamen angehängt, wie beispielsweise in
愛知県 Aichi-ken – Präfektur Aichi (Hauptstadt: Nagoya) wie in 愛知県体育館 Aichi-ken taiikukan (Aichi Prefectural Gymnasium) in Nagoya oder
福岡県 Fukuoka-ken – Präfektur Fukuoka (Hauptstadt: Fukuoka), um nur die basho-technisch interessanten zu nennen. Viele Präfekturen heißen wie ihre Hauptstädte wie bei Fukuoka, aber leider eben nicht alle, so dass man eine ganze Menge lernen kann. Deshalb spare ich es mir die restlichen 41 Präfekturen mit (teilweise) abweichenden Hauptstädten hier aufzuzählen… (bei bestimmten Fragen gebe ich aber natürlich gerne Auskunft)

Spricht man über alle Präfekturen oder zumindest mehrere, die nicht alle ken sind, werden die vier Silben einfach zu einem Wort zusammengefasst:
都道府県 To-dō-fu-ken – die Präfekturen.

Akezuma
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Kleine Geschichte am Rande...

Beitrag von Akezuma »

Kleine Geschichte am Rande...

Vor 10 Jahren hatte ich beim Studium zwei Vorlesungen (chinesisch, Südostasien-Marketing) bei einem chinesischen Gastprofessor. Der wusste einiges zu erzählen...

China und Japan hatten viele Jahre lang (5. bis 20. Jahrhundert) die gleiche Schrift (Kanji) mit der gleichen Bedeutung. Das kommt daher, dass die Einwanderer nach Japan, die nach den Ainu[s] (jap. Ureinwohner) die Inseln bevölkerten, aus ihrem Stammland (heutiges Korea) keine Schrift und eine wenig entwickelte Sprache mitbrachten. Zu einer Zeit, in der sich in Japan das Staatswesen entwickeln wollte, musste unbedingt eine Schrift her. Wahrscheinlich aufgrund der damaligen Handelsbeziehungen und der geographischen Nähe wurde die chinesische Schrift und deren Bedeutung übernommen (neudeutsch: raubkopiert :wink: ). Ihre Sprache behielten und entwickelten sie weiter. So konnten sich in alter Zeit Japaner und Chinesen besuchen und sich anhand von Schildern etc. zurechtfinden, ohne die jeweils andere Sprache sprechen zu können.

Das änderte sich vor ca. 40 Jahren, als die Chinesen eine Reform der Schriftzeichen vornahmen. Sie vereinfachten die Kanji, um weniger „malen“ zu müssen und führten die chinesische Lautschrift ein, damit es Ausländern besser ermöglicht wird, die Sprache (Mandarin) zu lernen (Kulturreform?). Seitdem (1968?) haben China und Japan unterschiedliche Kanji. Nur ältere Chinesen können sich heute noch in Japan ohne weiteres zurechtfinden, falls sie die Bedeutung der alten Kanji noch kennen...

Watashi
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Beitrag von Watashi »

Zum Thema Schriftreform:

Auch die Japaner haben 1946 ihre Schrift reformiert, d.h. für eine Reihe von Kanji wurden vereinfachte Formen eingeführt. Das sind aber andere Vereinfachungen als die chinesischen, weshalb die Schriftsysteme heute noch mehr variieren. Dummerweise haben die Taiwanesen keine Schriftreform mitgemacht, weshalb es bei manchen Zeichen heute drei verschiedene Varianten gibt.

z.B.:

Land, Staat:
國 kuni - alte Schreibweise (in Taiwan gebräuchlich)
国 kuni - neue Schreibweise (in Japan und der VR China)

Geist; Energie, Stimmung, Luft (auch das Qi aus der chinesischen Tradition):
氣 Ch'i - in Taiwan
気 KI - in Japan
气 Ch'i - in der VR China

testen, probieren:
驗 in Taiwan (traditionelles Zeichen)
験 in Japan (etwas vereinfacht)
验 in der VR China (stark vereinfacht)

Watashi
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64. Shi-cho-son – Städte, Dörfer und (andere) Gemeinden

Beitrag von Watashi »

Unterhalb der Präfekturen gibt eine weitere verwaltungstechnische Einheit, ähnlich unserer Städte, Dörfer und Gemeinden. Das nennt man dann in Japan

市町村 shi-chō-son;
das ist eine Zusammensetzung der verschiedenen Bezeichnungen wie bei den Präfekturen letzte Woche schon bei 都道府県 to-dō-fu-ken.

Es gibt
SHI – Stadt (oder Markt),
ich habe zum Beispiel mal in 三鷹市 Mitaka-shi, der Stadt Mitaka gewohnt

CHŌ – auch Stadt (wäre ja langweilig, wenn es nur eine Stadt gäbe)

SON – Dorf oder Weiler

Die Einteilung ist nicht eindeutig. 市 Shi sollten mindestens 50000 Einwohner haben und sich um einen Stadtkern gruppieren. 町 Chō müssen von der Präfekturregierung auf der Grundlage von präfekturalen Regelungen als solche anerkannt werden. 村 Son haben keine genauen Vorgaben.

Chō und 村 son werden nochmals in
gun – Bezirke zusammengefasst,
so umfasst der 西多摩郡 Nishi-Tama-gun in der Präfektur Tōkyō drei chō und ein son im Westen der Präfektur. Es gibt also nicht nur Städte in Tōkyō, sondern auch Dörfer (zumindest dem Namen nach)!

Die shi-chō-son sind die regulären Gemeinden, es gibt aber auch noch irreguläre Untereinteilungen, z.B.
特別区 tokubetsu-ku – die besonderen Bezirke, deren 23 in der Innenstadt von Tōkyō liegen.
特別 tokubetsu – besonders, außergewöhlich; mit:
TOKU – besonders, speziell
BETSU – speziell, verschieden
-区 -KU – Bezeichnung der Stadtbezirke
So heißt es zwar Mitaka-shi, aber
新宿区 Shinjuku-ku, obwohl beide in der Präfektur Tōkyō liegen.

Das ist aber immer noch nicht alles. Auf Hokkaidō gibt es beispielsweise Unterpräfekturen, weil Hokkaidō als einzelne Präfektur ziemlich groß geraten ist, aber mit Städten und Dörfern kommt man adressentechnisch relativ weit.

Watashi
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65. jusho – die Adresse

Beitrag von Watashi »

Nachdem wir uns jetzt durch die verschiedenen regionalen und lokalen Einteilungen Japans gearbeitet haben, ernten wir jetzt die Früchte unserer Arbeit. Wir steigen hinab in die (Un-)Tiefen der japanischen
住所 jūsho – Adresse;
– leben, wohnen
SHO – Ort, Platz (das gleiche wie in basho)
住所 jūsho ist also einfach „der Wohnort“, die Adresse.

