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Wissenswertes zum Thema Ozumo

Moderator: tsunamiko

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Futschikato

Beitrag von Futschikato »

Yo, den satz kann man auch als unterlegener im interview angeben :D

Watashi
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Beitrag von Watashi »

15. Watashi beim basho IV – Die unteren Ligen

Auch wenn ich bei meinem ersten basho-Besuch auch außerhalb des Sumō gut beschäftigt war, war ich natürlich in erster Linie wegen der Kämpfe da. Und da ich ja ziemlich früh kam, waren meine ersten Erfahrungen mit Live-Sumō in den unteren Ligen.
Es war schon ein Abenteuer herauszufinden, bei welchem Kampf wir gerade waren, weil die Ansagen teilweise schwer zu verstehen waren und es die torikumi für alles inklusive jūryō nur auf Japanisch gibt und leider konnte ich viele shikona nicht lesen (kann ich heute immer noch nicht). Ich habe also beim Hallensprecher auf Namensbestandteile geachtet, die ich auch in kanji wieder erkennen konnte (also etwa 山 yama, 川 kawa oder 富士 fuji) und habe dann nach ihnen auf dem torikumi-Bogen gefahndet. Es hat etwas gedauert, aber schließlich bin ich fündig geworden. In den unteren Ligen lauern die Abendteuer eben an unerwarteten Orten…

Die Kämpfe der unteren Ligen sind auch als solche ein Abenteuer. Hier sieht man zum Teil sehr spaßige Kämpfe zwischen fast dürren rikishi und sehr dicken Kämpfern, die aber technischen Nachholbedarf haben. Für den Live-Sumō-Neuling ist das alles sehr beeindruckend. Besonders, wenn das halbe Handtuch die Tonne gekonnt zu Boden wirft.
Auch die gyōji sind im Großeinsatz. Zu Beginn ihrer Karriere müssen sie gleich eine ganze Reihe von Kämpfen hintereinander bedienen. Dafür sind die Vorkampfrituale auf ein Minimum eingeschmolzen. Salzstreuen? Fehlanzeige. Da geht es gleich zur Sache. Und die gyōji sehen zum Teil noch sehr grün aus, fast niedlich mit nackten Füßen und kurzen (na ja, halblangen) Hosen. Und manchmal scheinen sie auch nicht immer sicher zu sein, was als nächstes zu tun ist. Ähnliches gilt für die yobidashi, deren Stimmen noch nicht richtig ausgebildet sind und deren Ausrufe teilweise eher noch wie normale Ausrufe und weniger wie der übliche yobidashi-Gesang klingen (Kenner mögen mich verbessern).
Auf den Zuschauerrängen war es noch ziemlich leer. Insofern hat man einen guten Blick und kann, wenn man ein gewisses Maß an Dreistigkeit besitzt, praktisch am Ringrand Platz nehmen. Also, wenn ihr mal zum basho kommt, solltet ihr ruhig früh kommen, um euch auch diese Seite des Sumō zu gönnen. Und wer weiß, vielleicht seht ihr ja einen der kommenden Stars, man kann ja nie wissen. Jedenfalls merkt man hier, dass Sumō weit mehr ist, als nur die makuuchi und die Diskussion um yokozuna und ihr Benehmen.

Watashi
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Beitrag von Watashi »

16. Aus der Klatschpresse

Die bewegende Familiengeschichte der Hanadas ist um ein Kapitel reicher: Ein uneheliches Kind von Hanada Katsuji (79), dem ehemaligen yokozuna Wakanohana I., hat ein Buch geschrieben. Der Autor wurde als Kind einer Koreanerin geboren und ist ein ehemaliger rikishi, der acht Jahre lang im Fujishima-/Futagoyama-beya gelebt hat (also bei seinem Onkel), ohne als Familienmitglied anerkannt zu werden. Sein Name ist Hanada Kawanari, heute 35 Jahre alt. In seinem Buch schreibt er auch über die Scheidung von Hanada Masaru (ehem. yokozuna Wakanohana III.) und seiner Frau Mieko, und das Zerwürfnis zwischen den Waka-Taka-Brüdern.
Hanada Masaru und seine Frau wurden erst am 2.10. diesen Jahres geschieden und schon kommt der nächste Skandal um die Ecke, indem Kawanari sich als uneheliches Kind (隠し子 kakushi-ko – wörtl. „verstecktes Kind“) outet. Er sagt: „Ich wollte dieses Buch noch zu Lebzeiten meines Vaters schreiben, auch für meine Mutter, die er einfach weggeworfen hat wie Müll. Ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich lebe.“

