Adventskalender

Wissenswertes zum Thema Ozumo

Moderator: tsunamiko

Antworten
Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Adventskalender

Beitrag von Watashi »

Liebe Kinder,

es sind noch 24 Tage bis Weihnachten und um uns die Wartezeit zu verkürzen und vielleicht auch die harte Zeit zwischen zwei basho etwas aufzupeppen, präsentiere ich hiermit den von mir erfundenen Sumoforum-Adventskalender. Ich werde euch jeden Tag ein mehr oder weniger langes, mehr oder weniger interessantes Posting präsentieren, dass meistens direkt, aber vielleicht auch einmal etwas weiter entfernt mit Sumo zu tun hat.
Zum Teil habe ich noch ein paar Artikel, für die in den letzten Wochen die Zeit gefehlt hat, die aber vielleicht noch jemanden interessieren. Außerdem plane ich persönliche Erfahrungsberichte ("Watashi beim basho") oder Hintergrundinfos, die ich irgendwo aufgeschnappt habe. Nicht alles wird für jeden gleich interessant sein, einige Sachen werden einigen sicherlich auch bekannt sein, aber es gibt immer einen, den es interessiert (hoffe ich zumindest). Ansonsten braucht ihr meine Ergüsse ja nicht zu lesen...

Und dann habe ich noch eine Bitte: Ich suche Gastschreiber für die letzten beiden Tage, also den 23.12. und den 24.12., weil ich am 23.12. um 3.45 mit dem Flugzeug in die Wärme fliege (oder wie Kana-san mal sagte: mich auf eine "einschlägige Urlaubsinsel" zurückziehe). Da habe ich nur sporadisch Internetzugang, wenn überhaupt.
Deshalb fände ich es schön, wenn jemand die Vertretung übernimmt. Einfach was zum Sumo schreiben, was ihr schon immer mal loswerden woltet. Oder erzählt wie es euch beim basho ergangen ist oder berichtet von einem Besuch bei einem heya, da kann ich nämlich nicht viel drüber sagen. Stellt euer bevorzugtes Chanko-Restaurant vor oder beleuchtet die Karriere eures Lieblings-rikishi oder eines vielversprechenden Aufsteigers. Also irgendwelche Freiwilligen? Ich nehme auch Bewerbungen für andere Tage an, wenn einer will, das ist kein Ego-Trip von mir... (Wenn sich keiner meldet, schreibe ich auch noch zwei Berichte mehr und bräuchte dann jemanden, der sie für mich ins Netz stellt.)

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

1.
Die Strafen der Nihon Sumō Kyōkai

In den letzen Monaten gab es ja nicht nur eine Reihe von Skandalen, sondern damit zusammenhängend auch eine Reihe von mehr oder weniger umstrittenen Strafen für die Beteiligten. Deshalb wurde von einiger Zeit auch einmal eine Übersicht über die Strafen, die die Nihon Sumō Kyōkai so verhängen kann, in den Zeitungen aufgeführt.
Gemäß ihrer Regelungen kann die Kyōkai ihren Mitgliedern wie rikishi und oyakata Strafen auferlegen. Die folgenden Strafen werden offiziell von der riji-kai (dem Vorstand) beschlossen (vom leichtesten bis zum schwerwiegendsten):

1. 譴責 kenseki – Rüge
2. 給与減額 kyōyo gengaku – Gehaltskürzung (wie die riji sie sich selbst verordnet haben)
3. 出場停止 shutsujō teishi – Suspendierung, die wenige Tage oder mehrere basho umfassen kann (s. Asashōryū, Kyokutenhō oder auch Rōhō)
4. 番付降下 banzuke kōka – Degradierung auf der banzuke {*1}
5. 解雇 kaiko – Entlassung (wie vom ehemaligen Tokitsukaze oyakata vorgemacht) {*2}

*1: Die oyakata sind vom riji bis zum einfachen toshiyori in sechs Stufen eingeteilt. Eine Abstufung innerhalb dieser Hierarchie entspricht der Degradierung auf der banzuke für rikishi.
*2: Der Ausschluss ist endgültig, aber es gibt keine Regelung über Entschädigungszahlungen.

Außerdem gibt es die Möglichkeit eines
除名 jomei – Ausschlusses
bei wiederholten Verstößen gegen Warnungen der Kyōkai. Dazu wären drei Viertel der Stimmen aller toshiyori-Halter (glaube ich), Yokozuna und Ōzeki notwendig. Eine Entschädigungszahlung gäbe es nicht, aber es ist so wohl auch noch nicht vorgekommen.

Asashōryūs Hausarrest oder die mündliche Ermahnung an Baruto nach seinem mage- und yukata-losen Auftritt im Sommer sind offenbar keine offiziellen Strafen, die in den Bestimmungen der Kyōkai vorgesehen wären. Aber der Kreativität sind da wohl keine Grenzen gesetzt. (Quelle: Mainichi Shimbun, 5.10.2007, Morgenausgabe für Tōkyō)

Benutzeravatar
Ganryu
2 Tipspiel Yusho
2 Tipspiel Yusho
Beiträge: 765
Registriert: 16. Sep 2005 21:23

Re: Adventskalender

Beitrag von Ganryu »

Watashi hat geschrieben:Liebe Kinder,

Und dann habe ich noch eine Bitte: Ich suche Gastschreiber für die letzten beiden Tage, also den 23.12. und den 24.12.
Einfach was zum Sumo schreiben, was ihr schon immer mal loswerden woltet.
Liebe Mutti,

ich bin kein großer Weihnachtsfeier-Feierer, deshalb könnte ich - rein zeitlich gesehen - die beiden letzten Türchen Deines Kalenders verbal ausmalen bzw. öffnen.

Wesentliche Beiträge zum Thema Sumo abzuliefern ist meine Sache nicht - sumotechnisch gesehen bin ich nicht mehr als ein begeisterter Amateur und kann wohl niemandem etwas Neues erzählen. Ich könnte also, wie Du schon oben befürchtet hast, nur etwas schreiben, was ich schon immer mal zum Thema Sumo und Sumospiele loswerden wollte.

Ich weiß nicht, ob das jemand lesen will, aber anbieten kann ich es ja mal, damit das nicht der einzige Atzventzkalender mit 22 Türchen wird . . . :roll:

Kana-san

PS:
Merke: Im Ruhrgebiet schreibt man Atzventzkalender mit zwei "tz"!

PPS:
Auf Nachfrage muß ich hier ergänzen: Es stimmt, Atzventzkrantz schreibt man mit DREI "tz".

Benutzeravatar
Holleshoryu
Beiträge: 214
Registriert: 28. Aug 2005 15:43
Lieblingsrikishi: Harumafuji,Asashoryu
Wohnort: Bremen

Beitrag von Holleshoryu »

... atzventzkrantzkertze mit deren 4 ...

Wamahada
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 478
Registriert: 7. Sep 2007 13:39
Lieblingsrikishi: Asashoryu
Wohnort: Horst (Holst.)

Beitrag von Wamahada »

... und Atzventzkrantzkertzenglantz mit 5 "tz"...

Wamahada

Benutzeravatar
Ganryu
2 Tipspiel Yusho
2 Tipspiel Yusho
Beiträge: 765
Registriert: 16. Sep 2005 21:23

Beitrag von Ganryu »

Ich sehe schon, Ihr kennt Euch aus. Da wißt Ihr sicher auch, welches das meistgebrauchte Wort im Ruhrpott ist? - Vietnam.

(Beispiel: "Hömma, Alder, kannze ma sagen, Vietnam Stadion geht?")

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

2.250 Jahre banzuke – ein virtueller Gang durchs Sumo-Museum

Der Kokugikan ist nicht nur während des basho einen Besuch wert, sondern für den geneigten Sumo-Fan auch dazwischen durchaus interessant. Das beruht nicht nur darauf, dass es dort immer einen Souvenirstand gibt, bei dem es die grundlegende Ausstattung für den kleinen Sumo-Anhänger gibt, sondern auch am Sumo-Museum.
Dieses kleine Museum umfasst zwar nur einen Raum, aber durch mehrfach im Jahr wechselnde Ausstellungen kann man immer wieder neue Entdeckungen machen. Während der Tōkyō basho kann man es nur mit Eintrittskarte besuchen, aber außerhalb der basho ist der Eintritt kostenlos, man sollte sich nur vorher über die Ruhetage informieren (Wochenenden, Feiertage…) und zwar hier. Links noch der November, rechts der Dezember (also Monat 11 und Monat 12, die Zahlen kann man ja auch ohne Japanisch lesen). Immer, wenn Kanji in einen Tag eingetragen sind, ist das Museum geschlossen, bei ** braucht man eine Eintrittskarte.

Im Moment gibt es im Sumo-Museum eine Ausstellung zum Thema „250 Jahre banzuke“, weil die banzuke in ihrer heutigen Form vor 250 Jahren entstanden ist. Dabei sind Ausstellungsstücke wie die älteste banzuke des Edo-Sumo oder eine banzuke aus der Meiji-Zeit (1868-1912), auf der ausländische Ringer als special guests aufgeführt sind. Das ist die erste Ausstellung über die banzuke in der Geschichte des Museums.
Bis ins Jahr 1757 wurden Ostseite und Westseite auf zwei getrennten Blättern veröffentlicht. Damit wird die Einblatt-banzuke dieses Jahr 250. Der Grund der Erneuerung vor 250 Jahren war die Überlegung, dass es einfacher zu überblicken ist, wenn alle rikishi unabhängig von Ost und West auf einem Blatt auftauchen.
Damals war der höchste Rang auf der banzuke noch der ōzeki, ab Meiji 23 (1890) taucht jedoch erstmals ein yokozuna auf der banzuke auf. Shōwa 35 (1960) wurden dann die Namen der gyōji hinzugefügt und so entwickelte sich über die Zeit der Inhalt der banzuke.
In der Ausstellung gibt es neben der historischen Entwicklung auch interessante und witzige Episoden rund um die banzuke und Hintergrundgeschichten. Beispielsweise traten während der Meiji-Zeit beim Kyōto-Sumō Ringer aus Europa und Amerika als besondere Teilnehmer eines Sonderturniers an.
Auch die Geschichte der banzuke-Herausgeber wird nachgezeichnet. Ursprünglich lag das Monopol für banzuke beim Herausgeber „Mikawaya“, zum Ende der Taishō-Zeit (1912-1925) ging es aber auf den Vorgänger der heutigen Nihon Sumō Kyōkai über. Seitdem wird die banzuke von einem gyōji erstellt und die gyōji müssen sich verstärkt in Kalligraphie üben.
Quelle: Mainichi Shimbun

Fotos der wichtigsten Ausstellungsstücke bietet die die Homepage des Museums:
Von oben nach unten sind das
- die erste Einblatt-banzuke des Edo-Sumō von Oktober 1757
- banzuke des Ōsaka-Sumō in zwei Teilen von Mai 1763; Ōsaka-Sumō und Kyōto-Sumō blieben bis Ende der Edo-Zeit (1868) bei je einem Blatt für Ost- und Westseite
- die banzuke vom aki basho 2007, die aktuelle Form
- einseitige banzuke von Juli 1933, diese Form wurde gewählt, wenn zu wenig rikishi für eine Einteilung in Ost und West dabei waren; diese hier wurde nach dem Shunjūen Zwischenfall von der Kyōkai-Konkurrenz vom Kansai Sumō erstellt
- Poster vom Frühjahrs-jungyō 1937 mit Bildern von Tamanishiki, Futabayama und den anderen hochrangigen rikishi und einer banzuke
- Auswahlbanzuke von 1884, die die besten rikishi von Tōkyō-Sumō, Ōsaka-Sumō und Kyōto-Sumō in eine Reihenfolge bringt (yokozuna Umegatani vom Tōkyō-Sumō ist außerhalb der Reihenfolge in der Mitte eingeordnet); ähnliche Ranglisten von beliebten Badehäusern oder Sake-Sorten oder so gibt es bis heute, die sich an der Sumō-Rangliste orientieren
- Sonder-banzuke eines Events von November 1887, bei dem rikishi des Ōsaka- und Kyōto-Sumō gegen ausländische Kämpfer antraten; die ausländischen stehen auf der linken Seite, gut zu erkennen, da nicht in Kanji, sondern in Katakana geschrieben (als Herkunft der Ausländer angegeben: USA, Frankreich, England, Belgien und Schweden)
- Bilderbanzuke des Edo-Sumō von Oktober 1796

- Holzbanzuke als Ankündigungsschild; Bild von April 1869
- Holzbanzuke von heute

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

3.