Das japanische Adresssystem unterscheidet sich vom deutschen zum Teil deutlich. Es gibt zwar einzelne Orte mit Straßennamen und Adressen, die unseren sehr ähnlich sehen, aber in der Regel ist es nicht so einfach.

Auf Japanisch schreibt man Adressen generell von den großen Einheiten zu den kleinen. Man beginnt mit der Präfektur, dann kommen die Stadt oder der Bezirk (wie in der Innenstadt von Tōkyō) und dann die lokale Adresse. Es läuft also andersrum als in Deutschland, wo wir erst den Straßennamen und dann den Ort schreiben.

Ich habe zum Beispiel mal in:
東京都三鷹市大沢一丁目十二番地三十六号
第二さくらハイツ二二四号室gewohnt. Danach käme dann der Name.
Aufgeschlüsselt heißt das:
東京都 Tōkyō-to – Präfektur Tōykō
三鷹市 Mitaka-shi – Stadt Mitaka
大沢 Ōzawa – (Stadtteil) Ōzawa
一丁目 1-chō-me – 1. Abschnitt
十二番地 12-banchi – Block 12
三十六号 36- – Hausnummer 36
oder kurz: 1-12-36 (sprich: ichi no jū-ni no san-jū-roku)
第二さくらハイツ Dai-ni Sakura Heights – zweites Gebäude der Anlage Sakura Heights
二二四号室 224-gō-shitsu – Zimmernr. 224 (nein, es gab keine 224 Zimmer, sondern das heißt zweites Gebäude, zweites Stockwerk, viertes Zimmer)
Das Verwirrende daran ist, dass die einzelnen Abschnitte und Blöcke nicht unbedingt logisch angeordnet sind. So war 1-12 unter anderem neben 1-1. Das macht auch das Suchen einer Adresse in Japan sehr schwierig. Es ist anzuraten, sich eine Wegbeschreibung, Karte oder einen Stadtplan, der die Abschnitte, Blöcke und nach Möglichkeit Hausnummern verzeichnet, zu besorgen.
Wie bei uns gibt es auch Postleitzahlen (aber ich habe meine vergessen). Diese werden in Japan der Adresse vorangestellt oder schräg an der Seite des Umschlags vermerkt. Das Zeichen für die Post und die Postleitzahl ist dabei: 〒 (das ist kein Kanji).

In der Innenstadt von Tōkyō werden die Adressen nach dem gleichen Muster gebildet, nur dass statt Mitaka-shi irgendein –ku benutzt wird. Obwohl einige größere Straßen Namen haben, werden diese in der Regel nicht zur Adressangabe verwendet, sondern die Blocknummern benutzt.

Dies ist zum Beispiel die Adresse des Kokugikan:
〒130-0015 東京都墨田区横網1-3-28
Postleitzahl: 130-0015
東京都 Tōkyō-to – Präfektur Tōkyō
墨田区 Sumida-ku – Bezirk Sumida
横網1-3-28 Yokoami 1-3-28 – Bezirksteil Yokoami, 1. Abschnitt, 3. Block, Hausnummer 28

Schreibt man die Adresse in lateinischer Schrift auf den Umschlag, kann man sowohl die japanische Reihenfolge (Präfektur, Stadt, Stadtteil) oder die westliche (Stadtteil, Stadt, Präfektur) verwenden. Da man im Westen den Namen in der Regel an den Anfang stellt, ist auch eine westliche Reihenfolge üblich, aber ich habe schon Adressen mit allen möglichen und unmöglichen Reihenfolgen aufgeschrieben bekommen. Solange alles nötige drauf ist, findet die japanische Post den Weg.
Bei richtiger Postleitzahl kann man sogar auf Präfektur- und Stadtangabe ganz verzichten, aber mir wurde gesagt, dass die Post es lieber sieht, wenn man es drauf schreibt. Die Angabe des Stadtteils hingegen ist nach wie vor notwendig (wobei ich fast vermute, dass ein Schreiben an den Ryōgoku Kokugikan auch ziemlich ohne Adresse auskommt).

Ist die Adresse hingegen nicht zur Postbeförderung, sondern zum Suchen und Finden gedacht, ist jede zusätzlich Angabe hilfreich. Das können dann auch eventuelle Straßennamen, große Straßen in der Nähe, auffällige Gebäude, Parks oder der gleichen sein. Wer sich einmal in Tōkyō verlaufen hat, weiß wie schön eine genaue Beschreibung oder Karte ist.

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66. rekishi – Geschichte

Beitrag von Watashi »

Nach dem Ausflug in die geografische Einteilung Japans widmen wir uns einem anderen Thema, das ich mal studieren musste:

歴史 rekishi – die Geschichte.
REKI – Abfolge, Aufeinanderfolgen, Geschichte
SHI – Geschichte, Chronik;
zusammen also erstaunlicherweise auch „Geschichte“ (im Sinne von „Geschichtsschreibung“, nicht im Sinne von „Story“)

Außerdem lernen wir, was man alles Schönes mit zwei Kanji anfangen kann, denn 歴 reki und 史 shi sind erstaunlich vielseitig einsetzbar.

Erstens kann man das Wort 歴史 rekishi mit anderen Kanji kombinieren, um andere Worte aus dem Bereich „Geschichte“ zu bekommen:

歴史学 rekishi-gaku –Geschichtswissenschaft;
GAKU – Wissenschaft, Studium, lernen

歴史的 rekishi-teki – geschichtlich
-的 -TEKI – Suffix zur Bildung eines Attributs

歴史劇 rekishi-geki – historisches Drama
GEKI – Theaterstück

Zweitens kann man die Wörter auch einzeln nutzen:

歴歴 rekireki – VIP, Person von Rang und Namen (mit viel Geschichte, sozusagen)

学歴 gakureki – Bildungsgrad, schulische und universitäre Ausbildung

病歴 byōreki – Krankengeschichte
BYŌ – Krankheit, Leiden

und:

史学 shigaku – Geschichtswissenschaft

-史 -shi – Geschichte von …

日本史 Nihon-shi – Japanische Geschichte

国史 kokushi – Geschichte eines Landes
KOKU – Land, Staat

世界史 sekai-shi – Weltgeschichte
世界 sekai – Welt
SE – Gesellschaft, Welt
KAI – Grenze, Kreis, Sphäre, Welt

Und so kann man über das Rekombinieren von wenigen Kanji eine ganze Reihe von Worten bilden. Und mit den hier genannten ist natürlich nicht Schluss, sie sollen nur als Beispiel dienen. Insbesondere mit dem Suffix -史 -shi kann man noch alles Mögliche bilden, was „Geschichte von…“ bedeutet.
Außerdem stellen wir fest, dass es für die meisten Dinge mehrere Worte gibt. Aber wenn dem nicht so wäre, wäre Japanisch wohl nicht Japanisch.

