Sumo Wörterbuch - Die Turniere

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Doitsuyama
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Sumo Wörterbuch - Die Turniere

Beitrag von Doitsuyama »

Die Turniere (1. Teil)

Basho (場所), auch Honbasho (本場所)
Der bekannte Ausdruck basho für eines der sechs Turniere heißt nicht etwa Turnier, wie man denken könnte, sondern einfach „Platz“; dieses Wort ist auch nicht Sumô-spezifisch. Beide Kanji 場 (ba) und 所 (sho) bedeuten „Ort, Platz“, die Zusammenstellung wirkt also verstärkend. Damit ist natürlich der Platz der Sumô-Turniere gemeint, die früher im Freien stattfanden. Das Wort Honbasho ist dagegen Sumô-spezifisch und kann für die sechs offiziellen 15-tägigen Turniere verwendet werden. Das Kanji 本 (hon) bedeutet hier „wirklich“ oder „wahr“, also „wahrer Platz“.

Hatsu (初), Haru (春), Natsu (夏), Nagoya (名古屋), Aki (秋) und Kyûshû (九州)
Auch diese sechs Bezeichnungen können „basho“ vorangestellt werden und beschreiben jeweils eines der sechs honbasho. 初 (hatsu) heißt „erster“ bzw. „neu“ für das erste Turnier des Jahres im Januar, 春 (haru) heißt „Frühling“ für das Turnier im März, 夏(natsu) heißt „Sommer“ für das Turnier im Mai, 名古屋 (nagoya) ist der Name der Stadt, in der das Turnier im Juli ausgetragen wird, 秋 (aki) heißt „Herbst“ für das Turnier im September und 九州 (kyûshû) ist die südlichste der vier Hauptinseln Japans, auf der Fukuoka (福岡) ist, die Stadt, in der das Turnier im November stattfindet.

Shonichi (初日)
Die Turniere finden über 15 Tage statt, die Tage werden für gewöhnlich auch normal nummeriert, bis auf die drei Sonntage, die eigene Bezeichnungen haben. Das erste Kanji in Shonichi ist das gleiche wie das von Hatsu, aber mit der Aussprache, die gewöhnlich in Verbundwörtern wird (sho). Das zweite Kanji ist das häufigste von allen überhaupt und heißt hier „Tag“, es kann auch „Sonne“ heißen. Auch dessen Aussprache ist die übliche für Verbundwörter (nichi, sprich „nitschi“). Zusammen heißt das einfach „erster Tag“.

Nakabi (中日)
Nakabi ist die Bezeichnung für den mittleren Sonntag. Das erste Kanji 中 (naka) heißt hier „Mitte“, das schon bekannte zweite hat diesmal die Aussprache hi (hier „weich gemacht“ zu bi), die sonst verwendet wird, wenn das Zeichen alleine steht; desgleichen auch bei dem ersten Kanji naka. Die übliche Aussprache für Verbundwörter führt zu Chûnichi, was die Bezeichnung für den Tag der Tag-und-Nachtgleiche ist, also hierzulande Frühlings- bzw. Herbstanfang. Nakabi steht dagegen allgemein für „mittlerer Tag“.

Senshûraku (千秋楽)
Die Bedeutung als letzter Tag des Turniers erschließt sich hier nicht so leicht aus den verwendeten Kanji wie bei den anderen beiden Tagen. Das erste Zeichen 千 (sen) heißt „Tausend“, das zweite Kanji 秋 (shû) als „Herbst“ kennen wir bereits, hier aber mit der Verbundaussprache shû, das dritte Kanji 楽 (raku) heißt hier „Vergnügen“. Senshû heißt auch „Tausend Jahre“, „viele Jahre“, das ganze Wort steht also euphemistisch für „sehr langes Vergnügen“ und wird nicht nur im Sumô als Bezeichnung für den letzten Tag eines Festes verwendet.

Joban (序盤), Chûban (中盤), Shûban (終盤)
Die 15 Tage eines Turniers werden auch in drei Abschnitte zu 5 Tagen eingeteilt, deren Bezeichnung analog zu Brettspielen wie Go oder Schach erfolgt. Joban, chûban und shûban lassen sich am ehesten als Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel übersetzen. Das zweite Kanji 盤 (ban) heißt hier „Brett“, das jeweils erste Kanji 序 (jo) wie in Jonidan oder Jonokuchi „Beginn“, 中 (chû) „Mitte“ und 終 (shû) „Ende“.

Jungyô (巡業)
Der Ausdruck Jungyô bezeichnet die regelmäßig zwischen bestimmten Turnieren stattfinden Tingeltouren durch die Provinz, um die Ringer der zwei höchsten Divisionen auch außerhalb von Tôkyô, Nagoya und Fukuoka vorzustellen. Das erste Kanji 巡 (jun) heißt „herumgehen“, das zweite Kanji 業 (gyô) heißt „Arbeit“, aber auch „Vorführung“, zusammen also treffend „Herumgehende Vorführung“.

Shiroboshi (白星), Kuroboshi (黒星)
Im Turnier kämpfen die Ringer darum, an den 15 Tagen möglichst viele Siege zu erringen, in den beiden höchsten Divisionen erhalten sie an jedem Tag die Gelegenheit dazu. Für einen Sieg gibt es einen sogenannten shiroboshi, wörtlich übersetzt „weißer Stern“. Das erste Kanji 白 (shiro) heißt „weiß“, das zweite 星 (hoshi, das ho wird an zweiter Stelle wieder mal zum bo) bedeutet „Stern“. Bei einer Niederlage gibt es entsprechend einen kuroboshi, einen „schwarzen Stern“. Das erste Kanji hierbei ist 黒 (kuro) und bedeutet „schwarz“ (ach!).