Yokozuna shingi iinkai – Yokozuna Deliberation Council (Yokozuna Beratungskomitee)

Der YDC ist ein Beratungsgremium der Kyōkai, das 1950 eingerichtet wurde. Der YDC besteht aus bis zu 15 Experten aus verschiedenen Bereichen, aber außerhalb der Kyōkai, die vom riji-chō mit der Aufgabe betraut werden. Sie beantworten Anfragen der Kyōkai oder geben Ratschläge in bezug auf die yokozuna. Sie schlagen auch die Beförderung eines neuen yokozuna vor. Auch können sie einem yokozuna, dessen Ergebnisse oder Charakter (der berühmte 品格 hinkaku) nicht angemessen sind, eine Ermutigung (激励 gekirei), eine Warnung (注意 chūi) oder eine Rücktrittsaufforderung (引退勧告 intai kankoku) aussprechen.

Mitglieder:

Ebisawa Katsuji (Vorsitzender des YDC); dabei seit 1999.5, Vorsitzender seit 2007.1
ehem. Vorsitzender von NHK (öffentlich-rechtlicher Sender, der während des basho täglich live-Übertragungen bringt)

Ishibasho Yoshio; seit 2000.9, ehem. Vorsitzender des YDC (2003.1-2007.1)
Vorstandsvorsitzender des Kyōiku Joshi Gakuen (einer Mädchenschule)

Uchidate Makiko; seit 2000.9
Dramatikerin, Schriftstellerin & berüchtigte Kritikerin von Asashōryū

Tsuruta Takuhiko; seit 2003.3
ehem. Berater der Nihon Keizai Shinbun-sha (Verlag, der die größte japanische Wirtschaftszeitung, die Nihon Keizai Shimbun, kurz Nikkei, herausgibt und auch für den Nikkei-Aktienindex verantwortlich ist)

Funamura Tōru; seit 2003.5
Komponist

Sawamura Tanosuke (der 6.); seit 2003.7
Kabuki-Schauspieler, Ningen kokutama (‚menschlicher Nationalschatz’ aufgrund seiner Wichtigkeit fürs kabuki)

Yamada Yōji; 2004.1
Filmregisseur, Dramaturg

Matsuka Noriaki; seit 2005.3
Rechtsanwalt, ehem. stellvertr. Vorsitzender der Japanischen Rechtsanwaltsvereinigung

Ide Masatake; seit 2005.3
ehem. Vorstandmitglied und Berater von JR West (West Japan Railway Company, eine der Regionalgesellschaften, die aus der ehemaligen japanischen Staatsbahn hervorgegangen sind)

Uchiyama Hiroshi; seit 2005.5
Präsident der Yomiuri Shimbun Gruppe (dazu gehören u.a. die Yomiuri Shimbun, die Tageszeitung mit der weltweit größter Auflage, wenn man Morgen- und Abendausgabe zusammenzählt, die Sportboulevardzeitung Sports Hochi, die Baseball-Mannschaft Yomiuri Giants, der Fernsehsender Nihon Terebi und der Vergnügungspark Yomiuri Land); damit ist er auch Nachfolger des berüchtigten Watanabe Tsuneo, der auch mal Vorsitzender des YDC war

Ōshima Torao; seit 2007.3
Präsident der Chūnichi Shimbun-sha (Verlag, der die Zeitungen Chūnichi Shimbun (insb. Nagoya) und Tōkyō Shimbun und die Sportboulevardzeitung Nikkan Sports herausgibt, auch Besitzer des Baseballteams Chūnichi Dragons, Mitveranstalter des Nagoya basho)

Moriya Hideshige; seit 2007.3
Präsident des Kashima Rōsai Byōin (Kashima Arbeitsunfallkrankenhaus)

Ursprüngliche Quelle: Sankei Sports, Zusatzinfos zusammengesucht

wolle
Beiträge: 90
Registriert: 28. Mai 2007 16:07
Lieblingsrikishi: Baruto
Wohnort: Castrop-Rauxel

erstaunt

Beitrag von wolle »

Da bin ich aber erstaunt. Kein Sumotori in dem Komitee? Wieder was gelernt!

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

4.

Watashi beim basho I
… oder von den Schwierigkeiten, ein Ticket zu kaufen

Bei meinem ersten Basho-Besuch (im natsu basho 2001) habe ich mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Also leset und lernet, auf dass ihr euch im Zweifelsfall nicht mit den gleichen Problemen herumärgern müsst wie ich ;-).

Mein erster Tag bei einem basho war der shonichi des natsu basho 2001 und ich bin relativ früh losgefahren, um ja nichts zu verpassen. Leider war die Anreise von meiner Wohnung in Mitaka bis nach Ryōgoku etwas langwierig, mit dem Rad und zwei Bahnlinien fast 1,5 Stunden. Daher war ich nicht gleich zu jonokuchi da, aber noch früh genug. Es war einer der ersten richtig warmen Tage in Tōkyō in diesem Jahr (also jenseits der 20 Grad mit strahlendem Sonnenschein) und ich hatte frohgemut ein T-Shirt angezogen.

Am Kokugikan angekommen gab es drei Reihen für Ticketkäufe (wenn ich mich recht erinnere):

前売り(oder auch 前売) mae-uri – Vorverkauf für die anderen Tage
und zwei für
当日券tōjitsu-ken – Tickets für den aktuellen Tag.

Ich stellte mich, wie man das in Japan so macht, brav am Ende der Schlange an und wartete darauf, an der Reihe zu sein. Mein Plan war es, mir einen festen Sitzplatz zu gönnen, damit ich etwas hatte, um eventuelle Einkäufe abzustellen. Leider war ich erst einmal in der falschen Schlange, nämlich bei den

自由席 jiyū-seki – nicht-reservierten Sitzplätze
anstatt bei den
指定席 shitei-seki – reservierten Sitzplätzen.

Diese Unterscheidung ist nicht nur im Sumo interessant und wichtig, sondern beispielsweise auch bei anderen Veranstaltungen oder bei Bahnfahrten, da es unter anderem im Shinkansen Wagen mit reservierten Sitzplätzen und Wagen mit nicht-reservierten Sitzplätzen gibt, in denen man eben den Platz nehmen muss, der frei ist. Ohne Reservierung ist natürlich billiger, im Kokugikan befinden sich diese Plätze aber auch noch in der allerletzten Reihe, so dass man nicht wirklich gut sieht.

Glücklicherweise standen an der Schlange, in die ich wollte, zwei Ausländer, die genauso dumm drein schauten wie ich, da sie nicht-reservierte Sitzplätze wollten und damit in meine Schlange gehört hätten. Wir tauschten also die Schlangen und ich konnte mein Ticket kaufen, ohne die anderen unnötig aufzuhalten (noch einmal anstellen hätte ich mich wohl nicht müssen, so als unwissende Ausländerin).
Nun ist das Sitzplatzkaufen zuweilen auch ein Abenteuer, da es eine ganze Reihe von Kategorien gibt, die sich nach Nähe zum dohyō und Sitzart unterscheiden. Am shonichi ist das allerdings nicht so schwer, weil vieles schon ausverkauft war (damals gab es ja mit Takanohana und Musashimaru auch noch zwei yokozuna, von denen Großes erwartet wurde, und Kaiō hätte yokozuna werden können). Hier eine Übersicht:

タマリ席 tamari-seki – das sind die Sitze direkt am dohyō, wo man schon mal einen Kokkai auf den Füßen haben kann, die sind natürlich sündhaft teuer (zu diesem hatsu basho 14300 Yen pro Sitz) und längst ausverkauft, wenn man erst am Tag selbst antritt
桝席 masu-seki – Boxsitze, meistens für vier Personen, Kosten immer für eine Box absteigend mit steigender Entfernung zum dohyō (Kategorien A, B und C) und abhängig von der Größe (2, 4 oder 6 Personen)

椅子席 isu-seki – Stühle in der zweiten Etage (im Japanischen gibt es kein Erdgeschoss, das ist der erste Stock), ebenfalls in drei Kategorien (A, B und C), aber alles Einzelsitze

Auf der NSK-Seite gibt es Übersichten über die Sitze im Kokugikan und die Preise.

Aber damit nicht genug: Nachdem ich also dem Ticketverkäufer meinen Wunsch mitgeteilt hatte, fragte er mich, auf welche Seite ich denn wolle. Darüber hatte ich nicht nachgedacht und habe einfach akzeptiert, was er mir gegeben hat, aber danach habe ich mich dann schlau gemacht. Die meisten hier werden die vier Seiten kennen, aber der Vollständigkeit halber:

正面 shōmen – Vorderseite, so wie man auch im Fernsehen aufs dohyō schaut (Norden)
higashi – Ostseite
西 nishi – Westseite
向正面 mukō-jōmen – Rückseite (wörtlich „gegenüber der Vorderseite“) (Süden)

Nachdem ich dann also mein Ticket am richtigen Schalter erstanden hatte, konnte ich schließlich durch die ehrwürdigen Tore in den Kokugikan eintreten, aber davon in der nächsten Folge von „Watashi beim basho“.

Hana-ichi
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 554
Registriert: 28. Aug 2005 11:38
Wohnort: Risselsm

Beitrag von Hana-ichi »

Hallohalli,

mehr, mehr, mehr! Ich will noch mehr von "Watashi beim Basho" hören.

Beim heutigen Lesen hat sich mir aber noch eine Frage aufgedrängt: Mit welcher Sprache hast du dich denn verständlich gemacht?

Und wo ich schon beim Fragen bin: ist alles "nur" mit japanischen Schriftzeichen ausgeschildert gewesen, oder kommen so viele Touristen, dass einiges auch auf bspw. englisch ausgeschildert ist?

Ich freue mich auf das nächste Adventstürchen!

:)

Hana-ichi

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

5.

Yokozuna, die länger kyūjo waren

Heute wollen wir uns ein bisschen Statistik ansehen: Wie haben sich denn Asashōryūs Vorgänger geschlagen?
Hier Vorgänger im Sinne von „Yokozuna, die nach mindestens zwei basho kyūjo, wieder zum Turnier antraten“. Die Liste umfasst alle Yokozuna, die seit es sechs basho pro Jahr gibt (1958), mindestens zwei basho ausgesetzt haben. Da Asashōryū aber der erste war, der suspendiert wurde, werden diese kyūjo wohl in erster Linie verletzungsbedingt gewesen sein und insofern wenig aussagekräftig. Was auffällt, ist aber, dass irgendwann einmal wieder ein yūshō fällig wäre, oder?

Code: Alles auswählen

Name	Anzahl
Asashio          3		1960.1		11-4
Kashiwado        2		1963.9		15-0		yūshō
Kashiwado        2		1965.5		9-6
Tochinoumi       2		1966.11	  2-5		 intai
Taihō            3		1968.9		14-1		yūshō
Kitanofuji       2		1974.7		0-3		 intai
Kitanoumi        3		1983.9		4-1-10 	kyūjo
Takanosato       2		1985.7		10-5
Hokutoumi        3		1989.1		14-1		yūshō
Ōnokuni          4		1990.11  	10-5
Akebono          2		1994.11	  10-5
Akebono          3		1999.5		11-4
Wakanohana III.  2		2000.3		2-4		 intai
Takanohana       7		2002.9		12-3
Musashimaru      3		2003.7		1-4-9	  kyūjo

Quelle: Jiji

PS: Mehr von Watashis Abenteuern beim basho gibt es irgendwann in den nächsten Tagen. Also bleibt dabei...