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67. jidai – das Zeitalter

Beitrag von Watashi »

Die japanische Geschichte lässt sich (wie die Geschichte jeden Landes) in unterschiedliche Zeitalter einteilen. Deshalb behandeln wir heute
時代 jidai – Zeitalter, Periode, Epoche, Ära;
JI – Zeit, Uhrzeit, Stunde
DAI – Generation; Zeitalter, Ära;
zusammen „Zeitalter, Epoche…“.

Damit lassen sich die offiziellen Geschichtsepochen einteilen, aber auch kleinere Abschnitte oder weniger fest umrissene Epochen. Beispielsweise kann man sagen:

デジタル時代 dejitaru jidai – das Digitalzeitalter
デジタル dejitaru (von engl: digital) – digital

私の時代 watashi no jidai – meine Zeit (etwa: zu meiner Zeit…)
watashi – ich
no – Genitivpartikel

高校時代 kōkō jidai – High School Zeit (als ich damals in der Schule war)
– hoch
– Schule
高校 kōkō – High School (Kurzform für 高等学校 kōtō gakkō)

朝青龍時代 Asashōryū jidai – die Asashōryū-Ära (wird vielleicht nicht von jedem benutzt, ist aber möglich)

Auch schön:
時代が変わる jidai ga kawaru – die Zeiten ändern sich

Und für die kleinen Streber unter uns dann doch noch die Epochen der japanischen Geschichte:

旧石器時代 kyūsekki jidai – Paläolithikum
縄文時代 jōmon jidai (12000 – ca. 500 v. Chr.) – Jungsteinzeit, benannt nach Schnurmusterkeramik
弥生時代 yayoi jidai (ca. 500 v. Chr. – 300 n. Chr.) – die Japaner lassen sich von den Koreanern und/oder Chinesen den Reisanbau aufschwatzen und werden endgültig sesshaft
古墳時代 kofun jidai (300 – Anfang 7. Jhd.) – benannt nach plötzlich auftretenden immer größer werdenden Hügelgräbern, deren archäologische Untersuchung vom kaiserlichen Hofamt bis heute weitgehend erfolgreich verhindert wird (angebliche Tennō-Gräber, die nicht geöffnet werden dürfen)
飛鳥時代 Asuka jidai (Ende 6. Jhd. – 710) – benannt nach der ersten halbwegs festen Hauptstadt des jungen Staates in Asuka
奈良時代 Nara jidai (710 – 794) – benannt nach der brandneuen, selbstgebauten Hauptstadt, die allerdings schon 784 wegen Konflikten mit buddhistischen Tempeln verlassen wird (die Chinesen haben bei ähnlichen Problemen die Buddhisten rausgeschmissen, nicht die Regierung)
平安時代 Heian jidai (794 – 1185) – benannt nach der zweiten brandneuen, selbstgebauten Hauptstadt, heute bekannt als Kyōto (bleibt übrigens Hauptstadt bis 1868, aber nur sporadisch Regierungssitz)
鎌倉時代 Kamakura jidai (1185 – 1333) – benannt nach dem erstmals in der Kantō-Ebene (wenig südlich des heutigen Tōkyō) befindlichen Regierungssitz, Beginn der Samurai-Regierungen
室町時代 Muromachi jidai (1333 – 1573) – benannt nach dem Stadtteil von Kyōto, in dem die neue Regierung saß
戦国時代 sengoku jidai (1468 – 1568) – „Zeit der streitenden Reiche“, zweite Hälfte der Muromachi jidai; wird abgetrennt, weil viele Provinzfürsten gegeneinander kämpften und die Zentralregierung in Muromachi kaum noch Macht hatte
安土桃山時代 Azuchi Momoyama jidai (1573 – 1600) – benannt nach den Hauptburgen von Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, den ersten beiden Reichseinigern, die sich daran machten, Japan wieder zu vereinen
江戸時代 Edo jidai (1600 – 1868) – benannt nach dem neuen Regierungssitz des dritten Reicheinigers Tokugawa Ieyasu; deshalb auch als 徳川時代 Tokugawa jidai bekannt, weil die Tokugawa bis 1868 regierten; Edo ist das heutige Tōkyō
明治時代 Meiji jidai (1868 – 1912) – ab jetzt werden die Zeitalter nach den Tennō benannt, die sich am Anfang ihrer Regierungszeit eine Parole geben; Meiji heißt „erleuchtete Regierung“ und die Meiji-Zeit markiert das Ende der Samurai-Regierung im Besonderen und der Samurai im Allgemeinen
大正時代 Taishō jidai (1912 – 1926) – benannt nach der Regierungsdevise des zweiten Tennō der post-Samurai-Zeit
昭和時代 Shōwa jidai (1926 – 1989) – der Shōwa-Tennō, während seiner Lebenszeit als Hirohito bekannt, war ewig japanischer Tennō, wäre beinahe am Ende des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten beseitigt worden, hat aber alles überlebt (als Tennō, versteht sich)
平成時代 Heisei jidai (1989 – heute) – Akihito, der aktuelle Tennō wird nach seinem Tod als Heisei-Tennō bekannt sein, deshalb heißt die aktuelle Zeit Heisei jidai

PS: Alle Angaben ohne Gewähr. Viele Daten sind debattierbar. Auch gab es schon vor der Moderne die Regierungsdevisen der Tennō, die jedoch nach Lust und Laune und vor allem Aberglaube (z.B. nach Missernten oder Naturkatastrophen etc.) geändert wurden (erinnert entfernt an shikona, nicht wahr?), teilweise mehrfach binnen weniger Jahre, so dass sie sich zur Epocheneinteilung nicht eignen.