Hanada Kawanari wurde im Juli 1972 in Seoul geboren. Seine Mutter war Musikerin für koreanische Folklore. Sein koreanischer Name ist Park U Chan (oder so ähnlich) und er kam mit 13 Jahren als adoptiertes Kind nach Japan. Er trat ein Jahr nach den Waka-Taka-Brüdern ins Fujishima-beya (das 1993 mit dem Futagoyama-beya fusionierte) ein. Er hatte sein hatsu dohyō unter dem Namen seiner Adoptionsfamilie als shikona: 住田 Sumita (Profil).
Nach dem Eintritt ins heya war er auch tsukebito von Wakanohana, 1997 trat er zurück. Danach arbeitete er unter anderem in einem Restaurant, immer mit Unterstützung des verstorbenen ehemaligen Futagoyama oyakata (also seinem Onkel, dem ehem. ōzeki Takanohana). So erlebte er das Futagoyama-beya von seiner Hochzeit bis zum seinem Niedergang als Insider.

In seinem Buch beschreibt er unter anderem eine Episode über einen Besuch am Grab seines Onkels im letzten Jahr, der ihn schockiert habe. Der Grabstein sei ganz dreckig gewesen und ein übler Gestank habe in der Luft gelegen. Über das Zerwürfnis seiner Cousins (also Waka- und Takanohana) sagt er, dass Wakanohana III. (Hanada Masaru) damals über seinen Bruder gesagt habe, dass dieser irgendwie verrückt sei. Als Omen für die Scheidung Hanada Masarus sieht der Autor, dass es schon vor der Hochzeit Trennungsgerüchte mit einer Kosmetikerin gab: „Es ist sicher, dass Mieko wegen der Frauenprobleme sehr gelitten hat.“

Kawanari (der Autor) wurde nach langem Kampf mit Katsuji (seinem Vater) anerkannt und trägt seit Mai 2002 offiziell der Namen Hanada. Die Entschädigungszahlung, die sein Vater an seine Mutter leistete, betrug insgesamt 20.000.000 Yen. Bei seiner Hochzeit, die kurz vor der Anerkennung statt fand, war sein Vater nicht anwesend, der einzige aus der Familie war der damalige Futagoyama oyakata. „Wenn er doch mein Vater gewesen wäre…“ war ein häufiger Gedanke von Kawanari.
2003 bekam er die japanische Staatsbürgerschaft, im Moment pendelt er aus beruflichen Gründen oft zwischen Korea und Japan. Obwohl er in seinem Inneren oft an eine Lossagung von seinem Vater gedacht hat, denkt er auch: „Ich möchte ihn ‚Vater’ nennen“ (er benutzt das koreanische Wort für „Vater“).

Kleine Anmerkung zur Scheidung von Hanada Masaru und Mieko:
Heirat im Juni 1994, aber angeblich getrennt lebend seit 2002, nachdem über Frauenprobleme Masarus berichtete wurde, offizielle Scheidung am 2.10.2007. Einige Klatschzeitungen berichteten auch, dass Mieko 2004 eine außereheliche Affäre mit einem jungen Schauspieler gehabt haben soll.