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

6. Watashi beim basho II

Nachdem ich mein Ticket bekommen hatte, stand ich vor dem Eingang zum Kokugikan und…
…trat ein. Zuerst passierte ich den Eingang zum Gelände, wo einige oyakata saßen und die Tickets kontrollierten (Foto). Dort bekam ich auch eine torikumi-Übersicht (取組表 torikumi-hyō), leider erst einmal nur auf Englisch, weil ich so ausländisch aussehe. Der englische torikumi-hyō umfasst aber nur die makuuchi-Kämpfe, die japanische Version geht von der jonokuchi (序の口) bis zur Bogenzeremonie (弓取式 yumitori-shiki). Aber auf freundliche Nachfrage (auf Japanisch) habe ich auch die japanische Übersicht dazubekommen (die sieht auch viel cooler aus ;-)).
Nachdem ich nun erstmals auf dem Gelände des Kokugikan war, habe ich mich kurz umgesehen und bin dann in das Gebäude selbst eingetreten, durch den Haupteingang. Wenn man durch die Tore tritt, kommt man erst in die Eingangshalle (Foto), an deren Ende die Preise ausgestellt sind (wie Kaiserpokal, yūshō-Fahne, sanshō etc.). Das ist spannend, aber ich habe es mir erst später wirklich angesehen, weil ich etwas aufgeregt war.
Ich habe dann meinen Sitz gesucht. Das hat etwas gedauert, ist aber deutlich einfacher als in Ōsaka (dort verlaufe ich mich konsequent jedes Mal in der Halle, wenn ich da bin irgendwann). Mein Sitz war ziemlich weit hinten und während der unteren Ligen war da kein Mensch. Aber es war praktisch, etwas zu haben, wo ich meine Sachen ablegen konnte. Zum Glück wird in Japan nicht sehr viel gestohlen (auch wenn die Japaner der Meinung sind, mit ihrem Land ginge es steil bergab und heute sei man nirgends mehr sicher), insofern konnte ich weniger wertvolle Sachen dort lassen.
Heute weiß ich, dass man sich ruhig unten in eine der unbenutzten Boxen setzen kann, ohne verjagt zu werden, so lange der Besitzer noch nicht da ist, was in der Regel frühestens zur jūryō oder erst zum makuuchi dohyō-iri (幕内土俵入り) der Fall ist. Deshalb sieht man während der unteren Ligen überproportional viele Ausländer in der Nähe des Rings, weil die offenbar im Durchschnitt früher kommen als die Japaner. Aber wie gesagt, das habe ich mich nicht wirklich getraut, ich bin nur mal zwischen den Boxsitzen herumgeschlichen, aber ich habe mich nicht wirklich hingesetzt.
Jetzt rächte es sich auch, dass ich nur ein T-Shirt anhatte, denn die Halle war unerwartet stark klimatisiert und nach einiger Zeit habe ich gefroren wie ein mawashi-Schneider. Deshalb habe ich mich alle halbe Stunde oder so vor dem Kokugikan auf die Stufen gesetzt, um Sonne zu tanken. Merke: Wenn du zum Sumo gehst, vergiss den Pullover nicht…
Und mit den Souvenirs beschäftigen wir uns in der nächsten Folge.

PS: Mein erster basho-Besuch war nach zwei Jahren Japanologiestudium in Deutschland und über acht Monaten Japanaufenthalt nebst Sprachstudium, insofern konnte ich die wichtigen Sachen auf Japanisch regeln (Ticketkauf, torikumi-Anforderung, Souvernirkauf…). Richtig viele englische Schilder gab es auch nicht wirklich, soweit ich mich erinnere.

Benutzeravatar
Ganryu
2 Tipspiel Yusho
2 Tipspiel Yusho
Beiträge: 765
Registriert: 16. Sep 2005 21:23

Beitrag von Ganryu »

Watashi hat geschrieben:. . . und nach einiger Zeit habe ich gefroren wie ein mawashi-Schneider . . .
Irgendwann wird mir mein lebhaftes Vorstellungsvermögen noch mal zu Unannehmlichkeiten verhelfen . . . :lol:

Kana-san

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

7. Kaios Karriere (mit open end)

Die Mainichi Shimbun hat vor dem Kyūshū basho schon einmal eine Kaiō-Retrospektive gebracht. Nun, Kaiō ist immer noch dabei, aber vielleicht gibt es ja den ein oder anderen, den das trotzdem interessiert.

Kaio hat seine Karriere zusammen mit einigen illustren Sumō-Größen angefangen, u. a. die drei yokozuna Akebono, Takanohana und Wakanohana. Während des „Waka-Taka-Booms“ der 1990er war Kaiō allerdings „nur“ der berühmte (ewige) sekiwake. Doch als diese Größen sich langsam vom Sumō verabschiedeten, schaffte Kaiō dann doch noch den Sprung zum ōzeki und macht bis heute weiter. Dieses Kyūshū basho war sein 20. (und sein 11. kadoban-basho, das ist Rekord).

Kaiō hat seine Karriere im haru basho 1988 begonnen. Von diesem Jahrgang haben inklusive der drei yokozuna immerhin 11 rikishi den Sprung zum sekitori geschafft, das ist Rekord. Kaiō holte seinen ersten Sieg gegen den großen yokozuna Takanohana in dessen erstem yokozuna basho im Januar 1995. Seitdem gab es 33 Kämpfe zwischen den beiden und Kaiō hat von allen rikishi, die unter Takanohana im Rang standen, gegen ihn die meisten Siege mit 12 geholt.
Er hat fünf makuuchi yūshō geholt, das sind genauso viele wie die yokozuna Wakanohana III. und Kashiwado. Auch nach dem Ende der Waka-Taka-Brüder hat er sich in der Welle ausländischer rikishi als „japanischer“ ōzeki gehalten (irgendwie). Dazu gehört aber auch der Rekord von 11 kadoban basho, die ihn mehrfach nahe an den Abstieg brachten, trotzdem mehrten sich nicht die Stimmen, die forderten: „Er soll sich zurückziehen“ (zumindest in Japan). Schon letztes Jahr im haru basho war er in den ersten Tagen sehr schlecht und nahe am intai, doch auf der homepage des Tomozuna beya gab es viele Stimmen, die ihn aufforderten, weiterzukämpfen. Auch beim dohyō-iri ist der Applaus für Kaiō besonders groß (nicht unbedingt nur in Kyūshū).

Auch unter den rikishi wird er respektiert. Und als beim Nagoya basho 2003 Kyokushūzan und Asashōryū im shitaku-beya aneinander gerieten und die Situation im Bad zu eskalieren drohte, hat sich Kaiō dazwischen gestellt.
Seitdem bewundert Asashōryū ihn. Als Kaiō dem intai nahe war, sagte er: „Ich mag Kaiō-zeki sehr gerne. Ich mache mir Sorgen.“ Dabei benutzte er die Höflichkeitsanrede „-zeki“. Von Chiyotaikai, der vier Jahre jünger ist, wurde er angefeuert: „Wir Älteren müssen uns anstrengen.“

Im aki basho hat Kaiō den Rekord als längster Inhaber des ōzeki-Ranges nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt.

Und nun noch ein Blick auf die 11 sekitori, die mit Kaiō zusammen angefangen haben:

Code: Alles auswählen

shikona     Erstaufstieg höchster Rang   letztes basho
             jūryō 

Takanohana  1989.11      yokozuna        2003.1
Wakanohana  1990.3       yokozuna        2000.3
Akebono     1990.3       yokozuna        2001.1
Wakanoyama  1991.7       komusubi        2005.7
Kaiō        1992.1       ōzeki           ----
Rikiō       1993.7       M 4             1997.9
Susanoumi   1993.9       J 2             2003.3
Tsurunofuji 1994.11      J 9             2007.5
Kotoarashi  1996.5       J 9             1997.3
Kotoiwakuni 1999.9       J 12            2004.9
Kotonomine  2002.5       J 13            ----

Frinkanohana
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 129
Registriert: 10. Nov 2005 16:11

Beitrag von Frinkanohana »

Watashi hat geschrieben: Im aki basho hat Kaiō den Rekord als längster Inhaber des ōzeki-Ranges nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt.
Wenn mit längster Inhaber des Ozeki-Ranges gemeint ist, dass er die meisten Basho als Ozeki hat, dann stimmt das nicht. Kaio hat 44 Basho als Ozeki, Chiyotaikai 53 (beides inklusive Kyushu Basho).
Wahrscheinlich ist gemeint, dass Kaio der älteste Inhaber des Ozeki-Ranges ist. Zumindest habe ich keinen älteren Ozeki finden können. Nah dran ist Ozeki Kotogahama, der im November 1962 in seinem letzten Basho als Ozeki 35 Jahre und 1 Monat alt war. Im Aki basho 2007 war Kaio 35 Jahre und 2 Monate alt.
:) Frinkanohana

Asashosakari
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 518
Registriert: 25. Sep 2005 16:01

Beitrag von Asashosakari »

Ich hätte dann auch noch was rumzukritteln... :twisted:
Watashi hat geschrieben:Kaiō hat seine Karriere im haru basho 1988 begonnen. Von diesem Jahrgang haben inklusive der drei yokozuna immerhin 11 rikishi den Sprung zum sekitori geschafft, das ist Rekord.
Die extrem großen Jahrgänge von Haru 1992 und Haru 1993 liegen da noch etwas davor, mit 13 bzw. 12 Sekitori. Von denen hat es allerdings keiner weiter als zum Sekiwake geschafft.

Edit: Whoops, und dann schlage ich nochmal in alten Banzuke Topics nach, und finde doch glatt einen Jahrgang, der noch besser war: Haru 1981 hatte sogar unglaubliche 14 Sekitori, und mit deutlich weniger Debütanten als 1992 und 1993. Allerdings auch kein Ozeki dabei.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

8. Treffen über Treffen

Bei den Übersetzungen in den letzten Wochen ist mir etwas aufgefallen: Im Sumō trifft sich offenbar früher oder später jeder mit jedem in irgendeiner Vereinigung, besonders gerne im Umfeld des Kyūshū basho und dann in einem Restaurant. Praktischerweise sind die Benennungen dieser Vereinigungen sehr schön einheitlich:

OO-会 …-kai – das bedeutet so viel wie Vereinigung/Treffen der…

Folgende mehr oder weniger institutionalisierte Treffen sind mir so aufgefallen:

力士会 rikishi-kai – Vereinigung der rikishi (eigentlich wohl der sekitori), die sich immer am Tag nach der banzuke-Verkündung im Kokugikan trifft; Vorsitzender ist in der Regel der yokozuna, der als erster befördert wurde (wenn es keinen yokozuna gibt, ein ōzeki), also im Moment wohl Asashōryū
横綱会 yokozuna-kai – jährliches Treffen aller noch lebenden yokozuna und ehemaligen yokozuna zum gemeinsamen Essen und Erfahrungsausstausch, in der Regel kurz vor dem Kyūshū basho (wurde dieses Jahr zu Hakuhōs großem Ärger wegen des Tokitaizan-Skandals abgesagt)

一門会 ichimon-kai – Treffen der Vertreter eines ichimon, fanden auch um das Kyūshū basho herum statt
師匠会 shishō-kai – Treffen aller shishō, also der heya-leitenden oyakata; dieses findet drei Mal im Jahr statt und soll in der Zukunft auch zur Weiterbildung der shishō in Sachen Lebensführung und Training genutzt werden.
年寄会 toshiyori-kai – Treffen der normalen oyakata, also die nicht beispielsweise Vorstandsmitglieder (riji) oder auf der zweiten Stufe (kanji) der oyakata sind; deren Vorsitzender war dummerweise der im Oktober gefeuerte ehemalige Tokitsukaze oyakata und deshalb haben sie im Moment nur einen vorläufigen Vorsitzenden (Asahiyama oyakata), nach dem Januar basho wollen sie einen neuen wählen

理事会 riji-kai – Vorstand, wörtlich: Treffen der Vorstandsmitglieder

Dasselbe Kanji kommt auch in
日本相撲協会 Nihon Sumō Kyōkai oder
横綱審議委員会 yokozuna shingi iin-kai vor.