Kinboshi (金星)
Es gibt noch eine weitere Sorte von Sternen, die aber nur Ringer erhalten können, die der Maegashira angehören, also der höchsten Division angehören, aber keinen Sanyaku-Rang haben. Den kinboshi erhält solch ein Ringer erhalten für jeden Sieg gegen einen Yokozuna in einem honbasho. Das erste Kanji 金 (kin) heißt hier „Gold“, also der „goldene Stern“.

Kachi-koshi (勝ち越し), Make-koshi (負け越し)
Das Mindestziel der meisten Ringer ist es, möglichst ein kachi-koshi zu schaffen, also mindestens 8 Siege. In den unteren vier Divisionen reichen hierfür 4 Siege, da nur jeder Ringer hier nur 7 Kämpfe bestreitet. Das erste Kanji勝 (ka) heißt „Sieg“, das zweite 越 (ko) heißt „übersteigen, übertreffen, überwiegen“. Die anderen zwei Zeichen sind Hiragana, die die Kanji um die hier korrekten weiteren Silben ergänzen. Zusammen heißt das also „Siege überwiegen“. Bei dem make-koshi wurden entsprechend weniger als 8 (bzw. 4) Siege errungen, das erste Kanji 負 (ma) heißt hier entsprechend „Niederlage“, also „Niederlagen überwiegen“.

Yûshô (優勝), Jun-yûshô (準優勝)
In jeder Division gewinnt der Ringer mit den meisten Siegen den ersten Preis, den sogenannten yûshô. Das erste Kanji 優 (yû) heißt hier „Überlegenheit“, das zweite Kanji 勝 (shô) kennen wir schon von kachi-koshi, hat hier aber die Verbundaussprache shô anstatt ka. Zusammen bedeutet das also etwa „Überlegenheit in Siegen“, also der Preis für die meisten Siege. Der zweite Platz wird auch als Jun-yûshô bezeichnet. Das Kanji 準 (jun) hat hier die Bedeutung „Semi-, Halb-“, also wörtlich „Halbe Überlegenheit in Siegen“.

Kettei-sen (決定戦) bzw. Tomoe-sen (巴戦)
Natürlich können in allen Divisionen auch zwei oder mehr Ringer die gleiche höchste Anzahl von Siegen nach 15 tagen haben. In diesem Fall fällt die Entscheidung in Entscheidungskämpfen, dem sogenannten kettei-sen. Das erste Kanji 決 (ketsu) bedeutet „entscheiden“, das zweite Kanji 定 (tei) ebenfalls, ketsu und tei werden zusammengezogen zu kettei (sprich:ket-tei, mit einer kleinen Pause zwischen den beiden t). Das dritte Kanji 戦 (sen) heißt hier „Kampf“; alle drei Kanji gehören übrigens zu den 80 häufigsten Zeichen. Zusammen heißt das also „Entscheidungskampf“. Sind mehr als zwei Ringer involviert, spricht man auch von einem Tomoe-sen. Das erste Kanji 巴 (tomoe) hierbei ist recht ungewöhnlich, und die eigentliche Bedeutung des Kanji hilft hier nicht weiter. Mein Wörterbuch gibt aber für die Kombination tomoe-sen die Übersetzung „Hundekampf“, also ein erbitterter Kampf von mehreren Beteiligten.

Sanshô (三賞): Shukunshô (殊勲賞), Kantôshô (敢闘賞), Ginôshô (技能賞)
Die Ringer der Makuuchi-Division können auch bestimmte Sonderpreise gewinnen, die nach meinem Wissen nicht vom Nihon Sumô Kyôkai, sondern von einer Zeitung ausgelobt werden. Diese Preise heißen sanshô, wobei das erste Kanji 三 (san) schon bekannt sein sollte und „drei“ heißt. Das zweite Kanji 賞 (shô) heißt „Preis, Belohnung“. Die Bezeichnung macht schon deutlich, dass es drei dieser Preise gibt. Bei allen drei Sonderpreisen ist die Erlangung des kachi-koshi Voraussetzung.
Der shukunshô wird für eine herausragende Leistung vergeben, etwa Gewinne gegen Yokozuna, Ôzeki oder Führende des Turniers. Das erste Kanji 殊 (shu) heißt „besonders, ungewöhnlich“, das zweite Kanji 勲 (kun) heißt „Verdienst“. Der kantôshô wird für besonderen Kampfgeist vergeben. Das erste Kanji 敢 (kan) heißt hier „mutig“, das zweite Kanji 闘 (tô) heißt „Kampf“; das zweite Kanji taucht auch bei diversen Shikona auf: Takatôriki, Sentoryû (bei ihm aber mit kurzem to). Der ginôshô wird für besonders gute Technik vergeben. Das erste Kanji 技 (gi) heißt „Handwerk, Kunst, Können“, die Bedeutung des zweiten Kanji 能 (nô) ist ähnlich „Können, Geschick“. Zusammen heißt ginô „(gute) technische Fähigkeit“.

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