(Quelle: Sports Nippon)

Offizieller Stammbaum der Familie Hanada:

Hanada Katsuji (ehem. yokozuna Wakanohana I., 10. Futagoyama oyakata): Vater des Autors, älterer Bruder von

Hanada Mitsuru (ehem. ōzeki Takanohana I.; späterer Fujishima oyakata und danach 11. Futagoyama oyakata): Vater von

Hanada Masaru (ehem. yokozuna Wakanohana III.): älterer Bruder von

Hanada Kōji (ehem. yokozuna Takanohana, heutiger Takanohana oyakata)

Hanada Kawanari: Autor des oben genannten Buches, uneheliches Kind von Hanada Katsuji, ehem. deshi von Hanada Mitsuri/Futagoyama-oyakata

Watashi
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Beitrag von Watashi »

17. Sumō-Ausgetipp für Tōkyō-Reisende: Tomioka Hachiman-gū, der Sumō-Schrein

1684 erlaubte die japanische Regierung zwei hon-basho pro Jahr (nachdem es vorher mehrfach Verbote gegeben hatte). Diese wurden für etwa 100 Jahre am Tomioka Hachiman-gū abgehalten, noch bevor das Sumō nach Ryōgoku kam. In die Zeit fällt auch die Einführung des yokozuna dohyō-iri oder die Entwicklung der banzuke, der Schrein spielt also eine nicht unwichtige Rolle in der Geschichte des Sumō (Quelle (auf Englisch)).

Davon allein hätten wir heute natürlich als Touristen nicht so viel, wenn der Schrein sich nicht bis heute seinen Bezug zum Sumō bewahrt hätte, wenn man mal von dem schönen Schreingebäude absieht (Foto). Anfang des letzten Jahrhunderts initiierte der 12. yokozuna Jinmaku den Bau eines Denkmals, auf dem alle yokozuna verewigt werden sollten (Foto und Foto). Seitdem werden die yokozuna nach ihrer Beförderung auf dem Stein verewigt (Hier gibt es ein paar Fotos, rechts unten auch eine Nahaufnahme vom Stein, und einen Bericht vom Schrein auf Englisch). Inzwischen ist die Vorderseite voll, alle yokozuna seit Musashimaru müssen auf der Rückseite Platz nehmen. Interessanterweise betrifft das bisher nur Ausländer.

Neben dem yokozuna-Denkmal gibt es inzwischen auch einen Stein für die ōzeki, die es nicht bis zum yokozuna gebracht haben (Foto). Nicht ganz so beeindruckend, aber doch ganz nett.
Außerdem gibt es noch weitere Gedenksteine, beispielsweise mit tegata verschiedener rikishi, da kann man dann feststellen, wie klein die eigenen Hände sind oder auch wie groß (Foto).

Für den kleinen Touristen hier die Adresse:

Tomioka Hachiman-gū
1-20-3 Tomioka, Kōtō-ku, Tōkyō

富岡八幡宮
〒135-0047 東京都江東区富岡 1-20-3
TEL 03-3642-1315 FAX 03-3642-5580

Verkehrsverbindung (für nicht-motorisierte):
3 Minuten Fußweg von der U-Bahnstation Monzen Nakachō 門前仲町 auf der Tōzai-Linie 東西線 oder
6 Minuten von der U-Bahnstation Monzen Nakachō 門前仲町 auf der Ō-Edo-Linie 大江戸線 (nur drei Stationen von der Station Ryōgoku 両国 auf derselben Linie entfernt).

Watashi
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Beitrag von Watashi »

18. Watashi beim basho V…
dohyō-iri, endlich

Nach einem langen Tag im Kokugikan kamen schließlich die sekitori, komplett mit keshō mawashi, auch wenn es erst einmal „nur“ das 十両土俵入り jūryō dohyō-iri war. Das hat übrigens den Vorteil, dass man an den meisten Tagen mit etwas gesunder Dreistigkeit relativ nah am Ring sein kann, auch wenn man keine Karten für so weit vorne hat. Viele Besucher kommen nämlich erst zum makuuchi dohyō-iri, aber das wusste ich bei meinem ersten basho noch nicht, man lernt eben nie aus…
Das jūryō dohyō-iri findet auch nicht direkt vor den Kämpfen der jūryō statt, sondern vor den letzten makushita-Kämpfen. Das hat mich beim ersten Mal doch etwas irritiert, auch wenn es eingentlich logisch ist, da die rikishi sich ja noch umziehen können müssen, da zwischen makushita und jūryō keine solche Pause ist wie zwischen jūryō und makuuchi. Das jūryō dohyō-iri läuft aber nicht so viel anders ab als das in der makuuchi, nur dass es eben weniger rikishi pro Seite sind als bei der ersten Liga.
Danach kamen also die letzten Kämpfe der makushita und die Kämpfe der jūryō. Das war alles sehr aufregend für mich, da nun auch Salz und Kraftwasser benutzt wurden und ich zum ersten Mal die ganzen Rituale live vor Ort sehen konnte. Einige sieht man in der Halle erst richtig, das kommt auch bei den Übertragungen bei NHK nicht so richtig rüber.
Am shonichi gab es außerdem noch zusätzlich die Ansprache des riji-chō an die Fans, begleitet von den obersten Kämpfern der banzuke (Foto (anderes basho)), damals waren das so illustre Herren wie Musashimaru, Takanohana, Kaiō (damals mit yokozuna-Ambitionen und einem kaputten Rücken), Chiyotaikai, Musōyama…