PS: Alle Angaben ohne Gewähr...
Für Erweiterungen, Verbesserungen, Korrekturen und Anregungen bin ich immer offen. Ich entschuldige mich pauschal für alle Übersetzungs- und Interpretationsfehler.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

9.
Watashi beim basho III –
Die Souvenirjägerin

Damals, im Sommer 2001, war ich im Sumoforum noch die einzige, die überhaupt zum basho gehen konnte, sprich: in Japan war oder nach Japan fuhr. Deshalb war die Nachfrage nach Sumo-Souvenirs relativ groß. Leider wusste ich nicht so richtig, was man überhaupt kaufen konnte, und deshalb bin ich an meinen ersten Tagen mit Zettel und Stift von einem Souvenirladen zum nächsten gezogen und habe eine Liste aller Souvenirs aufgestellt, die ich so kaufen konnte, und das war ziemlich viel.
Hier mal eine Auswahl: banzuke, Bilder-banzuke, (gedruckte) tegata (Handabdrücke), zweierlei Keramikfiguren, Mini-nobori (Fähnchen der rikishi), Sammelkarten im Päckchen oder der praktischen Box, Karikaturen einzelner rikishi oder eine ganze banzuke, Fächer, gumbai (Schild des gyōji), Handtücher, Lampions, Gläser, Kartenspiel, Feuerzeuge, Aschenbecher, Becher mit Henkel, ohne Henkel und im Pärchenpack… Daraus entstand dann „Watashis Wunschzettel“, eine schier endlos lange Liste von Souvenirs, die ich beim natsu basho 2001 gekauft und dann in einem (XL-)Paket an Chiyozakura geschickt habe, der die Sachen in Europa weiterverteilt hat. Wer schon so lange dabei ist, hat vielleicht noch eine entfernte Erinnerung an diese Aktion.

Im Prinzip gibt es im Kokugikan auf jeder Ebene etwas zu kaufen. Vom ersten Stock (für Deutsche: im Erdgeschoss) bis zum obersten Stockwerk gibt es Verkaufsstände, die ein leicht variierendes Sortiment an Bechern, tegata, Keramikfiguren, Handtüchern etc. haben (Foto). Man kann im Prinzip bei den meisten alles bekommen, gibt es eine Sache bei einem nicht mehr, läuft die Verkäuferin los und holt das gewünschte von einem anderen Stand (ich weiß aber nicht, wieweit man diesen Service ausnutzen kann). Das habe ich (unabsichtlich) mit einer Keramikfigur erlebt, weil ich nachfragte, ob es einen bestimmten rikishi auch gäbe und eine Verkäuferin schon unterwegs war, bevor ich sagen konnte, dass ich auch selbst gehen könnte.
Ach ja, und wenn ihr eine größere Menge an, sagen wir, tegata kaufen wollt, empfiehlt es sich, eine Liste vorzubereiten, dann können die Damen sie besser zusammensuchen. Ich habe es einmal mit mündlicher Bestellung versucht und einmal mit Liste, die Liste war für alle Beteiligten einfacher zu handhaben (die kann dann auch in lateinischen Buchstaben sein, das geht in der Regel schon). In Ōsaka und Nagoya konnte ich die tegata und nobori selbst heraussuchen, das war schon irgendwie einfacher. Da ich lange nicht mehr im Kokugikan war, weiß ich nicht, ob das dort inzwischen vielleicht auch schon eingeführt worden ist. Wenn nicht, merke: eine Liste beschleunigt den Ablauf ungemein.
Im Erdgeschoss gibt es außerdem noch den Stand von Matsubayashi (?) Motoki, der dort Karikaturen und Karikatur-banzuke (Foto) für das jeweilige basho anbietet. Das besondere daran ist, dass er immer auf den Rand den Namen des Käufers (oder jeden anderen gewünschten Namen, selbst die kreativsten Froums-shikona), das Datum und seinen Namen schreibt. Er schreibt auch ausländische Namen in japanische Silbenzeichen um, wenn man keine Umschrift kennt.

PS: Ein (teilweise verkleinertes) Sortiment kann man im Kokugikan auch außerhalb der basho bekommen. Mo-Fr 10-16 Uhr (außer an Feiertagen oder über den Jahreswechsel) ist am Seiteneingang (bei den chaya) ein Verkaufsstand aufgebaut (Foto).

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

1 0. Sumo-Ausgehtipp für Weitgereiste: Fukushima/Hokkaidō

Wer als Sumō-Fan schon alle Hallen bereist hat und vielleicht auch schon beim jungyō war und nach neuen Herausforderungen sucht (oder einfach in Süd-Hokkaidō unterwegs ist), kann einmal in der kleinen Stadt Fukushima vorbeisehen. Diese ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Hauptstadt der Präfektur Fukushima auf Honshū, sondern liegt in Süd-Hokkaidō, der nördlichsten der Hauptinseln. (福島 „Fukushima“ bedeutet soviel wie „Glücksinsel“, der Name ist wohl einfach zu gut für nur eine Stadt.)

Diese Stadt hat (laut Wikipedia gut 5600 Einwohner und hätte es nie in diesem Adventskalender geschafft, wenn nicht zwei yokozuna aus diesem Städtchen hervorgegangen wären:
Der 41. yokozuna Chiyonoyama 第41代横綱千代の山 und
der 58. yokozuna Chiyonofuji 第58代横綱千代の富士 (einigen heute vielleicht besser bekannt als Kokonoe oyakata).
Deshalb gibt es in Fukushima/Hokkaidō die
横綱千代の山・千代の富士記念館 Yokozuna Chiyonoyama & Chiyonofuji Kinen-kan (Yokozuna Chiyonoyama und Chiyonofuji Gedächtnishalle, Foto). Davor stehen zwei Bronzestatuen der besagten yokozuna (Foto) und ein yagura (Foto).
Hier werden vor allem Erinnerungsstücke besagter yokozuna ausgestellt, von Chiyonoyamas Riesenlatschen bis zu keshō mawashi (Foto oder Foto). Außerdem gibt es ein dohyō mit einem Fernsehschirm, auf dem die Geschichte des Sumō und der Fukushima-yokozuna dargestellt wird (Foto) und noch allerlei Geschichten rund um diese Helden der Stadt.
Außerdem kann man sein eigenes (gedrucktes) tegata gegen die Handabdrücke der yokozuna abgleichen (Foto (nicht meine Hand)). Ich kann nur sagen: meine Hände sind erbärmlich klein.
Außerdem gibt es einen Souvenirshop mit Sumō-Stäbchen oder Chiyonofuji-nobori, Fotos und sonstigen Kleinigkeiten, die mit Sumō und teilweise den beiden yokozuna zu tun haben.

Die Halle ist von Anfang April bis Ende November geöffnet, von 9 bis 17 Uhr. Eintrittsgeld für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren (ausgenommen Mittel- und Oberschüler) sind 500 Yen, wenn man ein Sammelticket mit der Seikan Tunnel Kinenkan in der Nähe nimmt, wird der Anteil einer Halle noch etwas billiger. Für 500 Yen die Stunde kann man laut Homepage (auf Japanisch) auch das dohyō mieten (mit Dusche, Umkleideraum und einem für rikishi-passenden Klo).
Fukushima ist leider nur mit dem Bus zu erreichen. Wer wirklich vorhat, die Stadt zu besuchen, fährt am besten mit dem Zug bis Kikonai (von Hakodate/Hokkaidō oder Aomori/Honshū aus) und besteigt dort den Bus nach Matsumae (Japanischkenntnisse eindeutig von Vorteil). Alternativ stehen in Kikonai am Bahnhof in der Regel aber auch Taxen bereit (ist natürlich ungleich teuerer). Wer wirklich, wirklich vorhat, dorthin zu fahren, kann aber gerne auch noch einmal bei mir Rücksprache nehmen.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

11. Von Serien-Siegern und Voll-Verlierern

Heute machen wir einen kurzen Ausflug in die japanische Sprache und lernen den Unterschied zwischen

連敗 rempai – Niederlagenserie und
連覇 rempa yūshō-Serie

und einen nahen Verwandten.

REN bedeutet „mit einander verbunden sein, aufeinander folgen“, in Verbindung mit anderen Begriffen dann also
連- ren-… (in Verbindung auch rem-…) etwa die …-Serie

Im Sumō bekannt sind vor allem

連勝 renshō – Siegesserie mit
SHŌ – Sieg
wörtlich also „Siege, die aufeinander folgen“ (wollen wir doch alle)

und wie schon oben erwähnt:

連敗 renpai – Niederlagenserie mit
HAI (in Verbindung auch –pai) – Niederlage
wörtlich: „Niederlagen, die aufeinander folgen“ (hatte ich im Bench Sumo zu viele das letzte basho)

Der Sieger des vorigen basho verkündet immer, dass er gerne auch zwei aufeinander folgende yūshō hätte, dass heißt dann aber nicht irgend etwas mit yūshō, sondern

連覇 rempa – Titelserie (wird auch von Fußball-, Baseball- oder Basketballteams etc. verwendet)
ha (in Verbindung auch –pa) – eigentlich Haupt, Führer, Hegemonie
wörtlich also „der Führer zu aufeinander folgenden Gelegenheiten“ (oder so), bedeutet heute jedenfalls „Titelgewinn in Serie“ (und wurde von Hakuhō als sein Ziel fürs hatsu basho ausgegeben, meine ich gelesen zu haben).

Matitsuomi
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 341
Registriert: 1. Sep 2005 02:10
Wohnort: ja

Beitrag von Matitsuomi »

Nur ein kurzer Einwurf, dass Du nicht denkst, ins Leere zu schreiben, und ein ebenso kurzes "Danke schön". Ich finde diesen "Sumo-Readers Digest" (also Mix aus allem möglichen) sehr bekömmlich :-)

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

12. Städte-Statistik

Jeder weiß, dass die sechs hon-basho in Tōkyō, Ōsaka, Nagoya und Fukuoka stattfinden. Aber kennen wir eigentlich die grundlegenden Daten zu diesen Städten? Ich nicht und deshalb habe ich ein bisschen was zusammengesucht (alle Angaben ohne Gewähr).

東京 Tōkyō: Das erste Problem ist, dass es keine wirklich „Stadt Tōkyō“ gibt, zumindest gibt es keine Adresse mit diesem Inhalt. In der Innenstadt gibt es Bezirke (区 -ku, wie Sumida-ku, wo der Kokugikan ist), im umliegenden Land gibt es in der Regel Städte (überwiegend 市 -shi, wie Mitaka-shi, wo ich einmal gewohnt habe). Vor diesem Hintergrund also:

Tōkyō ist die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur (東京都 Tōkyō-to).
Einwohner Präfektur: ca. 12,5 Mio (Lage in Japan).
Einwohner Innenstadt: ca. 8,5 Mio. (damit ist sie logischerweise die Nr. 1 in Japan) (Lage in der Präfektur (lila))
Einwohner Großraum Tōkyō: um die 35 Mio. und damit die meistbevölkerte Metropolregion der Welt

大阪 Ōsaka: Die Stadt hat zwar auch Innenstadtbezirke, aber auch eine postalische Identität, sprich: Ōsaka-shi existiert.

Ōsaka ist auch die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur (大阪府 Ōsaka-fu).
Einwohner Präfektur: knapp 8 Mio (Lage in Japan).
Einwohner Stadt: über 2,5 Mio. (Nr. 3 in Japan) (Lage in der Präfektur (dunkellila))

Ōsaka hatte die erster weibliche Gouverneurin Japans, die bei Sumō-Fans nicht unbekannt Ōta Fusae, die aber bei den nächsten Wahlen nicht mehr antreten wird (damit hat die Kyōkai den Ansturm des weiblichen Geschlechts auf den dohyō erst einmal überstanden).

名古屋 Nagoya ist die Hauptstadt der Präfektur Aichi (Aichi-ken 愛知県).
Einwohner Präfektur: ca. 7,3 Mio (Lage in Japan).
Einwohner Stadt: etwas über 2 Mio. (Nr. 4 in Japan) (Lage in der Präfektur (dunkellila))

Nagoya liegt irgendwo zwischen der Region Tōkyō und der Region Kansai (Ōsaka, Kyōto, Nara, Kōbe) und ist das drittgrößte Zentrum Japans.

福岡 Fukuoka ist erneut die Hauptstadt einer gleichnamigen Präfektur (Fukuoka-ken 福岡県), ihr seht, so richtig kreativ ist die Benennung der Präfekturen in Japan nicht.
Einwohner Präfektur: ca. 5 Mio. (Lage in Japan)
Einwohner Stadt: knapp 1,5 Mio. (Nr. 8 in Japan) (Lage in der Präfektur (dunkellila))

Benutzeravatar
Ganryu
2 Tipspiel Yusho
2 Tipspiel Yusho
Beiträge: 765
Registriert: 16. Sep 2005 21:23

Beitrag von Ganryu »

Matitsuomi nimmt mir das Wort aus dem Mund: ein "bekömmlicher Mix", den Du da anrichtest, in der Tat. Ein wenig sumo-lastig 8), aber bildend, kurzweilig und der Mühe wert. Danke dafür!

