Es waren einmal 61 junge Sumotori...

Wissenswertes zum Thema Ozumo

Moderator: tsunamiko

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Ginkgo
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Es waren einmal 61 junge Sumotori...

Beitrag von Ginkgo »

Watching the class of ´06

Mae Zumo, das Schaulaufen der Neulinge und Rückkehrer noch unterhalb der Jonokuchi, war schon länger ein Mysterium für mich, von dem nur schemenhaft Informationen zu greifen waren, wiewohl es von einigem Interesse ist, um ein rundes Bild des Sumo zu erlangen.
Wieviele junge Männer (bzw. in manchen Fällen: Knaben) fangen eigentlich dort an, wieviele überstehen die ersten Jahre überhaupt, ab wann kann man erkennen, aus wem einmal ein Großer wird, wie entwickeln sich Sumotori genau, usw.usw.? Solche und ähnliche Fragen interessieren mich durchaus, sind aber für einen des Japanischen nicht mächtigen nur schwer zu recherchieren.
Manchmal hört man, wie jetzt z. B. anlässlich der Promotion von Hakuho, was für ein schmächtiges Bürschlein der Gute doch einstens war, als sein Oyakata ihn das erste Mal sah (viiiiiel kleiner und so um die 80 kg), und dass niemand darauf gewettet hätte, dass aus diesem Jüngelchen einmal ein Ozeki werden könnte.
Da aber die meisten (und vor allem die klassischen) Sumokrarrieren genau dort, im Mae Zumo beginnen, und dies der Ort ist, an dem fast alle jungen Sumotori erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt werden, habe ich beschlossen, die Gruppe der zum Haru Basho 2006 vorgestellten 61 Nachwuchsleute einmal genauer zu betrachten, aus allen möglichen zugänglichen Quellen Informationen über exakt dies Gruppe zu sammeln, zusammenzustellen und die Jungs falls möglich künftig ein wenig zu begleiten. Ich erhoffe mir davon systematischere Einblicke in den Unterbau des Sumo und möglicherweise auch etwas Spaß.
Da möglicherweise einige der angesprochenen Fragen auch für andere Forumsmitglieder von Interesse sind und vor allem, da ich für die vielen in den diversen Foren eingestellten Informationen sehr dankbar bin, werde ich die statistischen und ggf. später auch einmal anekdotischen Auswertungen gerne hier einstellen. Wer weiß, wie lange das Forum, die Leserschar und vor allem ich das durchhalten, aber wir werden sehen. In Zeiten der Telenovelas scheint es ja einen Markt für Endlosserien zu geben, und irgendwie hoffe ich ja schon, dass unter den Jungs kein Dauerbrenner á la Ichinoya ist...
Und weil meine Quellen ausgeprochen beschränkt sind, bin ich natürlich jederzeit für ergänzende Informationen dankbar.

Ginkgo

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Beitrag von Ginkgo »

Was bisher geschah... (Das Haru Basho im März 2006)

61 Sumotori nahmen am Mae Zumo des Haru Basho teil, unter ihnen 2 früher schon einmal in der Banzuke platzierte und verletzungsbedingt rückgestufte Rikishi (Osanoumi und Omiyamoto) sowie 59 mehr oder minder blutige Anfänger, die zum ersten Male einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Bei einer solch hohen Anzahl werden die Jungsumotori in drei Gruppen eingeteilt, die sich dem geneigten (aber in der Regel nicht sehr zahlreichen Publikum) zum letzten Male in einem kesho-mawashi präsentieren, zumindest letztmalig, bis sie vielleicht doch einmal den Sekitori-Status erreicht haben.
=> Für neuere Mitleser: Beim Einzug in die Arena tragen die Sumotori der beiden höchsten Kategorien (Makuuchi und Juryo) einen sog. kesho-mawashi, was ein recht teurer, in der Regel aus Seidenstoffen geknüpfter Schmuckschurz ist, mit dem sie in der Regel auch abgebildet werden. Das Tragen eines solchen mawashis ist somit als Privileg zu bewerten, und es war für mich überraschend, zu erfahren, dass die jungen Neueinsteiger bei ihrer öffentlichen Vorstellung vor dem Einstieg in das eigentliche Turniersumo einmalig einen solchen mawashi tragen dürfen. <=

Ob es sich um eigens angefertigte Teile handelt, ob diese von Verwandten und/oder Sponsoren für den hoffnungsfrohen Junior gespendet werden, ob die Beyas eigene maezumo-mawashi vorrätig haben oder ob es sogar beim japanischen eBay eine eigene Rubrik gibt ("biete nur einmal getragenen kesho-mawashi, Größe XXXXXXXXXXXXXXXXXXXL, Motiv blauer Drache vor Fujiyama auf grünem Grund, Eingangsgebot 1.000 Yen, nur versicherter Versand oder an Selbstabholer") entzieht sich meiner Kenntnis. Auf einer meiner Hauptquellen, einem entsprechenden Thread des englischsprachigen Forums (http://www.sumoforum.net/forums/index.p ... topic=8616), kann man sogar ein Bild einiger derartig herausgeputzter Jungspunde finden. Dort sieht man auch die mage-losen Bürstenschnitte, die garnicht so recht zum Prunkschurz passen wollen (mage = klassische Sumotori-Frisur, für die man ein nciht allzu schütteres und langgewachsenes Haupthaar benötigt, über welches die Einsteiger in der Regel nicht verfügen).

Auf jeden Fall fand die Vorstellung der Neulinge in einer traditionellen Dreiteilung statt, am 5. Tag wurden 14 Kämpfer präsentiert, die bis zu diesem Zeitpunkt bei den Maezumo-Kämpfen bereits 2 Siege erreicht hatten (Ichiban Shusse, 13 x mit der Bilanz 2:0, 1 x 2:1). Am 8. Tag folgten weitere 27 Kämpfer, die wenigstens bis dahin 2 Kämpfe gewonnen hatten und keine negative Bilanz hatten (Niban Shusse, 1 x 2:0, 15 x 2:1, 11 x 2:2).
Und schließlich wurde später noch die etwas traurige Gruppe derjenigen 20, die entweder erst sehr spät einen zweiten Sieg einfahren konnten oder sogar direkt zu beginn mit einem negativen Ergebnis abschlossen, vorgestellt (Sanban Shusse, 1 x 3:2, 1 x 2:2, 5 x 2:3, 5 x 2:4, 2 x 1:3, je 1 x 2:5, 1:4, 1:5 und 1:6 sowie 2 x 0:5).

Ich möchte mir lieber nicht vorstellen, was in einem sehr jungen Nachwuchsringer vorgeht, der mit großen Hoffnungen und nicht minder großer Aufregung in dies erste Turnier seines Lebens gestartet ist, und anstatt eines grandiosen Auftrittes und einer Spitzenposition unter den Niban Shusse-Ringern sieglos mit 5 Niederlagen als Nr. 60 und 61 zu landen und ganz am Ende der Sanban Shusse-Ringer gelistet wird.
Terasawa und Sugishita heißen die beiden sieglosen Unglücksraben, beide sind vergleichsweise leicht (90 und 91 kg, tatsächlich sind die meisten Neueinsteiger bereits über 100kg schwer) und Sugishita, den die Maezumo-Liste als deprimierenden Letzten führt, ist zudem auch noch der Zweitjüngste (*12.02.1991). Und dass er mit Naruto in einem großen und rennomierten Heya gelandet ist, macht diese Schmach wahrscheinlich auch nicht gerade erträglicher.
Interessanterweise werden die Maezumo-Daten nicht offensiv veröffentlicht, so ist es z. B. vergleichsweise schwer, an die entsprechenden Ergebnisse bekannter Sumotori zu kommen. Unter menschlichen Gesichtspunkten ist dies nachvollziehbar, und letztlich signalisiert es deutlich, dass die eigentliche Bilanz erst zum Natsu-Basho beginnt, wenn die jungen Leute die Jonokuchi bevölkern möchten. Meine erste Frage wäre demnach, wen wir im Mai überhaupt wiedersehen werden. Möglicherweise wird dem jungen Sugishita ja sein Alter und seine Statur gutgeschrieben und er sammelt ab jetzt fleißig Terao-Sticker, Mainoumi-Puppen und Ama-Poster, aber was macht der 18-jährige Terasawa? Er hat gegen die Nummern 27, 40, 48, 52 und 54 unter den 61 verloren, und damit u. a. gegen drei 15-Jährige, und diese Bilanz ist wahrlich schröcklich und könnte sensible Gemüter durchaus dazu bringen, die berühmte Flinte in den berüchtigten Korn zu werfen. Aber von Morikawa lernen heißt überleben lernen.... Extrem freuen würde mich aber, wenn ausgerechnet einer der maezumo-looser es schaffen könnte, Sekitori zu werden. (Sollte übrigens irgendjemand wissen, welche grandiosen Sekitori anfangs übel die Hucke vollbekommen haben , so bitte ich um Mitteilung; eine kleine interessante Liste findet sich im bereits o. a. Link auf den Thread in der englischsprachigen Liste).

Für mich wird auch interessant zu beobachten sein, wo und wie die 14 noch niederlagenlosen Rikishi in der Banzuke auftauchen werden, denn ist bereits die Banzukeerstellung ganz oben eine recht kryptischen Angelegenheit, so habe ich mich mit den Rängen unterhalb der aufstiegsrelevanten Makushita-Positionen noch nie beschäftigt. Doitsuyamas höchst verdienstvolle Rubrik ("lower division results") eröffnet ja immer wieder auch bezüglich der Banzukeregularien erstaunliche Einblicke in eine ansonsten verschlossene Welt, und sollte er sie irgendwann einmal einstellen, so kann ich meine Feldstudie über die 61 Jungs in den Wind schieben - oder muss doch noch Japanisch lernen...