Nach der jūryō kam die große Pause, das 中入り naka-iri. An dessen Anfang stand das makuuchi dohyō-iri mit allen Kämpfern der obersten Liga, außer den yokozuna, die dem Publikum vorgestellt werden (Foto (anderes basho). Das ist schon ganz schön beeindruckend, selbst wenn man nur eine handvoll von rikishi wiedererkennt.
Und dann kamen sie, die yokozuna, die mir damals noch viel erhabener vorkamen, als heute. Irgendwie sind sie mit den Jahren menschlicher geworden (für mich). Ich hatte auch das Glück, dass es zwei yokozuna gab und so bin ich in den Genuss gleich zweier yokozuna dohyō-iri gekommen (Foto und Foto (beide von anderen basho)). Beide im selben Stil, aber damals hätte ich auch nicht erkannt, wenn es unterschiedlich Stile gewesen wären (Wikipedia verlinkt übrigens unten zu zwei kurzen Clips, wo man sich die beiden unterschiedlicher Stile vorgeführt durch die Hanada-Brüder ansehen kann, fall man die Brüder noch sehen kann). Ich war jedenfalls schwer begeistert.
Danach wurden die makuuchi-Kämpfe für den nächsten Tag von einem gyōji im Ring verlesen und vorgezeigt, damit man gleich weiß, worauf man sich freuen kann. Und dann rückte eine ganze Horde yobidashi an und unterzog das dohyō einer Grundreinigung, auch das ist beim ersten Mal sehr beeindruckend…

PS: Leider habe ich von damals keine Digitalfotos und auch die, die ich von späteren basho habe, sind meistens nicht so toll (und im Moment unerreichbar zu Hause). Deshalb suche ich einfach mal Beispielfotos aus dem Web zusammen, die natürlich von anderen basho sind. Ich hoffe, ihr bekommt trotzdem einen Eindruck.

Watashi
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Beitrag von Watashi »

19.
Kokugikan & Co.

Bei Watashi beim basho habe ich ja den Kokugikan ein wenig vorgestellt, heute sehen wir uns die vier hon-basho-Hallen ein bisschen genauer ansehen.

1. 両国国技館
東京都墨田区横網1丁目3番28号

Kokugikan
1-3-28 Yokoami
Sumida-ku, Tōkyō 130-0015

Eröffnung: 1985
Kapazität: etwa 12000 Zuschauer

Von außen
Von innen

Informationen (Englisch) von der Homepage der Kyōkai

2. 大阪府立体育会館
大阪市浪速区難波中3-4-36

Osaka Prefectural Gymnasium (Sporthalle der Präfektur Ōsaka)
3-4-36 Nanba-naka
Naniwa-ku, Ōsaka

Von außen

Informationen (Englisch)

Homepage (leider nur Japanisch)

3. 愛知県体育館
名古屋市中区二の丸1-1

Aichi Prefectural Gymnasium (Sportshalle der Präfektur Nagoya)
1-1 Ninomaru
Naka-ku, Nagoya

Von außen

Informationen (Englisch)

Homepage (leider nur Japanisch)