Kana-san

Shinkansen
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 684
Registriert: 28. Aug 2005 17:41
Lieblingsrikishi: Auch
Wohnort: Dortmund

Beitrag von Shinkansen »

Nagoya ist ganz nebenbei auf der Liste der weltweiten Häfen mit dem grössten Handelsvolumen auf Platz 8 mit 206 Millionen Tonnen.
Wer heutzutage nicht verrückt ist, der kann nicht normal sein.

Futschikato

Beitrag von Futschikato »

Watashi hat geschrieben:

Tōkyō ist die Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur
kleine anmerkung von mir ;-)
wie du selber gesagt hast, gibt es tokyo als stadt wie wir es kennen nicht (wurde 1943 aufgelöst) also kann es auch nicht Hauptstadt einer prefektur sein. Keiner der stadtbezike(23 ...nur so für Illuminatenfans) (die soweit ich weiß neujapansch auch "bezirksname"-City genannt werden) heißt tokyo. Wenn man von Tokyo spricht ist also immer die präfektur tokyo gemeint, oder der Ballungsraum/agglomeration/Hauptstadtbereich, der sich über 4 präfekturen erstreckt.

da meine mutter meinen schokoladen-adzwendzkalender schon leergefressen hat, bin ich fan des watashi-kalenders :-)

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

Futschikato hat geschrieben:...also kann es auch nicht Hauptstadt einer prefektur sein...
So gesehen hat Japan auch keine Hauptstadt. Da wird ja auch immer Tokio angegeben, aber eine Präfektur kann wohl kaum Hauptstadt sein ;-). Habe ich noch nie drüber nachgedacht, danke für die Anregung.

Futschikato hat geschrieben:Wenn man von Tokyo spricht ist also immer die präfektur tokyo gemeint, oder der Ballungsraum/agglomeration/Hauptstadtbereich, der sich über 4 präfekturen erstreckt.
Das möchte ich allerdings bezweifeln. Auch wenn es ja theoretisch richtig sein mag, kann ich nur aus meiner Erfahrung sagen, dass die meisten Leute (Ausländer wie Japaner) bei dem Begriff "Tokyo" in erste Linie an die Innenstadtbezirke (also die ehemalige Stadt Tokyo) denken (oder, wie du gesagt hast, an den ganzen Ballungsraum), nur in seltenen Fällen an die Präfektur. Sieht man in eine Liste der größten japanischen Städte, wird Tokyo in der Regel auch als Synonym für die 23 Stadtbezirke verwendet und die -ku nicht einzeln aufgeführt (vgl. Wikipedia als Beispiel) oder außer Konkurrenz.
Will man hingegen sicherstellen, dass man die Präfektur meint, sollte man das auch dazu sagen (also im Japanischen dann Tokyo-to benutzen). Wenn ich sage "ich habe in Tokyo studiert", denken die Leute immer an eine der Unis in der Innenstadt. Ich muss immer klarstellen, dass ich in Mitaka-shi studiert habe, das ist zwar Präfektur Tokyo, aber eben eine Stadt im herkömmlichen Sinne und nicht ein Stadtbezirk (zur besseren Unterscheidung bleibe ich mal bei dem etwas altmodischen Begriff).

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

13. Aberglaube heute und früher, im Sumō und anderswo

Passend zum heutigen 13. beschäftige ich mich einmal kurz mit dem Aberglaube der rikishi. Dieser treibt, wie bei anderen Profisportlern auch, zuweilen interessante Blüten. Auf der einen Seite gibt Formen, die wir bei uns auch kennen. Ich meine mich zu erinnern, dass Tochiazuma sich mal nicht rasiert hat, so lange er nicht verloren hat (er sah nach einer Woche aber aus wie mein Bruder nach zwei Tagen). Aber es gibt auch typisch japanische Arten. Hier eine kleine Auswahl (für Ergänzungen bin ich immer dankbar):

- Sehr beliebt ist der shikona-Wechsel. Dieser kann natürlich zur Feier einer Beförderung stattfinden, wird aber auch gerne eingesetzt, um eine Pechsträhne zu durchbrechen.

- Hilft das nicht, kommt eine Änderung des Vornamens in Frage. Ein rikishi soll auch einmal seine Frau veranlasst haben, ihren Vornamen zu ändern, um ihm Glück zu bringen.

- Auch interessant ist der Wechsel des Herkunftsorts. Man sollte ja meinen, dass das unstreitig ist, aber wenn es gar nicht läuft, lässt sich da auch was machen. Ich habe mal gelesen, dass es Beispiele gibt, wo man vom eigentlichen Geburtsort auf den Herkunftsort der Familie gewechselt ist, um das eigene Glück zu fördern.

Damit stehen sumōtori in einer langen Tradition. Vor Einführung des westlichen Kalenders wurden in Japan die Jahre in erster Linie nach den Regierungsdevisen der Tennō benannt und im Gegensatz zu heute, wo es heißt „ein Tennō – eine Devise“ wurde diese je nach der Lage im Land geändert. Wenn mehrere Hungerwinter aufeinander folgten, das Land von Naturkatastrophen heimgesucht wurde oder Kriege übers Land zogen, wurde die Devise geändert, um eine neue Zeit einzuleiten. Das führt im Extrem dazu, dass die Devise alle paar Jahre geändert wurde, was das Studium historischer Quellen aus Japan schwierig macht, um es vorsichtig auszudrücken. Zu allem Überfluss hatte Japan an den Mondverlauf angelehnte Monate und schob ab und an einen dreizehnten Schaltmonat ein, um sich ans Sonnenjahr anzupassen, so dass eine genaue Umrechnung in westliche Daten nur mit Umrechnungstabellen möglich ist. (Und zwischen 1331 und 1392 gab es zwei rivalisierende Tennō-Höfe und damit auch zwei rivalisierende Jahresbenennungen).
Heute existiert zwar auch noch die Benennung nach den Regierungsdevisen, wir haben gerade Heisei 19, aber diese ist an die gesamte Regierungszeit eines Tennō gebunden und die Jahre laufen parallel zum westlichen Kalender vom 1.1. bis zum 31.12. Das erleichtert die Umrechnung ungemein (z. B. ist 1989 Heisei 1, als Akihito Tennō wurde, und von dort wird einfach hoch gezählt).

Benutzeravatar
gernobono
4 Tipspiel Yusho
4 Tipspiel Yusho
Beiträge: 5406
Registriert: 21. Feb 2005 20:25
Lieblingsrikishi: Akiseyama

Beitrag von gernobono »

zum thema aberglaube:

ich habe mal gehört oder gelesen, dass sumotori nur gefügel essen während des basho, weil das essen von tieren, die auf 4 beinen stehen unglück bringt.....die sumotori sollen ja auch nur auf 2 beinen stehen und ihre hände wenn möglich vom dohyo lassen

kann das jemand bestätigen, oder ist das nur so eine urban-legend?

Benutzeravatar
gernobono
4 Tipspiel Yusho
4 Tipspiel Yusho
Beiträge: 5406
Registriert: 21. Feb 2005 20:25
Lieblingsrikishi: Akiseyama

Beitrag von gernobono »

Watashi hat geschrieben:Das erleichtert die Umrechnung ungemein (z. B. ist 1989 Heisei 1, als Akihito Tennō wurde, und von dort wird einfach hoch gezählt).
also gibt es showa 64?...oder ist das heisei 1?

oder vielleicht gibt es ja den jänner showa 64 aber der erste jänner in heisei ist heisei 2?

Asashosakari
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 518
Registriert: 25. Sep 2005 16:01

Beitrag von Asashosakari »

gernobono hat geschrieben:also gibt es showa 64?...oder ist das heisei 1?

oder vielleicht gibt es ja den jänner showa 64 aber der erste jänner in heisei ist heisei 2?
Das kommt auf den genauen Tag an. :) Einen Einblick hierin hatten wir ja gerade beim Kyushu Basho mit dem Tamanoi-shindeshi Hanaoka...der ist genau am Todestag (07.01.1989) des Showa Tenno geboren und hat aus diesem Grunde von seinen Eltern den Vornamen Akihito des neuen Kaisers verpasst bekommen.

Jedenfalls ist sein Geburtsdatum nach japanischer Lesart der 07. Januar Showa 64 (siehe hier). Der zwei Tage später geborene Taikomaru vom Azumazeki-beya hingegen hat als Geburtsdatum den 09. Januar Heisei 1.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

14. Siegerinterviews für Anfänger

NHK interviewt während des basho oft den Sieger eines Kampfes, so er sich dem Fernsehen stellt, insbesondere bei interessanten Paarungen und schönen kimarite. Diese Interviews sind allerdings in der Regel nicht unbedingt abwechselungsreich. Mit etwas Hilfe kann man sie selbst basteln, falls man es mal braucht (vielleicht nach dem nächsten Tagessieg im Tipspiel?). Natürlich unterscheiden sich die Formulierungen, insbesondere der Interviewer, aber die Antworten kann man fast normen. Hier eine kleine Einführung (fett Gedrucktes ist besonders häufig):

NHK: 今日はいい相撲で勝って、おめでとうございます。
Kyō wa ii sumō de katte, omedetō gozaimas(u).
Sie haben heute mit gutem Sumō gewonnen.

Rikishi: ありがとうございます。
Arigatō gozaimas(u).
Vielen Dank.

NHK: 今日の勝利についてはどう思うのですか。
Kyō no shōri ni tsuite ha dō omou no des(u) ka?
Wie denken Sie über den heutigen Sieg?

R: 今日の相手は強かったですが。でも、自分の相撲ができて、いい勝負になりました。
Kyō no aite wa tsuyokatta des(u) ga… Demo jibun no sumō ga dekite, ii shōbu ni narimash(i)ta.
Mein Gegner heute war stark. Aber ich habe mein eigenes Sumō machen können und es wurde ein guter Kampf.

NHK: この後はどうのように続けたいですか。
Kono ato ha dō no yō ni tsuzuketai des(u) ka?
Wie wollen Sie von jetzt an weitermachen?

R:一日一日をとって、勝ち越しにつなげたいです。
Ichinichi ichinichi o totte, kachikoshi ni tsunagetai des(u).
Ich möchte einen Tag nach dem anderen angehen und mein kachikoshi holen.

NHK: 今日、インタビューに来て、まことにありがとうございます。
Kyō intabyuu ni kite, makoto ni arigatō gozaimas(u).
Vielen Dank, dass Sie heute zum Interview gekommen sind.

R:はい、ありがとうございます。
Hai, arigatō gozaimasu.
Ja, vielen Dank. (Die bedanken sich wirklich zuweilen gegenseitig beieinander.)

Also, mach’s mit, mach’s nach, mach’s besser…

Benutzeravatar
gernobono
4 Tipspiel Yusho
4 Tipspiel Yusho
Beiträge: 5406
Registriert: 21. Feb 2005 20:25
Lieblingsrikishi: Akiseyama

Beitrag von gernobono »

ein interview ohne "gambarimasu" am ende?

bist du dir da ganz sicher? 8)

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

Oh Gott, welch Fauxpas, wie konnte ich das sumoigste aller Sumo-Wörter vergessen. Danke, Gernot, dass du so aufmerksam bist. Natürlich wird unser Muster-rikishi am Ende eine herzhaftes
がんばります。
Gambarimas(u)!
Ich werde mein Bestes geben! (oder: Ich werde mich anstrengen! oder so)
von sich geben.

Und mir fällt auch noch eine andere Standardfloskel ein:

NHK: 今はどういう感じですか。
Ima wa dō iu kanji des(u) ka?
Wie fühlen Sie sich? (Japanische Sportreporter stellen auch keine intelligenteren Fragen als deutsche.)

R: うれしいです。
Ureshii des(u)!
Ich bin glücklich!

Das ist überhaupt die Lieblingsfloskel vieler japanischer Sportler. Auch in den Varianten:

とてもうれしいです。
Totemo ureshii des(u)!
Ich bin sehr glücklich!