Watashi
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68. shi-no-ko-sho – ein Ständesystem für Edo-Japan

Beitrag von Watashi »

Während der Edo-Zeit (1600-1868) wurde das japanische Gesellschaftssystem immer stärker verfestigt. Aufbauend auf konfuzianischen Vorstellungen entwickelte sich ein Vier-Stände-System, in dem die großen Gruppen der Bevölkerung einsortiert wurden. Dieses wurde als
士農工商 shi-nō-kō-shō bezeichnet.
Dieser Name setzt sich aus je einem Kanji der Bezeichnungen für die vier Stände zusammen:
SHI – Samurai, Krieger; oberster Stand, da sie den Staat führten (japanische Modifikation, im Konfuzianismus waren es eher die Beamten, aber in der Edo-Zeit hatten viele Samurai ohnehin eher Verwaltungs- als Kriegsaufgaben)
– Bauern; zweiter Stand, da sie diejenigen waren, die produktiv tätig waren und den Wohlstand der Nation erarbeiteten
– Handwerker; dritter Stand, nicht originär produktiv tätig, verarbeitete aber die Produkte der Bauern weiter
SHŌ – Händler; unterster Stand, da sie fertig produzierte Waren und Geld nur verteilten, ohne selbst zum Wohlstand der Nation beizutragen
Zusammen ergibt das als das Vier-Stände-System 士農工商 shi-nō-kō-shō.

Leider war die Praxis aber nicht so einfach wie die Theorie:

1. Das System war unvollständig, einige Gruppen der Gesellschaft fehlten:
Über den Ständen gab es den Hofadel um den Tennō in Kyōto, die so genannten
公家 kuge – Hofadligen.
KU – Behörde, Regierung, Staat, Gesellschaft
KE, GE – Haus, Familie
Früher also mal die „Familien, die den Staat führen“ oder die „öffentlichen Familien“.

Nebengeordnet waren Berufe wie Ärzte, Gelehrte, Mönche, Theologen etc. Sie passten in keinen der Stände wirklich hinein, waren aber weder über- noch untergeordnet aufgrund ihres Berufs.

Unterhalb der vier Stände gab es zwei Gruppen
穢多 eta – „Unreine“, sie verarbeiteten Fleisch, betrieben die Lederproduktion, waren die Totengräber, alles Tätigkeiten, die nach buddhistischer Überzeugung als „unrein“ galten
E – verunreinigen, besudeln; verunreinigt werden
TA – viele
穢多 eta also „viele Verunreinigte“
非人 hinin – Nicht-Menschen wie Kriminelle, fahrendes Volk und ähnliches
Als eta wurde man geboren, es war praktisch unmöglich aus dem Stand herauszukommen. Hinin hingegen konnte man auch per Gerichtsurteil und sogar auf Zeit werden.
HI– nicht
NIN – Mensch
非人 hinin also wirklich wörtlich „Nicht-Menschen“

2. Das System stand ökonomisch auf dem Kopf. Im Laufe der Zeit waren es die Händler, die zunehmend Reichtum anhäuften und bei denen sich die Samurai oftmals schwer verschuldeten. Die wirklich Not leidenden waren in der Regel die Bauern, denen hohe Steuern auferlegt wurden und die von dem nationalen Reichtum, den sie angeblich erwirtschafteten, selbst am wenigsten hatten.
Und die kuge waren seit Jahrhunderten von den Gaben der Samurai abhängig und so weder ökonomisch noch politisch einflussreich. Über den System hin oder her.

3. Das System war nicht so undurchlässig wie gedacht. Gerade zum Ende der Edo-Zeit hin kam es immer wieder vor, dass beispielsweise reiche Kaufleute sich selbst oder ihre Söhne von armen Samurai adoptieren ließen, um in den offiziell regierenden Stand aufzusteigen. Dazu trug eine Tradition in Japan bei, dass söhnelose Familien den Ehemann der ältesten Tochter adoptieren, um damit ihre eigene Familienlinie fortsetzen zu können. Das heißt
婿養子 muko-yōshi – adoptierter Schwiegersohn
婿 muko – Schwiegersohn, Bräutigam
– aufziehen, adoptieren
SHI - Kind
養子 yōshi - Adoptivkind

Watashi
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69. Samurai, bushi, buke – Samurai

Beitrag von Watashi »

Für den geneigten Ausländer besteht die japanische Geschichte vor allem aus
侍 Samurai,
den traditionellen japanischen Kriegern. Dieser Begriff kommt ursprünglich von dem Wort saburai, was Diener oder Begleiter bedeutet.

Der Begriff Samurai hat sich in westlichen Sprachen für den japanischen Kriegeradel durchgesetzt, in Japan wird jedoch auch oft von
武士 bushi – Kriegern, Samurai
gesprochen. Dieser Begriff wurde vor allem in der Edo-Zeit vorgezogen.
BU – Militär
SHI –Samurai, auch: Bürokrat, Gelehrter oder Mann (von Rang); das ist das gleiche wie in
力士 rikishi – etwa „starker Mann“
武士 bushi ist also der Krieger, der Mann im Militär, der Samurai.

Den Begriff bushi kennen viele Leute auch bei uns im Zusammenhang mit dem Ehrenkodex der Samurai
武士道 bushi-dō – der „Weg des Kriegers“
– Weg.
武士道 bushi-dō schreibt vor, was die Krieger tun und lassen dürfen. Wobei fraglich ist, wann das zum ersten Mal niedergeschrieben wurde. Es ging lange Zeit eher wohl um mündliche Tradierung. Insofern ist fraglich wie einheitlich diese Vorstellungen wirklich waren.

Ein anderer Kriegerbegriff ist
武家 buke – Krieger oder Kriegerklasse, Samurai
BU – Militär wie oben
KE – Haus, Familie
武家 buke sind also wörtlich die Militärfamilien oder –häuser; der Begriff wird oft als Sammelbegriff für den Samuraistand verwendet. Insbesondere in der Zeit, in der die Samurai Herrscher über Japan waren, also von der Kamakura-Zeit bis Ende der Edo-Zeit, sprach man von buke als Samuraistand.

In der Kamakura-Zeit wechselt die Macht von den
公家 kuge – Hofadligen (s. auch letzte Woche) zu den
武家 buke – Kriegern über.

Die neue Regierung heißt
幕府 bakufu,
BAKU – Vorhang, Shogunat
FU – Regierung
幕府 bakufu etwa „Regierung hinter dem Vorhang“, weil die ersten Samurairegierungen in Feldlagern hinter „Vorhängen“ arbeiteten. Wer schon einmal einen Samuraifilm gesehen hat, kann sich das vielleicht vorstellen.

Führer des bakufu ist der
将軍 shōgun, noch ein Begriff, der sich im Westen durchgesetzt hat.
SHŌ – General, Kommandeur
GUN – Armee, Heer; Krieg
将軍 shōgun also wörtlich der „Heereskommandant“. Der Shōgun war aber nicht immer gleich stark. Obwohl formell oberster Führer aller Samurai und damit Herrscher von Japan, gab es oftmals Regenten aus anderen Familien oder lauter zerstrittene Territorien, die die Oberherrschaft nicht wirklich anerkannten oder den Anweisungen kaum Folge leisteten.