4. 福岡国際センター
福岡市博多区築港本町2-2

Fukuoka Kokusai Center (Kyushu)
2-2 Chikko-honmachi
Hakata-ku, Fukuoka

Von außen

Informationen (Englisch)

Homepage (Englisch)

Watashi
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Beitrag von Watashi »

20. Watashi beim basho VI
… die Kämpfe der „Großen“

Am Ende meines ersten Tages kamen dann tatsächlich die makuuchi-Kämpfe, auf die ich dann doch irgendwann gewartet habe. Diese rikishi kannte ich – teilweise zumindest – aus dem Fernsehen vom haru basho. Außerdem war das natsu basho mein erstes basho beim Tipspiel und damit doppelt spannend. Wobei ich gemerkt habe, dass das auch gefährlich sein kann: An einem Tag, an dem ich live in der Halle war, konnte man auf den Terao-Kampf tippen und ich habe gegen ihn gesetzt. Er hat ja auch verloren, aber meine Freude darüber hat meinem Sitznachbarn sichtlich missfallen. Merke: Tippe nicht gegen den Publikumsliebling oder lasse dir deine Freude zumindest nicht anmerken, so er verliert.

An meinem allerersten Tag beim basho, also dem shonichi im Mai 2001, war außerdem großes Theater angesagt: Die beiden Neu-komusubi nahmen es mit dem beiden altgedienten yokozuna auf. Und ein junger, aufstrebender Mongole schaffte, was damals noch eine Sensation war, er schlug Musashimaru, leider im vorletzten Kampf und so musste ich auf die fliegenden Kissen weitgehend verzichten. Wenn besagter Mongole heute gewinnt, ist das alles andere als eine Sensation, das war nämlich Asashōryūs erstes basho in den san’yaku. Damals wurde er nach seinem Sieg gegen Musashimaru frenetisch gefeiert. Kotomitsuki war nicht so erfolgreich und musste sich am Ende dem zweiten yokozuna, Takanohana, geschlagen geben.
Damals war die Welt für die Japaner eben noch in Ordnung: ein yokozuna und alle fünf ōzeki waren gebürtige Japaner (Chiyotaikai, Kaiō, Miyabiyama, Dejima und Musōyama, wenn ich mich recht erinnere) und da konnte man auch Musashimaru im obersten Rang noch ganz gut verschmerzen. Das war noch Zeiten ;-).

Nach dem Kämpfen kam die Bogenzeremonie, während die meisten Zuschauer schon aufbrachen, bin ich brav sitzen geblieben, wie vom Hallensprecher zuvor erbeten. Diese Durchsagen gibt es heute noch jeden Tag beim basho, aber irgendwie hört da keiner zu oder es interessiert keinen. Jedenfalls beginnt der große exodus in der Regel gleich nach dem musubi no ichiban.
Danach ging ich nach draußen und stellte mich hinter die Japaner, die draußen auf den Ausmarsch der Helden warteten. Die unteren san’yaku und alles, was darunter kommt, mussten zu Fuß das Gelände des Kokugikan verlassen und dann ein Taxi nehmen. So konnte ich beispielsweise die beiden komusubi live von ziemlich nahe sehen (ich weiß, einige hier haben das auf regelmäßiger Basis, aber für mich war das damals ein absolutes Erlebnis). Leider wurde ich fototechnisch von der Japanerin vor mir sabotiert, die immer hochsprang, herumwinkte oder sonstwie fuchtelte, wenn ein interessanter rikishi kam und da ich natürlich noch keine Digitalkamera hatte und Japan damals noch deutlich teurer war im Vergleich zu Europa, wollte ich keinen Film verschwenden und habe darauf verzichtet, ihren Hinterkopf zu fotografieren. Also habe ich kein Foto von Asashōryū vom natsu basho 2001. Dumm gelaufen.
Dann bin ich zum Bahnhof zurück und nach Mitaka zurückgefahren mit dem festen Vorsatz, dieses basho wiederzukehren. Und das habe ich auch getan. Insgesamt habe ich mir damals vier Tage angesehen, unter anderem den hochdramatischen senshūraku, aber das ist eine andere Geschichte…

Watashi
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21. Ein Tag in Ryōgoku…
… auch ohne basho

Natürlich ist während der basho-Zeit der Kokugikan Anlaufstelle für Sumō-Fans, aber auch, wenn kein basho ist, kann Ryōgoku einen Besuch wert sein.