非常にうれしいです。
Hijō-ni ureshii des(u)!
Auch: Ich bin sehr glücklich!

Meine Lieblingsversion:
今はとてもうれしいですから、何も言えません。
Kyō ha totemo ureshii des(u) kara, nani mo iemasen.
Ich bin heute so glücklich, dass ich nichts sagen kann.

Benutzeravatar
gernobono
4 Tipspiel Yusho
4 Tipspiel Yusho
Beiträge: 5406
Registriert: 21. Feb 2005 20:25
Lieblingsrikishi: Akiseyama

Beitrag von gernobono »

Watashi hat geschrieben: Meine Lieblingsversion:
今はとてもうれしいですから、何も言えません。
Kyō ha totemo ureshii des(u) kara, nani mo iemasen.
Ich bin heute so glücklich, dass ich nichts sagen kann.
DAS ist wirklich eine topversion...

ich komme ja selten in den genuss solcher liveinterviews.....
aber ich kann mich an eines erinnern, in dem der rikishi auf ungefähr 5 fragen mit
"so desu" und "hai" genatwortet hat (jedesmal mit kopfnicken, damit klar ist, was er meint) und am ende ein herzhaftes "gambarimasu" gesagt hat (alles natürlich ohne die lippen gross zu bewegen und auf keinen fall die zähne auseinander zu nehmen)

Benutzeravatar
Ganryu
2 Tipspiel Yusho
2 Tipspiel Yusho
Beiträge: 765
Registriert: 16. Sep 2005 21:23

Beitrag von Ganryu »

gernobono hat geschrieben:aber ich kann mich an eines erinnern, in dem der rikishi auf ungefähr 5 fragen mit "so desu" und "hai" genatwortet hat (jedesmal mit kopfnicken, damit klar ist, was er meint) und am ende ein herzhaftes "gambarimasu" gesagt hat (alles natürlich ohne die lippen gross zu bewegen und auf keinen fall die zähne auseinander zu nehmen)
Ich glaube, das Interview habe ich auch gesehen, und der fragliche Rikishi war Chiyotaikai, richtig? . . . Mag sein, daß der früher den bösen Buben in den Straßen der Präfektur Oita gegeben hat, aber vor der Kamera ist er wie gelähmt und einsilbig bis zur Schweigsamkeit. Ob das mit dem Trappistenkloster seiner Heimat (zweitältestes in Japan) zusammenhängt? :lol:

Matitsuomi
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 341
Registriert: 1. Sep 2005 02:10
Wohnort: ja

Beitrag von Matitsuomi »

Ich hatte schon immer so einen Baukasteneindruck bei den ganzen Yusho- und Sonderpreis- und Rangdebütinterviews auf unserer geliebten NSK-Seite, auf Englisch immer sinngemäß

I was showing good sumo this tournament, but I will try and improve to get even better and hope that you will be rooting for me.

Benutzeravatar
Fay
4 Tipspiel Yusho
4 Tipspiel Yusho
Beiträge: 870
Registriert: 18. Apr 2006 07:48
Lieblingsrikishi: Kakuryu Kotoshogiku
Wohnort: Kempen

Beitrag von Fay »

Brillant Watashi.

Nach dem nächsten KK von Spatzl sage ich dann also am besten:

今はとてもうれしいですから、何も言えません。
Kyō ha totemo ureshii des(u) kara, nani mo iemasen.
Ich bin heute so glücklich, dass ich nichts sagen kann.

und keiner wird merken, daß ich immer noch ein japanisch Dummy bin :lol:

Benutzeravatar
gernobono
4 Tipspiel Yusho
4 Tipspiel Yusho
Beiträge: 5406
Registriert: 21. Feb 2005 20:25
Lieblingsrikishi: Akiseyama

Beitrag von gernobono »

Fay hat geschrieben:Brillant Watashi.

Nach dem nächsten KK von Spatzl sage ich dann also am besten:

今はとてもうれしいですから、何も言えません。
Kyō ha totemo ureshii des(u) kara, nani mo iemasen.
Ich bin heute so glücklich, dass ich nichts sagen kann.

und keiner wird merken, daß ich immer noch ein japanisch Dummy bin
für mich war der wichtigste japanische ausdruch wakairimasen (oder so ähnlich) aber der satz da oben ist ja noch viel genialer, wenn auch viel komplizierter.....ist sehr universell zu gebrauchen

Matitsuomi
1 Tipspiel Yusho
1 Tipspiel Yusho
Beiträge: 341
Registriert: 1. Sep 2005 02:10
Wohnort: ja

Beitrag von Matitsuomi »

Ist auch universell einsetzbar.

Egal auf "Wie geht es Dir?" oder "Mensch, lange nicht gesehen!" oder "Könnten Sie mir den Weg zum Bahnhof zeigen?" oder "Möchten Sie Pommes oder Backkartoffel?" oder "Deine Schwiegermutter hatte einen Unfall" oder "Poppen?" - immer passt dieser Satz wunderbar :wink:

Futschikato

Beitrag von Futschikato »

Yo, den satz kann man auch als unterlegener im interview angeben :D

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

15. Watashi beim basho IV – Die unteren Ligen

Auch wenn ich bei meinem ersten basho-Besuch auch außerhalb des Sumō gut beschäftigt war, war ich natürlich in erster Linie wegen der Kämpfe da. Und da ich ja ziemlich früh kam, waren meine ersten Erfahrungen mit Live-Sumō in den unteren Ligen.
Es war schon ein Abenteuer herauszufinden, bei welchem Kampf wir gerade waren, weil die Ansagen teilweise schwer zu verstehen waren und es die torikumi für alles inklusive jūryō nur auf Japanisch gibt und leider konnte ich viele shikona nicht lesen (kann ich heute immer noch nicht). Ich habe also beim Hallensprecher auf Namensbestandteile geachtet, die ich auch in kanji wieder erkennen konnte (also etwa 山 yama, 川 kawa oder 富士 fuji) und habe dann nach ihnen auf dem torikumi-Bogen gefahndet. Es hat etwas gedauert, aber schließlich bin ich fündig geworden. In den unteren Ligen lauern die Abendteuer eben an unerwarteten Orten…

Die Kämpfe der unteren Ligen sind auch als solche ein Abenteuer. Hier sieht man zum Teil sehr spaßige Kämpfe zwischen fast dürren rikishi und sehr dicken Kämpfern, die aber technischen Nachholbedarf haben. Für den Live-Sumō-Neuling ist das alles sehr beeindruckend. Besonders, wenn das halbe Handtuch die Tonne gekonnt zu Boden wirft.
Auch die gyōji sind im Großeinsatz. Zu Beginn ihrer Karriere müssen sie gleich eine ganze Reihe von Kämpfen hintereinander bedienen. Dafür sind die Vorkampfrituale auf ein Minimum eingeschmolzen. Salzstreuen? Fehlanzeige. Da geht es gleich zur Sache. Und die gyōji sehen zum Teil noch sehr grün aus, fast niedlich mit nackten Füßen und kurzen (na ja, halblangen) Hosen. Und manchmal scheinen sie auch nicht immer sicher zu sein, was als nächstes zu tun ist. Ähnliches gilt für die yobidashi, deren Stimmen noch nicht richtig ausgebildet sind und deren Ausrufe teilweise eher noch wie normale Ausrufe und weniger wie der übliche yobidashi-Gesang klingen (Kenner mögen mich verbessern).
Auf den Zuschauerrängen war es noch ziemlich leer. Insofern hat man einen guten Blick und kann, wenn man ein gewisses Maß an Dreistigkeit besitzt, praktisch am Ringrand Platz nehmen. Also, wenn ihr mal zum basho kommt, solltet ihr ruhig früh kommen, um euch auch diese Seite des Sumō zu gönnen. Und wer weiß, vielleicht seht ihr ja einen der kommenden Stars, man kann ja nie wissen. Jedenfalls merkt man hier, dass Sumō weit mehr ist, als nur die makuuchi und die Diskussion um yokozuna und ihr Benehmen.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

16. Aus der Klatschpresse

Die bewegende Familiengeschichte der Hanadas ist um ein Kapitel reicher: Ein uneheliches Kind von Hanada Katsuji (79), dem ehemaligen yokozuna Wakanohana I., hat ein Buch geschrieben. Der Autor wurde als Kind einer Koreanerin geboren und ist ein ehemaliger rikishi, der acht Jahre lang im Fujishima-/Futagoyama-beya gelebt hat (also bei seinem Onkel), ohne als Familienmitglied anerkannt zu werden. Sein Name ist Hanada Kawanari, heute 35 Jahre alt. In seinem Buch schreibt er auch über die Scheidung von Hanada Masaru (ehem. yokozuna Wakanohana III.) und seiner Frau Mieko, und das Zerwürfnis zwischen den Waka-Taka-Brüdern.
Hanada Masaru und seine Frau wurden erst am 2.10. diesen Jahres geschieden und schon kommt der nächste Skandal um die Ecke, indem Kawanari sich als uneheliches Kind (隠し子 kakushi-ko – wörtl. „verstecktes Kind“) outet. Er sagt: „Ich wollte dieses Buch noch zu Lebzeiten meines Vaters schreiben, auch für meine Mutter, die er einfach weggeworfen hat wie Müll. Ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich lebe.“

Hanada Kawanari wurde im Juli 1972 in Seoul geboren. Seine Mutter war Musikerin für koreanische Folklore. Sein koreanischer Name ist Park U Chan (oder so ähnlich) und er kam mit 13 Jahren als adoptiertes Kind nach Japan. Er trat ein Jahr nach den Waka-Taka-Brüdern ins Fujishima-beya (das 1993 mit dem Futagoyama-beya fusionierte) ein. Er hatte sein hatsu dohyō unter dem Namen seiner Adoptionsfamilie als shikona: 住田 Sumita (Profil).
Nach dem Eintritt ins heya war er auch tsukebito von Wakanohana, 1997 trat er zurück. Danach arbeitete er unter anderem in einem Restaurant, immer mit Unterstützung des verstorbenen ehemaligen Futagoyama oyakata (also seinem Onkel, dem ehem. ōzeki Takanohana). So erlebte er das Futagoyama-beya von seiner Hochzeit bis zum seinem Niedergang als Insider.

In seinem Buch beschreibt er unter anderem eine Episode über einen Besuch am Grab seines Onkels im letzten Jahr, der ihn schockiert habe. Der Grabstein sei ganz dreckig gewesen und ein übler Gestank habe in der Luft gelegen. Über das Zerwürfnis seiner Cousins (also Waka- und Takanohana) sagt er, dass Wakanohana III. (Hanada Masaru) damals über seinen Bruder gesagt habe, dass dieser irgendwie verrückt sei. Als Omen für die Scheidung Hanada Masarus sieht der Autor, dass es schon vor der Hochzeit Trennungsgerüchte mit einer Kosmetikerin gab: „Es ist sicher, dass Mieko wegen der Frauenprobleme sehr gelitten hat.“

Kawanari (der Autor) wurde nach langem Kampf mit Katsuji (seinem Vater) anerkannt und trägt seit Mai 2002 offiziell der Namen Hanada. Die Entschädigungszahlung, die sein Vater an seine Mutter leistete, betrug insgesamt 20.000.000 Yen. Bei seiner Hochzeit, die kurz vor der Anerkennung statt fand, war sein Vater nicht anwesend, der einzige aus der Familie war der damalige Futagoyama oyakata. „Wenn er doch mein Vater gewesen wäre…“ war ein häufiger Gedanke von Kawanari.
2003 bekam er die japanische Staatsbürgerschaft, im Moment pendelt er aus beruflichen Gründen oft zwischen Korea und Japan. Obwohl er in seinem Inneren oft an eine Lossagung von seinem Vater gedacht hat, denkt er auch: „Ich möchte ihn ‚Vater’ nennen“ (er benutzt das koreanische Wort für „Vater“).

Kleine Anmerkung zur Scheidung von Hanada Masaru und Mieko:
Heirat im Juni 1994, aber angeblich getrennt lebend seit 2002, nachdem über Frauenprobleme Masarus berichtete wurde, offizielle Scheidung am 2.10.2007. Einige Klatschzeitungen berichteten auch, dass Mieko 2004 eine außereheliche Affäre mit einem jungen Schauspieler gehabt haben soll.