Ginkgo

Ginkgo
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Beitrag von Ginkgo »

Ein paar Statistiken zum Karrierebeginn

Die Jungs sind im Schnitt 174,0 cm groß und wiegen 116,9 kg, was jenseits der Sumowelt (bei einer Teenager-Zielgruppe zumal) für einen ernährungswissenschaftlichen Aufschrei unter allerlei Arten von Bedenkenträgern sorgen würde, zurecht übrigens. Größter Neuling ist Tochinoshin (190cm - 129kg - 9. der Rangliste - 2:0), dessen bürgerlicher Name Levan Gorgadze deutlich darauf hinweist, dass es sich bei ihm um einen Georgier handelt.
Die größten Japaner sind Tokitenryu (189 - 128 - 5. - 2:0) und Maeyama (189 - 112 - 6. - 2:0), die Murkel unter den Jünglingen sind der Moped-Floh Suzuki (167 - 82 - 45. - 2:3) und der tatsächlich mehr als doppelt so schwere Nishikawa (168 - 135 - 48. - 3:2). Wer jetzt glaubt, dass Nishikawa hier der Spitzenreiter der Ultra-Kompaktklasse ist, täuscht sich jedoch arg, dieser Titel geht eindeutig an den Albtraum aller Ernährungsberater, Hirata, der auf 1,75 m Körpergröße sagenhafte 178.000 Gramm Lebendgewicht verteilt und in Bezug auf den Body-Mass-Index nur vom späten Konishiki getoppt wurde. Hirata (42. - 2:2) ist übrigens auch erst 15 Jahre alt, und wenn er in dem Tempo weitermacht, wird er mit 30 Jahren im besten Sumoalter 356 kg wiegen (aus dem Off höre ich gerade den unqualifizierten Einwurf, wenn er so weitermache, würde er das Alter von 30 gar nicht erst erreichen, pfui, was für ein unsensibler und sumoferner Einwand). Nishikawa ist in dieser Rangliste um den Chanko-Cup übrigens nur 10., übertroffen z. B. von Kitazono (183 - 170- 34. - 2:2) oder auch Takedani, dem erfolgreichsten unter den Schwergewichten (179 - 152 - 7. - 2:0).
Sieger in der imaginären Bohnenstangen-Wertung wären die beiden leichtesten Jungs Mishima (170 - 73 - 53. - 1:4) vor Igarashi (174 - 76 - 47. - 2:3).
Auch bei den Jünglingen scheint sich der Trend also fortzusetzen, demzufolge muskulöse Größe und Reichweite erfolgreicher ist als schiere Masse oder wendige Quirligkeit. Wir werden dies beobachten.
32 Jungs sind 15 Jahre alt, mit Kotookuda (171 - 111 - 37. - 2:2) als dem absoluten Benjamin, der erst am 31.03. dieses Alter erreichte und das Basho somit noch 14-jährig begann. Die 15-Jährigen tummeln sich in der Rangliste in der Regel weit hinten, mit zwei signifikanten Ausnahmen:
- Matsuoka, achtjüngster Teilnehmer (176 - 110 - 2:0) wird gar an Nummer 1 unter den 61 geführt (warum auch immer bei 14 x 2:0) und
- der erst sehr spät einsteigende Hiratsuka (170 - 113 - 2:0) als vierzigster (warum auch immer, wo doch die anderen 13 2:0-Leute die Plätze eins bis dreizehn belegen??? Oder handelt es sich hier um einen Übertragungsfehler?).
Ältester unter den Neuen ist Sakaizawa (187 - 161 - 8. - 2:0), der am 11.04. bereits 23 wird und dem Vernehmen nach gerne über die Probleme des japanischen Rentensystems debattiert, fünf Tage später gefolgt von Onoshima (181 - 130 - 36. - 2:2). Beide stammen übrigens aus Saitama.

Insgesamt kann man die Neueinsteiger altersmäßig in drei Gruppen einteilen:
1. die 22-Jährigen (9 Rikishi), die wahrscheinlich bereits ein College abgeschlossen, aber keine derartig hervorragende College-Sumo-Karriere hingelegt haben, um eine wild-card für die Makushita zu bekommen,
2. die 18-Jährigen der Jahrgänge 1987 und 1988 (die wahrscheinlich Schulabgänger sind, die anstelle eines Collegebesuches in den Sumo wechselten -17 Rikishi) und schließlich
3. die 15-Jährigen, die wahrscheinlich gerade die minimale Schulzeit absolviert haben und voll auf die Karte Sumo setzen (32 Rikishi).

Wenn wir nun noch die zwei Rekonvaleszenten (beide 2:1 als 15. und 16.) hinzuaddieren, so fehlt noch ein Junge, der altersmäßig zwischen allen Stühlen sitzt: Mori, einziger Vertreter des Jahrganges 1989 (28. Feb. / 176 - 122 - 54. - 2:4). Schule abgebrochen? Irgendwann mal sitzengeblieben? Ausbildung abgebrochen? Letztes Jahr für maezumo vorgesehen, aber verletzt? Werden wir das je erfahren?

Übrigens befindet sich neben unserem georgischen Freund noch ein weiterer Nichtjapaner unter den Neulingen, und passend zum "mongolischsten" aller bisherigen Bashos stammt er aus dem Ländle der Asashoryu, Hakuho und Kyokushuzan: Torugawa (174 - 88 - 21. - 2:1) und wir wollen der staundenden und vokalwilden Nachwelt seinen Geburtsnamen nicht vorenthalten: Delgarsaikhan Uuganbaatar.

Richtig zugeschalgen haben einige Heyas, entweder brauchen die dringend neue Schergen für die niederen Heya-Dienste (das Tadaiama-Prinzip hat sich evtl. bereits bis Japan herumgesprochen) oder sie wollen durch schiere Größe die Konkurrenz schocken. Zu nennen wäre z. B. Sadogatake gleich mit fünf neuen Leuten (durchwachsene Ergebnisse, Kotoyamaguchi/22., Kotowatanabe/24., Kotonakano/28., Kototakaira/31. und Kotookuda/37.), ebenso Kasugano (Koshimizu/3., Tochinoshin, der Georgier/9., Tochihiryu/11., Tochinoshima/19. und Taniguchi/44., da scheint mir nach derzeitigem Stand ein besseres Casting gelaufen zu sein).
Zu den stark wachsenden Heyas gesellen sich Shikorayama mit 4 Neuen(Tsuji/33., Suzukiyama/41., Mishima/53. und Iwasa/55.) sowie mit je 3 Neuen Naruto (Matsuura/20./ Takakagaya/29. und Sugishita, der bereits erwähnte 61.) und schließlich Musashigawa (Mouri/25., Tsuchiya/27. und Onoshima 36.) - die üblichen Verdächtigen eben.

Ginkgo
Zuletzt geändert von Ginkgo am 26. Jul 2006 18:25, insgesamt 3-mal geändert.

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gernobono
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Beitrag von gernobono »

Danke gingko für dieses Monsterposting.

Das ist ein Teil zum aufheben und nachsehen in 2 Jahren.

Profomisakari
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Beitrag von Profomisakari »

Meine Hochachtung, @Ginkgo,

für diesen großartigen Beitrag!


Abgesehen davon, dass er einen Einblick in einen Bereich liefert, der mir bisher völlig unbekannt war, - er ist ein einer solch köstlichen Lockerheit gehalten, dass ich mich sogar für das Liebesleben der nordsulawesischen Eintagsfliegen interessieren würde, falls es so geschrieben wäre.

Ich hoffe auf eine regelmäßige Weiterführung dieser Rubrik.

Und ich bin gespannt, wann wir die ersten dieser Jünglinge unter "Pick the Yusho Winners" auswählen können.

Danke!

Profomisakari

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Heikotoriki
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Beitrag von Heikotoriki »

Profomisakari hat geschrieben:
Und ich bin gespannt, wann wir die ersten dieser Jünglinge unter "Pick the Yusho Winners" auswählen können.



Ich denke mal zum Mai-Basho in der Jonokuchi.

Ich finde diesen Beitrag auch hochinteressant und habe ihn mir ausgedruckt, damit ich ihn besser und in Ruhe lesen kann.

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Ganryu
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Beitrag von Ganryu »

Profomisakari hat geschrieben:. . . dass ich mich sogar für das Liebesleben der nordsulawesischen Eintagsfliegen interessieren würde, falls es so geschrieben wäre.
Also,

für den Yusho-Gewinner des Maegashira-Spiels tue ich doch nahezu alles. Deshalb wollte ich einen Beitrag über das Liebesleben der nordsulawesischen Eintagsfliege schreiben, aber in ganz Nordsulawesi scheint es keine einzige Fliege zu geben. Zumindest war das noch 2004 so, wie der spannende Bericht "Einige Eindrücke von Nordsulawesi" wiedergibt (Quelle: http://www.yopi.de/rev/162023 ).

Wörtlich heißt es dort: "Das erstaunliche war allerdings, daß es keine einzige Fliege auf diesen Fleischbergen zu sehen gab, trotz Regenzeit." (Die Fleischberge haben allerdings nichts mit Sumo zu tun, sondern mit den feilgebotenen Waren auf den Märkten.)