Watashi
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70. daigaku – Universität

Beitrag von Watashi »

Zuerst ein Wort in eigener Sache: Tut mir leid, dass ich euch letzte Woche sträflich vernachlässigt habe. Ich musste am Freitag, also vorgestern, meine Diplomarbeit abgeben und da war die Zeit etwas knapp. Das sollte jetzt erst einmal nicht wieder vorkommen.

Und weil ich meine letzte Großtat an der Uni (hoffentlich) nun vollbracht habe, war der Weg zum Thema dieses Monats nicht mehr weit:

大学 daigaku
die Universität.

DAI – groß
GAKU – lernen, Studium, Wissenschaft
大学 daigaku ist also das „große Studium“ oder große Schule.

Die Universität dauert in Japan in der Regel vier Jahre, danach schließt man mit einem
学士 gakushi – Bachelor-Abschluss ab.
GAKU – s. o.
SHI – Gelehrter, Mann von Rank; auch: Samurai (siehe letztes Wort der Woche).

Will man einen Master oder Doktor machen, muss man sich „weiterverpflichten“ und zum
大学院 daigaku-in – Gradutate School
gehen.
大学 daigaku – wie oben
IN – Suffix für Institutionen, Schulen

An den englischen Übersetzungen merkt man übrigens auch, dass das moderne japanische Universitätssystem vom US-System abstammt.

Neben der klassischen Universität gibt es aber auch noch die Möglichkeit, für nur zwei Jahre auf die
短期大学 tanki daigaku – Kurzuniversität zu gehen.
TAN – kurz
KI – Periode, Zeit;
短期大学 tanki daigaku also die „Kurzzeituniversität“.

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Jakusotsu
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Re: 70. daigaku – Universität

Beitrag von Jakusotsu »

Watashi hat geschrieben:Und weil ich meine letzte Großtat an der Uni (hoffentlich) nun vollbracht habe, ...
Wie? Keine Doktorarbeit? :wink:
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Profomisakari
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Beitrag von Profomisakari »

Das ist dann sicher das Nächste, Klaus!

Aber ich denke, es ist schon einen kleinen Glückwunsch wert, das Du die Arbeit abgegeben hast - wie ich verstehe: termingerecht.

Den großen Glückwunsch werden wir nachreichen, wenn Du positivew Gutachten hast und die Arbeit auch noch verteidigen konntest.

Immerhin werte ich unter den Umständen der Diplomarbeit Dein Engagement für das Tippspiel und (nicht ohne Eigennutz) für den SMS-/Generatordienst noch eine Ebene höher, Watashi!

Profomisakari

Watashi
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Beitrag von Watashi »

Vielen Dank für die Blumen, naja, Gratulationen.

Im Moment kann ich mir eine Doktorarbeit nicht wirklich vorstellen, ich würde lieber "normal" irgendwo arbeiten und der Uni den Rücken kehren. Schließlich habe ich endlich alles hinter mich gebracht (eine Diplomarbeit muss man nicht verteidigen, man schreibt sie nur, die Prüfer machen sich darüber her, man bekommt sein Ergebnis und fertig).

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71. nyugaku shiken – Zulassungstest

Beitrag von Watashi »

Und hier noch das Wort, das eigentlich diese Woche dran war, damit wir wieder auf den aktuellen Stand kommen:

Im japanischen Schul- und Universitätssystem ist weniger der Abschluss entscheidend als vielmehr der

入学試験 nyūgaku shiken – Zulassungstest.

NYŪ – betreten, eintreten, hineingehen
GAKU – lernen, Studium, Wissenschaft; auch: Schule
入学 nyūgaku – Eintritt ins Studium, Zulassung zur Schule/Universität
SHI – versuchen, probieren
KEN – probieren, testen
試験 shiken – Test, Prüfung, Examen; auch: Experiment
入学試験 nyūgaku shiken ist also der Test, um ins Studium eintreten zu dürfen; also: der Zulassungstest zu Universität oder auch Schule.

Der Begriff
試験 shiken – Test wird genauso auch während des Studiums für Semesterabschlusstests etc. verwendet.
Dabei gibt es

筆記試験 hikki shiken – schriftliche Prüfung, schriftliches Examen
HITSU – Schreibpinsel, Schreiben
KI – niederschreiben, notieren;
zusammen: 筆記 hikki – Notiz, Aufzeichnung

口頭試問 kōtō shimon – mündliche Prüfungen
– Mund
– Kopf
口頭 kōtō – mündlich, verbal
SHI – versuchen, probieren (wie oben)
MON – Frage, Problem
試問 shimon – Prüfung, Examen

Und nächste Woche wenden wir uns den angenehmeren Seiten des Studentenlebens zu.

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Beitrag von Jakusotsu »

Off-topic Alarm:
Watashi hat geschrieben:(eine Diplomarbeit muss man nicht verteidigen, man schreibt sie nur, die Prüfer machen sich darüber her, man bekommt sein Ergebnis und fertig).
War bei uns nicht ganz so. Ich musste meine Diplomarbeit einem institusfremden Professor (=Zweitprüfer) vorlegen, d.h.: eine halbe Stunde erzählen und eine weitere halbe Stunde "verteidigen". Große Lust auf eine Doktorbarbeit hatte ich danach aber auch nicht mehr... 8)
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Re: 71. nyugaku shiken – Zulassungstest

Beitrag von Jakusotsu »

Watashi hat geschrieben:NYŪ – betreten, eintreten, hineingehen
Um auch mal wieder was zum eigentlichen Thema zu schreiben, und gleichzeitig einen Brückenschlag zum Sumo zu bilden:
Ist dies das gleiche nyu wie im Begriff shin-nyumaku (Makuuchi-Neuling)? Sinn würde es ja machen...
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Re: 71. nyugaku shiken – Zulassungstest

Beitrag von Watashi »

Jakusotsu hat geschrieben:
Watashi hat geschrieben:NYŪ – betreten, eintreten, hineingehen
Ist dies das gleiche nyu wie im Begriff shin-nyumaku (Makuuchi-Neuling)? Sinn würde es ja machen...
Ja, in der Tat, das ist dasselbe Kanji:

新入幕 shin-nyūmaku
SHIN - neu
NYŪ - betreten, eintreten, hineingehen
MAKU - Vorhang, erstes Kanji von 幕内 makuuchi
also ein Rikishi, der neu in die Makuuchi eintritt

再入幕 sai-nyūmaku
SAI - wieder, erneut, Re-
入幕 nyūmaku wie oben
also ein Rikishi, der wieder in die Makuuchi eintritt

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72. gakusei seikatsu – Studentenleben

Beitrag von Watashi »

Ich bin etwas spät? Och, die sechs Tage... (mein Bruder zieht demnächst um, deshalb habe ich schon einmal bei den Vorarbeiten geholfen; wenn ich demnächst wieder zu spät bin, liegt es wahrscheinlich am Umzug)

Nachdem es der japanische Student durch den Zulassungstest auf die Universität geschafft hat, beginnt das ruhige Leben. Studenten der besten Universitäten verbringen ihr Leben bis zum Eintritt in die Hochschule oft überwiegend mit dem Lernen für den nächsten Zulassungstest (das beginnt zum Teil schon im Kindergarten). Einmal auf der Uni, beginnt die einzige Zeit, in der man tun kann, was man will (abgesehen von den Bewerbungen im dritten und/oder vierten Jahr).