Die Möglichkeit, den Kokugikan zu besuchen, um Souvenirs zu kaufen und das Sumō-Museum unsicher zu machen, haben wir schon kennen gelernt. Daneben kann man aber auch noch andere Orte besuchen.

1. Ein Besuch bei einem heya, schließlich sind die meisten in Ryōgoku. Ich habe damit nicht sehr viel Erfahrung, aber wer das plant, wird hier sicherlich hilfreiche Menschen finden, die helfen können, das richtige heya zur richtigen Zeit zu besuchen. Ich kann nur sagen: Frühaufsteher haben in der Regel mehr vom Besuch.

2. Das Edo-Tōkyō-Museum:
Das Museum liegt direkt neben/hinter dem Kokugikan (je nachdem von wo man guckt). Wenn man vom Bahnhof kommt, biegt man einfach direkt vor dem Gelände des Kokugikan rechts ab und kommt so zum Museum. Dieses behandelt die Stadtgeschichte von Edo (bis 1868) und Tōkyō (seitdem). Wer sich auch nur ein wenig für japanische Geschichte oder Stadtgeschichte in Allgemeinen interessiert, dem sei dieses Museum dringend empfohlen. Man sollte allerdings tunlichst mehrere Stunden Zeit mitbringen, zumindest, wenn man Englisch kann, da es viele Exponate gibt, die alle auch auf Englisch beschriftet sind. Das Museum ist in zwei große Bereiche eingeteilt, den Edo-Bereich und den Tōkyō-Bereich (auf der Homepage gibt es ein paar Fotos). Auch gibt es eine Reihe von Exponaten, die man selbst betreten oder benutzen kann. Beispielsweise eine Feuerwehrstandarte (mehrere duzend Kilogramm schwer), ein rikisha (allerdings nur zum Sitzen, nicht zum Fahren) oder eine Sänfte (auch nur sitzen). Das ergibt ein paar nette Fotos, es sind ja im Zweifelsfall immer Japaner in der Nähe, um einen darauf oder damit zu fotografieren. Dafür sollte man auch Schuhe anziehen, die man schnell aus und an bekommt, da man die Sänfte beispielsweise nur ohne Schuhe betreten darf.

Für Preise und Öffnungszeiten siehe hier auf der Homepage (Topseite hier), allerdings auf Englisch.

3. Sumō-Souvenirs außerhalb des Kokugikan

Auch außerhalb der Verkaufsstände im Kokugikan gibt es Sumō-Souvenirs. So sind in Ryōgoku beispielsweise einige Geschäfte, die Kleidung und Schuhe in sumōtori-Größe anbieten. Diese sind auch auf Touristen eingestellt und bieten beispielsweise überdimensionierte Unterhosen mit Comic-rikshi oder andere Souvenirs an. Ein Beispiel dafür ist Lion-dō (Homepage (auf Japanisch)), die Oberbekleidung anbieten. Das Geschäft ist hier und schräg gegenüber ist ein Sumō-Souvenirladen, der zusätzlich zu den Sachen im Kokugikan alle möglichen (und unmöglichen) Sachen für Sumō-Fans anbieten: Tassen, Handtücher, Stäbchen, Spiele, Stäbchenhalter, Mini-yagura (Turm)…
Am besten man läuft einfach mal durch die Gegend und sieht, was einem so über den Weg läuft…

4. Chanko-nabe
Natürlich gibt es in Ryōgoku auch eine Reihe von Chanko-Restaurants, für die, die essen wollen wie ein rikishi. Hier ist meine Expertise stark eingeschränkt. Also, entweder hier in die Runde fragen oder selbst erkunden macht dick.