Tscha, Profo - dann such Dir mal was anderes aus . . . :lol:

Viele Grüße,

Kana-san

Asashosakari
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Beitrag von Asashosakari »

Ginkgo hat geschrieben:Für mich wird auch interessant zu beobachten sein, wo und wie die 14 noch niederlagenlosen Rikishi in der Banzuke auftauchen werden
Das ist relativ leicht beantwortet: Hinter allen Rikishi, die schon vorher auf der Banzuke waren, einzige Ausnahme diejenigen, die im März in der Jonokuchi zu mindestens einem Kampf angetreten sind und null Siege eingefahren haben (die landen hinter den ersten 59 Shindeshi, aber noch vor Terasawa und Sugishita).
Ginkgo hat geschrieben:- Matsuoka, achtjüngster Teilnehmer (176 - 110 - 2:0) wird gar an Nummer 1 unter den 61 geführt (warum auch immer bei 14 x 2:0)
Wohl einfach nur, weil er Glück mit den Kampfansetzungen gehabt hat und als erster seinen zweiten Sieg einfahren konnte. :-)

Matsuoka hat übrigens in der Kyokai-Datenbank die niedrigste Nummer der neuen Leute bekommen...meine Vermutung ist, dass sich diese Anordnung aus der zeitlichen Reihenfolge der Maezumo-Anmeldungen ergibt, und daraus dann auch die Kämpfe strikt nach Schema F angesetzt werden (1 vs. 2, 3 vs. 4 usw.). Als Nummer 1 war Matsuoka dann also mit seinen beiden Kämpfen jeweils als erster dran, und konnte sich somit auch als erster qualifizieren. Im Endeffekt macht's eh keinen wirklich großen Unterschied, welchen Rang sich jemand im Maezumo erkämpft hat.
Ginkgo hat geschrieben:der erst sehr spät einsteigende Hiratsuka (170 - 113 - 2:0) als vierzigster (warum auch immer, wo doch die anderen 13 2:0-Leute die Plätze eins bis dreizehn belegen??? Oder handelt es sich hier um einen Übertragungsfehler?).
Laut den von Tsukinowa-san geposteten Daten war Hiratsuka wohl in den ersten zwei Runden (Tag 2/3 und Tag 4/5) abwesend, weshalb er in die Gruppe derer gerutscht ist, die mit 2-2 abgeschlossen haben. Halt genauso wie auf der Banzuke, wo Kyujo ja auch analog zu Niederlagen gewertet werden.

Pitinosato
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Beitrag von Pitinosato »

Toller Beitrag ! Ist wirklich sehr intressant !
Klasse !

Aber eine Anmerkung Ginkgo, bist du dir sicher daß die durschschnittliche Größe 171,2 cm ist ? oder kann es sein daß du dich verrechnet hast ?
Der größte ist 1,90 der kleinste 1,67 und die allermeisten über 1,70.
Kann da als schnitt 1,71 rauskommen ?

Pitinosato

Ginkgo
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Beitrag von Ginkgo »

Pitinosato hat geschrieben:Aber eine Anmerkung Ginkgo, bist du dir sicher daß die durschschnittliche Größe 171,2 cm ist ? oder kann es sein daß du dich verrechnet hast ?
Der größte ist 1,90 der kleinste 1,67 und die allermeisten über 1,70.
Kann da als schnitt 1,71 rauskommen ?

Pitinosato
Du hast vollkommen Recht, die korrekten Angaben lauten (zumindest, wenn ich den Excelformelfehler korrekt beseitigt habe):

Durchschnittsgröße 174,0 cm, Durchschnittsgewicht 116,9 kg.

Vielen Dank für den Hinweis, ich werde den ursprünglichen Text editieren.

Ginkgo

Ginkgo
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Worldwide least wanted....

Beitrag von Ginkgo »

Vor der allerersten Banzuke...

Eine unschöne, obgleich weltweit gültige Wahrheit ist, dass zu den unbeliebtesten Vertretern der Gattung Mensch 15-jährige männliche Wesen gehören, zumal wenn sie in Rudeln auftreten. Ein kurzer Blick auf eine beliebige Bushaltestelle kurz nach Schulende genügt, die volle Dröhnung kann man jedoch im Umfeld von Fußballstadien nach verlorenen Heimspielen sowie bei Ego-Shooter-LAN-Partys gegen 03.00 Uhr in der Nähe der Bierkastenhaufen erleben. Niemand mag sie also wirklich, Väter sind genervt vom ständigen Kampf um Identitätsfindung und Grenzziehungen (und behaupten notorisch, selber niemals 15 gewesen zu sein), Lehrer verweigern den Dienst in Jahrgangsstufen mit erhöhtem Testosterongehalt, gleichaltrige Mädchen erklären die eigene Pubertät für beendet und verlieben sich unter Ignorierung der schlacksigen Klassenkameraden lieber in lächerliche Führerscheinbesitzer. Also wirklich niemand mag sie wirklich, sie mögen sich ja zu allem Überfluss noch nicht einmal selbst. Es bleibt ihnen allein die Hoffnung, irgendwann einmal 45 zu werden und dann langsam die Pubertät zu überwinden [erneut ertönt eine Stimme aus dem Off und behauptet, dies habe nichts mit Sumo zu tun - Gemach, liebe Stimme, wir sind mitten im Thema].
Und ausgerechnet in diesem Alter höchster emotionaler Instabilität müssen nun 32 junge Japaner die Familie und die gewohnte Umgebung verlassen, um in die Welt der Heyas einzutauchen, in eine frauenlose, geschlossene, testosterongeschwängerte und raue Welt mit eigenen Gesetzen. Ihr Alltag besteht oberflächlich betrachtet aus ungewohnten Tätigkeiten wie Kochen, Putzen, fremden Männern den Rücken schrubben und extrem früh aufstehen, eigentlich aber aus Heimweh, Irritation, Demütigungen, körperlichen Schmerzen und dem fatalen Gefühl, irgendwie im falschen Film zu sein [Hallo, liebe Stimme aus dem Off, Kurve noch mal gerade hinbekommen, stimmt´s?].

Wunderbare Einblicke in den Alltag unreifer Nachwuchsrikishi bekommt man bei der dringend zu empfehelnden Lektüre von Barbara Ann Kleins Besuch beim Kitanoumi-Beya, veröffentlicht im Sumo Fan Magazine unter http://www.sumofanmag.com/content/Issue_5/Heya_Peek.htm. Die verdienstvolle deutsche Übersetzung von Tsunamiko findet man unter http://www.sumofanmag.com/content/Issue ... German.htm . Herrlich dieser Tenichi-Knilch in Boxershorts vor dem Spiegel, unglaublich der Sportsmann Orora mit seinen wahnwitzigen Shikos, die volle Dröhnung gibt es aber in der sog. Foto-"Bonanza" unter http://www.sumofanmag.com/content/Issue ... nza_01.htm .
Wer möchte da nicht nochmal 15 sein und ganz unten anfangen...

Wie dem auch sei 32 sehr junge unter 59 neuen Rikishi finden sich im Frühjahr 2006 in diversen Beyas ein, um dort ihre Sumokarriere zu starten, einige mit dem Selbstvertrauen eines hervorragenden MaeZumo-Auftritts, andere voller Zweifel und schwer verunsichert. Zu diesen 59 langfristig zu beobachtenden Rikishi zähle ich die zwei Rückkehrer Osanoumi und Omiyamoto hinzu, und als Nummer 62 der Neulinge auf der Banzuke zum Natsu-Basho 2006 gesellt sich der Universitäts "okuzuna" Shimoda hinzu, der aufgrund einer Sonderregelung direkt auf dem Banzukerang MK15 einsteigt, während die anderen 61 lernen müssen, sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorzustellen....

Ginkgo

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Beitrag von Ginkgo »

Die erste Banzuke, das erste Basho: Natsu Basho 2006

So richtig voller Überraschungen steckte die erst vollständige Banzuke unserer 62 Schützlinge natürlich nicht, war doch klar, dass sie (mit Ausnahme des priveligierten Shimoda) in der Reihenfolge ihrer MaeZumo-Einstufungen ans Ende der Jonokuchi-Division mit den diesmal 86 Rikishi von Jk01O bis Jk43W eingestuft werden.
Ganz am Ende natürlich unsere beiden Unglücksraben Terasawa und Sugishita, die mit der bitteren Bilanz von 0-5 aus dem MaeZumo hervorkamen. Auf Jk42W steht dann mit Urata der einzige Rikishi, der es im vorausgegangenen Turnier nur zu einem 0-7 geschafft hat, und dem damit die zweifelhafte Ehre zuteil wird, von gleich 60 neuen Leuten überholt zu werden. Ansonsten belegen die Frischlinge die Plätze von Jk13O bis JK42O als kompletter Block, was im Laufe des Natsu Basho dazu führt, dass sie vorwiegend untereinander kämpften.
Die besten unserer Schützlinge auf den Plätzen Jk13 waren dabei Matsuoka und Shimizu, die nur 12 Plätze unterhalb des legendär erfolglosen Morikawa eingestuft wurden, der inzwischen auf Jk06W angelangt ist.

Die Zielvorgabe war natürlich sonnenklar: Mindestens ein kk, d. h. 4 oder mehr Siege einzufahren, was u. a. den direkten Aufstieg in die Jonidan-Division bedeuten würde. Die Mathematik war dabei ganz auf Seiten der neuen Jungs, denn wer 61 von 86 Teilnehmern stellt, muss einfach das eine oder andere kk einfahren...