(Quelle: Sports Nippon)

Offizieller Stammbaum der Familie Hanada:

Hanada Katsuji (ehem. yokozuna Wakanohana I., 10. Futagoyama oyakata): Vater des Autors, älterer Bruder von

Hanada Mitsuru (ehem. ōzeki Takanohana I.; späterer Fujishima oyakata und danach 11. Futagoyama oyakata): Vater von

Hanada Masaru (ehem. yokozuna Wakanohana III.): älterer Bruder von

Hanada Kōji (ehem. yokozuna Takanohana, heutiger Takanohana oyakata)

Hanada Kawanari: Autor des oben genannten Buches, uneheliches Kind von Hanada Katsuji, ehem. deshi von Hanada Mitsuri/Futagoyama-oyakata

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

17. Sumō-Ausgetipp für Tōkyō-Reisende: Tomioka Hachiman-gū, der Sumō-Schrein

1684 erlaubte die japanische Regierung zwei hon-basho pro Jahr (nachdem es vorher mehrfach Verbote gegeben hatte). Diese wurden für etwa 100 Jahre am Tomioka Hachiman-gū abgehalten, noch bevor das Sumō nach Ryōgoku kam. In die Zeit fällt auch die Einführung des yokozuna dohyō-iri oder die Entwicklung der banzuke, der Schrein spielt also eine nicht unwichtige Rolle in der Geschichte des Sumō (Quelle (auf Englisch)).

Davon allein hätten wir heute natürlich als Touristen nicht so viel, wenn der Schrein sich nicht bis heute seinen Bezug zum Sumō bewahrt hätte, wenn man mal von dem schönen Schreingebäude absieht (Foto). Anfang des letzten Jahrhunderts initiierte der 12. yokozuna Jinmaku den Bau eines Denkmals, auf dem alle yokozuna verewigt werden sollten (Foto und Foto). Seitdem werden die yokozuna nach ihrer Beförderung auf dem Stein verewigt (Hier gibt es ein paar Fotos, rechts unten auch eine Nahaufnahme vom Stein, und einen Bericht vom Schrein auf Englisch). Inzwischen ist die Vorderseite voll, alle yokozuna seit Musashimaru müssen auf der Rückseite Platz nehmen. Interessanterweise betrifft das bisher nur Ausländer.

Neben dem yokozuna-Denkmal gibt es inzwischen auch einen Stein für die ōzeki, die es nicht bis zum yokozuna gebracht haben (Foto). Nicht ganz so beeindruckend, aber doch ganz nett.
Außerdem gibt es noch weitere Gedenksteine, beispielsweise mit tegata verschiedener rikishi, da kann man dann feststellen, wie klein die eigenen Hände sind oder auch wie groß (Foto).

Für den kleinen Touristen hier die Adresse:

Tomioka Hachiman-gū
1-20-3 Tomioka, Kōtō-ku, Tōkyō

富岡八幡宮
〒135-0047 東京都江東区富岡 1-20-3
TEL 03-3642-1315 FAX 03-3642-5580

Verkehrsverbindung (für nicht-motorisierte):
3 Minuten Fußweg von der U-Bahnstation Monzen Nakachō 門前仲町 auf der Tōzai-Linie 東西線 oder
6 Minuten von der U-Bahnstation Monzen Nakachō 門前仲町 auf der Ō-Edo-Linie 大江戸線 (nur drei Stationen von der Station Ryōgoku 両国 auf derselben Linie entfernt).

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

18. Watashi beim basho V…
dohyō-iri, endlich

Nach einem langen Tag im Kokugikan kamen schließlich die sekitori, komplett mit keshō mawashi, auch wenn es erst einmal „nur“ das 十両土俵入り jūryō dohyō-iri war. Das hat übrigens den Vorteil, dass man an den meisten Tagen mit etwas gesunder Dreistigkeit relativ nah am Ring sein kann, auch wenn man keine Karten für so weit vorne hat. Viele Besucher kommen nämlich erst zum makuuchi dohyō-iri, aber das wusste ich bei meinem ersten basho noch nicht, man lernt eben nie aus…
Das jūryō dohyō-iri findet auch nicht direkt vor den Kämpfen der jūryō statt, sondern vor den letzten makushita-Kämpfen. Das hat mich beim ersten Mal doch etwas irritiert, auch wenn es eingentlich logisch ist, da die rikishi sich ja noch umziehen können müssen, da zwischen makushita und jūryō keine solche Pause ist wie zwischen jūryō und makuuchi. Das jūryō dohyō-iri läuft aber nicht so viel anders ab als das in der makuuchi, nur dass es eben weniger rikishi pro Seite sind als bei der ersten Liga.
Danach kamen also die letzten Kämpfe der makushita und die Kämpfe der jūryō. Das war alles sehr aufregend für mich, da nun auch Salz und Kraftwasser benutzt wurden und ich zum ersten Mal die ganzen Rituale live vor Ort sehen konnte. Einige sieht man in der Halle erst richtig, das kommt auch bei den Übertragungen bei NHK nicht so richtig rüber.
Am shonichi gab es außerdem noch zusätzlich die Ansprache des riji-chō an die Fans, begleitet von den obersten Kämpfern der banzuke (Foto (anderes basho)), damals waren das so illustre Herren wie Musashimaru, Takanohana, Kaiō (damals mit yokozuna-Ambitionen und einem kaputten Rücken), Chiyotaikai, Musōyama…

Nach der jūryō kam die große Pause, das 中入り naka-iri. An dessen Anfang stand das makuuchi dohyō-iri mit allen Kämpfern der obersten Liga, außer den yokozuna, die dem Publikum vorgestellt werden (Foto (anderes basho). Das ist schon ganz schön beeindruckend, selbst wenn man nur eine handvoll von rikishi wiedererkennt.
Und dann kamen sie, die yokozuna, die mir damals noch viel erhabener vorkamen, als heute. Irgendwie sind sie mit den Jahren menschlicher geworden (für mich). Ich hatte auch das Glück, dass es zwei yokozuna gab und so bin ich in den Genuss gleich zweier yokozuna dohyō-iri gekommen (Foto und Foto (beide von anderen basho)). Beide im selben Stil, aber damals hätte ich auch nicht erkannt, wenn es unterschiedlich Stile gewesen wären (Wikipedia verlinkt übrigens unten zu zwei kurzen Clips, wo man sich die beiden unterschiedlicher Stile vorgeführt durch die Hanada-Brüder ansehen kann, fall man die Brüder noch sehen kann). Ich war jedenfalls schwer begeistert.
Danach wurden die makuuchi-Kämpfe für den nächsten Tag von einem gyōji im Ring verlesen und vorgezeigt, damit man gleich weiß, worauf man sich freuen kann. Und dann rückte eine ganze Horde yobidashi an und unterzog das dohyō einer Grundreinigung, auch das ist beim ersten Mal sehr beeindruckend…

PS: Leider habe ich von damals keine Digitalfotos und auch die, die ich von späteren basho habe, sind meistens nicht so toll (und im Moment unerreichbar zu Hause). Deshalb suche ich einfach mal Beispielfotos aus dem Web zusammen, die natürlich von anderen basho sind. Ich hoffe, ihr bekommt trotzdem einen Eindruck.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

19.
Kokugikan & Co.

Bei Watashi beim basho habe ich ja den Kokugikan ein wenig vorgestellt, heute sehen wir uns die vier hon-basho-Hallen ein bisschen genauer ansehen.

1. 両国国技館
東京都墨田区横網1丁目3番28号

Kokugikan
1-3-28 Yokoami
Sumida-ku, Tōkyō 130-0015

Eröffnung: 1985
Kapazität: etwa 12000 Zuschauer

Von außen
Von innen

Informationen (Englisch) von der Homepage der Kyōkai

2. 大阪府立体育会館
大阪市浪速区難波中3-4-36

Osaka Prefectural Gymnasium (Sporthalle der Präfektur Ōsaka)
3-4-36 Nanba-naka
Naniwa-ku, Ōsaka

Von außen

Informationen (Englisch)

Homepage (leider nur Japanisch)

3. 愛知県体育館
名古屋市中区二の丸1-1

Aichi Prefectural Gymnasium (Sportshalle der Präfektur Nagoya)
1-1 Ninomaru
Naka-ku, Nagoya

Von außen

Informationen (Englisch)

Homepage (leider nur Japanisch)

4. 福岡国際センター
福岡市博多区築港本町2-2

Fukuoka Kokusai Center (Kyushu)
2-2 Chikko-honmachi
Hakata-ku, Fukuoka

Von außen

Informationen (Englisch)

Homepage (Englisch)

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

20. Watashi beim basho VI
… die Kämpfe der „Großen“

Am Ende meines ersten Tages kamen dann tatsächlich die makuuchi-Kämpfe, auf die ich dann doch irgendwann gewartet habe. Diese rikishi kannte ich – teilweise zumindest – aus dem Fernsehen vom haru basho. Außerdem war das natsu basho mein erstes basho beim Tipspiel und damit doppelt spannend. Wobei ich gemerkt habe, dass das auch gefährlich sein kann: An einem Tag, an dem ich live in der Halle war, konnte man auf den Terao-Kampf tippen und ich habe gegen ihn gesetzt. Er hat ja auch verloren, aber meine Freude darüber hat meinem Sitznachbarn sichtlich missfallen. Merke: Tippe nicht gegen den Publikumsliebling oder lasse dir deine Freude zumindest nicht anmerken, so er verliert.

An meinem allerersten Tag beim basho, also dem shonichi im Mai 2001, war außerdem großes Theater angesagt: Die beiden Neu-komusubi nahmen es mit dem beiden altgedienten yokozuna auf. Und ein junger, aufstrebender Mongole schaffte, was damals noch eine Sensation war, er schlug Musashimaru, leider im vorletzten Kampf und so musste ich auf die fliegenden Kissen weitgehend verzichten. Wenn besagter Mongole heute gewinnt, ist das alles andere als eine Sensation, das war nämlich Asashōryūs erstes basho in den san’yaku. Damals wurde er nach seinem Sieg gegen Musashimaru frenetisch gefeiert. Kotomitsuki war nicht so erfolgreich und musste sich am Ende dem zweiten yokozuna, Takanohana, geschlagen geben.
Damals war die Welt für die Japaner eben noch in Ordnung: ein yokozuna und alle fünf ōzeki waren gebürtige Japaner (Chiyotaikai, Kaiō, Miyabiyama, Dejima und Musōyama, wenn ich mich recht erinnere) und da konnte man auch Musashimaru im obersten Rang noch ganz gut verschmerzen. Das war noch Zeiten ;-).

Nach dem Kämpfen kam die Bogenzeremonie, während die meisten Zuschauer schon aufbrachen, bin ich brav sitzen geblieben, wie vom Hallensprecher zuvor erbeten. Diese Durchsagen gibt es heute noch jeden Tag beim basho, aber irgendwie hört da keiner zu oder es interessiert keinen. Jedenfalls beginnt der große exodus in der Regel gleich nach dem musubi no ichiban.
Danach ging ich nach draußen und stellte mich hinter die Japaner, die draußen auf den Ausmarsch der Helden warteten. Die unteren san’yaku und alles, was darunter kommt, mussten zu Fuß das Gelände des Kokugikan verlassen und dann ein Taxi nehmen. So konnte ich beispielsweise die beiden komusubi live von ziemlich nahe sehen (ich weiß, einige hier haben das auf regelmäßiger Basis, aber für mich war das damals ein absolutes Erlebnis). Leider wurde ich fototechnisch von der Japanerin vor mir sabotiert, die immer hochsprang, herumwinkte oder sonstwie fuchtelte, wenn ein interessanter rikishi kam und da ich natürlich noch keine Digitalkamera hatte und Japan damals noch deutlich teurer war im Vergleich zu Europa, wollte ich keinen Film verschwenden und habe darauf verzichtet, ihren Hinterkopf zu fotografieren. Also habe ich kein Foto von Asashōryū vom natsu basho 2001. Dumm gelaufen.
Dann bin ich zum Bahnhof zurück und nach Mitaka zurückgefahren mit dem festen Vorsatz, dieses basho wiederzukehren. Und das habe ich auch getan. Insgesamt habe ich mir damals vier Tage angesehen, unter anderem den hochdramatischen senshūraku, aber das ist eine andere Geschichte…

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

21. Ein Tag in Ryōgoku…
… auch ohne basho

Natürlich ist während der basho-Zeit der Kokugikan Anlaufstelle für Sumō-Fans, aber auch, wenn kein basho ist, kann Ryōgoku einen Besuch wert sein.