Watashi
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Beitrag von Watashi »

22. Alle Wege führen nach Ryōgoku
(naja, fast alle)

Stellt euch vor, ihr steht in Tōkyō und wollt zum Kokugikan, dann könnt ihr …

… natürlich den Geldprotz raushängen lassen und ein Taxi nehmen. Beim Taxifahren ist zu beachten, dass der Fahrgast hinten sitzt und man nicht auf die Idee kommt, die Tür selbst aufmachen zu wollen. Die Tür hinten links wird nämlich vom Fahrer ferngesteuert geöffnet und geht dann automatisch auf. Außerdem gibt man kein Trinkgeld, diese Sitte ist allgemein unüblich in Japan, der Service ist im Preis inbegriffen. Wenn man nicht in einer Gruppe von drei oder vier Leuten unterwegs ist, ist Taxi fahren allerdings ziemlich teuer. Ich habe es nie ausprobiert, aber „Ryōgoku Kokugikan“ als Ziel sollte in Tōkyō genügen, ansonsten kann man zur Absicherung auch die Adresse und am besten eine kleine Karte ausdrucken (z. B. auf der Kyōkai-Homepage).

… die S-Bahn der Japan Railways (JR) nehmen. Das ist wahrscheinlich der klassische Weg, wenn man aus der Innenstadt kommt. Die einzige Linie, die den Bahnhof Ryōgoku ansteuert, ist die Chūō-Sōbu-sen, gelbe Wagen oder Wagen mit gelben Streifen. Diese kommt aus Mitaka und geht weiter bis Chiba, wenn man aus der Innenstadt kommt. Von den meisten Zentren der Stadt fährt man mit der grünen Ringlinie, Yamanote-sen, bis Akihabara (das ist der Elektronikdistrikt) und steigt dort in die gelbe Linie um. Von Shinjuku (Hochhäuser, Rathaus) kann man direkt mit der Chūō-Sōbu-sen fahren oder mit der schnelleren Chūō-sen – orange Wagen oder Streifen – bis Ochanomizu und dort in die gelbe Linie, am selben Bahnsteig gegenüber, umsteigen. Von Akihabara sind es noch zwei Stationen bis Ryōgoku (Netzkarte der JR in Tōkyō). Tickets kann man am Automaten kaufen, über den Automaten sind Netzpläne, die für den jeweiligen Zielort den Preis anzeigen, dann kauft man ein Ticket zu diesem Preis, z. B. Shinjuku 210 Yen, Narita Airport 1280 Yen (mit der normalen Linie), Ueno (Museen, Park) 150 Yen. Auf den JR-Linien sind auch die Japan Rail Passes gültig, die Touristen manchmal haben. Vom Bahnhof aus kann man den Kokugikan schon sehen.

… die U-Bahn nehmen, die Ōedo-sen (Ōedo-Linie) macht Station in Ryōgoku (hatten wir ja schon im Zusammenhang mit dem Tomioka Hachiman-gū). Leider hält die Linie nicht an so vielen interessanten Orten, da ist baldiges Umsteigen angesagt. Die U-Bahn (wie die JR auch) ist aber sauber, zuverlässig und pünktlich. Insgesamt kann man die öffentlichen Verkehrsmittel in Japan nur empfehlen. Die Preise beginnen bei 160 Yen und steigen mit der Entfernung oder, wenn man von der Tōei Subway (zu der die Ōedo-sen gehört) zur Tōkyō Metro wechselt. (Streckennetz beider U-Bahnunternehmen, Ryōgoku ist Station E12)

… den Bus nehmen, denke ich zumindest. Mit den Bussen in dem Teil von Tōkyō habe ich allerdings keine Erfahrung. Bus fahren ist in der Regel schwieriger, weil nicht alle Busse englische Ansagen und/oder Anzeigen haben. Kommt man aber aus einem etwas abseits der Bahnlinien gelegenen Bereich, kommt man um Busse nicht herum (will man auf das Taxi verzichten). Darüber sollte man sich aber am besten vor der Fahrt informieren.