Fassen wir das erste Turnier einmal grob zusammen:
Mishima, einer der jüngsten und mit 73 kg der leichteste der Gruppe, bestritt letztlich keinen einzigen Kampf (übrigens ebenso wie der im vorhergehenden Basho so erfolglose 0-7-Junge Urata), ob eine Verletzung, chronisches Heimweh oder die Überzeugung, den falschen Weg gewählt zu haben dafür verantwortlich zeichnen, kann ich von hier aus nicht klären, auf jeden Fall tauchen die beiden ganz folgerichtig auf der Nagoya-Banzuke nicht mehr auf.
Sugishita, nahezu der Klassenjüngste, war der einzige Rikishi, der ein lupenreines 0-7 hinlegte und zusammen mit seinen MaeZumo-Ergebnissen nunmehr ein 0-12 vorzuweisen hat. Vorwegnehmend kann ich sagen, dass er (anders als Urata) zum nächsten Basho wieder angetreten ist. Diese Art von Wiederstandsfähigkeit nötigt mir einigen Respekt ab, und ich habe den guten inzwischen durchaus in mein Herz geschlossen.
Terasawa, der andere sieglos in das Turnier gestartete, schrammte hingegen mit einem 3-4 nur knapp an einem kk vorbei und scheint sich inzwischen ins Mittelfeld zu bewegen...
Omiyamoto, einer der beiden Rückkehrer, besiegte den anderen Rückkehrer Osanoumi am ersten Tag und fehlte dann für den Rest des Bashos komplett, so dass er auf eine Bilanz von 1-0-6 kam - irgendwie im Ring unbesiegt, aber nicht wirklich erfolgreich...

Mit 1-6 schnitten Kotoyamaguchi und Suzuki (1,67 m, der kleinste) ab, beide gehören (wie Sugishita) zu dem jüngsten Jahrgang 1991, hoffen wir, dass dieser Begründungsversuch für ihr Scheitern ihnen Hoffnung macht...

Ein 2-5 lieferten Higuchi (*1991...), Iwasa, Kotokaira, Masumiura, Matsuura, Tsuji, Wakabayashi und Wakahizen (1-6 im MaeZumo...) ab, sowie ein guter alter Bekannter, nämlich Meyeryu... äh pardon,... Morikawa...

Knapp mit 3-4 scheiterten Aonoumi (154 kg), Igarashi (76 kg, der leichteste), Ishimi, Kitagawa (153 kg), Kojima, Kotookuda (der jüngste Rikishi aller Divisionen), Matsuoka, Nakamatsu, Osanoumi, Otamura (* auf Hokkaido), Owada, Takakagaya (78 kg), Takemoto, Terasawa (von 0-5 im MaeZumo), Tsuchiya (152 kg) und Tsurunoumi, ein 3-2-2 wurde für Tsunehikari registriert.

Somit schafften 30 von 61 gestarteten das Klassenziel nicht, wobei ein Rückzug und zwei Verletzungen zu verzeichnen wären. Kommen wir nun zum Positiven:

Durch ein kk sicherten sich den Aufstieg in die Jonidan:

Hirose (88 kg), Kadowaki, Katagiri, Kotonakano, Kotowatanabe (einziger mit dem Baujahr 1991, der ein kk schaffte), Kumagai, Maeyama (1,89 m), Nishikawa (1,68 m), Ryuden (1,88 m), Sakurai, Takedani (152 kg), Taniguchi (1,88 m), Tochihiryu und Tsurudaiki jeweils mit einem 4-3 sowie Suzukiyama mit einem sehr raren 4-4.

Daishoiwa, Hiratsuka, Komanokuni (vormals Hirata, der schwerste mit 178 kg bei 1,75 m), Koshimizu (1,85 m), Matsutani, Mori, Onoshima, Tochinoshima, Tochinoshin (Georgier, mit 1,90 m der größte), Tokitairyu (1,89 m) und Torugawa (Mongole, mit 88 kg einer der leichtesten) schafften ihr kk mit einem sauberen 5-2.

Und ab dieser Stufe waren dann die Neulinge unter sich, keiner der auf den Plätzen Jk01- Jk12 platzierten Kämpfer schaffte mehr als 5 Siege. Vielversprechend aber starteten:
6-1 Ikehara (1,79 m, 111 kg, *1983)
6-1 Kitazono (1,83 m, 170 kg, *1983)
6-1 Mouri (1,84 m, 156 kg, *1983)
6-1 Shimizu (1,78 m, 132 kg, *1988)
7-0 und Jonokuchi-Yusho: Sakaizawa (1,87 m, 161 kg, *1983)

Mit dem gleichen Ergebnis von 7-0 schnitt übrigens überraschend auch der Universitäts-Meister Shimoda (1,73 m, 128, kg, *1984) in der Makushita-Division ab, so dass die Eingangsklasse des Natsu-Basho 2006 sofort mit zwei Yushos aufwarten konnte...

Natürlich kann sich niemand all diese Namen merken, trotzdem ergeben sich bei Durchsicht der Daten erste Hinweise:
- Offensichtlich haben die allerjüngsten größere Startprobleme in ihre Sumokarriere, bis auf Kotowatanabe hat keiner des Jahrgangs 1991 ein kk geschafft.
- Um ganz vorne dabei zu sein, hilft Erfahrung sehr, 4 der 5 überragenden Leute gehören zum ältesten Jahrgang 1983.
- Auch die Körpergröße scheint ein statistisch nachweisbarer Faktor zu sein, nur ein Ringer unter 1,70 m konnte ein 4-3 einfahren, am Ende der Liste tummeln sich (nicht wirklich überraschend) die ganz jungen, die leichten und die kleinen.

Zu beobachten wären, ob die Ausnahmen von diesen Beobachtungen besondere Talente markieren:
Möglicherweise sind der sehr junge Kotowatanabe (*1991, 4-3) und der sehr leichte Mongole Torugawa (88 kg, 5-2) diejenigen mit dem meisten Potenzial. Hinzufügen könnte man (bei aller Vorsicht, ein Turnier ist ja bekanntlich nur eine Momentaufnahme) noch den leichten 4-3-Jungen Hirose (*1990) und den sehr kleinen Nishikawa (1,68 m, ebenfalls *1990).

Interessant ist auch ein Blick auf die Aussagekraft der MaeZumo-Ergebnisse, denn es erscheint doch auf den ersten Blick fraglich, inwiefern der Eindruck aus überwiegend nicht mehr als 2 bis 4 Kämpfen (der immerhin für einen Banzukeabstand von bis zu 60 Plätzen verantwortlich war) tatsächlich wesentlich sein kann.
Insgesamt betrachtet scheinen sich aber die MaeZumo-Eindrücke zu bestätigen. Unter den besten 20 Leuten befinden sich nur drei Kämpfer mit einer negativen MaeZumo-Bilanz, nämlich Komanokuni (der schwerste, der nach 2-3 ein 5-2 schaffte) sowie Daishoiwa und Mori, die beide im Gleichschritt nach einem 2-4 ein 5-2 nachlegten.
Umgekehrt haben nur drei Kämpfer mit einem guten MaeZumo-Ergebnis ein mk bekommen, nämlich Daishokai, Owada und Aonoumi, die auf ein 2-0 ein 3-4 ablieferten.
Somit scheint sich anzudeuten, dass die tradierte Form des MaeZumo tatsächlich eine gewisse Aussagekraft über das zu erwartende Einstigesniveau der jungen Rikishi hat, wahrscheinlich aber keine tieferen Aussagen über die ferneren Erfolgsaussichten der allerjüngsten und körperlich noch am wenigsten entwickelten Jungen.

Owada übrigens hat eine eigene Anekdote ganz am Rande abgeliefert, er ist der erste aus der jungen Garde, der gegen die Legende Morikawa anzutreten hatte. An Tag 15 des Natsu-Basho trafen die beiden aufeinander, und Morikawa verlor stilecht.

Nachdem das erste Turnier geschlagen war, trennten sich auf jeden Fall die Wege, die bislang (mit Ausnahme des Ausnahmetalentes Shimoda) homogene Banzukegruppe der Eingangsklasse Natsu-Basho 2006 verstreute sich auf der Banzuke für das Nagoya-Basho.

Wir werden sie weiter verfolgen...

Ginkgo
Zuletzt geändert von Ginkgo am 16. Jul 2006 00:15, insgesamt 3-mal geändert.

Ginkgo
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Nagoya-Basho, die erste differenzierte Banzuke

Beitrag von Ginkgo »

Bisher waren sie immer irgendwie zusammen, doch auf der neuen Banzuke liegen bereits Welten zwischen dem Jonokuchi-Yusho-Gewinner Sakaizawa, den es nach einer makellosen Bilanz von 9-0 bis auf Jonidan 21 W verschlug, und dem unglücklichen Sugishita, der auf eine Karrierebilanz von 0-12 blickt und der angesichts ausgebliebener Siege nun zuschauen muss, wie nahezu die komplette nächste Eingangsklasse an ihm vorbeizieht. Jk41w heißt seine neue Banzukeadresse, 297 Plätze tiefer....

Ungeschlagen sind zu Beginn des Nagoya-Basho im Prinzip nur noch zwei Rikishi, neben dem souveränen Sakaizawa auch noch der in anderen Sphären kämpfende Shimoda (der nach einem 7-0 nunmehr tatsächlich auf Makushita 01 w platziert wurde, ein einfaches 4-3 würde ihn schon in die Juryo bringen). Außerhalb des MaeZumo könnte man noch Omiyamoto erwähnen mit seinem 1-0-6, der ebenfalls noch keine echte Ringniederlage nach seiner Rückkehr aufzuweisen hat.

Wie sieht nun die Nagoya-Banzuke im Einzelnen aus:

Oberhalb der neuen Neulinge platzieren sich zwischen JK24 (Nakamatsu) und Jk34 (Suzuki) diejenigen mk-Rikishi, die aufgrund ihrer MaeZumo-Ergebnisse von niedrigeren Banzukerängen aus gestartet sind.
Jk23O ist dann die Morikawa-Linie, und sage und schreibe 42 Rikishi unserer Versuchsgruppe haben es innerhalb von nur einem Basho geschafft, an Morikawa vorbeizuziehen. Hmmmm.