Auch im hektischen Japan gelten Studenten also als feier- und trinkfreudig und, nun ja, unterbeschäftigt (was nicht bedeutet, dass alle das sind, genauso wenig wie das in Deutschland zutrifft). Es gibt also in Japan auch so etwas wie

学生生活 gakusei seikatsu – das Studentenleben.
GAKU - lernen, Studium, Wissenschaft
SEI – Leben, (Alltags)leben; hier: Suffix für Schüler oder Studenten
学生 gakusei ist damit der Student
SEI – Leben, (Alltags)leben
KATSU – Leben, Aktivität; voller Leben sein/Aktivitäten stecken
生活 seikatsu also Existenz, Leben, Alltagsleben

Den Begriff seikatsu kann man auch in anderen Zusammenhängen benutzen:
公生活 kō-seikatsu – öffentliches Leben
– öffentlich

私生活 shi-seikatsu – privates Leben
SHI – privat (dasselbe Zeichen wie „ich“)

食生活 shoku-seikatsu – Essgewohnheiten
SHOKU – essen

新生活 shin-seikatsu – neues Leben
SHIN – neu (wie in Shinkansen)

日常生活 nichijō seikatsu – (all)tägliches Leben
NICHI – Tag
– normal, immer, für gewöhnlich
日常 nichijō – alltäglich, normal

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73. sotsugyo – der Abschluss

Beitrag von Watashi »

Am Ende der Universität und am Ende des Themas für Juni steht

卒業 sotsugyō – der Abschluss.
SOTSU – Schul-/Universitätsabschluss (oder gemeiner Soldat)
GYŌ – Arbeit, Beruf, Dienst; Industrie, Unternehmen; Gelehrsamkeit, Studium

Dabei bekommt man dann
学位 gakui – einen akademischen Grad (wie Diplom oder Magister im traditionellen deutschen Universitätssystem).
GAKU – kennen wir ja inzwischen
I – Platz, Rang

Der normale Abschluss nach vier Jahren Uni in Japan ist
学士 gakushi – der Bachelor (wie schon in der ersten Woche angemerkt)
GAKU – schon wieder dasselbe
SHI – Gelehrter, Mann von Rank
学士 gakushi ist also ein Gelehrter mit Studium oder so.

Dieser ist jedoch nicht so wichtig, hat man den Zulassungstest bestanden und investiert ein Mindestmaß an Zeit ins Studium, ist der Bachelor fast garantiert. Ich habe da zumindest einige Stories gehört, die dafür sprechen, und wir hatten an der Uni in Japan auch so Spezialisten, die zu spät kamen und zu früh gingen und trotzdem den Kurs bestanden (gut, das geht in Deutschland sicher auch, aber ich hatte den Eindruck, dass es in Japan noch einfacher war).

Strebt man eine akademische Karriere an, dann geht man weiter auf das
大学院 daigaku-in – Graduate School (siehe auch Wort der Woche Nr. 70).

Dort kann man dann seinen
修士 shūshi – Master
SHŪ – erlernen, beherrschen, meistern
SHI – wie oben
Als 修士 shūshi kann man also einen Gelehrten bezeichnen, der zusätzliches Wissen erlernt hat oder mehr beherrscht als ein einfacher 学士 gakushi.

oder den
博士 hakushi oder hakase – Doktor machen
HAKU – weit, breit
SHI – wie oben
博士 hakushi oder hakase (ist der gebräuchlichere Begriff, meine ich) ist also jemand, der sich breites Wissen angeeignet hat (zumindest kann man es sich so merken).

An der Kursuniversität macht man einen
短期大学士 tanki daigaku-shi – einen Kursuniversitätsabschluss oder einen Mini-Bachelor oder so.

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Re: 73. sotsugyo – der Abschluss

Beitrag von Jakusotsu »

Watashi hat geschrieben:SOTSU – Schul-/Universitätsabschluss (oder gemeiner Soldat)
:shock: Was diese beiden Begriffe miteinander zu tun haben sollen, dafür reicht meine nicht-japanische Fantasie nicht aus... Jedenfalls vielen Dank für diese Erkenntnis. 8)
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74. gairai-go – Lehnwörter

Beitrag von Watashi »

Ich bin mal wieder spät dran und außer dem Umzug meines Bruders, der mich bis Anfang der Woche beschäftigt hat, fällt mir auch keine Ausrede für die restlichen Tage ein. Also müsst ihr das einfach mal so hinnehmen. Sumimasen.

Diesen Monat werden wir uns mal mit ein paar Wörtern aus der Sprachwissenschaft beschäftigen. Keine Angst, ich will euch nicht in die Tiefen der Interpretation japanischer Schriften führen, sondern nur ein paar Arten von Wörtern vorstellen, wie Fremdwörter oder Sprichwörter.

Beginnen wir mit etwas, was uns schon verschiedentlich begegnet ist:

外来語 gairai-go – Fremd- oder Lehnwörter aus Fremdsprachen;
GAI – außen, außerhalb, draußen
RAI – kommen
GO – Wort, Rede, Sprache
外来語 gairai-go ist also ein Wort, dass von außen kommt, ein Fremdwort also.

Wir hatten ja schon jede Menge Lehnwörter, vor allem aus dem Englischen. Diese zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie in Katakana geschrieben werden, mit denen die Laute der Fremdsprache nachgebildet werden, im Zweifelsfall allerdings stark verkürzt (z.B. デパート depaato für department store).