… selbst fahren. Leider fahren die Japaner aber nun einmal links, die Stadt ist ziemlich voll und Parkplätze rar und klein, Autofahren ist also in Tōkyō nicht wirklich zu empfehlen. Will man etwas abgelegenere Orte besuchen, kommt man ums Auto mieten wahrscheinlich nur schwer drum rum (glaubt mir, ich habe bisher alles mit dem Bus gemacht, es ist nicht immer zu empfehlen), aber in der Innenstadt würde ich es nach Möglichkeit vermeiden.

Watashi
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Beitrag von Watashi »

23. Gute Vorsätze

Das Jahr geht zu Ende und es ist Zeit, gute Vorsätze zu fassen. Ich will mich zum Beispiel wieder etwas mehr um die Übersetzungen für dieses Forum kümmern (sobald ich aus Gran Canaria zurück bin, versteht sich).

Auch so mancher rikishi oder oyakata hat in der Zukunft einiges vor. Hakuho will das hatsu basho gewinnen, Asashōryū auch, Tokitsukaze oyakata will einen neuen sekitori hervorbringen…

Auch Takanohana oyakata hat Zukunftspläne (schon im November, aber man soll ja nicht kleinlich sein). Seine zwei großen Ziele:
Er will in den nächsten zwei Jahren einen sekitori in seinem heya heranziehen, das heißt einen seiner Jungs in die jūryō bringen. Er sagt: „Es macht mich glücklich, wenn meine deshi auf dem dohyō zeigen, was sie gelernt haben. Ich möchte ihnen auch weiter schönes Sumō beibringen. Ich möchte rikishi hervorbringen, die es in zwei Jahren in die jūryō schaffen können.“
Als er 2004 das heya von seinem Vater übernahm, sagte er, dass er innerhalb von 5 Jahren einen sekitori hervorbringen wolle. Bisher lief es allerdings nicht so ganz nach Plan. Seine deshi mussten 40-50 Trainingskämpfe am Tag machen und er hat dabei auch seinen Körper trainiert.
Sein zweites Ziel ist es, innerhalb von zwei Jahren einen Marathonlauf zu schaffen. Neben dem Training mit seinen deshi hat er auch viel Streching und Walking gemacht und grundsätzlich nur abends gegessen. So hat er von 160 kg auf etwa 90 kg abgespeckt. „Um meine deshi zu trainieren, muss zuerst ich fit sein.“
Quellen: Nikkan Sports und Sports Hochi

PS: Sorry, dass das Posting etwas zu früh ist, aber irgendwo auf der Welt ist bestimmt schon der 23.12. (und ich muss gleich auf zum Flughafen).

Watashi
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24. Sumō-Foto-Links

Da ich am 24.12. nicht posten kann und das einzige Hilfsangebot ungenutzt verstreichen ließ (sorry), kommt das 24. Türchen schon heute. Ich habe einfach mal im Web nach Sumō-Fotos gesucht und hier sind ein paar Links (das Copyright liegt selbstverständlich nicht bei mir, also ansehen ja, aber nicht benutzen). Jetzt könnt ihr selbst entscheiden, wann ihr das Türchen öffnet…

Asahi Shimbun – Sumo Foto Gallery im Moment vom Kyūshū basho

im, am und um den Kokugikan

Foto-Slideshow mit Fotos aus Zeitungsartikeln

Fotos aus vergangenen Tagen

Fotos vom rikishi undōkai (Spaßveranstaltung, von der hier mal eine DVD kursierte)

Fotogalerie des Musashigawa-beya

Fotos einer Sumō-Unterrichtseinheit mit rikishi von Tatsunami- und Michinoku-beya

Von der Kyōkai-Homepage (haben vielleicht noch nicht alle gesehen, weil im japanischen Teil versteckt):

Hakuhōs Karriere in Bildern aus einem Sonderbeitrag zu seiner Beförderung; das sind alles kurze Filchem, auf "ムービーを再生" klicken, zum Ansehen, denke ich

Las Vegas Trip, um mehr zu sehen einfach auf die Links mit den Nummern davor klicken (oben in der Mitte der Seite unter 01. – 10.)

Straßenfest 2007

Taiwan jungyō, mehr hier

Hawaii (wieder mit weiteren Links in der oberen Mitte bei den Zahlen und dann unter bei den Pfeilen weiterklicken)

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