Zwischen Jk12 (Daishokai) und Jk21 (Tsurunoumi) tummeln sich die mk-Rikishi, die im MaeZumo wenigstens eine ausgegelichenes oder sogar positives Ergebnis hatten. Es zeigt sich also, dass die MaeZumo-Ergebnisse bis in die zweite Banzuke hinein Wirksamkeit zeigen.

Alle kk-Rikishi finden sich in der Jonidan wieder, wobei die 4-3-Leute in der Regel zwischen Jd112 (Katagiri) und Jd129 (Kadowaki) angesiedelt werden.

Oberhalb dieser Marke findet sich eine weitere legendäre Linie, die Ichinoya-Grenze. Denn auf Jd111o finden wir den ältesten aktiven Rikishi, und tatsächlich haben es (inkl. Shimoda) 19 Rikishi geschafft, innerhalb von nur einem Basho an Ichinoya vorbeizuziehen. Traurig, aber wahr.

Die 5-2-Rikishi finden sich auf den Plätzen Jd90 (Koshimizu) bis Jd109 (Mori) gut verteilt wieder.

Und die Spitzenleute haben folgende Platzierungen erreicht:
Sakaizawa Jd21w
Shimizu Jd59w
Ikehara Jd69w
Mouri Jd70o
Kitazono Jd74o

Gerade die Spitzenleute haben es nunmehr mit ganz anderen Kalibern zu tun, und nun wird es sich eigentlich erst erweisen, über welche Qualitäten die Eingangsklasse des Natsu-Basho 2006 tatsächlich verfügt.

Ginkgo (bislang ohne jegliche Klinsi-Metaphorik oder Fußballvergleiche ausgekommen...)
Zuletzt geändert von Ginkgo am 16. Jul 2006 00:01, insgesamt 2-mal geändert.

Ginkgo
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Beitrag von Ginkgo »

Nagoya-Basho 2006, Tage 1-7, ausgewählte Kämpfe:

1. Tag:

Eine Serie hält, eine reißt: Sugishita verliert auch seinen ersten Kampf des Nagoya-Basho und steht nun in der Summe bei 0-13,
Shimoda verliert seinen allerersten Kampf.

Die Dramen des Lebens spielen sich ja meistens unbemerkt ab, deshalb einmal ein komplett unwesentlich erscheinender Kampf: Terasawa (Jk28w) gegen Masumiura (Jk28o). Terasawa hatte mit 0-5 ein erbärmliches MaeZumo, im Gegensatz zu seinem Kontrahenden, der mit 2-1 einen mittleren Banzukerang einnehmen konnte. Beide schlossen im Natsu-Basho mit 3-4 ab, und nun gelingt Terasawa ein Sieg zum 1-0. Können wir davon ausgehen, dass sein 0-5-Trauma überwunden ist?

Takagaya (Jk20o) und Ishimi (Jk20w) könnten Zwillinge sein, beide haben ihre ersten Turniere jeweils mit 2-2 und 3-4 abgeschlossen, beide sind 1,76 m groß, doch Takagaya wiegt nur 78 kg, sein Gegner stolze 118 kg. Takagaya siegt mit Yorikiri.

Auch Takedani (Jd108w) und Maeyama (Jd108o) könnten Zwillinge sein, ihre Bilanz der ersten Turniere: jeweils 2-0 und 4-3 (was sie über die ichinoya-Grenze hob, tststs). Doch Maeyama ist 10 cm größer und 40 kg leichter als sein Gegner. Takedani siegt mit Yorikiri. Size doesn´t matter, wie gerade Japaner immer gerne anführen...

2. Tag:

Zwei Serien halten: Sugihita verliert erneut (diesmal sogar gegen einen Neuling), aber Sakaizawa bleibt auch in der oberen Jonidan ungeschlagen (nunmehr 10-0).

Auch der kleine Suzuki (1,67 m, 82 kg, 2-3 + 1-6, einziger Sieg in einem regulären Basho bisher gegen ... Sugishita) verliert gegen einen Neuling, da scheint sich eine ernsthafte Morikawa-Schule gebildet zu haben...

Ichinoya gewinnt gegen einen 26 Jahre jüngeren Kämpfer, direkt im Anschluss daran gewinnt Mori gegen Daishoiwa, beide kamen durch ein 5-2 im Natsu-Basho über die Ichinoya-Linie.

3. Tag:

Kotowatanabe, der einzige 1991er unserer Versuchsgruppe, der es bisher in die Jonidan schaffte, trifft heute auf den 10 Jahre älteren erfahrenen Kakutoriki, besiegt ihn mit Oshidashi und steht nun bei 2-0.

Tokitairyu trifft als erster unserer Jungs (ok, das klang jetzt nach Klinsi, war aber nicht so gemeint) auf einen Chinesen, besiegt Haku mit Yorikiri und steht ebenfalls bei 2-0, genau wie der weiterhin ungeschlagene Sakaizawa.

Tag4:

Traditionell der Tag, an dem die Verlierer der ersten beiden Tage aufeinander treffen.

Sugishita und der kleine Suzuki verlieren erneut, aber der Meister Morikawa siegt und steht bei 1-1.

Shimoda gewinnt in der Makushita und steht ebenfalls bei 1-1.

Tag5:

Nun beginnt die alte Spreu-Weizen-Phase, wer heute oder morgen auf ein 3-0 kommt, der wird fürderhin mit schweren Gegnern konfrontiert, kann vorsichtig auf das kk schielen (und die kleinen Jungs träumen verfrüht vom Yusho...).

In der Jonokuchi schaffen heute Takemoto und Wakabayashi das 3-0, mit 1,88 m der größte unserer Jungs, der noch in der Jk verblieben ist
In der Jonidan schlagen sich die Neuen hervorragend, nicht weniger als 8 schaffen das 3-0, Taniguchi, Tochihiryu, Takedani, Tochinoshima, Kitazono, Mouri, Shimizu und Sakaizawa (inzwischen bei 12-0, immer noch ungeschlagen).

Dagegen verliert Shimoda seinen heutigen Kampf gegen den alten Haudegen Sumanofuji. Gegen dessen Karrierebilanz von 347-335-7 sieht Shimodas 8-2 wirklich ein wenig mickrig aus.

Tag 6:

Juhu, der kleine Suzuki gewinnt endlich seinen ersten Kampf, allerdings gegen Sugishita (gegen niemand anderen hat der kleine bisher gewonnen). Sugishitas Bilanz steht bei 0-16.

In der Jonokuchi gesellen sich zu den bisherigen Spitzenreitern von unserer Untersuchungsgruppe noch die Herren Omiyamoto (mit einem 3-0 nach einem 1-0-6 irgendwie immer noch so ein bisschen ungeschlagen), Kitagawa und Kotookuda, somit sind fünf von acht 3-0-Kämpfern Mitglieder der Klasse Natsu2006.

Selbst in der riesigen Jonidan sind 11 von 26 Spitzenreitern N2006er, neben den bisher genannten ab heute auch der junge Kotowatanabe, der Georgier Tochinoshin sowie Matsutani.

Mori ist der erst unserer Gruppe, der die Ehre hat, gegen Ichinoya anzutreten. Ein sehr ungleicher Kampf, denn Mori (*1989) ist 29 Jahre jünger, 11 cm größer und 25 kg schwerer als sein Gegner, dessen technische Daten mit *1960, 1,65 m, 96,9 kg angegeben werden. Ichinoya gewinnt mit Tsukiotoshi und steht bei 2-1.

Tag 7:

Omiyamoto gewinnt weiter und steht bei 4-0, während Morikawa (den ich jetzt einfach mal solange mitverfolge, wie irgendjemand der N2006er noch hinter ihm steht) verliert und nunmehr bei 1-3 steht.

In der Jonidan gewinnt der junge Kotowatanabe erneut (gegen seinen "Klassenkameraden" Tochikiryu) und hat sich mit 4-0 bereits das kk gesichert.

Gleiches gilt für den Georgier Tochinoshin und Shimizu, den am zweithöchsten in der Jonidan eingestuften Vertreter unserer Gruppe.

Shimoda steht nunmehr bei 1-3, nachdem er auch gegen den zweiten Haudegen in Folge verloren hat. Senshuyama steht nun bei einer Karrierebilanz von 409-395. Mit drei Siegen in Folge könnte Shimoda noch die Juryo schaffen, aber ob die Nerven das mitmachen?

Schaun mer mal...

Ginkgo

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Beitrag von Jakusotsu »

Grandios! Großer Beifall! :D
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Beitrag von Matitsuomi »

Nochmal Applaus :D Statistik spannend gemacht. :)

Bin ich übrigens der einzige, der bei Kotowatanabe immer "Kotowannabe" liest? ;)

Packamawashi
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Beitrag von Packamawashi »

mich interessiert jetzt Shimoda. Wie lange wird es dauern, bis er i der Juryo landet, oder gar ganz oben ?
Vielleicht reißt er noch was.
Ichinoya und Morikawa sind meine Lieblinge.
Lob an Ginko, sehr zeitaufwendig und sehr anspruchsvoll.
Bleib dran - es ist spannend
Gruß Packamawashi

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Beitrag von Ginkgo »

Shimoda hat heute gegen den hoch gehandelten Russen Wakanoho (gerade am 08.07. 18 jahre alt geworden) verloren und steht nunmehr bei 1-4.

Im Englischen Sumoforum http://www.sumoforum.net wird vermutet, dass sich Shimoda zu Beginn des Turniers verletzt hat, was seine Bilanz erklären könnte.

Was seine Zukunftschancen angeht, kann man nach so kurzer Zeit selten etwas sagen, ich habe ihn ja noch nicht einmal kämpfen sehen, aber normalerweise wäre es für ihn und sein Umfeld wohl eine Enttäuschung, wenn er niemals die Makuuchi erreichen würde.

