Tsubame hat geschrieben:... Deine Meinung zu diesem Thema verstehe ich schon...
Dein Verständnis ist in der Tat sehr anerkennenswert (nämlich als Ausdruck von Toleranz anderer Standpunkte). Denn meine Äußerungen werden von vielen Usern hier im Forum nicht so fair beurteilt (allerdings auch erst seit kurzem). In Japan kommt ein solcher Standpunkt, wie der meinige, aber durchaus vor.
Doch nun zu deinen Fragen. Ganz nebenbei sagte ich in obigen Beiträgen nicht, durch weniger Mongolen (oder Ausländer überhaupt) begänne die Gesundung des Sumo, sondern die des japanischen Sumo. Beweise kann ich hierfür nicht angeben, jedoch Indizien, die für jeden nachvollziehbar sind und die ich größtenteils in meinen früheren Beiträgen schon darlegte.
Der größte Beleg ist der Schwund der Anzahl der Sumotori (ich vergleiche dabei die Zahlen der 90er Jahre mit den heutigen, denn nach dem Krieg in den 50ern mag es sich so verhalten haben, wie Tsunamiko es schildert). Den Höchststand findet man dann für das Natsu-Basho 1994 mit 943 Rikishi (wobei die 90er bei aller Fluktuation der Sumotori meist über 900 Kämpfer aufweisen). Den Tiefpunkt dann im Haru-Basho 2013 mit 605.
Der zweitgrößte Beleg ist die Zuschauer-Resonanz. Genaue Zuschauer-Zahlen kann ich nicht vorlegen. Hier gehe ich vom visuellen Eindruck aus, den ich subjektiv von den Turnieren per Bildschirm habe (ich verfolge Sumo seit dem Pariser Turnier 1995 und den anschließenden Eurosport-Übertragungen 1996). Normalerweise sollten doch die Zuschauer-Zahlen steigen, wenn man bedenkt, daß der beste Rikishi seit Yokozuna Tanikaze oder Ozeki Raiden Tameemon oder aber Ozeki Kashiwado Risuke derzeit im japanischen Sumo zu sehen ist. Ich führe diesen Schwund des Interesses (den ich subjektiv feststellte) auf die dominante Stellung der Mongolen im japanischen Sumo zurück. Und diese Dominanz wird niemand leugnen können. Jedoch ist sie gegenwärtig deutlich im Rückgang begriffen. Die meisten Mongolen wurden im Jahr 2001 rekrutiert (nämlich 14). In den unmittelbaren Jahren davor und danach lagen sie ebenfalls hoch: im Jahr 2000 waren es 8, in den Jahren 2002 und 2003 jeweils 4. Von diesen Rikishi kämpften sich etliche in den folgenden Jahren bis an die Spitze. Ab 2009 erstmals mit 10 Rikishi gleichzeitig in Makuuchi. 2017 dann letztmalig mit 10 Rikishi gleichzeitig in der obersten Klasse.
Von den zur Zeit 22 Mongolen im japanischen Sumo werden demnächst 10 aus Altersgründen ihr Intai erklären. Ebenso die anderen Ausländer. Auch diese sind meist über 30 Jahre alt. Wir werden für das nächste Jahrzehnt einen japanischen Sumo erleben, mit drastisch gesunkener Ausländer-Zahl (denn auch Mongolen rücken derweil nur spärlich nach). Ob die Zahl der Sumotori dann wieder steigt, durch ein gewachsenes Interesse bei den Japanern, wird die Zukunft zeigen. Gegenwärtig sind es 683 Rikishi (also etwas mehr als in den letzten Jahren). Die Leistungsstärke hingegen wird sicherlich sinken (einen Hakuho zu ersetzen ist nicht leicht möglich). Vielleicht wird es erst einmal eine Yokozuna-freie Zeit geben, wie schon 1992/93 oder 1931/32.
Abgesehen von der Leistungsstärke des japanischen Sumo, ist aber der kultische Zweck in Japan von außerordentlicher Bedeutung. Und ich gehe nicht davon ab, daß dieser Zweck religiös geprägt ist. Die rituellen Handlungen, beispielsweise für gefallene Krieger, nehme ich ausländischen Rikishi einfach nicht ab. Das können nur Japaner. Und hierin liegt dann die von mir angesprochene Gesundung.