Das wohl bekannteste Lehnwort aus dem Deutschen ist
アルバイト arubaito von deutsch „Arbeit“ (das zeigt wohl, was die Japaner über die Deutschen denken ;-)); das bedeutet im Japanischen aber nicht Arbeit, sondern „Teilzeitjob, Studentenjob“.
Andere deutsche Worte sind beispielsweise in der Medizin zu finden, weil hier bis zum Zweiten Weltkrieg Deutschland führend und Vorbild für Japan war. Damals lernten viele Ärzte sogar Deutsch, Beispiele sind:
ノイローゼ noirooze – Neurose
ヨード yoodo – Jod
Daneben beispielsweise Begriffe aus dem Wintersport, da Deutsche das Skifahren nach Japan gebracht haben sollen:
ゲレンデ gerende – von Gelände, in Japan: Skihang
スキー sukii – Ski, Skifahren ist allerdings aus dem Englischen

Eine kleine Übersicht über gairai-go in Katakana könnt ihr hierfinden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder überprüfte Richtigkeit selbstverständlich). Von oben nach unten: Portugiesisch, Holländisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch, Französisch, Chinesisch, Russisch.

Die ersten Fremdwörter (außer den chinesischen, die heute wie normale japanische Begriffe aussehen) kamen aus Portugal (erster Kontakt mit Japan 1543) und danach den Niederlanden (die einzigen, die während der Abschließungsphase Anfang 17. Jahrhundert bis 1854 mit Japan offiziell Handel treiben durften).

Heute werden alle Lehnwörter in Katakana geschrieben. Fremdworte, die ihren Weg ins Japanische allerdings schon vor Jahrhunderten gefunden haben, bekamen Kanji verpasst oder werden in Hiragana geschrieben, ein bekanntes Beispiel ist
天麩羅 (in Kanji)
天ぷら (gemischt, Kanji und Hiragana)
てんぷら (oder nur in Hiragana)
tempura – das sind Meerestiere wie Garnelen oder Gemüse durch Teig gezogen und frittiert, die die Japaner sich wohl von portugiesischen Missionaren abguckten, allerdings in veränderter Form (Meerestiere und Gemüse passten hervorragend zum japanischen Speiseplan). Es ist umstritten, von welchem Begriff tempura wirklich kommt, aber eine Erklärung besagt, dass es von „tempora“, kurz für Fastenzeit, kommt, weil die Dinger ursprünglich eine Fastenmahlzeit waren.

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75. kotowaza – Sprichwörter

Beitrag von Watashi »

Da hätte ich fast vergessen, dass ich euch noch ein Wort schulde. Deshalb hier ohne große Vorrede:

ことわざ(諺)kotowaza – Sprichwort
Japanische Sprichwörter sehen natürlich völlig anders aus als deutsche. Man kann ja schon zwischen dem Englischen und Deutschen große Unterschiede ausmachen. Deshalb sei dringend davon abgeraten, einfache Übersetzungen deutscher Sprichwörter zu versuchen. Das kann nicht funktionieren (ähnliches gilt auch für deutschen und japanischen Humor).

ことわざ kotowaza ist eines der Wort, die zwar Kanji haben, aber oftmals in Hiragana geschrieben werden. Das liegt unter anderem daran, dass dieses Kanji nicht zu den

常用漢字 jōyō kanji – den Standardkanji, die in 12 Jahren Schule gelernt werden, gehört.
– normal, gewöhnlich, immer
– gebrauchen, benutzen
常用漢字 jōyō kanji sind also die Kanji, die man gewöhnlich benutzt. Es gibt gesetzlich festgelegt 1945 Standardkanji.
Die Standardkanji werden in normalen Texten ohne Lesehilfe verwendet. In Fachtexten werden je nach Leserschaft auch weitergehende Kanji unkommentiert verwendet. Darüber hinaus gehende Kanji werden entweder gleich in Hiragana geschrieben, wie kotowaza oft, oder mit kleinen Hiragana als Lesehilfe verwendet.

Diese Lesehilfen nennt man
振り仮名 furi-gana
振り furi (von furu) – schwanken, schwingen (und ein duzend andere Bedeutungen); unter anderem eben furigana
仮名 -gana kommt von kana, also Nutzung einer japanischen Silbenschrift, in der Regel Hiragana.
Furigana werden auch verstärkt in Kinderbüchern benutzt, da die Kinder naturgemäß noch nicht so viele Kanji gelernt haben. Das macht Kinderbücher sehr geeignet, wenn man mit dem Lernen der japanischen Sprache anfängt, weil sich die unbekannten Begriffe mit Lesehilfen viel einfacher nachsehen lassen, als wenn man erst die Lesung und dann die Bedeutung herausfinden muss.

In den ersten sechs Jahren, das ist in Japan die Grundschule, lernen die Kinder 1006 festgelegte Kanji, die so genannten
教育漢字 kyōiku kanji
KYŌ – Unterricht, Religion, unterrichten, lehren
IKU – Aufziehen, Erziehung
教育 kyōiku – Erziehung, Ausbildung
教育漢字 kyōiku kanji sind also die Kanji, die man in der ersten Erziehungsphase in der Schule lernt.

Ups, da bin ich wohl etwas vom Thema abgekommen, aber ich hoffe, ihr verzeiht mir.

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76. giongo, gitaigo – Onomatopöie

Beitrag von Watashi »

Heute beschäftigen wir uns mit einer Besonderheit der japanischen Sprache, den

擬音語 giongo und 擬態語 gitaigo – Onomatopöie oder Lautmalereien.

GI – etwas nachahmen, Imitation, Nachahmung
ON – Ton, Geräusch
GO – Wort, Rede, Sprache
擬音語 giongo ist also ein Wort, das ein Geräusch nachahmt, also eine Lautmalerei.

擬音語 giongo ahmen einen Laut nach, der in der Realität existiert. Beispiele sind Tierlaute:
ワンワン wanwan – japanisch für „wau wau“ (also Hundelaute)
メーメー meemee – wie „mäh mäh“ im Deutschen (Schafe)

Ein anderes Beispiel ist
どきどき dokidoki – imitiert den Herzschlag, jemand, der sehr aufgeregt ist, kann sagen
どきどきしている。 „Dokidoki shite iru.“ – „Mein Herz schlägt wie verrückt“, „Ich bin so aufgeregt“.

GI – Nachahmung (wie oben)
TAI – Gestalt, Erscheinung
GO – Wort (wie oben)
擬態語 gitaigo ist also ein Wort, das eine Gestalt oder Erscheinung nachahmt. Das ist nicht ein direkter Ton wie bei den giongo, sondern eher ein Gefühl oder eine Erscheinung. Es bleibt jedoch fraglich, ob eine genaue Trennung möglich ist.

きらきら kirakira – leuchten, etwa von Sternen
星がきらきら光る。 Hoshi ga kirakira hikaru. – Die Sterne leuchten hell.