Eine sehr schöne Liste über ehemalige Universitäts-/College-Rikishi findet man übrigens unter http://sumofanmag.com/content/lists/gakusei.htm. U. a. finden sich dort Namen wie Kotomitsuki, Miyabiyama, Dejima, Futeno, Tamanoshima und Kakizoe, ich denke, dass der gute Shimoda letztlich ungefähr diese Preisklasse als Minimalziel hat...

Auf dieser Seite gibt es auch weitere Kurzinformationen über Shimoda und einige andere aus unserer Beobachtungsgruppe, Sakaizawa (5-0 in Jd), Matsutani und Kitazono (beide 4-0 in Jd), Tokitairyu (4-1 in Jd), Ikehara, Mouri und Onoshima (alle 3-1 in Jd).
Bis auf Owada (3-2 in Jk) schlagen sich also auch die anderen Universitäts- und College-Rikishi bislang zumindest sehr gut.

Ginkgo

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Geschichte eines unerheblichen Sumokampfes irgendwo im Niema

Beitrag von Ginkgo »

Geschichte eines unerheblichen Sumokampfes irgendwo im Niemandsland der Banzuke

Wie jede Geschichte, so wurzelt auch diese unsere Geschichte in grauen Vorzeiten. Aus Gründen der Erzählökonomie lassen wir sie aber nicht ganz so weit entfernt beginnen, sondern beginnen (wo auch sonst) in der Mitte, zu einem Zeitpunkt allerdings, an dem für viele japanische Sumofans die gute alte Zeit endgültig endete, im Januar 2003.

Das Hatsu-Basho 2003 war ein Debakel für die national-japanische Sumoseele, denn nur ein einziges Yusho war an einen japanischen Sumotori gegangen, in der Jonidan-Division hatte ein gewisser Toho mit einem 7-0 gewonnen.
3 Mongolen hatten abgeräumt, der Ozeki Asashoryu hatte sein zweites Yusho in Folge gewonnen und würde demnächst zum ersten mongolischen Yokozuna befördert werden, natürlich ein Witz, da er ja nur das verletzungsbedingte Fehlen von Musashimaru, Takanohana, Chiyotaikai, Kaio, Tochiazuma und Miyabiyama ausnutzte, niemals, so waren sich viele sicher, würde aus diesem Yokozuna etwas werden. Die nicht so Blinden ahnten, dass dieser Mongole dominant werden würde, aber auch bei Fußballweltmeisterschaften verlieren die meisten Teams natürlich unglücklich, unverdient und aufgrund fragwürdigster Schiedsrichterentscheidungen, selten gewinnt einmal verdient das bessere Team.
Das Juryo-Yusho ging mit 13-2 an einen weiteren Mongolen, Asasekiryu, während die Sandamne ein gewisser Tokitenku glatt mit 7-0 gewann. Und dann diese Osteuropäer, die Makushita gewann ein muskulöser, aber technisch arm kämpfender Georgier namens Kokkai (6-1), während in der Jonokuchi ein hochaufgeschossener spindeldürrer Ex-Judoka aus Bulgarien ein 7-0 abliefert, Kotooshu genannt, gegen den auch die japanische Nachwuchs-Hoffnung Futeno keine Chance hat.

In dieser Krisenzeit entschlossen sich zwei junge Japaner, der 15-jährige Shigeru Tomita und der ein Jahr ältere Yoshihisa Miyamoto, ihr Glück im Sumo zu versuchen. Vielleicht von stolzen Eltern zum Vorstellungsgespräch begleitet, vielleicht von Scouts oder Sportlehrern ihrer Schulen angesprochen, vielleicht, um endlich die Schule verlassen zu können, vielleicht, weil Sumo irgendwie mehr versprach als eine Ausbildung in der Baubranche, was wissen wir schon.
Möglicherweise hatten sie Takanohana-Poster an ihren Wänden, vielleicht schwärmten sie aber auch für den ehrlichen, henkaverachtenden und dynamischen Sanyaku Tosanoumi, möglicherweise galt ihre Achtung aber auch dem Streetfighter Chiyotaikai, der ja eigentlich anstelle dieses Mongolen hätte befördert werden sollen.

Waren sie schließlich enttäuscht, dass sie nicht bei Kokonoe, unterkamen, dem von Chiyonofuji geleiteten Beya mit dem Vorzeigerikishi Chiyotaikai? Oder waren sie froh, dass sie überhaupt aufgenommen wurden von einem Beya, Shigeru bei Tagonoura, geleitet von dem ehemaligen Maegashira Kushimaumi, Yoshihisa beim kleinsten aller Beyas, bei Arashio?

Auf jeden Fall starteten sie im März 2003, im Haru-Basho im MaeZumo, die Ergebnisse liegen mir nicht vor, müssen aber vergleichbar gewesen sein, denn im folgende Natsu-Basho startete Shigeru, der seinen Familiennamen Tomita zum Kampfnamen nahm, von Jk25w, während Yoshihisa, der seinem Familiennamen ein "O" voransetzte und als Omiyamoto von JK24w aus seine hoffnungsfrohe Karriere startete.
Parallel zu ihrem MaeZumo konnten sie beobachten, wie dieser dürre Bulgare beim Kampf um das Jonidan-Yusho knapp geschlagen wurde, im entscheidenen Kampf unterlag er Hoshikaze, der sich das Jonidan-Yusho mit einem makellosen 7-0 holte.

Doch schon bald trennten sich ihre Wege, denn Tomita holte sich ein vielversprechendes 5-2, was ihn direkt in die Jonidan beförderte, während sich Omiyamoto nach seinem ersten verlorenen Kampf die Hand verbrannte (wir kommen darauf zurück), nicht mehr antreten konnte und somit folgerichtig als siegloser Jüngling hinter die Neulinge des Nagoya-Basho auf Jk40o eingestuft wurde. Gaaaaanz unten.
Auch ohne diese Verletzung war sein Leben jedoch hart genug, war er doch der einzige Rikishi seines Beyas (dem kleinsten eben, ein Oyakata, ein Rikishi, und der am Ende der Banzuke), echtes Training war somit nur auswärtig möglich...
Woran auch immer es lag, selbst als Jk40 lieferte er nur ein mageres 2-5 ab, doch sein Oyakata versuchte alles, weitere Rikishi an sich zu binden. Junge Japaner hatten wenig Vertrauen in ein Beya ohne echte Rikishi, und so kam der Arashio-Oyakata auf die glorreiche Idee, doch in China, in der Provinz "Innere Mongolei" nach jungen Nachwuchsringern zu suchen. Mongolei war gerade en vogue (innere, äußere, wer will da kleinlich sein), doch die jungen Chinesen hatten nicht recht Lust, einem komischen Kauz, der wegen der grassierenden SARS-Seuche ständig mit einem merkwürdigen Mundschutz herumlief, ins Land des Erzfeindes Japan zu folgen. Nach einem Monat hatte er immer noch keinen neuen Ringer gefunden, doch in der Nacht vor seiner Abreise klopfte es an der Tür seiner Unterkunft, und ein junges schmächtiges Bürschlein stellte sich als Interessent vor. Enhete Bu Xin (schöner Mongolisch-Chinesich-Mix) war sein Name, und unter dem Shikona Sokokurai sollte er im Aki-Basho im MaeZumo versuchen, Fuß zu fassen.

Währenddessen freute sich Omiyamoto möglicherweise über seinen neuen Trainingspartner, allerdings klingen die Worte seines Oyakata (ich übersetze mal frei den Bericht aus der englischen Mailingliste) nicht wirklich vielversprechend: "Dieser Omiyamoto ist keine Leuchte, er ist nicht einmal dazu in der Lage, ein Ei zu kochen. Ich muss ihm sogar sein Chanko kochen, während eines Basho hat er sich die Hand verbrannt. Dann ist er einkaufen gegangen und hat unter seinem Kimono westliche Klamotten angehabt, in denen er dann rumgelaufen ist (absolut verboten). Ich fahre ihn jetzt persönlich im Auto zum Degeiko. Aber ich denke, er hat sich geändert und ist jetzt etwas ernsthafter."
Dies wurde angesichts der Vorstellung des jungen Chinesen während des Aki-Basho der Presse mitgeteilt, zu diesem Zeitpunkt stand Omiyamoto bei 2-2. "Den letzte Kampf hätte ich gewinnen müssen", so Omiyamoto, "mein Ziel ist es, in einem Jahr in der Sandamne zu sein. ich werde deshalb meinen Namen in Aragyoshi ändern, um deutlich zu machen, dass ich jetzt ernsthafte Keiko betreiben werde."

Das Aki-Basho endete für ihn mit einem 3-4, und während Sokokurai im Kyusho-Basho das Jonokuchi-Yusho souverän mit 7-0 einfuhr, holte sich der neu benamste Aragyoshi mit 3-4 sein viertes Jonokuchi-Make-Koshi in Folge, in Sumokreisen wurde seitdem nichts mehr von ihm gehört. Gerüchte, er habe in einem Kugelfisch-Sezialitätenrestaurant ein Kochlehre begonnen, halte ich persönlich für übertrieben.

