Frau Kaio spricht

Wissenswertes zum Thema Ozumo

Moderator: tsunamiko

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Jakusotsu
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Frau Kaio spricht

Beitrag von Jakusotsu »

Ozeki Kaio ist seit 1999 mit Mitsuko, ehemals Nishiwake, verheiratet. Seine Frau ist fünf Jahre älter als er und war professionelle Ringerin, weshalb man dem Ozeki gerne ein Dasein unter dem Pantoffel nachsagt. Kürzlich führte ein Magazin ein Interview mit Frau Kaio, und hier sind einige Auszüge daraus, welche Madorosumaru freundlicherweise fürs englische Forum übersetzt hat.

Kaio hatte 11 Siege in Serie und sogar eine Chance aufs Yusho in seiner Heimatstadt Fukuoka. Stimmt es, dass Sie ihn aufmerksam am Fernseher beobachtet haben?

Wir haben uns gewundert, was in ihn gefahren ist. Ich glaube selbst er weiß nicht, wie er sich so gut halten konnte. (lacht) Ich sagte ihm später, "Danke, dass Du uns einen wunderbaren Traum beschert hast, egal wie kurz er war."

Normalerweise suchen Sie nicht die Arbeitsstelle Ihres Gatten auf, aber einmal waren Sie beim Kyushu Basho.

Ja, 2004, als er das Tsunatori verpasst hat. Ich wollte die Reaktion der Fans erleben. Als ich die "Kaio" Rufe vor dem Kampf hörte, lief es mir kalt den Rücken runter. Dann besiegte er Asashoryu, und mir kamen die Tränen. Ich war völlig zufrieden damit, nur diesen einen Kampf gesehen zu haben. Dieser Moment wird mir immer vor Augen bleiben.

Sie haben 1999 geheiratet. Bis dahin hatte es Kaio nie zum Ozeki geschafft, aber er gewann sein erstes Yusho im darauffolgenden Mai und erhielt die Beförderung im Juli. Es muss wohl an Ihrer Gegenwart und Mitwirkung gelegen haben.

Nein, nein. Ich hatte nur Glück, ihn zu dieser Zeit geheiratet zu haben.

Sie genießen den Ruf einer starken Frau mit einem Ozeki als folgsamen Ehemann.

In Wahrheit ist das nicht so. Er ist ein Mann aus Kyushu mit einem starken Willen. Ich werde ständig von ihm herumkommandiert. (lacht)

Sie sind nun 12 Jahre verheiratet.

Sein Rücken, seine Schultern, seine Beine . . . Unser Dasein besteht vorwiegend aus Behandlungen und Reha. Wenn wir in den letzten paar Jahren mal einen Ausflug zusammen machten, dann war es ins Krankenhaus oder in die Klinik. (lacht) Während des letzten Basho ging er jede Nacht in Behandlung. Er kam nach seinen Kämpfen nach Hause, und wenn er mit dem Abendessen ferig war, konnte er nichtmal mehr aufstehen. Manchmal sagte ich, "Warum bleibst Du nicht einfach zuhause und ruhst Dich heute Nacht aus?" Aber er bestand darauf zu gehen. Er war dann 2 bis 3 Stunden in Behandlung und kam um Mitternacht wieder heim. Er sagte ohne diese Behandlungen wäre sein Körper steif wie ein Brett.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie ihn so sehen?

Manchmal bedauere ich ihn sehr. "Warum muss er sich das alles antun?" Es gibt keine normale Erklärung. Es ist wohl, wie wenn der Bergsteiger sagt: "Weil er da ist." Für den Ozeki ist es, weil "der Dohyo da ist."

Es ist Ihre Aufgabe, ihn zum Keiko und ins Krankenhaus zu fahren. Sie fahren ihn sogar nach Osaka und Nagoya, weil er die Zugfahrt nicht aushalten würde.