じろじろ(と見る) jirojiro (to miru) – angestrengt ansehen, anstarren

ぺらぺら perapera – fließend sprechen
彼女は日本語がぺらぺら話せます。 Kanojo wa Nihongo ga perapera hanasemasu. – Sie kann fließend Japanisch sprechen.

Das Japanische kennt duzende oder gar hunderte solcher Begriffe (und ich kann sie mir ums Verrecken nicht merken). Besonders bekannt sollten sie Manga-Fans vorkommen, soweit sie auch einmal in japanisch-sprachige Manga hineinsehen, denn die japanischen Comics sind ein besonderer Hort der Lautmalereien.

Watashi
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77. dogi-go, doi-go, rui-go, ruigi-go – Synonyme

Beitrag von Watashi »

Ein Spezifikum der japanischen Sprache ist es, dass es sehr viele Worte mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung gibt. Ein Beispiel für diese Synonyme ist das Wort „Synonym“ selbst:

同義語 dōgi-go
– gleich
GI – unter vielem anderen "Bedeutung"
GO – Wort
also ein „Wort gleicher Bedeutung“, ein Synonym.

同意語 dōi-go
– gleich
I – Bedeutung
GO – Wort
ähnlich wie oben.

類語 rui-go
RUI – Sorte, Klasse
GO – Wort
also „Worte für eine Sorte“ oder so.

類義語 ruigi-go
RUI – Sorte, Klasse
GI – Bedeutung
GO – Wort
also „Worte für eine Sorte von Bedeutungen“.

Ein Synonymwörterbuch oder Thesaurus ist dann ein
類語辞典 rui-go jiten oder
類義語辞典 ruigi-go jiten
JI – Sprache, Ansprache
TEN – Gesetz, (Gesetz-)Buch, Zeremonie
also ein Buch über Sprachen oder Worte oder das Gesetz der Sprache oder so.

Synonyme entstehen beispielsweise, weil verschiedene Kanji mit identischen oder ähnlichen Bedeutungen unterschiedlich zusammengesetzt werden können:
改正 kaisei – Reform
KAI – Reform, Revision
SEI – richtig

改革 kaikaku – Reform
KAI – Reform, Revision
KAKU – Reform, Revision

改善 kaizen – Reform, Verbesserung
KAI – Reform, Revision
ZEN – gut, richtig

Außerdem gibt es Synonyme, weil ein Wort aus dem Chinesischen kommt und eines japanischen Ursprungs ist:
見詰める mitsumeru – anstarren, ins Auge fassen (aus dem Jap.)
注視する chūshi suru – genau ansehen, anstarren (aus dem Chin.)
CHŪ – Anmerkung, Hinweis
SHI – sehen, ansehen
する suru – tun

Eine dritte Möglichkeit ist die Nutzung von Höflichkeitssprache. Diese wird meistens durch die Verbform ausgedrückt, doch bei einigen Verben gibt es andere Begriffe, wenn man ehrerbietig oder bescheiden sprechen will. Doch damit beschäftigen wir uns nächste Woche.

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78. Kei-go – Höflichkeitssprache

Beitrag von Watashi »

Leider wurden meine Bemühungen um das Wort der Woche durch einen kurzfristigen Japantrip und das anschließende Forumstreffen sabotiert. Ich hoffe aber, ab jetzt erst einmal wieder relativ regelmäßig posten zu können. Wirklich!

Aus unserem Sprachrundgang vom Juli fehlte noch ein Thema, dem ich mich jetzt widmen werde:

敬語 kei-go – die (echte) Höflichkeitssprache.
KEI – Respekt erweisen, verehren, achten
GO – Wort, Rede, Sprache
敬語 kei-go ist also die „Sprache des Respekts“ oder so.

Wir haben schon mehrfach gesehen, dass es für Verben verschiedene Höflichkeitsstufen gibt:
höflichkeitsleer – die Form, die man gegenüber guten Freunden oder engen Verwandten benutzt (auch die Wörterbuchform)
standardhöflich – die Form, die man Unbekannten oder weniger Vertrauten gegenüber benutzt (zum Teil wird auch diese schon zum kei-go gezählt).

Dazu kommen noch zwei weitere Stufen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), die zur echten Höflichkeitssprache gehören:
尊敬語 sonkei-go – ehrerbietig; gegenüber Höherrangigen wie Vorgesetzten im Unternehmen, Professoren an Universitäten usw.
SON – jemanden achten/ehren/respektieren
KEI – Respekt erweisen, verehren, achten
尊敬 sonkei – Achtung, Respekt
GO – Wort, Rede, Sprache
尊敬語 sonkei-go ist also die „Sprache, um jemanden zu ehren“; somit Ehrerbietigkeit.

謙譲語 kenjō-go – bescheiden; gegenüber Höherrangigen, wenn man von sich selbst spricht
KEN – Bescheidenheit, Demut
– überlassen, nachgeben, nachstehen
謙譲 kenjō – Bescheidenheit, Anspruchslosigkeit
GO – Wort, Rede, Sprache
謙譲語 kenjō-go ist also die „Sprache der Bescheidenheit“.

Beide Formen kann man regelmäßig bilden, es gibt aber einige Verben, die für eine oder beide Höflichkeitsstufen eigene Worte brauchen (womit wir wieder bei den Synonymen wären).

Ein Beispiel ist
食べる taberu – essen
食べます tabemas(u) – die standardhöfliche Form wird normal gebildet (wie immer)
召し上がる meshiagaru – essen, ehrerbietig (in Wörterbuchform)
いただく itadaku – essen, bescheiden (in Wörterbuchform)

oder
見る miru – sehen
見ます mimas(u) – standardhöflich
ご覧になる go-ran ni naru – ehrerbietig
拝見する haiken suru - bescheiden

Kei-go wirkt sich aber nicht nur auf die Verben aus, auch wenn es dort am auffälligsten ist. Da Adjektive wie Verben stehen können, müssen auch diese in höflicher Form verwendet werden.
Außerdem gibt es auch unterschiedlich höfliche Nomen. Beispielsweise ist
だれ dare – die normale Form des Fragewortes „wer?“
どなた donata – die ehrerbietige Form von „wer?“ (beispielsweise fragt die Reiseleiterin どなた様ですか。„Donata-sama des(u) ka?“ – „Wer sind Sie?“, wenn es sich um einen Kunden handelt).

Auch wird bei Nomen oft ein Höflichkeitspräfix verwendet. Vor das Nomen wird entweder die Silbe
お- o- oder
ご- go- gesetzt.
als Kanji werden beide spaßigerweise gleich geschrieben:
御-

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