Und was macht unser Tomita inzwischen? Er ist 16 geworden, nach seinem guten 5-2-Auftakt musste er in der Jonidan nach einem 1-2-Start verletzungsbedingt aufgeben, zurück in der Jonokuchi lieferte er wieder ein 5-2 ab, was für eine gewisse Stabilität zu sprechen schien, sein erstes echtes Jonidan-Basho lieferte ein knappes 3-4, zu Beginn des Jahres 2004 war er somit wieder am Fuße der Jonidan angelangt. Von Position Jd101o zigte er ein schwaches 2-5 und zurück ging es in den tiefen Keller der Jonokuchi. Dort schaffte er ein mageres, schon nicht mehr so stabiles 4-3 (während der immer noch recht dürre Bulgare gerade die Makushita souverän mit 7-0 abmeierte), was ihn auf Jd90 hob. Während Dewaotori die Jonokuchi gewann, schaffte Tomita mit einem weiteren 4-3 den Aufstieg auf Jd64w, und konnte damit seine bis dahin höchste Platzierung verbuchen.

Es ist inzwischen Juli 2004, Tomita ist nunmehr 17 Jahre alt, ein wenig schwerer und sicherlich auch erfahrener, in kleinen Schritten hat er sich in die Mitte der Jonidan hochgearbeitet, vielleicht träumt er bereits von der Sandamne, doch das Nagoya-Basho läuft schlecht. Shiraishi zeigt, wie man mit 7-0 dominant die Jonidan-Division gewinnt, und während in der Jonokuchi ein überhaupt nicht so dünner Este namens Baruto ebenfalls ungefährdet mit 7-0 hochzieht, schafft Tomita nur ein schwaches 2-5. Kotooshu , der nur zwei Bashos vor ihm begonnen hat, gewinnt derweil mit 13-2 die Juryo....

Im Aki-Basho gewinnt Baruto die Jonidan (wir erinnern uns: mit 7-0), und Tomita erlebt einen neuen Tiefpunkt in seiner Karriere, nach zwei Niederlagen muss er verletzt aufgeben, es geht zurück in die Jonokuchi.
Zwei nicht wirklich überzeugende 4-3-Ergebnisse bringen ihn im März 2005 auf Jd84, die Mitte der Jonidan ist wieder in Sicht, da entschließt sich Tomita, inzwischen 18, einen echten Shikona anzunehmen. War es Tosanoumi, dessen Poster an seiner Wand hing? Jedenfalls wählte er den Shikona Osanoumi, der fortan für seine neue Karrriere Glück bringen sollte.

Ein 3-4 im Natsu-Basho sieht nicht nach Glück aus (Sawai gewinnt die Sandmane), das folgende 5-2 hingegen bringt ihn auf Jd77, seine zweitbeste Platzierung bisher (Wakanoho siegt parallel in der Jd). Doch wie im Vorjahr ist das Aki-Basho für ihn problematisch, nach vier Niederlagen gibt er verletzt auf, beim nächsten Turnier wieder in der Jk platziert, tritt er gar nicht erst an (Sawai gewinnt die Makushita). Und während Gagamaru die Jk und Baruto die Makushita gewinnen, im Hatsu-Basho 2006, wartet Osanoumi darauf, dass er im März zum Haru-Basho wieder ins MaeZumo einsteigen wird.

Drei Jahre ist er inzwischen dabei, viel haben ihn überholt und sind im Eiltempo an ihm vorbeigezogen, eine Menge Jungs haben aufgegeben, wenn man seine Karriere betrachtet, so hat er nicht einen Kampf gegen irgeneinen relevanten und später groß herausgekommenen Rikishi gekämpft, keine Prominenz traf er (nicht mal Morikawa), seine Kampfbilanz ist leicht negativ, 7 kk stehen 8 mk gegenüber, drei Verletzungen warfen ihn zurück, dass er jemals auch nur die Sandamne wird erreichen können, kann nicht guten Gewissens prognostiziert werden.

Der 18-jährige Osanoumi aber beschließt, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Sind es fehlende Alternativen, die ihn dazu bringen? Hat er keine Lust, als Türsteher zu enden? Ist er ein lahmer entscheidungsschwacher Sepp, dem nichts besseres einfällt? Hat er Angst, sein Gesicht zu verlieren, wenn er aufgibt? Will er die Prognose seines Vaters (Großvaters, Lehrers, großen Bruders , nervigen Nachbarn), der sein Scheitern vorhersagte, nicht bestätigen? Oder liebt er gar seinen Sport? Egal, Osanoumi gehört fortan zu den 61 (die ja zwischendurch 62 geworden sind...).

Zusammen übrigens mit Katsuaki Miyamoto aus Yamaguchi, 18 Monate jünger als Osanoumi, der genau ein Jahr nach diesem versucht, ein Beya zu finden. Möglicherweise hing ja in seinem Jugendzimmer (hatte er ein eigenes Kinderzimmer?) ein Chiyotaikai-Poster, besser wäre das, denn er schaffte, was ein Jahr zuvor Yoshihisa und Shigeru nicht vergönnt war, er heuerte beim großen Kokonoe-Beya an. Wir erinnern uns ja an seinen Namensvetter, den Miyamoto aus Tokyo, der seinen Shikona änderte, weil er ja total tierisch ernsthaft geworden war, die glückliche Fügung ließ also den Shikona Omiyamoto frei werden, und der junge Katsuaki nahm sich flugs dieses Shikona an.

Auch die Karriere dieses Omiyamotos verlief für uns Außenstehende unspektakulär, 9 Turniere schaffte er, interessanterweise hatte er 4 x kk und 4 x mk sowie (direkt in seinem ersten Turnier) ein 4-4 (welches wie ein kk für die Banzuke gewertet wurde, er stieg in die Jd auf). Ab Nagoya 2004 war er konstant im unteren Drittel der Jonidan notiert, mit der höchsten Platzierung auf Jd52o. Die üblichen Verdächtigen zogen an ihm vorbei (Dewaotori, Shiraishi, Baruto, Sawai, Wakanoho), ohne dass er wenigstens einen Verlustkampf gegen einen B-Promi aufzuweisen hätte. 4-4, 3-4, 5-2, 3-4, 4-3, 2-5, 4-3, 4-3, 2-5 lauten seine Werte, doch dann folgten (es riecht nach Verletzung): 0-0-7, 0-0-7 und der Fall aus der Banzuke.
Auch Freund Omiyamoto entschied sich für den Neubeginn, und so komplettieren die beiden Os die Gruppe der 61 (62).

Beide schafften im MaeZumo ein nüchternes 2-1, beide landeten damit im Natsu-Basho 2006 auf Jk20 und trafen somit im ersten Kampf aufeinander, den Omiyamoto mit Katasukashi gewann. Dieser Kampf sorgte dafür, dass Osanoumi letztlich nur mit einem 3-4 abschloss (trotzdem gings auf Jk17), während Omiyamoto keinen weiteren Kampf mehr ablegte, sondern nach einem 1-0-6 ("im Felde ungeschlagen") auf Jk31 abgestuft wurde. was genau passiert war, wird noch untersucht, man munkelt, der Hilfskoch Yoshikisa M. aus Tokyo habe ihm ein selbstgestaltetes Fugu-Gericht kredenzt, dessen Verzehr die gute Omi gerade so eben überlebte. Gerüchte eben.

Und nun in Nagoya ein ganz neues Gefühl. Zum ersten Male startet Omiyamoto mit einem 4-0 durch und trifft am 10. Tag auf den mit einem 3-1 gleichfalls nicht schlecht aus den Startlöchern gekommenen Osanoumi. Omiyamoto siegt mit Sukuinage und ist weiter im Rennen um das Jk-Yusho (nur Kollege Kitagawa, ebenfalls einer der 61, steht auch bei 5-0). Omiyamoto auf Yushokurs, unfassbar eigentlich. Osanoumi benötigt einen weiteren Sieg, um wieder in die Jonidan aufsteigen zu können.

Und zum Abschluss, diesmal nicht übersetzt, ein Kommentar, erneut aus der Englischen Mailingliste:
The Jonidan yusho competition could be interesting, what with there being three Kasugano-beya rikishi still unbeaten. And I'm quite mad with myself about my Jonokuchi PTYW pick...I was this close to picking Omiyamoto, but in the end I went with the "safe" pick (highest-ranked shin-deshi). And nobody else picked Omiyamoto either...that could have been so brilliant on my part, but alas...

(PTYW= Spiel, bei dem man jeweils den Yusho-Gewinner aller Divisionen tippen soll).

Wenn solche Fachleute tippen, schweigt betreten

Ginkgo

Profomisakari
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Bravo

Beitrag von Profomisakari »

Bravo, Ginkgo!

Exzellent recherchiert, immer den Bezug auf die, die jeder kennen dürfte.
Und die Erzählweise - ich sollte noch einmal auf die nordsulawesische Stubenfliege verweisen, auch wenn es die laut Kana-san gar nicht gibt (oder gerade weil ...)

Also nochmal danke für die Story!

Profomisakari

Fugu
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Beitrag von Fugu »

"Stehende Ovationen" für diesen hervorragenden Beitrag auch von mir. Dieser hat mir sehr gut gefallen (die voranstehenden Beiträge fand ich auch schon klasse). Interessant und sehr gut zu lesen. Vielen Dank dafür und die viele Zeit, die Du hierfür investiert hast.

Ginkgo
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Ich kann auch kurz...

Beitrag von Ginkgo »

Kurzer Zwischenstand der 62 nach Tag 11 Nagoya Basho 2006 (Auswahl):


Makushita:
Shimoda hat seine Bilanz auf 2-4 ein wenig verbessert.