Die Möglichkeit, den Kokugikan zu besuchen, um Souvenirs zu kaufen und das Sumō-Museum unsicher zu machen, haben wir schon kennen gelernt. Daneben kann man aber auch noch andere Orte besuchen.

1. Ein Besuch bei einem heya, schließlich sind die meisten in Ryōgoku. Ich habe damit nicht sehr viel Erfahrung, aber wer das plant, wird hier sicherlich hilfreiche Menschen finden, die helfen können, das richtige heya zur richtigen Zeit zu besuchen. Ich kann nur sagen: Frühaufsteher haben in der Regel mehr vom Besuch.

2. Das Edo-Tōkyō-Museum:
Das Museum liegt direkt neben/hinter dem Kokugikan (je nachdem von wo man guckt). Wenn man vom Bahnhof kommt, biegt man einfach direkt vor dem Gelände des Kokugikan rechts ab und kommt so zum Museum. Dieses behandelt die Stadtgeschichte von Edo (bis 1868) und Tōkyō (seitdem). Wer sich auch nur ein wenig für japanische Geschichte oder Stadtgeschichte in Allgemeinen interessiert, dem sei dieses Museum dringend empfohlen. Man sollte allerdings tunlichst mehrere Stunden Zeit mitbringen, zumindest, wenn man Englisch kann, da es viele Exponate gibt, die alle auch auf Englisch beschriftet sind. Das Museum ist in zwei große Bereiche eingeteilt, den Edo-Bereich und den Tōkyō-Bereich (auf der Homepage gibt es ein paar Fotos). Auch gibt es eine Reihe von Exponaten, die man selbst betreten oder benutzen kann. Beispielsweise eine Feuerwehrstandarte (mehrere duzend Kilogramm schwer), ein rikisha (allerdings nur zum Sitzen, nicht zum Fahren) oder eine Sänfte (auch nur sitzen). Das ergibt ein paar nette Fotos, es sind ja im Zweifelsfall immer Japaner in der Nähe, um einen darauf oder damit zu fotografieren. Dafür sollte man auch Schuhe anziehen, die man schnell aus und an bekommt, da man die Sänfte beispielsweise nur ohne Schuhe betreten darf.

Für Preise und Öffnungszeiten siehe hier auf der Homepage (Topseite hier), allerdings auf Englisch.

3. Sumō-Souvenirs außerhalb des Kokugikan

Auch außerhalb der Verkaufsstände im Kokugikan gibt es Sumō-Souvenirs. So sind in Ryōgoku beispielsweise einige Geschäfte, die Kleidung und Schuhe in sumōtori-Größe anbieten. Diese sind auch auf Touristen eingestellt und bieten beispielsweise überdimensionierte Unterhosen mit Comic-rikshi oder andere Souvenirs an. Ein Beispiel dafür ist Lion-dō (Homepage (auf Japanisch)), die Oberbekleidung anbieten. Das Geschäft ist hier und schräg gegenüber ist ein Sumō-Souvenirladen, der zusätzlich zu den Sachen im Kokugikan alle möglichen (und unmöglichen) Sachen für Sumō-Fans anbieten: Tassen, Handtücher, Stäbchen, Spiele, Stäbchenhalter, Mini-yagura (Turm)…
Am besten man läuft einfach mal durch die Gegend und sieht, was einem so über den Weg läuft…

4. Chanko-nabe
Natürlich gibt es in Ryōgoku auch eine Reihe von Chanko-Restaurants, für die, die essen wollen wie ein rikishi. Hier ist meine Expertise stark eingeschränkt. Also, entweder hier in die Runde fragen oder selbst erkunden macht dick.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

22. Alle Wege führen nach Ryōgoku
(naja, fast alle)

Stellt euch vor, ihr steht in Tōkyō und wollt zum Kokugikan, dann könnt ihr …

… natürlich den Geldprotz raushängen lassen und ein Taxi nehmen. Beim Taxifahren ist zu beachten, dass der Fahrgast hinten sitzt und man nicht auf die Idee kommt, die Tür selbst aufmachen zu wollen. Die Tür hinten links wird nämlich vom Fahrer ferngesteuert geöffnet und geht dann automatisch auf. Außerdem gibt man kein Trinkgeld, diese Sitte ist allgemein unüblich in Japan, der Service ist im Preis inbegriffen. Wenn man nicht in einer Gruppe von drei oder vier Leuten unterwegs ist, ist Taxi fahren allerdings ziemlich teuer. Ich habe es nie ausprobiert, aber „Ryōgoku Kokugikan“ als Ziel sollte in Tōkyō genügen, ansonsten kann man zur Absicherung auch die Adresse und am besten eine kleine Karte ausdrucken (z. B. auf der Kyōkai-Homepage).

… die S-Bahn der Japan Railways (JR) nehmen. Das ist wahrscheinlich der klassische Weg, wenn man aus der Innenstadt kommt. Die einzige Linie, die den Bahnhof Ryōgoku ansteuert, ist die Chūō-Sōbu-sen, gelbe Wagen oder Wagen mit gelben Streifen. Diese kommt aus Mitaka und geht weiter bis Chiba, wenn man aus der Innenstadt kommt. Von den meisten Zentren der Stadt fährt man mit der grünen Ringlinie, Yamanote-sen, bis Akihabara (das ist der Elektronikdistrikt) und steigt dort in die gelbe Linie um. Von Shinjuku (Hochhäuser, Rathaus) kann man direkt mit der Chūō-Sōbu-sen fahren oder mit der schnelleren Chūō-sen – orange Wagen oder Streifen – bis Ochanomizu und dort in die gelbe Linie, am selben Bahnsteig gegenüber, umsteigen. Von Akihabara sind es noch zwei Stationen bis Ryōgoku (Netzkarte der JR in Tōkyō). Tickets kann man am Automaten kaufen, über den Automaten sind Netzpläne, die für den jeweiligen Zielort den Preis anzeigen, dann kauft man ein Ticket zu diesem Preis, z. B. Shinjuku 210 Yen, Narita Airport 1280 Yen (mit der normalen Linie), Ueno (Museen, Park) 150 Yen. Auf den JR-Linien sind auch die Japan Rail Passes gültig, die Touristen manchmal haben. Vom Bahnhof aus kann man den Kokugikan schon sehen.

… die U-Bahn nehmen, die Ōedo-sen (Ōedo-Linie) macht Station in Ryōgoku (hatten wir ja schon im Zusammenhang mit dem Tomioka Hachiman-gū). Leider hält die Linie nicht an so vielen interessanten Orten, da ist baldiges Umsteigen angesagt. Die U-Bahn (wie die JR auch) ist aber sauber, zuverlässig und pünktlich. Insgesamt kann man die öffentlichen Verkehrsmittel in Japan nur empfehlen. Die Preise beginnen bei 160 Yen und steigen mit der Entfernung oder, wenn man von der Tōei Subway (zu der die Ōedo-sen gehört) zur Tōkyō Metro wechselt. (Streckennetz beider U-Bahnunternehmen, Ryōgoku ist Station E12)

… den Bus nehmen, denke ich zumindest. Mit den Bussen in dem Teil von Tōkyō habe ich allerdings keine Erfahrung. Bus fahren ist in der Regel schwieriger, weil nicht alle Busse englische Ansagen und/oder Anzeigen haben. Kommt man aber aus einem etwas abseits der Bahnlinien gelegenen Bereich, kommt man um Busse nicht herum (will man auf das Taxi verzichten). Darüber sollte man sich aber am besten vor der Fahrt informieren.

… selbst fahren. Leider fahren die Japaner aber nun einmal links, die Stadt ist ziemlich voll und Parkplätze rar und klein, Autofahren ist also in Tōkyō nicht wirklich zu empfehlen. Will man etwas abgelegenere Orte besuchen, kommt man ums Auto mieten wahrscheinlich nur schwer drum rum (glaubt mir, ich habe bisher alles mit dem Bus gemacht, es ist nicht immer zu empfehlen), aber in der Innenstadt würde ich es nach Möglichkeit vermeiden.

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

23. Gute Vorsätze

Das Jahr geht zu Ende und es ist Zeit, gute Vorsätze zu fassen. Ich will mich zum Beispiel wieder etwas mehr um die Übersetzungen für dieses Forum kümmern (sobald ich aus Gran Canaria zurück bin, versteht sich).

Auch so mancher rikishi oder oyakata hat in der Zukunft einiges vor. Hakuho will das hatsu basho gewinnen, Asashōryū auch, Tokitsukaze oyakata will einen neuen sekitori hervorbringen…

Auch Takanohana oyakata hat Zukunftspläne (schon im November, aber man soll ja nicht kleinlich sein). Seine zwei großen Ziele:
Er will in den nächsten zwei Jahren einen sekitori in seinem heya heranziehen, das heißt einen seiner Jungs in die jūryō bringen. Er sagt: „Es macht mich glücklich, wenn meine deshi auf dem dohyō zeigen, was sie gelernt haben. Ich möchte ihnen auch weiter schönes Sumō beibringen. Ich möchte rikishi hervorbringen, die es in zwei Jahren in die jūryō schaffen können.“
Als er 2004 das heya von seinem Vater übernahm, sagte er, dass er innerhalb von 5 Jahren einen sekitori hervorbringen wolle. Bisher lief es allerdings nicht so ganz nach Plan. Seine deshi mussten 40-50 Trainingskämpfe am Tag machen und er hat dabei auch seinen Körper trainiert.
Sein zweites Ziel ist es, innerhalb von zwei Jahren einen Marathonlauf zu schaffen. Neben dem Training mit seinen deshi hat er auch viel Streching und Walking gemacht und grundsätzlich nur abends gegessen. So hat er von 160 kg auf etwa 90 kg abgespeckt. „Um meine deshi zu trainieren, muss zuerst ich fit sein.“
Quellen: Nikkan Sports und Sports Hochi

PS: Sorry, dass das Posting etwas zu früh ist, aber irgendwo auf der Welt ist bestimmt schon der 23.12. (und ich muss gleich auf zum Flughafen).

Watashi
Mo(dere)tte
Beiträge: 1214
Registriert: 30. Aug 2005 16:31
Wohnort: Braunschweig

Beitrag von Watashi »

24. Sumō-Foto-Links

Da ich am 24.12. nicht posten kann und das einzige Hilfsangebot ungenutzt verstreichen ließ (sorry), kommt das 24. Türchen schon heute. Ich habe einfach mal im Web nach Sumō-Fotos gesucht und hier sind ein paar Links (das Copyright liegt selbstverständlich nicht bei mir, also ansehen ja, aber nicht benutzen). Jetzt könnt ihr selbst entscheiden, wann ihr das Türchen öffnet…

Asahi Shimbun – Sumo Foto Gallery im Moment vom Kyūshū basho

im, am und um den Kokugikan

Foto-Slideshow mit Fotos aus Zeitungsartikeln

Fotos aus vergangenen Tagen

Fotos vom rikishi undōkai (Spaßveranstaltung, von der hier mal eine DVD kursierte)

Fotogalerie des Musashigawa-beya

Fotos einer Sumō-Unterrichtseinheit mit rikishi von Tatsunami- und Michinoku-beya

Von der Kyōkai-Homepage (haben vielleicht noch nicht alle gesehen, weil im japanischen Teil versteckt):

Hakuhōs Karriere in Bildern aus einem Sonderbeitrag zu seiner Beförderung; das sind alles kurze Filchem, auf "ムービーを再生" klicken, zum Ansehen, denke ich

Las Vegas Trip, um mehr zu sehen einfach auf die Links mit den Nummern davor klicken (oben in der Mitte der Seite unter 01. – 10.)

Straßenfest 2007

Taiwan jungyō, mehr hier

Hawaii (wieder mit weiteren Links in der oberen Mitte bei den Zahlen und dann unter bei den Pfeilen weiterklicken)

Antworten

Zurück zu „Sumo“