Mein Leben dreht sich um den Körper des Ozeki. Ich wache morgens mit dem Gedanken auf: "Wie ist sein körperlicher Zustand heute?" Alles hängt davon ab. Wo er sein Nickerchen macht, seine Schlafposition . . . all das hat Einfluss auf seinen Rücken. Ich weiß schon nicht mehr, wie oft wir die Matratze gewechselt haben. Irgendwo muss es einen Stapel davon geben. (lacht) Es hat sich gezeigt, dass ein dünner Futon das beste für ihn ist. Außerdem kann er nicht lange ohne Schmerzen laufen, weshalb wir selten ausgehen. Es scheint fast so, als wäre sein einziges Hobby die "Reha", und mein Hobby ist "Kaio". (lacht)

Die Fans standen immer voll und ganz hinter dem Ozeki.

Sobald es um Sumo geht, sehe ich ihn nicht als meinen Ehemann. Auf dem Dohyo ist er "Kaio-zeki" - jemand völlig anderes. Früher dachte ich, "Ich muss ihn zu diesem oder jenem bewegen." Aber heutzutage ist es eher: "Wie kann ich ihm behilflich sein." Sie denken vielleicht, ich sage das jetzt nur so, aber ich empfinde wirklich, dass er mir nicht allein gehört, und dass ich es mir niemals verzeihen könnte, falls ihm irgendwas zustößt.

Die Fans wollen, dass er so lange wie möglich weiter macht.

Ich glaube nicht, dass er selber momentan weiß, wann er aufhören sollte. (lacht)

Ich erinnere mich an ein Interview kurz nach Ihrer Hochzeit, und Sie sagten mir, dass Kaio-zeki Ihnen den Antrag gemacht hat mit den Worten: "Ich werde mich ein Leben lang um Dich kümmern, also würde es mich freuen, wenn Du mir Dein Leben widmest."
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Schnappamawashi
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Re: Frau Kaio spricht

Beitrag von Schnappamawashi »

Holla, da scheint Kaio doch ganz schön angeschlagen zu sein. Nach diesem Interview scheint es ja reines Glück zu sein, dass kaio noch aktiv ist. Jede nacht in Behandlung und kaum laufen können, das ist für einen Ozeki doch sehr ungewöhnlich. Natürlich muss man für seinen Job alles geben, aber Kaio könnte nach seinem Intai eine wichtige Rolle im Sumo behalten. Also was treibt ihn an, weiter zu machen? Ist es nur die Unterstützung seiner vielen Fans?

Jakusotsu danke ich für den Bericht - da kann man doch mehr inter die Kulissen schauen als sonst

Gruß
Schnappamawashi
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Manatsumai
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Re: Frau Kaio spricht

Beitrag von Manatsumai »

Schnappamawashi hat geschrieben:Also was treibt ihn an, weiter zu machen? Ist es nur die Unterstützung seiner vielen Fans?
Die Frage wurde von Frau Kaio doch eindeutig beantwortet:
Manchmal bedauere ich ihn sehr. "Warum muss er sich das alles antun?" Es gibt keine normale Erklärung. Es ist wohl, wie wenn der Bergsteiger sagt: "Weil er da ist." Für den Ozeki ist es, weil "der Dohyo da ist."
Solange er Ozeki ist, macht er weiter. Ich finde das einleuchtend. :mrgreen:

Die Schmerzen hat er seit Jahren - die sind kein Argument für einen Rücktritt. :roll:
Schnappamawashi hat geschrieben: Jakusotsu danke ich für den Bericht -
ja, danke. Es hat großen Spaß gemacht, das zu lesen. :applaus
Klingt so, als würden Herr und Frau Kaio prima zusammenpassen und sich prächtig ergänzen. Schön. :D

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Jakusotsu
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Trauer um einen wahren Fan

Beitrag von Jakusotsu »

Eine weitere Meldung aus Kaios Dunstkreis:

Letzte Woche ist ein ganz besonderer Fan von Kaio verstorben, nämlich ein 81jähriger Automechaniker aus seiner Heimatstadt Nogota, der seit 1993 regelmäßig ein leuchtendes Spektakel für Kaio am Ufer des Ongagawa veranstaltete: zwei Feuerwerke für jeden Honbasho Sieg von Kaio, fünf für jedes Kachi-koshi, und zehn für jedes Yusho. Dabei ließ er sich auch von Wind und Wetter nicht abhalten, so dass die Nachbarn stets über Kaios Abschneiden im Basho informiert waren.

http://mdn.mainichi.jp/mdnnews/news/201 ... 9000c.html
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