Jonidan (heute nur die Erfolgsmeldungen):
6-0 Matsutani, Kitazono, Taniguchi
5-0 Sakaizawa (tritt morgen gegen den einzigen anderen 5-0 Rikishi Asahibenten, *1975, an, der nicht zu unserer Beibachtungsgruppe zählt)
5-1 Mouri, Tochinoshin (Georgier), Tochinoshima, Katagiri, Tokitairyu,
4-1 Ryuden, Tochihiryu, Takedani, Shimizu, Kotowatanabe (der einzige 91er Aufsteiger)
3-2 u. a. Ichinoya
Morgen u.a. auch: Ryuden- Kotowatanabe &Tochihiryu-Takedani

Jonokuchi:
Sugishita: 0-6
Omiyamoto: 6-0
Osanoumi: 3-3
Suzuki: 2-3
Morikawa: 1-4
Morgen u.a.: Morikawa & Suzuki

Ginkgo

Ginkgo
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Beitrag von Ginkgo »

Zitat im Original vom heutigen Tage aus der grandiosen Rubrik "Lower division results" im Honbosho Talk des Internationalen Sumoforums, bestückt & kommentiert wie immer von Doitsuyama:

"Sakaizawa won against makushita-level Asahibenten to guarantuee that the jonidan yusho will go to a rikishi with hatsu-dohyo in Haru 2006 as all four undefeated jonidan rikishi are from this class."

Dazu noch folgende Ergebnisse:

Der kleine Suzuki steht in der Jk nun bei 3-3 mit Chancen auf ein kk, ganz im Gegensatz zu Freund Morikawa (der übrigens einen eigenen Fanclub hat), der auf 1-5 steht.

Kotowatanabe, der einzige 91er, der bislang in der Jonidan mitspielt (*01/91), verlor gegen seinen Klassenkameraden Ryuden, der allerdings nur zwei Monate älter ist (*11/1990). Der "wanna-be" steht nun bei 4-2, Ryuden bei hervorragenden 5-1.
Ebenfalls auf 5-1 stehen ab heute Takedani, Ikehara und Shimizu, daneben bereits seit gestern Mouri, Tochinoshin, Tochinoshima, Katagiri und Tokitairyu.
Somit für die Spitzenleute bislang 4 x 6-0 und 8 x 5-1, wobei die Niederlagen dieser 8 gegen Klassenkameraden erfolgten.

Hirose (Jd114w, *04/1990, 1,77m, 88kg) erreichte heute kk (4-2) und ist der erste aus unserer Klasse, der gegen Ichinoya gewann (3-3, also ebenfalls noch eine Chance auf ein kk ).

Und hier die vier Jungs, die um den Jonidan-Titel kämpfen und sich gegenseitig an den letzten Tagen begegnen werden:

Sakaizawa, Jd21w, Mihogaseki-Beya (dort u. a. Baruto und Satoyama, geleitet vom ehemaligen Ozeki Masuiyama), *04/1983, 1,87m, 161kg, bisherige Bilanz 2-0, 7-0, 6-0, makellos

Kitazono, Jd74o, Oguruma-Beya (u. a. Yoshikaze, Takekaze und Wakatoba), *04/1983, 1,83m, 170 kg, bisherige Bilanz 2-2, 6-1, 6-0, verloren im MaeZumo gegen Mouri und Ikehara (beide derzeit 5-1 in der Jd), sowie im Natsu Basho erneut gegen Mouri

Matsutani, Jd90w, Matsugane-Beya (u. a. Harunoyama), *02/1984, 1,77m, 123kg, bisherige Bilanz 2-0, 5-2, 6-0, verloren im Natsu Basho gegen Sakaizawa und gegen den Georgier Tochinoshin (derzeit 5-1 in der Jd)

Taniguchi, Jd124w, Hakkaku-Beya (u. a. Hokutoriki, Kaiho, Hokutoiwa und Kambayashi), *05/1987, 1,88m, 127kg, bisherige Bilanz 2-3, 4-3, 6-0, sicher die Überraschung und der Außenseiter dieser Gruppe, verlor im MaeZumo gegen starke Leute, Takedani und Ryuden (beide derzeit 5-1 in der Jd) und den Mongolen Torugawa (3-3 in Jd), beim Natsu Basho gegen schwächere, nämlich Takemoto (4-2 in Jk!), Daishoiwa und Onoshima (beide 3-3 in Jd)

Die ersten drei waren erfolgreiche High-School- und College-Rikishi, wobei damals Matsutani die größten Erfolge hatte, und auch Kitazono etwas besser abschnitt als Sakaizawa.

Morgen treffen Taniguchi und Matsutani aufeinander, sowie Kitazono und Sakaizawa, außerdem die 5-1-Leute Ikehara und Shimizu (die eigentlich von ähnlichem Kaliber sind, Ikehara 2-1, 6-1, 5-1, Shimizu 2-0, 6-1, 5-1).

Ginkgo

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Vor Senshuraku

Beitrag von Ginkgo »

- Shimoda (2-4 auf MS01w) wird morgen erstmalig besuchsweise in der Juryo kämpfen, und zwar gegen Harunoyama (4-10 auf J13o).

- Kettei-sen zwischen Matsutani und Sakaizawa um das Jonidan Yusho.

- Osanoumi (der zweite Rückkehrer neben dem Jk-Yusho-Gewinner Omiyamoto, deren Geschichten ich so ellenlang aufgelistet habe) hat gestern sein 4-3 erreicht und wird in die Jonidan aufsteigen.

- Sugishita bleibt zum zweiten Male hintereinander ohne Sieg, diesmal teilt er sein Leid allerdings mit einem nicht zur Klasse gehörenden "Absteiger" (= letztes Mal noch Jd) namens Masuamami. Sugishitas bisherige verheerende Bilanz: 0-5, 0-7, 0-7, ich bin gespannt, ob er überhaupt weitermachen wird. Falls ja, startet er wahrscheinlich zum Auftakt eben gegen die Mutter des Masupilami (ok, der war albern und zudem ein Verstoß gegen Grundregel 5, niemals Witze über Namen...).

- Ähnlich schwach scheint Kotoyamaguchi (2-1, 1-6, 1-6), der heute gar gegen Morikawa (damit 2-5) verlor. Die Morikawa-Linie sollte trotzdem weiter sinken....

- der kleine Suzuki (1,67m, 82kg) zeigt hingegen einen dezenten Aufwärtstrend: 2-3, 1-6, 3-4.

- Die imaginäre Ichinoya-Linie (so benannt nach dem ältesten aktiven Rikishi Ichinoya, *1960, 1,65m, 96,9kg) wird sich von Jd111o weiter nach oben verschieben, da dieser bereits gestern sein 4-3 errichte.

- Ebenfalls bereits sicher ein kk haben der jüngste aktive Rikishi, Kotookuda (4-2 in Jk, damit beim Aki Basho Jd) und der derzeit jüngste Rikishi der Jonidan, Kotowatanabe (auch 4-2). Beide kämpfen somit morgen um ein 5-2, was in diesen Regionen natürlich einen großen Banzuke-Schritt nach vorne bedeuten würde.

Vorläufige Bilanz 62 Nagoya-Basho 2006:

- 2 Yushos (Jd & Jk)

- Makushita 0 kk, 1 mk
- Jonidan 22 kk, 9 mk
- Jonokuchi 18 kk, 9 mk
- im Nagoya Basho nicht angetreten: 2 (Kotokaira, Higuchi)
- bereits früher intai: 1 (Mishima)

Eine genauere Aufschlüsselung erfolgt nach Senshuraku.

Ginkgo

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Beitrag von Ginkgo »

Sugishita (Jk37E), der aktuell erfolgloseste Rikishi im professionellen Sumo, schaffte im ersten Kampf seines dritten Basho nach zweimal 0-7 seinen ersten Erfolg - und dies ganz stilecht, da sein Gegner Kuramochi (Jk37W) gar nicht erst antrat.
Damit liegt er nunmehr mit einer Zwischenbilanz von 1-0 zumindest für ein bis zwei Tage vor dem Großmeister der Erfolglosigkeit, Morikawa (Jk29E), welchselbiger direkt seinen ersten Kampf verlor und folgerichtig bei 0-1 steht.

Am anderen Ende der Banzuke (na ja, nicht ganz am anderen Ende, aber bezogen auf unsere Beobachtungsgruppe zumindest am anderen Ende der Karriereplanung) haben die führenden "Klassenkameraden" erfolgreich begonnen. Shimoda (Ms12W) scheint nach seiner Verletzung gut erholt und liegt ebenso bei 1-0 wie Sakaizawa, der von ganz unten mit Hilfe zweier 7-0-Ergebnisse inszwischen bis auf Sd27W durchstartete.

Ginkgo[/b]

Asashosakari
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Beitrag von Asashosakari »

Ginkgo hat geschrieben:Damit liegt er nunmehr mit einer Zwischenbilanz von 1-0 zumindest für ein bis zwei Tage vor dem Großmeister der Erfolglosigkeit, Morikawa (Jk29E), welchselbiger direkt seinen ersten Kampf verlor und folgerichtig bei 0-1 steht.
Morikawas Bezwinger war übrigens Daikosei, geboren Maekawa, der seine eigene Karriere mit 1-34 in den ersten fünf Turnieren begonnen hatte... Konsequenterweise ist Daikosei auch der derzeit erfolgloseste aktive Rikishi (gemessen an der Win%) unter denen, die schon mindestens ein Jahr dabei sind, mit einem Gesamtrekord von 12-66 bzw. 15,4%. Mal schauen, wie lange er sich darüber freuen kann, mehr Siege als Niederlagen in diesem Basho zu haben. 8)

Ach ja, Morikawa selber ist dank seiner Serie von 2-5'er Resultaten nur noch der drittschlechteste Aktive, mit derzeit 19.3% (25-106-3). Dazwischen findet sich dann noch Ishii mit 17.2% (17-82). Sugishita wird sich da wohl bei genügend Ausdauer auch bald einreihen.

Matitsuomi
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Beitrag von Matitsuomi »

Und mit Sakaizawa haben "wir", getreu dem Motto Alter vor Schönheit, nun "unseren" ersten Juryo. Wird er seinen Marsch fortsetzen?

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